Mit Fruchtwasser gefüllt 28.04.2017, 13:03 Uhr

Künstliche Gebärmutter soll Frühchen das Leben retten

Amerikanische Forscher haben Biobag entwickelt –  eine Gebärmutter aus Kunststoff, die mit künstlichem Fruchtwasser gefüllt ist. Sie soll die Überlebenschancen frühgeborener Kinder erhöhen und die Risiken von Entwicklungsschäden reduzieren.

Ein zu früh geborenes Baby im Children's Hospital of Philadelphia: Die Überlebenschancen extremer Frühchen sind erheblich gestiegen. Doch nach wie vor müssen die Babys kritische Wochen überstehen. US-Forscher wollen die Kleinen in einem Beutel, einer Art künstlichen Gebärmutter, heranreifen lassen.

Ein zu früh geborenes Baby im Children's Hospital of Philadelphia: Die Überlebenschancen extremer Frühchen sind erheblich gestiegen. Doch nach wie vor müssen die Babys kritische Wochen überstehen. US-Forscher wollen die Kleinen in einem Beutel, einer Art künstlichen Gebärmutter, heranreifen lassen.

Foto: Ed Cunicelli/The Children's Hospital of Philadelphia/dpa

Statt auf einen Brutkasten setzen Alan Flake und seine Kollegen vom Kinderkrankenhaus Philadelphia auf einen mit künstlichem Fruchtwasser gefüllten Brutbeutel aus Kunststoff. Dabei ist die Nabelschnur des Frühchens über mehrere Kanülen in den Blutgefäßen mit einer externen Maschine verbunden, die Sauerstoff und Nährstoffe liefert.

Verzicht auf Pumpe

Im Unterschied zu bisherigen Forschungen haben die Wissenschaftler aus Philadelphia auf eine Pumpe verzichtet, die den Kreislauf der sauerstoffhaltigen Flüssigkeit antreibt. Das Herz des Frühchens muss es alleine schaffen. Der Grund: Schon ein geringer künstlicher Druck kann das Herz des Ungeborenen überfordern und zu irreversiblen Schäden führen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler und Softwaretester im Bereich virtuelle Simulation (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) als Leitung der Betriebstechnik Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Missionsautomatisierung für FCAS (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Berlin, Fürstenfeldbruck, Koblenz Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Expert Systems Engineering Drohnenabwehr (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Betriebsleiterbüro (m/w/d) Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Automatisierungstechniker (m/w/d) Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG
Stolberg Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Teamleiter Automation (m/w/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
STC Germany GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker vorzugsweise für Hochfrequenztechnik (m/w/d) STC Germany GmbH
Frontenhausen Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Verwaltung von Liegenschaften und Dienstbarkeiten (w/m/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
GDMcom GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur für Informations- und Telekommunikationstechnik (m/w/d) GDMcom GmbH
Leipzig Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
(Lead) Ingenieur EMSR-Technik (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Bauvorbereitung und -leitung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Zink Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Landschaftsarchitekt / Ingenieur (m/w/d) Zink Ingenieure GmbH
Lauf, Offenburg, Teningen Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) - CVD-Diamant-Technologie Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Elektrotechnikingenieur/-techniker (m/w/i) für die Prüfung von Messsystemen IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Mehler Vario System GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Bereich Entwicklung neue Systeme Mehler Vario System GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur als Projektleiter Bau und Erhaltung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten Zum Job 
ONEJOON GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur (m/w/d) für unser Test Center im Bereich Anlagenbau / Thermoprozesstechnik ONEJOON GmbH
Bovenden Zum Job 

Und auch mit der Zugabe von Blutverdünner gehen die Mediziner äußerst sparsam um: Sie beschichteten nur die Oberflächen der mechanischen Teile im Beutel damit. Ganz verzichtet werden kann auf Blutverdünner nicht: Sie sind notwendig, um die Bildung von Klümpchen im Blutkreislauf des Frühgeborenen zu vermeiden. Andererseits erhöhen sie aber die Gefahr von Blutungen im Gehirn.

