Ranking 13.07.2024, 09:01 Uhr

Die längsten Treppen der Welt: Wenn Wolken greifbar werden

Während gewöhnliche Treppen meist nur wenige Stockwerke miteinander verbinden, gibt es ein paar Ausnahmen der Superlative. Die längsten Treppen der Welt stechen nicht nur architektonisch hervor, sondern stellen gleichzeitig steile Herausforderungen an Kreislauf und Schwindelfreiheit.

Sigiriya

Imposante Sigiriya: Wo Geschichte in den Himmel führt.

Foto: PantherMedia / Dmitry Rukhlenko

Treppen verkörpern mehr als nur ein funktionales Element im architektonischen Kontext – sie sind Ausdruck von Kunstfertigkeit und technischer Raffinesse, und für manch einen auch der größte Feind der Menschheit. Sie winden sich elegant durch historische Gebäude und fügen sich im größeren Kontext als Brücken zwischen Mensch und Natur nahtlos in die umgebende Landschaft ein. Jede Treppe erzählt dabei eine Geschichte, von der Vision des Architekten bis zum handwerklichen Können der Baumeister. Sie sind Einladungen zum Aufstieg und Perspektivenwechsel. Für Architekten und Ingenieure gewähren sie darüber hinaus eine Plattform, um technisches Know-how und kreative Vision zu demonstrieren und stetig weiterzuentwickeln.

Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise zu den längsten Treppen der Welt. Aufzug? Fehlanzeige. Diese schwindelerregenden Kandidaten sind nichts für schwache Nerven und müde Beine. Treppe hinauf, Horizont erweitert.

Platz Treppe Ort Länge (Höhenmeter)
1 Niesenbahn-Treppe Mülenen, Schweiz 1.669 m
2 Haiku Stairs Hawaii, USA 850 m
3 Flørli 4444 Flørli, Norwegen 740 m
4 CN Tower Toronto, Kanada 342 m
5 Empire State Building New York, USA 320 m
6 Sommerberg-Treppe Bad Wildbad, Deutschland 274 m
7 El Peñón de Guatapé Antioquia, Kolumbien 200 m
8 Sigiriya Sri Lanka 180 m
9 Donauturm Wien, Österreich 150 m
10 Ulmer Münster Ulm, Deutschland 143 m

Platz 10: Ulmer Münster, Deutschland (143 m)

Die Treppe des Ulmer Münsters führt über 768 Stufen bis zu einer Aussichtsplattform in einer Höhe von 143 Metern. Ursprünglich diente der 10. Platz in unserem Ranking primär dem Zugang zu den Glocken und war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die heutige Begehbarkeit entwickelte sich erst später als touristisches Highlight. Die Treppe rahmt dabei mit ihren sorgfältig in den massiven Sandstein eingelassenen Treppen gleichermaßen die hochmittelalterliche Baukunst sowie die ingenieurtechnische Meisterleistung ihrer Erbauer.

Auf dem Weg zur Plattform bietet sich den Besuchern eine zunehmend spektakuläre Aussicht über Ulm und bei gutem Wetter sogar bis in die Alpen. Der Aufstieg ist deshalb zwar immer noch ein vorwiegend physisches, aber gleichzeitig auch visuelles und historisches Erlebnis, das spannende Einblicke in die gotische Architektur und die Baugeschichte des höchsten Kirchturms der Welt gewährt.

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Platz 9: Donauturm, Österreich (150 m)

Der Donauturm in Wien ist ein architektonisch spannendes Bauwerk auf dem 9. Platz in unserem Ranking, das nicht nur als Aussichtspunkt dient, sondern auch eine der längsten Treppen der Welt beherbergt. Mit 779 Stufen und 60 Podesten erstreckt sich die Treppe von der Basis des Turms bis zur offenen Aussichtsterrasse in 150 Metern Höhe. Der Donauturm wurde zwischen 1962 und 1964 anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau errichtet und zählt mit einer Gesamthöhe von 252 Metern zu den höchsten Bauwerken Österreichs.

Neben der Aussichtsterrasse befinden sich in 160 und 170 Metern Höhe zwei Drehrestaurants, welche einen spektakulären Blick über Wien und bis in die Weinberge Niederösterreichs bieten. Mehrere interaktive Panorama-Screens geben dabei Auskunft über die umliegenden Sehenswürdigkeiten. Der Donauturm zieht jährlich etwa 420.000 Besucher an und dient nebenher auch als Sendeanlage sowie als Messstation für Wetterdaten und Luftschadstoffe. Überregionale Bekanntheit erlangte das Bauwerk außerdem durch den Donauturmlauf, bei dem Teilnehmer die Treppe so schnell wie möglich erklimmen.

