Lohnlücke 13.02.2020, 14:13 Uhr

Gehalt: Was Frauen im Ingenieurberuf verdienen

Nach wie vor verdienen Ingenieurinnen weniger als Ingenieure. Wie viel weniger es ist, hängt auch von der Fachrichtung ab. In einigen besteht kaum noch eine Lohnlücke zwischen dem Verdienst von Männern und Frauen, auch Gender Pay Gap genannt.

Frau und Mann mit Sicherheitshelm in einem Lager vor Paletten

Foto: panthermedia.net/Craig Robinson

Was verdienen Ingenieurinnen?

Die Gehaltsstudie von Ingenieur.de, die die Ingenieureinkommen von 2002 bis 2018 untersucht hat, legt aktuelle Zahlen für die Lohnlücke zwischen Ingenieuren und Ingenieurinnen vor. So verdienten Fach- und Projektingenieure 2018 im Mittel 50.400 Euro, die Ingenieurinnen in der gleichen Position 48.940 Euro. Für diesen Vergleich wurden Stichproben mit je 400 weiblichen und 400 männlichen Ingenieuren herangezogen – darunter ausschließlich Fach- und Projektingenieure mit einer Berufserfahrung von bis zu 5 Jahren und nicht mehr als 5 unterstellten Mitarbeitern. Bis zum Jahr 2013 haben die Gehälter der Ingenieurinnen gegenüber denen ihrer männlichen Kollegen stetig aufgeholt. Von 2013 bis 2016 gab es einen leichten Rückschlag, den die Ingenieurinnen in den vergangenen beiden Jahren wieder wettgemacht haben. Dennoch lagen die Bruttojahresgehälter der Fach- und Projektingenieurinnen 2018 durchschnittlich 2,9 % unter denen der Ingenieure.

Berechnung des Gender Pay Gaps

Die geschlechterbedingte Lohnlücke bleibt trotz besser werdender Zahlen ein Diskussionsthema. Das mag auch daran liegen, dass der Gender Pay Gap auf zwei verschiedene Arten berechnet werden kann und dabei entsteht

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  • einmal eine deutlich größere Lücke (unbereinigte Version)
  • einmal eine kleinere Lücke (bereinigte Version)

Das Statistische Bundesamt berechnet jährlich die unbereinigte Version. Die bereinigte Version ist deutlich aufwendiger in der Erstellung und wird daher nur alle 4 Jahre erhoben. Dafür berücksichtigt sie auch Faktoren wie Ausbildung, Beruf, Qualifikation und Berufserfahrung und ist deshalb genauer. Wie die Berechnungen im Detail aussehen, verrät der Artikel Was heißt Equal Pay?

Die Zahlen werden nicht explizit für Ingenieure und Ingenieurinnen erhoben, sondern bilden den deutschlandweiten Schnitt ab.  So verdienten Frauen laut unbereinigter Version 2018 etwa 21 % weniger als Männer. Ein Wert, den man auf die Ingenieurbranche übertragen kann, wenn man den Durchschnitt aller Ingenieurberufssparten betrachtet. Das Problem der unbereinigten Version: Sie vergleicht Führungskräfte und Arbeiter und somit eine sehr breite Spanne an Gehältern. Deshalb ist sie umstritten.

Die bereinigte Version bietet aufgrund ihrer differenzierten Berechnung genauere Zahlen an. Die aktuellsten stammen aus dem Jahr 2014. Zu diesem Zeitpunkt lag die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern bei 6 %. Der jährlich herausgegebene Entgeltmonitor von Compensation Partner hat bereits Zahlen für 2018 errechnet. Eines der Vergleichskriterien waren die Verdienstklassen. Die Gruppe mit Mediangehältern von 55.000 bis 66.000 Euro, zu denen auch die Ingenieurinnen und Ingenieure zählen, weist eine Entgeltlücke von 7,6 % auf.

