Rekonstruktion aus Fotos 22.12.2015, 12:26 Uhr

Videomanipulation: So bewegen Sie sich wie Tom Hanks

Forscher der University of Washington haben verstörende Videos veröffentlicht: Darin spricht US-Präsident Barack Obama exakt die gleichen Worte wie sein republikanischer Vorgänger George W. Bush. Und bewegt noch dazu Kopf und Lippen exakt wie dieser. Was ist da passiert? 

US-Präsident Barack Obama mit der Mimik seines Vorgängers George W. Bush: Es gibt einige bestimmte markante Punkte und Merkmale in einem Gesicht, die genügen, um aus Fotos bewegte Bilder zu erzeugen. Mit der neuen Technik der University of Washington kann dann die Mimik fremder Personen nachgestellt werden.

US-Präsident Barack Obama mit der Mimik seines Vorgängers George W. Bush: Es gibt einige bestimmte markante Punkte und Merkmale in einem Gesicht, die genügen, um aus Fotos bewegte Bilder zu erzeugen. Mit der neuen Technik der University of Washington kann dann die Mimik fremder Personen nachgestellt werden.

Foto: Supasorn Suwajanakorn/University of Washington

Das Video ist gespenstisch: Links spricht Ex-US-Präsident George W. Bush, im Bild zu sehen nur der beim Sprechen bewegte Kopf vor einer Hecke, rechts ist das Gesicht von Barack Obama – mit Bush-Mimik. Am Schluss des Spots sprechen unter anderen Japans Premier Shinzo Abe, Arnold Schwarzenegger, Daniel Craig, Hillary Clinton und Tom Hanks wie eine Kopie von George W. Bush. Irre!

„Imitiert, was Tom Hanks tun wird“

Forscher der Universität of Washington in Seattle um Supasorn Suwajanakorn haben am Computer untersucht, welche Merkmale das Gesicht einer Person so einzigartig und auch so wiedererkennbar machen.

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Die neue Technik der University of Washington ist durchaus dazu geeignet, ein ausgefallenes Geburtstagsgeschenk als Video mitzubringen. Papa spricht mit dem Gesicht von Bond, James Bond, alias Daniel Craig. Doch die Möglichkeiten, die dieses Manipulationsverfahren mitbringt dürfte auch für Kriminelle interessant sein.

Die neue Technik der University of Washington ist durchaus dazu geeignet, ein ausgefallenes Geburtstagsgeschenk als Video mitzubringen. Papa spricht mit dem Gesicht von Bond, James Bond, alias Daniel Craig. Doch die Möglichkeiten, die dieses Manipulationsverfahren mitbringt dürfte auch für Kriminelle interessant sein.

Quelle: Supasorn Suwajanakorn /University of Washington

Dann stellten sie die charakteristische Mimik berühmter Persönlichkeiten so originalgetreu wie möglich nach. „Was Tom Hanks wie Tom Hanks aussehen lässt, lässt sich mit einem Computerprogramm demonstrieren, welches imitiert, was Tom Hanks tun wird“, sagt Suwajanakorn.

Computer können Mimik live auf fremde Gesichter übertragen

Denn Computer können heute schon viel mehr als lediglich Gesichter erkennen. Sie können mit geeigneten Algorithmen auch Gesichter verfolgen, sie können Gesichtsausdrücke erkennen. Und sie können die Mimik eines Gesichts auf ein anderes live übertragen. Bisher benötigte der Computer dafür allerdings noch das Original, also zum Beispiel Tom Hanks als Vorlage, um ein Abbild zu erstellen, welches dann durch die Algorithmen gejagt wird.

Rund 200 Fotos aus dem Internet genügen

Die Forscher haben nun ein Verfahren entwickelt, welches aus einem Satz von rund 200 Fotos aus dem Internet oder dem persönlichen Fotoalbum eine dreidimensionale frei bewegliche Maske des Gesichts erstellt. „Wir haben uns gefragt: Kann man Fotos aus dem Internet oder aus der eigenen Fotosammlung nehmen und ein Modell animieren, ohne die Person vor der Kamera zu haben“, sagt Studienleiterin Ira Kemelmacher-Shlizermann. Und siehe da: Man kann. Der Computer lernte die typischen Gesichtsausdrücke des Schauspieler Tom Hanks allein anhand von Aufnahmen aus dem Internet.

Das Ganze grenzt an Zauberei

Dafür benötigt der Computer mindestens 200 Fotos der Zielperson in unterschiedlichen Situationen. Daraus generiert die Software dann ein dreidimensionales Modell der Zielperson. Sie berücksichtigt auch so kleine Unterschiede wie ein typisches Lächeln.

Mit dem Software-Algorithmus können 3D-Modelle von praktisch jedem erstellt werden, der auf im Internet veröffentlichen Bild- oder Videoaufnahmen zu sehen ist. Das kann auch geschehen, ohne dass die abgebildete Person Kenntnis davon hat. Das Ganze ist nach deutschem Recht nicht zulässig.

Mit dem Software-Algorithmus können 3D-Modelle von praktisch jedem erstellt werden, der auf im Internet veröffentlichen Bild- oder Videoaufnahmen zu sehen ist. Das kann auch geschehen, ohne dass die abgebildete Person Kenntnis davon hat. Das Ganze ist nach deutschem Recht nicht zulässig.

Quelle: University of Washington

Am Ende der digitalen Verarbeitung bewegt sich das Modellgesicht exakt wie ihr echtes Vorbildgesicht. Die Bewegungen kontrolliert die Software entweder durch Videodaten oder durch die Bewegungen einer anderen Person. Hohe Anforderung an die Qualität stellt die neu entwickelte Software nicht, auch auf YouTube veröffentlichte Aufnahmen reichen aus.

Auch die Ausdrucksweise ist übertragbar

„Eines Tages kann man vielleicht eine 3D-Brille aufsetzen und es sitzt ein 3D-Modell der eigenen Mutter auf der Couch“, so Kemelmacher-Shlizermann. Sie denkt vor allem an eine neue Dimension bei der Videotelefonie. Die Forscher sind mit ihrer Idee der freien Gesichtsmontage inzwischen definitiv über das Laborstadium hinaus.

Selbst die Ausdrucksweise eines Menschen können sie auf das Gesichtsmodell einer beliebigen anderen Person übertragen. „Wir haben gezeigt, dass man den Ausdruck und die Mundbewegungen von George Bush nehmen kann und wie die von George Clooney aussehen lassen kann.“

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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