Forschung 30.07.2010, 19:48 Uhr

Methanexplosion auch in der Nordsee

Die Ursache für das Desaster im Golf von Mexiko war eine Methanexplosion – und es war nicht der erste Unfall dieser Art. In der Nordsee gab es 1990 einen sogenannten „Blow-out“. Damals war kein Öl ausgetreten. Aber es strömen seither große Mengen Methan ins Meer. Ein Meeresbiologe hat sich den Explosionskrater in 100 m Tiefe genauer angeschaut.

Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wäre die britische Firma Mobil North Sea vor 20 Jahren bei einer Bohrung vor der schottischen Küste auf Öl gestoßen, bevor eine gewaltige Methanexplosion das Vorhaben stoppte. Seitdem klafft dort ein Krater von 75 m Durchmesser und 20 m Tiefe, und aus dem Bohrloch sprudeln ständig große Mengen Methan – das als Treibhausgas 24-mal so stark wirkt wie CO2.

Der Meeresbiologe Peter Linke vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel konnte sich die Methanquelle in 120 m Tiefe vor einigen Jahren aus der Nähe anschauen. Mit dem Mini-U-Boot „Jago“ tauchte er in den Explosionskrater hinab – in „eine andere Welt“, erinnert sich Linke heute.

Das Methan strömte aus mehreren Öffnungen, um das kleine Tauchboot wimmelte ein Schwarm Seelachse, die im Krater Schutz und Nahrung suchten. Den Boden hatten Blumentiere erobert – eine ganz andere Welt, als Linke sie von den natürlichen Methanquellen kennt, die er rund um den Globus untersucht.

„Da entwickelt sich über einen langen Zeitraum eine ganz spezielle Gemeinschaft aus Bakterien, Muscheln und anderen Organismen, die das Methan selbst oder Abbauprodukte wie Schwefelwasserstoff als Nahrungsquelle nutzen, entweder direkt oder über Bakterien, die sie in ihrem Gewebe haben“, erklärte Linke den VDI nachrichten. So eine Lebensgemeinschaft habe er dort unten nicht gefunden, dafür gebe es die Methanquelle noch nicht lange genug. Aber er habe erste Anzeichen gefunden, dass sich solche Organismen ansiedeln.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
OCS Optical Control Systems GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) OCS Optical Control Systems GmbH
K. A. Schmersal GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Systemingenieur Strategic Product Development (m/w/d) K. A. Schmersal GmbH & Co. KG
Wuppertal Zum Job 
ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Produktdesign und Produktüberführung ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH
Kelkheim Zum Job 
Menlo Systems GmbH-Firmenlogo
Development Engineer (m/f/d) for photonic integrated circuitry (PIC) Testing & Packaging Menlo Systems GmbH
Planegg Zum Job 
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)-Firmenlogo
Ingenieur*in (w/m/d) Verfahrenstechnik für innovative Wasserstofftechnologien Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Greifswald Zum Job 
Flowserve Corporation-Firmenlogo
Trainee Operations (m/w/d) mit dem Schwerpunkt Prozessoptimierung und Digitalisierung Flowserve Corporation
Dortmund Zum Job 
FEIG ELECTRONIC GmbH-Firmenlogo
(Senior-) Hardwareentwickler*in - Schaltungstechnik und Mikrocontroller, Sensorik FEIG ELECTRONIC GmbH
Weilburg Zum Job 
Ruland Engineering & Consulting GmbH-Firmenlogo
Leiter (m/w/d) verfahrenstechnische Fertigung Ruland Engineering & Consulting GmbH
Neustadt an der Weinstraße Zum Job 
WIRTGEN GROUP Branch of John Deere GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) mit dem Schwerpunkt R&D und Produktion WIRTGEN GROUP Branch of John Deere GmbH & Co. KG
Windhagen Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Schneider GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Konstrukteur Brillenoptik (m/w/d) Schneider GmbH & Co. KG
Fronhausen Zum Job 
Schneider GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Lasertechnologie (m/w/d) Schneider GmbH & Co. KG
Fronhausen Zum Job 
Tesla Automation GmbH-Firmenlogo
(Senior) Entwicklungsingenieur (m/w/d) Tesla Automation GmbH
über aeconsult-Firmenlogo
(Bereichs-)Leiter Produktion (m/w/d) über aeconsult
zentral in Norddeutschland Zum Job 
CoorsTek GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur / Ingenieur (m/w/d) Produktion CoorsTek GmbH
Mönchengladbach Zum Job 
A. Menarini Research & Business Service GmbH-Firmenlogo
Junior-Ingenieur für Infrastruktur und Herstellanlagen (m/w/d) A. Menarini Research & Business Service GmbH
über RSP Advice Unternehmensberatung-Firmenlogo
Technische Leitung (m/w/d) über RSP Advice Unternehmensberatung
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Testingenieur für die Produktqualifikation (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
DTU Nanolab-Firmenlogo
Chief Equipment Engineer at the National Center for Nanofabrication and Characterization (f/m/d) DTU Nanolab
Lyngby (Dänemark) Zum Job 
Hochschule Düsseldorf-Firmenlogo
W2-Professur "Nachhaltige Energiesysteme und Energieeffizienz" Hochschule Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 

