Forschung 06.01.2012, 12:02 Uhr

Korkgeschmack stammt vom Fass

„Der hat Kork“ heißt es, wenn Wein muffig riecht. Ärgerlich für Verbraucher wie für Weinproduzenten, die längst reagiert haben – immer mehr Weinflaschen tragen einen Kunststoff- oder Schraubverschluss. Doch mit dem Korkverzicht ist das Problem nicht verschwunden.

Auch bei Weinflaschen mit Drehverschluss treten Mufftöne auf, sagt Rainer Jung vom Weinforschungsinstitut Geisenheim: „Man spricht landläufig vom Korkgeschmack, doch inzwischen wissen wir, dass eine kausale Zuordnung zum Naturkorken nicht einfach machbar ist.“

Seit Anfang der 80er-Jahre ist bekannt, dass halogenierte Anisole hinter dem „Korkgeschmack“ stecken. Vor allem Trichloranisol (TCA) und Tribromanisol (TBA) bereiten den Winzern Kopfzerbrechen. Schon in geringsten Mengen können diese Substanzen einen Wein verderben.

So entsteht TCA, wenn Mikroorganismen wie Schimmelpilze phenolhaltige Stoffe wie Naturkork oder Holz in Gegenwart von Chlorverbindungen zersetzen. Dazu kam es früher häufig bei der Korkherstellung, da das Naturprodukt mit chlorhaltigen Mitteln gebleicht wurde.

Korkgeschmack kann auch bei Weinen auftreten, die nie einen Korken gesehen haben

Da der Geschmackskiller aber auch in Weinen auftaucht, die nie einen Korken sahen, gingen die Geisenheimer Weinforscher dem Phänomen auf den Grund: In Weinkellereien fanden sie ideale Voraussetzungen für die Entstehung von TCA, denn früher kamen häufig chlorhaltige Holz- oder Flammschutzmittel zum Einsatz. „Nicht selten sogar als Fassbehandlungsmittel“, sagt Jung.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg-Firmenlogo
13 positions for PhD candidates (f/m/d) Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg
Duisburg Zum Job 
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (postdoc) in the field of additive manufacturing of metals Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
MICON Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) MICON Gruppe
Nienhagen Zum Job 
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 
Max-Planck-Institut für Astronomie-Firmenlogo
Astronom*in / Physiker*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Adaptive Optik Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)-Firmenlogo
Universitätsprofessur (W3) Intelligente rekonfigurierbare Produktionsmaschinen Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Karlsruhe Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Sauer Compressors-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Sauer Compressors
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik / Chemie / Physik als Entwicklungsingenieur Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
(Junior) Consultant Funktionale Sicherheit (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Automatisierungsingenieur (m/w/d) für Dynamic Crossflow-Filter ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Thema "Flexible Wärmepumpe mit integriertem Wärmespeicher" (m/w/d) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
HARTMANN-Firmenlogo
Konstrukteur / Entwicklungsingenieur (w/m/d) HARTMANN
Heidenheim Zum Job 
Adolf Würth GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Fahrzeugeinrichtung Adolf Würth GmbH & Co. KG
Obersulm-Willsbach Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 

Gleichzeitig leben im feuchtwarmen Kellerklima auch Mikroorganismen wie Schimmelpilze, die sich gegen die Chlorphenole wehren, indem sie sie chemisch umbauen. „Das Resultat sind die zwar harmlosen, doch extrem geruchsintensiven Anisole.“

Diese können in den Wein gelangen, wenn er mit der kontaminierten Luft in Berührung kommt, etwa beim Abfüllen. Auch der Umweg über den Verschluss ist möglich. Jung berichtet von einem Fall, bei dem ein Winzer Weinverschlüsse aus Kunststoff in einem kontaminierten Raum gelagert hatte. Die Plastikstopfen haben das TCA regelrecht aufgesaugt und später an den Wein abgegeben. Selbst bei Schraubverschlüssen ist das möglich, denn auch in denen stecken Kunststoffdichtungen.

Chlorhaltige Holzschutzmittel und Flammschutzmittel können für Korkgeschmack sorgen

Chlorhaltige Holzschutzmittel kommen heute kaum mehr zum Einsatz, können aber als Altlasten nach wie vor Schaden anrichten. Zudem sind immer noch chlorhaltige Reinigungsmittel im Gebrauch, etwa in den Containern, mit denen Weinflaschen verschifft werden. Da diese einen Boden aus Holz haben, kann auch dort TCA entstehen.

Auch Flammschutzmittel sind weiterhin im Gebrauch, selbst wenn diese heute meist nicht mehr chlor-, sondern bromhaltig sind. „Das dabei entstehende TBA verursacht den gleichen Muffton wie TCA“, erläutert Jürg Gafner von der Forschungsanstalt Changins-Wädenswil in Wädenswil/Schweiz. Er nennt den Fall einer Kellerei in Ungarn, bei der eine neue Holztreppe mit Brom behandelt worden war: „Da hatte sich das TBA über alle Weinfässer verteilt.“

Als Kontaminationsquelle kommen also diverse behandelte Holzbauteile in Betracht. Sind gar tragende Teile behandelt, hat der Winzer ein Problem: Ein Abriss der Kellerei käme oft einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich. Kein Wunder, dass sich viele für eine nachträgliche Entfernung der Mufftöne interessieren.

Neuartige Filter entziehen dem Wein den Korkgeschmack

Bisher standen dafür nur Filter zur Verfügung, die dem Wein gleichzeitig auch Aromastoffe entziehen. Eine neuartige Schicht filtert jedoch die Fehltöne aus dem Wein, ohne das Aroma zu trüben. Eingesetzt wird sie im Rahmen der Entkeimungsfiltration kurz vor der Abfüllung der Weine.

„In die neue Filterschicht ist Aluminiumsilikat eingearbeitet, das die mufftonverursachenden Substanzen zurückhält“, sagt Jung. Der Filter funktioniert, sei aber von der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) noch nicht zugelassen.

„Der Filter ist in Europa aber auch nicht verboten“, ergänzt Markus Saurer von der Filtrox AG in St. Gallen, die ihn vertreibt. „Wir haben damit weltweit bereits 4 Mio. l Wein gerettet.“

Ein Beitrag von:

  • Güven Purtul

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.