Fußball-WM 11.06.2010, 19:47 Uhr

„Der Fußball muss im 21. Jahrhundert die Technikerfahrungen nutzen“

Wenn die Technik im Fußball Überhand gewinnt, verliert der Sport seine menschlichen Attribute, fürchten die einen. Wenn der Fußball auf die Technik, wie den Chip im Ball, verzichtet, wird es angesichts des immer schnelleren Spiels häufiger zu „ungerechten“ Entscheidungen kommen, heißt es andererseits. Markus Merk, dreimal „Weltschiedsrichter des Jahres“, wägt in seinem Gastbeitrag für die VDI nachrichten beide Ansichten gegeneinander ab.

Geoff Hurst schießt, der Ball prallt in der 101. Spielminute von der Unterkante der Latte auf den Boden. Der Schweizer Schiedsrichter Dienst berät sich mit seinem sowjetischen Linienrichter Bahramov. Ohne einer gemeinsamen Sprache mächtig zu sein, entscheiden sie auf „Tor“! Wir schreiben den 30. Juli 1966, das Tor zum 3:2 geht als das „Wembley-Tor“ in die Geschichte ein. England ist Fußballweltmeister, Deutschland bleibt nur der „Vize“-Titel.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Es gibt wenige Momente im Fußball, die den Fußballer mehr bewegen als Wembley 1966. Tor oder nicht Tor, diese Frage wäre heute leicht zu lösen. Der „Chip im Ball“ wird immer wieder, auch von den Kritikern der technischen Hilfsmittel, gefordert, er ist technisch ausgereift. Aber es sei darauf hingewiesen, dass der ärgerlichste aller Fehler, die Nichtanerkennung eines Tores, doch sehr selten vorkommt.

Der Fußballweltverband Fifa beugt dem Einsatz des „Chip im Ball“ vor. Denn: Elfmeter ja oder nein, Rot oder doch nur Gelb, war das Tor in seiner Entstehung korrekt oder irregulär, sind wesentlich häufiger vorkommende und ebenso „spielentscheidende“ Fehler. Man befürchtet eine Flut an technischen Hilfsmitteln. Kaum ein Thema wird mit jahrzehntelanger Tradition mehr diskutiert als der Einsatz technischer Hilfsmittel im Fußball und es polarisiert wie kaum ein Zweites.

Vorab: Fernseh-, Videobeweis, Oberschiedsrichter – ich spreche lieber von dem „Elektronischen Auge“ als Ergänzung zu der menschlichen Wahrnehmung. Ich habe nie den Einsatz der Technik im Fußball gefordert. Eine Diskussion über Ja oder Nein ist der falsche Ansatz, konzeptionelle Grundgedanken sollten im Vordergrund stehen. Das vermisse ich bei vielen selbst ernannten Experten. Zwei Sichtweisen stehen sich gegenüber und sind zu berücksichtigen:

1. Der Fußball lebt von seiner Emotionalität, der Geschwindigkeit und seinen wenigen Unterbrechungen, er ist schnell und muss schnell bleiben. Der „Spielfluss“ ist sein Charakteristikum, Unterbrechungen stören das Spiel. Dies zeichnet ihn aus, macht ihn erfolgreich und unterscheidet ihn von anderen Sportarten. Vergleiche mit anderen Sportarten, die technische Hilfsmittel teilweise erfolgreich nutzen, sind deshalb kritisch zu bewerten. Aber der Fußball kann nicht nur, er muss im 21. Jahrhundert diese Erfahrungen für sich nutzen.

2. Wembley war vorgestern, die Bilder haben im letzten Jahrzehnt mehr als laufen gelernt, Situationen können heute innerhalb einer Minute analysiert werden. Und es ist ein Spiel von Wirtschaftsunternehmen. Es geht um die „Big Points“, die klaren Entscheidungen. Wir werden immer über die „Sowohl-als-auch-Entscheidungen“ aus der Grauzone diskutieren. Das ist gut so. Kein Mensch kann doch wahrhaft daran interessiert sein, dass klare, vermeidbare Fehler ein Spiel entscheiden. Dies widerspricht dem Grundsatz des Sports, dem Grundsatz des Fairplay.

Die Thematik ist komplex, einzelne Spielsituationen sind zu analysieren: Wann und wie wird das Spiel unterbrochen, wo fortgesetzt, wer entscheidet über Entscheidungen aus der Grauzone usw.? Dies kann hier nur punktuell und ansatzweise erwähnt werden, wobei zu beachten ist: Bei jedem Konzept liegt die Wahrheit in der Praxis. Befasst man sich mit den Punkten der Gegner von technischen Hilfsmitteln, so stößt man vorrangig auf drei Kritikpunkte:

1. „Dann wird das Spiel wegen jedem Einwurf an der Mittellinie unterbrochen!“ Die Basis aller Grundgedanken muss dies einschränken. Mit der von mir vor Jahren propagierten „3mal2-Regel“, bei der die drei Teams (Mannschaften und Schiedsrichter) zweimal pro Spiel die Chance eines Vetorechts haben, wird dem vorbeugen. Es darf aber nie als taktisches Mittel missbraucht werden. So könnte eine Option, wenn nicht genutzt, ab der 80. Spielminute entfallen.

2. „Es gibt Fehler, die nicht korrigierbar sind!“ Natürlich, wenn der Assistent einem Spieler eine Torchance „wegwinkt“, dann gibt es dafür kein Regulativ. Aber so funktioniert es überall im Leben und das heißt doch nicht, dass, wenn ich von fünf Fehlern vier korrigieren könnte, ich diese vier nicht korrigiere, weil es bei dem fünften unmöglich ist.

3. „Es gleicht sich alles aus!“ Aristoteles sprach von der ausgleichenden Gerechtigkeit. Wenn überhaupt, handelt es sich um eine ausgleichende Ungerechtigkeit. Ein Fehler plus ein Fehler sind zwei Fehler. Spätestens in einem Finale gleicht sich nichts mehr aus. Oder fragen sie einmal den irischen Fußballfan: Wenn ein französischer Nationalspieler seiner Mannschaft mit einem Handspiel die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft sichert, die armen Iren auf der grünen Insel bleiben, dann stellt sich die Frage: „Wann gleicht sich dies aus und wollen wir das wirklich?“

Ein zweiter Schiedsrichter, ein Torrichter, zusätzliche Assistenten fördern die menschlichen Fehler, produzieren weitere Schnittstellen in der menschlichen Wahrnehmung und sind halbherzig. Auch ich schätze „das menschliche Auge“, es bringt noch mehr Subjektivität ins Spiel.

Wenn ich nach Veränderungen strebe, dann mit zeitgerechten Hilfsmitteln, nach dem Prinzip „Ganz oder gar nicht“. Man muss nur bereit sein, sich positiv in der Praxis damit auseinanderzusetzen, ganz im eigentlichen Sinne der Fifa: „For the Good of the Games!“ oder vielleicht „For the Best and most Fair of the Games!“ MARKUS MERK

Ein Beitrag von:

  • Markus Merk

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.