Das sind die höchsten Staumauern der Welt
Katastrophenalarm in Nordkalifornien: Der Oroville-Staudamm im Sacramento Valley droht zu brechen. Mit 235 m Höhe ist seine Staumauer die höchste der USA. Und zugleich ist der Oroville-Staudamm einer der 20 größten der Welt. Er hält knapp 4,4 Milliarden Kubikmeter Wasser zurück. Wo aber in der Welt gibt es noch höhere Staumauern? Die Top Five haben wir für Sie herausgesucht.

Ein Hubschrauber transportiert am 13. Februar 2017 in Oroville (USA) einen Behälter mit Felsen, um den beschädigten Überlauf des Oroville-Staudamms zu sichern. 200.000 Menschen mussten evakuiert werden, weil der Damm infolge starker Niederschläge zu brechen drohte.
Foto: Florence Low/Planet Pix via ZUMA Wire/dpa
Der Oroville-Staudamm ist nicht mehr der jüngste: Er wurde 1968 eingeweiht. Dass der Damm dem nach wochenlangen Regenfällen in Kalifornien zum Bersten gefüllten Stausee nicht mehr standhalten könnte, ist wohl schon seit geraumer Zeit absehbar. Bereits 2005 sollen nach Medienberichten die Organisationen Friends of the River und Sierra Club im Zuge einer Sicherheitsüberprüfung gewarnt haben, dass der Erdwall des Notüberlaufs im Ernstfall dem überfließenden Stausee nicht standhalten könnte.
Vorgelegte Gutachten wurden von staatlichen Behörden als völlig unrealistisch zurückgewiesen und die Forderung der Umweltschützer nach einer Beton-Bewehrung abgelehnt. Jetzt ist der Ernstfall da. 200.000 Menschen der unterhalb des Staudamms liegenden Stadt Oroville haben sich vor der drohenden gigantischen Flutwelle in Sicherheit gebracht und die Stadt verlassen.
Große Flutkatastrophe in den Alpen
Angesichts der aktuellen Ereignisse schauen wir uns zunächst die Vajont-Staumauer in den italienischen Alpen an. 261 m hoch, gebaut in den 1950er-Jahren, erlangte sie 1963 traurige Berühmtheit. Damals löste sich eine 270 Millionen Tonnen schwere Bergflanke vom Monte Toc und stürzte in den Vajont-Stausee.

Vajont-Staumauer: Der Wald dahinter wächst auf dem Schuttberg der Katastrophe vom Oktober 1963
Quelle: Emanuele Paolini
Eine riesige Welle riss ganze Dörfer weg. Fast 2.000 Menschen starben. Die Vajont-Staumauer steht heute noch. Sie ist die zweithöchste in Europa und die höchste in Italien. Der See wurde gänzlich abgelassen – und nie wieder aufgestaut.
Das sind die höchsten Staumauern der Welt
Platz 1: Jinping I in China
Noch jung und derzeit am höchsten ist die Talsperre Jinping I. Sie ist seit 2013 in Betrieb. Hauptbauwerk der Talsperre in der Region Sechuan in Südwestchina ist eine 305 m hohe Bogenstaumauer, an die ein 3.600-Megawatt-Kraftwerk angeschlossen ist.

Die Bogenstaumauer der chinesischen Talsperre Jinping I. ist 305 m hoch.
Quelle: Sinohydro
Doch der Rekord wackelt schon. Ebenfalls in China wird an der Staumauer von Shuangjiankou gebaut. Wenn alles nach Plan läuft, wird sie 2022 fertig sein und mit 314 m Höhe Jinping I. toppen.
Platz 2: Nurek-Damm in Tadschikistan
Mit 300 m Höhe liefert sich der Nurek-Damm in Tadschikistan ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Jinping I. Das Bauwerk ist aber sehr viel älter: Er wurde 1980 fertiggestellt. Das angeschlossene Wasserkraftwerk versorgt das ganze Land mit Strom. Der Steinschüttdamm mit einer Kerndichtung aus Lehm und Ton ist 704 m lang. Das Gebiet ist sehr erdbebengefährdet, weswegen kein Beton verwendet wurde. Der Damm kann rund 10,5 Milliarden Kubikmeter Wasser speichern.

