Erneuerbare Energien 18.12.2024, 13:30 Uhr

Garzweiler: Vom Braunkohlerevier zur Solarautobahn?

Nach Ende des Braunkohleabbaus möchte Garzweiler ein Hotspot für erneuerbare Energie werden. Geplant ist unter anderem eine Solarautobahn.

Solarautobahn

Solarautobahnen könnten der Energiewende in Deutschland einen ordentlichen Schub verleihen.

Foto: Drees & Sommer SE

Garzweiler – das steht für Braunkohleabbau mit all den klimaschädlichen Nebenwirkungen. Spätesten 2030 soll damit Schluss sein, doch bereits jetzt werden die Weichen für die Zeit danach gestellt. Wo derzeit noch Braunkohle abgebaut wird, soll künftig zu Beispiel saubere Sonnenenergie erzeugt werden. Eine Machbarkeitsstudie hat sich die Möglichkeiten einer Solarautobahn angeschaut. Diese könnte eine Alternative zu Windrädern oder Solarparks sein, die bei der Bevölkerung häufig auf erheblichen Widerstand stoßen. In der Studie ging es beispielsweise um ein akzeptanzförderndes Zusammenspiel zwischen Verkehrsinfrastruktur und Stromförderung.

Strukturwandel im Rheinischen Revier

Im Herzen des Rheinischen Reviers steht der Strukturwandel vor einer entscheidenden Weichenstellung. Der Zweckverband Landfolge Garzweiler hat in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE eine Idee vorgestellt, wie es nach Ende des Braunkohleausbaus weitergehen soll und die bereits erwähnte Stromerzeugung entlang der Autobahn ins Spiel gebracht. Diese Vision verknüpft Verkehrsinfrastruktur mit regenerativer Energiegewinnung.

„Im dicht besiedelten Deutschland stoßen Infrastrukturprojekte auf Widerstände“, erklärt Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands. Tatsächlich entzünden sich immer wieder Konflikte um die Nutzung von Flächen für Windparks oder Stromtrassen. Solarautobahnen bieten hier eine vielversprechende Lösung, da sie bestehende Flächen effizienter nutzen und kaum zusätzlichen Platz beanspruchen.

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Energiegewinnung direkt an der Straße

Autobahnen bieten ein enormes Potenzial für Photovoltaikanlagen. Nicht nur Böschungen und Lärmschutzwände, sondern auch Windschutzwände können mit Solarmodulen ausgestattet werden. „Die Trassen und Infrastrukturen von Autobahnen eignen sich hervorragend, um Synergien zwischen Verkehr und Energieerzeugung zu schaffen“, so Mielchen.

Im Rahmen des Innovationsparks Erneuerbare Energien hat der Zweckverband konkrete Pläne vorgelegt. So sollen entlang der Autobahn A44n sowie der A46 Solaranlagen installiert werden. Die technische Umsetzung ist vielseitig: Neben klassischen Modulen auf Böschungen und Wänden werden vertikale PV-Module an Windschutzwänden getestet. Dies ermöglicht eine hohe Effizienz bei gleichzeitiger optimaler Flächennutzung.

Technische und wirtschaftliche Machbarkeit

Drees & Sommer hat im August 2024 eine umfassende Machbarkeitsstudie präsentiert. Diese zeigt, dass das geplante 24-Megawatt-Projekt entlang eines 30 Kilometer langen Autobahnabschnitts realisierbar ist. Die Studie untersucht technische, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte sowie potenzielle Betreibermodelle. Dabei wurden auch mögliche Zeitpläne und Genehmigungsprozesse analysiert.

„Solarautobahnen bieten ein enormes Potenzial für eine nachhaltige Infrastruktur“, betont Alexander Vorkoeper, Senior Consultant bei Drees & Sommer. Herausforderungen wie Netzanschlüsse und Genehmigungsverfahren sind bekannt, aber lösbar. Mit einem klaren Plan und der Zusammenarbeit aller Beteiligten können solche Projekte zügig umgesetzt werden. Die Ergebnisse der Studie könnten bundesweit Anwendung finden, denn Deutschland verfügt über ein Autobahnnetz von 13.200 Kilometern. Das Netz birgt somit enorme Möglichkeiten zur Energiegewinnung.

Die Zahlen sprechen für sich

Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE entfallen etwa fünf Prozent der Landesfläche in Deutschland auf Verkehrswege. Diese bieten ein Potenzial von 300 Gigawatt zusätzlicher PV-Leistung. Zum Vergleich: Im April 2024 betrug die installierte Photovoltaik-Leistung in Deutschland 81,5 Gigawatt. Die Umsetzung von Solarautobahnen könnte diese Kapazität vervielfachen und die Versorgung mit sauberer Energie auf ein neues Niveau heben.

Auch andere Projekte zeigen, wie erfolgreich Solarenergie an Verkehrswegen genutzt werden kann. In Baden-Württemberg wurde 2023 eine Testanlage an der Autobahn A81 in Betrieb genommen. Autos und Lkw fahren dort unter einem Dach aus Photovoltaik-Modulen. Das Fraunhofer-Institut untersucht die Anlage auf Aspekte wie Statik, Wartung und Verkehrssicherheit. Erste Ergebnisse sind vielversprechend und bestärken die Idee, Autobahnen systematisch für die Solarstromproduktion zu nutzen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen erleichtern den Ausbau

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schafft die rechtliche Grundlage für solche Projekte. Flächen bis zu 200 Metern Entfernung vom Fahrbahnrand gelten als privilegierte Standorte für Photovoltaikanlagen. Zudem wurden Einschränkungen für den Bau in unmittelbarer Straßennähe gelockert.

Nach Prüfungen im Einzelfall kann dieser gesamte Bereich genutzt werden. Diese gesetzlichen Anpassungen erleichtern den Ausbau von Solarautobahnen erheblich und könnten deutschlandweit die Umsetzung solcher Projekte beschleunigen.

Internationale Erfahrungen

Deutschland ist nicht allein bei der Nutzung von Verkehrswegen für Solarenergie. In China wurde 2017 die weltweit erste PV-Autobahn gebaut, die jährlich eine Million Kilowattstunden Strom erzeugt. Unterhalb einer transparenten Fahrbahn wurden Solarmodule verbaut, die nicht nur Energie produzieren, sondern auch Straßenbeläge vor Hitze und Witterung schützen.

Auch die Niederlande haben Pionierarbeit geleistet. Dort wurde 2014 ein Solarradweg in Betrieb genommen, der nach anfänglichen Herausforderungen mehr Strom erzeugte als erwartet. Solche Projekte zeigen, dass die Integration von Solarenergie in Verkehrswege weltweit auf Interesse und Erfolg stößt.

Mehr als eine Solarautobahn

Der Zweckverband Landfolge Garzweiler verfolgt eine ganzheitliche Vision. Neben der Solarautobahn umfasst der Innovationspark weitere Projekte, darunter eine multifunktionale Energielandschaft und Konzepte für die Nutzung von Wasserstoff. Ziel ist es, die Region zu einer Modellregion für erneuerbare Energien zu machen. „Wir wollen Energieregion bleiben, aber ohne die Braunkohle“, erklärt Volker Mielchen.

Ein integriertes Energiesystem soll die Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Nutzung regenerativer Energien optimieren. Hierzu gehören neben der Solarautobahn der Aufbau eines Green Energy Hubs sowie ein interkommunales Industriegebiet mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Energieversorgung. Die Kombination verschiedener Technologien soll Garzweiler zu einem Vorreiter in der Energiewende machen.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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