Platz 8: Sigiriya, Sri Lanka (180 m)

Im Herzen Sri Lankas erhebt sich die massive Sigiriya-Felsenfestung, deren 180 m lange Treppe sie nicht nur zu einem der spektakulärsten Aufstiege der Welt, sondern auch zu unserem 8. Platz im Ranking kürt. Mit 1.200 Stufen schlängelt sich dieser steinerne Pfad an der Flanke des 200 m hohen Felsplateaus empor. Besonders bemerkenswert ist die eiserne Wendeltreppe, ein Teilstück, das von Fresken der sogenannten Wolkenmädchen, anmutig schwebenden halbgöttlichen Wesen, gesäumt wird.

Weiter oben passieren Besucher die berühmte Spiegelwand. Einst so poliert, dass der König sein Spiegelbild darin sehen konnte, ist sie heute mit uralten Inschriften und Graffiti gleichermaßen bedeckt. Für Abenteuerlustige und Geschichtsinteressierte bietet dieser zweistündige Aufstieg nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine spannende Reise in die Anuradhapura-Ära (rund 500 n. Chr.).

Platz 7: El Peñón de Guatapé, Kolumbien (200 m)

In der Landschaft Antioquias, etwa 200 km nordöstlich der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, erhebt sich El Peñón de Guatapé – ein imposanter Monolith, der seine Umgebung um rund 200 Meter überragt. Dieser geologische Koloss, der ferner als La Piedra oder El Peñol bekannt ist, dominiert das Panorama des gleichnamigen Stausees.

Eines der herausragendsten Merkmale unseres 7. Platzes im Ranking ist die in den Felsen gehauene Treppe, welche Besuchern einen relativ komfortablen Aufstieg zum Gipfel ermöglicht. Diese Treppe besteht aus 740 Stufen, überwindet dabei rund 200 Höhenmeter und zieht sich wie eine von Menschenhand in Stein gehauene Narbe über die Felswand. Die Stufen sind schmal und steil, aber immerhin bietet ein Geländer den Besuchern etwas zusätzlichen Halt.

Während des Aufstiegs gibt es mehrere Plattformen und Aussichtspunkte, die zum Verweilen und Genießen der spektakulären Aussicht einladen. Oben auf dem Gipfel angekommen, finden Besucher eine kleine Kapelle sowie Verkaufsstände, die Erfrischungen und Souvenirs anbieten.

Platz 6: Sommerberg-Treppe, Deutschland (274 m)

In Bad Wildbad, einer Kurstadt im Schwarzwald, führt Deutschlands längste Freitreppe den Sommerberg hinauf. Mit ihren 1.018 Stufen überwindet der 6. Platz auf einer Länge von 310 Metern eine beachtliche Höhendifferenz von 274 Metern. Besonders beeindruckend ist die steile Neigung von 52 Grad, die dieser Treppe einen beinahe alpinen Charakter verleiht.

Die Geschichte der Sommerberg-Treppe reicht bis ins Jahr 1903 zurück. Ursprünglich als Verbindungsweg konzipiert, erfuhr die Treppe im Jahr 2014 eine umfassende Sanierung. Heute dient sie nicht nur Wanderern als anspruchsvoller Aufstieg, sondern ist auch Austragungsort des jährlichen Treppenlaufs – einem Ereignis, das Sportbegeisterte aus der gesamten Region anzieht. Während des Aufstiegs bieten sich immer wieder Ausblicke auf das malerische Enztal und die umliegenden Schwarzwaldhöhen.

Platz 5: Empire State Building, USA (320 m)

Inmitten der Skyline von New York City ragt das Empire State Building empor – ein Wahrzeichen der Architektur und Ingenieurskunst des frühen 20. Jahrhunderts. Mit seiner Fertigstellung 1931 hielt es für 4 Jahrzehnte den Titel des höchsten Gebäudes der Welt inne, bis es 1971 vom World Trade Center abgelöst wurde.