Für Frühchen ab der 23. Woche

Der Fötus im Biobag kann das Fruchtwasser wie in der Gebärmutter schlucken und einatmen. „Die Lungen des Ungeborenen sind dafür ausgelegt, in Flüssigkeit zu funktionieren, und genau diese Umgebung simulieren wir hier“, sagt Flakes Kollege Marcus Davey.

Die neue Technologie ist für Frühchen ab der 23. Woche gedacht. „Solche Kinder benötigen eine Brücke zwischen dem Mutterleib und der Außenwelt“, erklärt Flake. „Unser System könnte die schwerwiegenden Schäden verhindern, die extrem frühgeborene Kinder bisher erleiden.“

Studienleiter Alan Flake im Children's Hospital of Philadelphia. 

Studienleiter Alan Flake im Children’s Hospital of Philadelphia.

Quelle: Children's Hospital of Philadelphia/dpa

In der 23. Schwangerschaftswoche sind Neugeborene noch nicht einmal 500 Gramm schwer. Vor allem ist die Lunge noch nicht für den Kontakt mit der Luft bereit und im Mutterleib noch mit Flüssigkeit gefüllt. Und genau hier setzt das neue System an. Flakes Kollege Marcus Davey: „Das Fruchtwasser erlaubt es den Lungen und anderen Organen, sich zu entwickeln, und liefert ihnen dafür die Nährstoffe und Wachstumsfaktoren.“ Über ihr Projekt berichten Flake und sein Team im Fachmagazin Nature.

Erfolgreich an Lämmern getestet

Getestet haben die Forscher ihre künstliche Gebärmutter an frühgeborenen Lämmern, deren Entwicklungszustand einem menschlichen Fötus in der 23. bis 24. Schwangerschaftswoche entspricht. Das Ergebnis: Die Frühchen überlebten im Biobag bis zu vier Wochen lang. Lunge und Gehirn entwickelten sich normal weiter.
„Die Tiere öffneten ihre Augen, wurden aktiver, hatten offenbar eine normale Atmung und Schluckbewegungen und bildeten Wolle“, schreiben die Wissenschaftler. Die Tiere befanden sich in einem guten Allgemeinzustand und zeigten keine Anzeichen von Stress. Einige konnten danach sogar selbstständig atmen, andere benötigten ähnlich wie menschliche Frühgeborene eine künstliche Beatmung.

Die Illustration vom Children's Hospital of Philadelphia zeigt ein Lamm im Biobag. 

Die Illustration vom Children’s Hospital of Philadelphia zeigt ein Lamm im Biobag.

Quelle: Children's Hospital of Philadelphia/dpa

Für den Einsatz am Menschen muss das System noch weiterentwickelt bzw. angepasst werden. Flake ist aber zuversichtlich, dass der Biobag schon in rund zehn Jahren die bisherigen Brutkästen und Beatmungsgeräte bei extremen Frühchen ersetzen kann.

Akzeptanzproblem befürchtet

Ein wenig Sorgen bereitet den Wissenschaftlern, dass Eltern einen fruchtwassergefüllten Plastikbeutel als Brutstätte für ihr Kind ablehnen könnten. Für eine größere Akzeptanz haben sie sich deshalb auch schon etwas überlegt: Das System lasse sich so anpassen, dass sich die Eltern mit ihrem Baby verbunden fühlen. Dies könne über Ultraschall, Kameraaufnahmen oder die Möglichkeit, mütterliche Herztöne und andere Umgebungsgeräusche vorzuspielen geschehen.

Seit mehr als 50 Jahren wird inzwischen an Hilfen für Frühchen gearbeitet. Zu den Entwicklungen aus jüngster Vergangenheit zählt zum Beispiel eine Art Tasche aus Stoff, die den mütterlichen Uterus simulieren soll. Integriert werden Aktuatoren, die das Baby stimulieren – wie die Muskelbewegungen des realen Uterus. So werden die motorischen und sensorischen Fähigkeiten gefördert und damit die Entwicklung des Gehirns.

Für Frühchen in Flüchtlingslagern ist ein aufblasbarer Brutkasten gedacht, der mit dem James-Dyson-Award ausgezeichnet wurde.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.