Die zehn teuersten Städte für Expatriates
New York, Tokio, Luanda? Wo kostet das Leben für Expats am meisten? Das ermittelt das Beratungsunternehmen Mercer, indem es die Preise für 200 Produkte und Dienstleistungen bewertet. Die aktuell teuerste Stadt der Welt liegt demnach in Asien.

Die Sonderverwaltungszone Hongkong am südlichen Rand Chinas ist die teuerste Stadt für die Entsendung von Mitarbeitern.
Foto: panthermedia.net / leungchopan
Gerade für Ingenieure kann die Entsendung ins Ausland einen Riesensprung auf der firmeninternen Karriereleiter bedeuten. Doch zu welchem Preis? Für Unternehmen, aber auch für Regierungen, die Mitarbeiter ins Ausland entsenden, ist es äußerst interessant, die aktuellen Lebenshaltungskosten in den Metropolen zu kennen. Denn so können sie die Vergütungszulagen ermitteln, die sie ihren Mitarbeitern bezahlen – damit diese dort einen westlichen Lebensstandard genießen können.
Das sogenannte Cost-of-Living-Survey von Mercer bietet diese Informationen. Für ihre weltweite Vergleichsstudie bewerten die Mitarbeiter des internationalen Beratungsunternehmens jährlich die Lebenshaltungskosten in 375 Großstädten. Die Zahlen zu den Lebenshaltungs- und Mietkosten der Mercer-Studie stützen sich auf Wechselkurse vom Frühjahr dieses Jahres. Als Vergleichsbasis dient New York, das selbst auf Rang 13 liegt. Gut 200 Produkte und Dienstleistungen zog Mercer für das Ranking 2018 in Betracht – von der Miete über Nahverkehr, Kleidung und Lebensmittel bis hin zum Kinobesuch:
Platz 1: Hongkong
Hongkong hat sich nach einem Jahr Pause den Spitzenplatz als teuerste Stadt der Welt zurückerobert. Die Metropole mit über 7 Millionen Einwohnern ist eine Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China. Da in Hongkong freie Marktwirtschaft herrscht, ist das asiatische Handels- und Finanzzentrum für viele multinationale Unternehmen ein interessantes Pflaster. Architekten werden derweil erfinderisch. Um die Wohnungsnot zu linden, hat der Architekt James Law vorgeschlagen, Betonröhren in Kleinstwohnungen umzubauen.
Rang | Stadt | Land | Veränderung zum Vorjahr |
1. | Hongkong | China | ↑ von 2 |
2. | Tokio | Japan | ↑ von 3 |
3. | Zürich | Schweiz | ↑ von 4 |
4. | Singapur | Singapur | ↑ von 5 |
5. | Seoul | Südkorea | ↑ von 6 |
6. | Luanda | Angola | ↓ von 1 |
7. | Shanghai | China | ↑ von 8 |
8. | Ndjamena | Tschad | ↑ von 15 |
9. | Peking | China | ↑ (k.A.) |
10. | Bern | Schweiz | – von 10 |
Quelle: Mercer Cost of Living Survey 2018 |
Platz 2: Tokio
Den zweiten Platz im Mercer-Ranking belegt Japans Hautstadt Tokio. Damit klettert die größte Metropole der Welt mit ihren 38 Millionen Einwohnern im Vorjahresvergleich einen Platz nach oben. Doch die Lebenshaltungskosten sind keineswegs noch weiter gestiegen – ganz im Gegenteil. Laut Mercer sanken die Lebenshaltungskosten in Tokio in den vergangen 20 Jahren um ein Viertel. Kaum vorstellbar, wie Menschen sich also in den 1990er Jahren das Leben in der Metropole leisten konnten.
Platz 3: Zürich
Die Schweiz hat ihren Ruf, ein teures Pflaster zu sein, nicht von ungefähr. Sie taucht gleich zweimal in der Rangliste der teuersten Städte der Welt auf. U.a. darf sich Zürich rühmen, die teuerste Stadt Europas zu sein. Ein Kinobesuch kostet hier rund 20 US-Dollar, während er in Hongkong 15 und in Frankfurt im Schnitt 12 US-Dollar kostet. Dass Zürich im internationalen Vergleich so weit vorne liegt, hat auch mit den aktuellen Wechselkursen zu tun. Aufgrund der relativ stabilen Wirtschaftslage in Europa ist der Franken ebenso wie der Euro im Vergleich zum US-Dollar im Wert gestiegen.

Blick auf Zürich: In der größten Stadt der Schweiz zu leben ist laut Mercer-Ranking europaweit am kostspieligsten.
Quelle: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa
Platz 4: Singapur
Die 5,6-Millionen-Metropole Singapur treibt die Lebenshaltungskosten vor allem durch enorm teuren Wohnraum nach oben. Kein Wunder: In dem Stadtstaat, der mit einer Fläche von 720 km2 kleiner ist als Berlin, ist einer der größten Finanzplätze der Welt beheimatet. Entsprechend rar sind Wohnungen mit westlichem Platzangebot gesät, entsprechend teuer sind auch Lebensmittel. Sie müssen größtenteils importiert werden, weil die Landwirtschaft im Stadtstaat keinen Platz mehr findet.