Die interne Treppe des Empire State Building belegt den 5. Platz in unserem Ranking der längsten Treppen weltweit. Sie schlängelt sich über 1.860 Stufen vom Erdgeschoss bis zur 102. Etage und überwindet dabei etwa 320 Höhenmeter. Ursprünglich als Fluchtweg konzipiert, erlangte sie Berühmtheit durch den jährlichen Empire State Building Run-Up, bei dem Teilnehmer die 86 Stockwerke zur ersten Aussichtsplattform erklimmen. Besucher können von zwei Aussichtsplattformen die atemberaubende Aussicht über New York genießen: einer Freiluftplattform auf der 86. Etage und einer verglasten Plattform auf der 102. Etage.

Platz 4: CN Tower, Kanada (342 m)

CN Tower in Toronto bietet atemberaubende Aussichten und eine legendäre interne Treppe. Foto: PantherMedia / Vichaya Kiatying-Angsulee

CN Tower in Toronto bietet atemberaubende Aussichten und eine legendäre interne Treppe.

Foto: PantherMedia / Vichaya Kiatying-Angsulee

Der CN Tower in Toronto, Kanada, war mit einer Höhe von 553,3 Metern bis 2009 das höchste freistehende Gebäude der Welt. Ursprünglich diente der zwischen 1973 und 1976 erbaute Turm als Kommunikations- und Aussichtsturm. Ein besonderes Merkmal des CN Towers ist seine interne Treppe, welche den 4. Platz in unserem Ranking einnimmt. Mit 1.776 Stufen überwindet sie etwa 342 Höhenmeter bis zur Hauptaussichtsplattform. Diese Treppe wird zwar hauptsächlich für Wartungszwecke und Fluchtweg genutzt, ist aber bei speziellen Veranstaltungen wie dem jährlichen CN Tower Climb für wohltätige Zwecke zugänglich.

Während dieser Benefizveranstaltungen erhalten die Teilnehmenden einen einzigartigen Einblick in die Struktur und Bauweise des Turms. Der Schaft besteht nämlich nicht, wie bei Fernsehtürmen üblich aus einem runden, sondern einem hexagonalen Grundriss. Oben angekommen bietet die Hauptaussichtsplattform einen ungetrübten Ausblick auf die Metropole und den Ontariosee. Zu den weiteren besonderen Attraktionen des Bauwerks zählen ein Glasbodenbereich mit Blick in die Tiefe sowie das sogenannte Edgewalk-Erlebnis, bei welchem Besucher in 356 Metern Höhe gesichert die Außenplattform umrunden können.

Platz 3: Flørli 4444, Norwegen (740 m)

An den steilen Ufern des Lysefjords in Norwegen zieht sich ein außergewöhnliches Bauwerk empor: die Flørli 4444. Mit ihren namensgebenden 4.444 Stufen hält sie nicht nur den 3. Platz, sondern auch den Titel der längsten durchgehenden Holztreppe der Welt und überwindet dabei 740 Höhenmeter.

Die Entstehungsgeschichte dieser Treppe reicht zurück in die 1920er-Jahre. Ursprünglich als Zugang für Arbeiter zu einem Wasserkraftwerk konzipiert, hat sie sich heute zu einem Magneten für Wanderer und Abenteuerlustige aus aller Welt entwickelt. Ihr Ausgangspunkt liegt im idyllischen Dorf Flørli, das nur per Boot erreichbar ist und somit bereits den Auftakt zu einem besonderen Erlebnis bildet.

Der Aufstieg entlang der hölzernen Stufen ist zweifellos eine Herausforderung für Körper und Geist. Doch die Mühen werden reichlich belohnt: Mit jedem Schritt eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf den tief eingeschnittenen Fjord und die majestätischen Berge der Umgebung. Die regelmäßige Wartung der Treppe sorgt dafür, dass sie trotz ihrer exponierten Lage in einem guten Zustand bleibt.

Am oberen Ende der Treppe angelangt, können Besucher die Überreste des historischen Wasserkraftwerks erkunden. Für besonders Ambitionierte bieten sich von hier aus weitere Wanderwege in die umliegende Bergwelt an.

Platz 2: Haiku Stairs, USA (850 m)

Auf der Insel Oahu in Hawaii windet sich ein faszinierendes Bauwerk den Ko’olau-Gebirgszug hinauf: die Haiku Stairs, besser bekannt als die Stairway to Heaven. Mit ihren 3.922 Stufen, die sich über eine Länge von etwa 850 Metern erstrecken, bietet der 2. Platz im Ranking eine der spektakulärsten und zugleich umstrittensten Wanderrouten der Welt.