Diese speziellen Lebensgemeinschaften wirken wie ein „biologischer Filter“: Sie verbrauchen das Methan komplett, sodass bei natürlichen Quellen kein Gas bis an die Meeresoberfläche gelangt – und damit auch nicht in die Atmosphäre.

Bei dem verunglückten Bohrloch vor Schottland ist das ganz anders: „Wir haben am Meeresboden und an der Wasseroberfläche Proben genommen und festgestellt, dass etwa 25 % des Methans oben ankommen“, berichtete Linke. Der Rest löst sich im Meerwasser, ein Teil reagiert zu CO2.

Läge die Methanquelle nicht in nur 120 m Tiefe, sondern unter 300 m, bei Wassertemperaturen von weniger als 4 °C, käme aus anderen Gründen kein Methan bis zur Wasseroberfläche: Bei hohem Druck und Kälte würde das Gas zu Eis gefrieren, zu sogenanntem Methanhydrat. Am Unglücksbohrloch im Golf von Mexiko ist das der Fall das Methaneis hatte die Kuppel verstopft, mit der man das Öl auffangen wollte.

Wie viel Gas an der Wasseroberfläche ankommt, konnten die Meeresforscher durch ihre Expedition nicht ermitteln: „Wenn Gas oder Öl unter Wasser ausströmt, ist das schwer zu quantifizieren, das hat man jetzt auch im Golf von Mexiko gesehen.“

Weil das Methan nicht zu sichtbaren Umweltschäden führt, gab es keinerlei Bemühungen, das Loch zu schließen. Wegen der große Gasmenge dürfte das technisch bis heute nicht möglich sein, nur bei kleineren Methanquellen ist dies schon gelungen. Inzwischen hat die Firma British Gas die Bohrlizenz für diese Region erworben ob sie sich mit dem Bohrloch befassen wird, ist noch unklar.

Die Region um das explodierte Bohrloch in der Nordsee ist auf Seekarten als Gefahrenzone markiert. Könnten dort also wie im Bermudadreieck Schiffe verschwinden? Peter Linke schmunzelt – der Tauchgang mit „Jago“ mitten durch den Methanstrudel fühlte sich zwar an wie eine Achterbahnfahrt, aber er hat am Meeresboden keine Wracks gesichtet. „Und es gibt auch keinen direkten Nachweis, dass im Bermudadreieck Methanquellen existieren, die Schiffe in die Tiefe sinken lassen – das wird nur immer wieder gerne in den Medien als Mysterium beschrieben.“

Linke interessiert sich eher dafür, wie sich die Lebenswelt um die Methanquelle in der Nordsee weiter verändert. Mit britischen Kollegen hat er vereinbart, die zukünftige Entwicklung kontinuierlich zu beobachten. Um sie dann mit den vielen natürlichen Methanquellen zu vergleichen – demnächst zum Beispiel mit Gasaustritten, die im Frühjahr durch das schwere Erdbeben vor der Küste Chiles entstanden sind. RENATE ELL

Ein Beitrag von:

  • Renate Ell

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.