Ingenieure unterstützen Abrüstung 02.10.2019, 07:01 Uhr

Atomwaffe zerlegt, Geheimnisse geschützt

Bei Abrüstungsverträgen ist oft unklar, ob Waffen zerstört worden sind. Forscher am MIT haben ein Messverfahren mit Neutronenstrahlen entwickelt, um Kernwaffen zu analysieren, ohne militärisch relevante Details aufzudecken.

Atomwaffe

Was verbirgt sich in der Rakete? MIT-Ingenieure entwickelten eine Technologie, um inaktivierte Atomwaffen zu erkennen.

Foto: panthermedia.net/borjomi88

Anfang 2019 gab es nach Schätzungen verschiedener Nichtregierungsorganisationen weltweit knapp 13.900 Atomwaffen, verteilt auf neun Staaten. Die beiden militärischen Supermächte Russland und Amerika verfügen mit Abstand über das größte Arsenal von zirka 6.000 Atomsprengköpfen. Aber auch Frankreich (300), China (290), Pakistan (155), Indien (135), Israel (85) und Nordkorea (25) haben diese Massenvernichtungswaffen vor Ort stationiert.

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri beobachtet zwei Trends: Viele Staaten mit Atomwaffen modernisieren ihre Arsenale. Gleichzeitig sinkt die Gesamtzahl nuklearer Sprengköpfe. Doch wie überprüfen Waffeninspektoren, ob eine Atombombe abgebaut wurde? Zum größten Teil nicht: Wenn Länder Abkommen unterzeichnen, gewähren sie Inspektoren normalerweise keinen vollständigen Zugang zu ihren Nukleartechnologien, aus Angst, militärische Geheimnisse preiszugeben. Diese Lücke schließen Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit einem neuen Testverfahren auf der Basis von Neutronenstrahlen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Abrüstung: Kein erprobtes Messverfahren 

Bislang arbeiteten Politiker mit zweifelhaften Methoden, um zu überprüfen, ob Abrüstungsverträge eingehalten werden. In früheren Vereinbarungen zwischen den USA und Russland wurde beispielsweise die Vernichtung von Trägersysteme für nukleare Sprengköpfe wie Raketen und Flugzeugen vereinbart, nicht jedoch die Inaktivierung der Sprengköpfe selbst. Um den START-Vertrag einzuhalten, zerstörten die USA beispielsweise B-52-Bomber und ließen sie in der Wüste von Arizona zurück, wo Russland dies via Satellitenaufnahmen bestätigen konnte.

Jetzt haben MIT-Forscher eine neue Hightech-Messtechnik getestet, mit deren Hilfe Inspektoren die Zerstörung von Atomwaffen nachweisen können. Ihre Methode arbeitet mit Neutronenstrahlen, um bestimmte Fakten über die fraglichen Sprengköpfe zu ermitteln – und verwendet entscheidend einen Isotopenfilter, der Informationen in den gemessenen Daten physikalisch verschlüsselt. Inspektoren erhalten grundlegende Fakten, ohne militärische Geheimnisse zu enttarnen.

Typische Eigenschaften des Plutoniums bestimmen

Zum Hintergrund: Nukleare Sprengköpfe enthalten verschiedene Plutonium-Isotope. Damit sie tatsächlich funktionieren, sind bei Waffen verschiedene im Groben bekannte Geometrien einzuhalten.

Die Experimente bestanden darin, einen horizontalen Neutronenstrahl zuerst durch einen Proxy, sprich ein funktionales Muster des Gefechtskopfes, zu schicken. Molybdän und Wolfram, zwei Metallen, die wichtige Eigenschaften mit Plutonium gemeinsam haben, eigneten sich für die Simulation. Weiter ging es durch einen Verschlüsselungsfilter. Das Signal des Strahls wurde dann an einen Lithiumglasdetektor gesendet, wo eine Signatur einzelner Daten aufgezeichnet wurde.

Der Test funktioniert vor allem deshalb, weil der Neutronenstrahl das betreffende Isotop identifiziert. „Im niedrigen Energiebereich sind Wechselwirkungen von Neutronen mit dem Material extrem isotopenspezifisch“, sagt Areg Danagoulian, ein Kernwissenschaftler am MIT. „Sie machen also eine Messung, bei der Sie Informationen über die Isotope und die Geometrie erhalten. Aber Sie machen einen zusätzlichen Schritt, der Daten physikalisch verschlüsselt. “

Mehr Akzeptanz durch neues Verschlüsselungsverfahren? 

Die von Danagoulian genannte physikalische Verschlüsselung von Informationen aus dem Neutronenstrahl ermöglicht es den Wissenschaftlern, wesentliche Details zu erkennen und Vergleiche durchzuführen – etwa im Zuge von Abrüstungsverträgen. Militärisch relevante Geheimnisse bleiben jedoch verborgen: ein Argument, warum der Kernforscher auf mehr Akzeptanz bei Politikern hofft, verglichen mit der Vergangenheit.

Es wäre theoretisch möglich, den Neutronenstrahl durch einen Gefechtskopf zu senden, alle Informationen aufzuzeichnen und sie dann digital zu verschlüsseln. „Computer sind jedoch bekannte Schwachstellen. Sie können gehackt werden, während die Gesetze der Physik unveränderlich sind“, gibt Danagoulian zu bedenken. Der vorgestellte physikalische Vorgang sei auch nicht umkehrbar.

Inspektoren vor Ort enttarnen Attrappen

Von der Theorie zur Praxis. Bei einer Waffeninspektion händigt das Gastgeberland Experten einen Sprengkopf aus. Dann folgen Neutronenstrahl-Tests, um zu erkennen, ob es sich wirklich um den Teil einer Nuklearwaffe handelt. Vorher-Nachher-Vergleiche der physikalischen Signaturen zeigen den Erfolg von Demontagen an. Die Kommission kann auch echte von gefälschten Bauteilen unterscheiden. Es sei Danagoulian zufolge schon vorgekommen, dass Militärs einen Original-Sprengkopf präsentiert hätten, danach seien aber nur Dummys zerstört worden.

Im nächsten Schritt planen MIT-Ingenieure, ihre Messanlage weiter zu optimieren und vor allem zu verkleinern. Derzeit füllen die Geräte ein ganzes Labor. Die mobile Version soll maximal fünf Meter lang sein.

Mehr zum Thema Kernkraft:

Ein Beitrag von:

  • Michael van den Heuvel

    Michael van den Heuvel hat Chemie studiert. Unter anderem arbeitet er für Medscape, DocCheck, für die Universität München und für pharmazeutische Fachmagazine. Seit 2017 ist er selbstständiger Journalist und Gesellschafter von Content Qualitäten. Seine Themen: Chemie/physikalische Chemie, Energie, Umwelt, KI, Medizin/Medizintechnik.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.