Industriedenkmal 08.04.2011, 19:52 Uhr

Neue Signale für das Radom von Raisting

Wie ein gelandetes UFO erhebt sich das Radom von Raisting aus der Landschaft des Pfaffenwinkels im Süden des Ammersees. 22 Jahre lag es im modernen Dornröschenschlaf. Jetzt wird es renoviert und bis Ende 2011 soll es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 2014 steht sogar der Empfang von Signalen an.

Die mächtige Satellitenanlage übertrug seit den 1960er-Jahren die Telefongespräche zwischen der Bundesrepublik und Amerika. Zuvor gab es nur das transatlantische Kabel am Grunde des Meeres. Drei Jahre lang dauerte die Fertigstellung, dann war es 17 Jahre lang in Betrieb. Als das Radom („Radardom“) 1985 außer Dienst gestellt wurde, gab es für die Anlage keine Verwendung mehr, 22 Jahre fiel es in den modernen Dornröschenschlaf.

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Bis 2007, als das Bauwerk zum „Technikdenkmal“ erhoben wurde und 2009 sogar zum „Denkmal von nationaler Bedeutung“. Jetzt renoviert der Landkreis Weilheim-Schongau die Anlage, die bis Ende 2011 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Und 2014 sollen von hier aus wieder Signale vom Mond übertragen werden. „Betreten verboten“ steht an der Eisentür, in die eine Klappe mit merkwürdig herausragendem Stiel eingebaut wurde. „Das ist eine Schleuse wegen dem Überdruck“, sagt René Jakob. Der 40-Jährige ist beim Landratsamt Weilheim-Schongau zuständig für Sonderimmobilien und welche Immobilie könnte sonderbarer sein als diese riesige Kuppel am Ortsrand der 2000-Seelen-Gemeinde Raisting. Die Schleuse zur Traglufthalle ist ein kahler, fünf Meter langer Gang, an dessen Ende sich wieder eine Tür mit Klappe befindet. Vorsichtig drückt Projektleiter Jacob dagegen und schon spürt man den Überdruck von 0,8 bar in den Ohren. Dann öffnet er die Tür und gibt den Blick auf das Innere der Kuppel frei. Nahezu 40 m hoch und mit einem Durchmesser von 45 m zeigt sich ein überwältigend großer Raum, dessen Mittelpunkt von der mächtigen Satellitenanlage mit ihren roten Eisenträgern eingenommen wird.

Die gesamte Konstruktion, auf deren Spitze eine Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 25 mn thront, ist drehbar und wird durch mehrere Elektromotoren in Gang gesetzt. Pro Sekunde überwindet sie so einen Winkel von 1,6 Grad. Oben, in dem 7 m dem Erdboden befindlichen Betriebsraum liegen noch ein paar alte Lochkarten auf einem Tisch herum. Sie dienten früher zur Steuerung beziehungsweise Nachführung der Satellitenschüssel, die so dem Funksatelliten am Himmel folgen konnte. Geostationäre Trabanten – so wie heute – gab es damals noch nicht.

Es war 1963, als der erste Spatenstich für den Bau der damals ultramodernen Kommunikationsanlage getan wurde. Fünf Jahre später, 1968, wurde sie mit der Installation des letzten Spiegeltrageelements fertiggestellt. Rechtzeitig genug, um im Juli 1969 den Bürgern vor den Schwarz-Weiß-Fernsehern die Mondlandung der amerikanischen Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin zu übertragen. „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit“, dieser legendäre Satz von Armstrong kam über die Satellitenantenne von Raisting zu den deutschen Fernsehempfängern.

Zur Olympiade 1972 in München ging es dann andersherum: Von Raisting aus wurden die Spiele in alle Welt übertragen. Für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ist die Antenne 1 der Erdfunkstelle Raisting ein Denkmal von herausragender nationaler Bedeutung, welches weit über die Landesgrenzen des Freistaats Bayern hinausstrahlt. Denn es stelle ein „hochrangiges, für Deutschland singuläres, bau- und technikgeschichtliches Zeugnis der modernen Kommunikationstechnik dar“, Raisting ist quasi „die deutsche Wiege der satellitengestützten Telekommunikation“ in Europa. „Seine Architektur gehört zu den frühen Werken der rationalistischen Moderne in Bayern. Der Erhalt des Radoms als hochrangiges und für die deutsche Denkmallandschaft bedeutenden architektonischen wie technischen Denkmals hat für die bayerische Denkmalpflege hohe Priorität“, so jedenfalls Egon Greipl, Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Doch es muss etwas getan werden, um das Baudenkmal der „rationalistischen Moderne“ zu erhalten. Im jetzigen Bauabschnitt geht es um die Abdichtung des Gebäudes, um den Einbau von Feuerschutztüren und um den Einbau einer rechnergesteuerten Heizungsanlage. Zuvor war in einem ersten Bauabschnitt die Hülle des Radoms erneuert worden.