Platz 5: Seoul
Auch für Unternehmen mit einer Dependance in Südkorea können Mitarbeiterentsendungen kostspielige Unterfangen sein. Etwa, wenn das Ziel der Expats Seoul sein soll. Die knapp 10-Millionen-Einwohner-Stadt hat ihren Platz unter den Top Ten der teuersten Städte nämlich verteidigt und verfestigt damit einen Trend, der schon die letzten Jahre deutlich wurde: Wohnraum und Lebenshaltungskosten in asiatischen Großstädten werden immer teurer. In diesem Jahr liegen vier der fünf teuersten Städte der Welt in Asien: Hongkong, Tokio, Singapur und Seoul. Die Stadt sticht aus dem internationalen Städteranking etwas durch die Kosten einer alltäglichen Tasse Kaffee hervor. Während die Tasse in Frankfurt rund 3,30 US-Dollar kostet, muss man in Seoul sagenhafte 10,20 US-Dollar bereithalten. Ein Spitzenwert, an den keine andere Stadt weltweit herankommt.
Platz 6: Luanda
Seit Jahren hält sich die Stadt im Ranking der höchsten Lebenshaltungskosten ganz weit oben auf, vergangenes Jahr galt die Hauptstadt Angolas sogar als die teuerste Stadt der Welt. Ein Grund ist, dass Angola einer der größten Erdölproduzenten Afrikas ist. Nun ließ die 6,7-Millionen-Einwohner-Metropole an der Westküste Afrikas aber einige Städte vorbeiziehen, weil die Preise auf dem Immobilienmarkt gesunken sind und der angolanische Kwanza im Vergleich zum US-Dollar etwas nachgelassen hat. Teuer ist Luanda dennoch, denn viele Gebrauchs- und Konsumgüter nach westlichem Standard müssen importiert werden.
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Platz 7: Shanghai
Die mit rund 24,5 Millionen Einwohnern chinesische Weltstadt Shanghai ist ebenfalls eine bekannte Größe. „Eine strengere Geldpolitik, eine florierende Wirtschaft und der politische Versuch, den chinesischen Yuan als Weltwährung zu etablieren, haben chinesische Städte im Ranking nach oben gepusht“, urteilt Yvonne Traber, Bereichsleiterin Global Mobility Product Solutions bei Mercer. In Shanghai kommt der knappe Wohnraum hinzu. Dennoch zieht das wirtschaftliche Zentrum Chinas viele ausländische Firmen an, denn es liegt verkehrsgünstig an einem der größten Frachthafen der Welt, bietet zwei internationale Flughäfen und eine rasante Bahnverbindung ins Landesinnere.
Platz 8: N’Djamena
Wer sich schon länger mit dem Thema Lebenshaltungskosten beschäftigt, dem ist diese Stadt keine Unbekannte. N’Djamena, die Hauptstadt des Tschad, ist weltweit eine der teuersten Städte für Ausländer. Die Gründe sind dieselben wie bei Luanda, wobei das Thema Sicherheit – und damit geeignete Wohnung für entsendete Mitarbeiter – ein noch größeres Thema sind. Seit Monaten warnt das Auswärtige Amt vor Reisen in die Region und explizit auch in die Hauptstadt N’Djamena, weil die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram dort bereits mehrere Anschläge verübte. In einigen Landesteilen gilt der Ausnahmezustand. Hinzu kommen Demonstrationen und Ausschreitungen, die sich gegen die desolate Haushaltslage richten.
Platz 9: Peking
Wie von Traber kommentiert, haben die chinesischen Städte zugelegt. Gründe: Die politischen Bemühungen, den Yuan international zu stärken, die chinesische Geldpolitik, die florierende Wirtschaft und die Immobilienpreise aufgrund des knappen Angebots an Wohnraum. Entsprechend entwickelt sich die Stadt beständig fort: sie zählt zu den größten Städten der Welt, baut gerade einen Flughafen für 100 Mio. Passagiere und vier Millionen Tonnen Fracht und bietet seinen Einwohnern eines der größten U-Bahn-Netze.
Platz 10: Bern
Mit rund 130.000 Einwohnern ist Bern die kleinste Stadt unter den Top 10. Doch die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit im Kanton liegt bei unter 2%. Wer seine Mitarbeiter aber in die Schweizer Hauptstadt entsenden möchte, dürfte sich nicht nur an den hohen Löhnen, sondern auch an den hohen Lebenskosten orientieren dürfen.
Deutsche Städte im internationalen Vergleich
Die teuerste Stadt Deutschlands bleibt laut Mercer-Ranking München. Sie belegt im weltweiten Vergleich mittlerweile den 57. Platz. Vergangenes Jahr war es noch Platz 98. Grund ist der starke Euro, der auch Frankfurt und Berlin fast 50 Plätze nach oben springen ließ. Insgesamt listet das Beratungshaus acht deutsche Städte unter den 209 teuersten Städten der Welt.
Die teuersten Städte Deutschlands | |
57 | München |
68 | Frankfurt |
71 | Berlin |
82 | Düsseldorf |
88 | Hamburg |
108 | Stuttgart |
145 | Nürnberg |
150 | Leipzig |
Quelle: Mercer Cost of Living Survey 2018 |
Schlusslicht im Ranking ist derzeit Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans. Wie teuer Städte sind, ist vor allem für international agierende Unternehmen interessant. „Gehälter sind wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit und sollten daher auf Basis von Lebenshaltungskosten, Währung und Standort angemessen bestimmt werden“, so Ilya Bonic, Präsident des Bereichs Career bei Mercer.
Die teuersten Städte Europas | |
3 | Zürich |
10 | Bern |
11 | Genf |
14 | Kopenhagen |
19 | London |
32 | Dublin |
33 | Mailand |
34 | Paris |
39 | Wien |
46 | Rom |
Quelle: Mercer Cost of Living Survey 2018 |