300 m hoch und 704 m lang ist der Nurek-Steinschuttdamm.
Quelle: Ibrahim Rustamov
Oberhalb des Nurek-Damms wurde 2016 offiziell mit dem Bau des Rogun-Staudamms begonnen. Er soll 335 m hoch werden und wäre damit der höchste Staudamm der Welt. Pläne und erste Arbeiten an dem Damm begannen schon 1976, noch zu Sowjetzeiten. Der Bau ist umstritten. 30.000 Familien müssen zwangsumgesiedelt werden. Es kann also noch dauern, bis dieses Projekt vollendet ist.
Platz 3: Xiowan-Talsperre in Südwestchina
292 m hoch ist die Staumauer der Xiowan-Talsperre am Mekong in Südwestchina in der Provinz Yunnan. Die Talsperre ist seit 2010 in Betrieb. Für ihren Bau mussten über 32.000 Menschen umgesiedelt werden.
Platz 4: Grande Dixence-Damm in der Schweiz
285 m hoch ist der Grande Dixence-Damm in der Schweiz und damit die höchste Staumauer Europas. 1961 war dieses Bauwerk auf 2.400 m Höhe noch die höchste Staumauer der Welt. 15 Jahre lang dauerte die Errichtung. Über 3.000 Bauarbeiter, Ingenieure, Geologen und Wissenschaftler widmeten sich dieser Aufgabe seit 1946 unter schwierigen Bedingungen. Trotzdem wurde das Projekt drei Jahre früher als geplant fertig.

Die höchste Staumauer Europas ist mit 285 m der Grande Dixence-Damm in der Schweiz.
Quelle: Grande Dixence
Die Staumauer hält 4 Milliarden Kubikmeter Wasser. Dafür wiegt sie aber auch gut 15 Millionen Tonnen und damit mehr als die Cheops-Pyramide.
Platz 5: Enguri in Georgien
271,5 m misst der im Westen Georgiens angesiedelte Enguri-Staudamm. 20 Jahre hat der Bau der Staumauer in Anspruch genommen. 1988 war sie fertig.

Die höchste Staumauer im Kaukasus ist mit 271,5 m der im Westen Georgiens angesiedelte Enguri-Staudamm.
Quelle: Paata Vardanashvili/Ingur Hydroelectric Powerstation
Der Stausee fasst 1,1 Milliarden Kubikmeter Wasser. Die Enguri-Staumauer ist die höchste Staumauer des Kaukasus.
Wenn Sie bei diesem Ranking die Drei-Schluchten-Talsperre vermissen, dann schauen Sie sich doch einmal die Liste der Top 10 der größten Wasserkraftwerke weltweit an.

Drei-Schluchten-Talsperre: Ihre Leistung entspricht der von zwölf Atomkraftwerken.
Quelle: Krebs + Kiefer
Dort finden Sie die Talsperre auf dem ersten Platz. Ihre Leistung entspricht der von zwölf Atomkraftwerken. In den Schleusenkammern der Anlage finden sogar Kreuzfahrtschiffe Platz. Die Staumauer aber ist „nur“ 185 m hoch.
Und noch etwas: Die eigentlich höchste Staumauer der Welt besitzt der Usoi-Damm in Tadschikistan. Sie aber wurde 1911 von der Natur erschaffen: Durch ein Erdbeben herabgestürzte Bergmassen türmen sich dort 500 m hoch. Geologen zweifeln an der Stabilität der Mauer. Ein erneutes Erdbeben könnte sie zerbrechen lassen.

Rappbode-Stauermauer: Die höchste Staumauer Deutschlands ist 106 m hoch.
Quelle: Hahnenkleer
Nahezu winzig mutet da die höchste Staumauer Deutschlands an: Das Bauwerk aus DDR-Zeiten hat eine Höhe von 106 m und ist Teil der Rappbode-Talsperre im Harz in Sachsen-Anhalt
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