Die Geschichte der Haiku Stairs reicht zurück bis ins Jahr 1942. Inmitten des Zweiten Weltkriegs errichtete die US-Navy diese steile Metallkonstruktion, um Zugang zu einer geheimen Funkstation zu schaffen, die der Kommunikation mit Schiffen im Pazifik diente. Heute steht die Treppe als stilles Zeugnis dieser turbulenten Zeit.

Der Aufstieg ist nichts für schwache Nerven. Schmale Stufen winden sich in schwindelerregender Höhe den Berggrat hinauf, oft umhüllt von Wolken, was der Wanderung einen mystischen Charakter verleiht. Trotz oder gerade wegen ihrer Einzigartigkeit sind die Haiku Stairs seit 1987 offiziell für die Öffentlichkeit gesperrt. Das hält jedoch viele Abenteuerlustige nicht davon ab, die illegale Besteigung zu wagen. Die lokalen Behörden stehen vor einem Dilemma: Einerseits drohen sie mit dem Abriss der Treppe, andererseits gibt es immer wieder Diskussionen über eine mögliche kontrollierte Wiedereröffnung. Für diejenigen, die das Risiko eingehen, bieten die Haiku Stairs ein unvergessliches Erlebnis.

Platz 1: Niesenbahn-Treppe, Schweiz (1.669 m)

Niesenbahn-Treppe

Die Niesenbahn-Treppe: 11.674 Stufen über 1.669 Höhenmeter entlang der legendären Standseilbahn-Route seit 1910.

Foto: PantherMedia / Bruno Schmidiger

In den Schweizer Alpen, am Hang des markanten Niesen, verläuft ein bemerkenswertes Bauwerk und gleichzeitig die längste Treppe der Welt. Mit ihren 11.674 Stufen überwindet die Niesenbahn-Treppe beachtliche 1.669 Höhenmeter und folgt dabei der Route der gleichnamigen Standseilbahn, die seit 1910 in Betrieb ist.

Die Niesenbahn-Treppe und Platz 1 unseres Rankings wurde ursprünglich ausschließlich für Wartungszwecke der Standseilbahn gebaut. Eine Ausnahme bildet der jährliche Niesen-Treppenlauf, bei dem Teilnehmer aller Herren Länder die gesamte Strecke bewältigen. Der Aufstieg entlang der gut erhaltenen Stufen bietet eindrucksvolle Ausblicke auf das Berner Oberland, den Thunersee und die umliegende Alpenlandschaft. Die konstante Steigung erfordert von den Teilnehmern des Laufs ein hohes Maß an Ausdauer und Durchhaltevermögen.

Für Wanderer, die den Niesen außerhalb des Treppenlaufs erklimmen möchten, stehen alternative Routen zur Verfügung. Auf dem Gipfel wartet ein Panoramarestaurant mit weitem Blick über die Bergwelt. Die Niesenbahn-Treppe ist dabei nicht nur ein Rekordhalter der Superlative, sondern auch ein interessantes Beispiel dafür, wie technische Infrastruktur erfolgreich und nachhaltig in die alpine Landschaft integriert werden kann.

Die Zukunft vertikaler Herausforderungen

In Zeiten zunehmenden Umweltbewusstseins und nachhaltigen Tourismus stehen viele der längsten Treppen der Welt vor neuen Herausforderungen. Einige, wie etwa die Haiku Stairs, ringen mit Fragen der Zugänglichkeit und des Naturschutzes. Andere, wie beispielsweise die Treppe des Empire State Buildings, werden neu entdeckt als Orte für sportliche Wettkämpfe und Spendenaktionen.

Die Zukunft dieser beeindruckenden Bauwerke liegt wahrscheinlich in einem ausgewogenen Ansatz: Einerseits gilt es, sie zu erhalten und zu schützen, andererseits sollen sie, wo möglich, für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar bleiben. Innovative Konzepte für nachhaltigen Tourismus und kontrollierte Nutzung könnten dabei helfen, diese Balance zu finden.

Letztendlich bleiben diese Treppen nicht nur bemerkenswerte Bauwerke, sondern auch Sinnbilder für den menschlichen Drang, die Grenzen des Machbaren zu überwinden und neue Perspektiven zu gewinnen – sowohl bei der Konstruktion als auch bei der Besteigung. Sie erinnern uns daran, dass manchmal der Weg nach oben, so herausfordernd er auch sein mag, die Mühe wert ist.

Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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