Diese Kuppel des Radardoms umfasst an die 50 000 m3 Luft und erhält ihre Stabilität durch den Überdruck, den sechs Stützluftgebläse und acht an den Außenwänden des Rundbaus angebrachte Gebläse erzeugen. Und weil das 24 Stunden am Tag so geht, geht das ganz schön ins Geld. Allein auf 28 000 € pro Jahr beläuft sich die Rechnung für den Strom, der die Gebläse antreibt.

Doch damit nicht genug. Die Kuppel muss auch ständig beheizt werden, im Winter auf bis zu 26 °C , damit der Schnee schmilzt. Strom und Öl, das summiert sich auf Energiekosten von 130 000 € pro Jahr, was rund 10 % des Gesamtenergiebedarfes der Landkreisverwaltung ausmacht – die Anlage stammt noch aus einer Zeit, als Energiesparen noch ein Fremdwort war.

Das ursprüngliche Material der Kuppel – ein Polyestergewebe – stammte aus Buffalo in den USA und wog mit seinen 5200 m2 14,5 t. Die neue Haut ist 4 t leichter, stammt aus Fulda, wurde in Holland zusammengenäht und von einer bayerischen Firma installiert. Mit Kosten von 750 000 € macht sie sich im Sanierungsbudget von rund 3 Mio. € deutlich bemerkbar. Aufgebracht wird dieses Geld vom Freistaat Bayern, vom Landkreis und von verschiedenen Sponsoren wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Um die Immobilie zu verwalten, wurde eigens die Radom Raisting GmbH gegründet, eine gemeinnützige Gesellschaft, die sich zu 100 % im Eigentum des Landkreises befindet. Zweck und Auftrag der GmbH ist allein der Erhalt, die Sanierung und der Betrieb des technischen Denkmals.

Wenn die Sanierung Ende 2011 abgeschlossen ist, soll das Radom zu besichtigen sein und an der Fachhochschule München arbeitet man an einem Konzept, wie das Denkmal für künftige Besucher attraktiv gemacht werden kann. Doch damit ist die künftige Nutzung der Satellitenschüssel noch nicht abgeschlossen. In ein paar Jahren sollen von hier wieder Signale aus dem Weltall empfangen werden. Esmo („European Student Moon Orbiter“) nennt sich ein Forschungsprogramm der Europäischen Union, bei dem Studenten aus mehreren Ländern gemeinsam einen Mondsatelliten planen, bauen und betreiben – am Lehrstuhl für Kommunikation und Navigation der Technischen Universität (TU) München ist man mit dabei.

Dort arbeitet der Ingenieur Max Rößner als wissenschaftlicher Assistent und er ist auch Vorsitzender eines Vereins von Studierenden, die sich am Esmo-Projekt beteiligen. Esmo soll im Jahre 2014 zum Mond fliegen und in einer Umlaufbahn um den Mond einige Experimente durchführen. Haupt-Missionsziel ist es aber, den Studenten Wissen und Erfahrung in einem besonders anspruchsvollen Bereich des Ingenieurwesens zu vermitteln.

Der Beitrag der Münchner TU zum Gesamtprojekt ist das sogenannte Bodensegment. Dabei geht es darum, die nötige Infrastruktur auf der Erde bereitzustellen, um den Satelliten im Weltraum betreiben zu können – darunter auch eine große Antenne, um die schwachen Signale von Esmo aufzufangen. Diese Rolle soll die denkmalgeschützte Antenne 1 in Raisting übernehmen. Die wesentlichen Voraussetzungen für diese neue Anwendung bringt die Antenne bereits mit: Sowohl die Antennenmechanik als auch die hochfrequenztechnischen Eigenschaften der Schüssel sind für Esmo geeignet. Trotzdem sind einige Erweiterungen nötig.

RUDOLF STUMBERGER

Ein Beitrag von:

  • Rudolf Stumberger

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