Gehälter nach Fachrichtung und Geschlecht

Nach wie vor gibt es also eine Ungleichbezahlung zwischen Ingenieuren und Ingenieurinnen. Doch trifft das auch auf alle Ingenieurbranchen zu? Für den Vergleich unter den Ingenieuren verschiedener Fachrichtungen liegen Zahlen der Hans-Böckler-Stiftung aus den Jahren 2008 bis 2011 vor – allerdings in der unbereinigten Version. So lag die Lohnlücke branchenübergreifend im Jahr 2008 noch bei 17 % und verringerte sich bis 2011 so gut wie gar nicht (16,9 %). Überdurchschnittlich hoch ist die geschlechtsspezifische Lohnlücke bei den Bauingenieuren, wo sie 2008 bei 23,2 % lag. Sie verringerte sich aber bis 2011 deutlich auf 18,5 %. Ganz anders sieht es in der Softwarebranche aus. Ingenieurinnen in diesem Bereich verdienten 2008 noch 13,1 % weniger als ihre männlichen Kollegen, heute liegt der Wert im einstelligen Bereich: 2011 war er auf 8,2 % gesunken.

Geschlechtsspezifische Lohnlücke im Jahr 2011 (unbereinigt)
Bauingenieure 18,5 %
Ingenieure aller Fachrichtungen 16,9 %
Wirtschaftsingenieure 15,3 %
Softwareingenieure 8,2 %
Maschinenbauingenieure 7 %*

*Zahlen aus 2019

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung

 

Seit den Berechnungen aus dem Jahr 2011 hat sich in Sachen Lohnlücke nicht mehr viel verändert. Aktuelle Zahlen gibt es derzeit nur für Bauingenieure und -ingenieurinnen sowie für Maschinenbauingenieure und ihre weiblichen Kollegen. Bei ersteren lag die Lohnlücke 2019 nach wie vor bei hohen 16 Prozent. Bei den Maschinenbauern sieht es etwas besser aus: Bei ihnen sank der Wert von 14,7 % in 2008 auf 11,8 % in 2011 und hat sich seitdem nochmals deutlich auf aktuell 7 % verbessert.

Warum gibt es überhaupt Unterschiede beim Gehalt?

Warum Frauen im Ingenieurberuf deutlich weniger verdienen als Männer, lässt sich nur vermuten. Die Begründung, die häufig als Erklärung für die geschlechterspezifische Lohnlücke herangezogen wird, nämlich dass Frauen überwiegend in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, funktioniert innerhalb des Ingenieurberufs nicht. Denn egal ob Ingenieurinnen oder Ingenieure – beide leisten letztlich dieselbe Arbeit in ihren jeweiligen Positionen.

Auch die Betriebsgröße wird allgemein als Grund für unterschiedliche Gehälter genannt. So verdienen Ingenieure in Großbetrieben mit mehr als 500 Beschäftigten im Durchschnitt rund 32 % mehr als ihre Kollegen in den Betrieben mit unter 100 Beschäftigten. Man könnte nun also vermuten, dass Frauen überdurchschnittlich häufig in kleineren Betrieben beschäftigt sind. Statistische Belege dafür gibt es jedoch nicht.

Ein erklärender Faktor für die Lohnlücke unter Ingenieuren dürfte hingegen die Tatsache sein, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten. Auch sind es meist Frauen, die ihre berufliche Karriere familienbedingt unterbrechen und die seltener die besser bezahlten Führungspositionen bekleiden. Obwohl Frauen heute – statistisch gesehen – besser ausgebildet sind als Männer, ergreifen sie immer noch verstärkt frauendominierte Berufe in den Bereichen Erziehung und Pflege und fehlen weiterhin in den Mint-Berufen, zu denen auch die Ingenieurbranche gehört. Und solange ein Beruf männerdominiert bleibt, verdienen Männer in fast allen Fällen mehr. Zu den Gehaltsunterschieden bei Leitenden

Weniger erfolgreich bei Verhandlungen

In einigen Fällen lässt sich die geringere Bezahlung auch mit dem Wesen von Frauen begründen. Sie sind zwar nicht per se konfliktscheu, aber wenn es um die Gehaltsverhandlung geht, scheuen viele die Konfrontation und die Forderung nach mehr Lohn. Sie wissen zwar, dass sie gut sind und hervorragende Arbeit leisten, aber Ingenieurinnen zweifeln mehr als Ingenieure an den eigenen Fähigkeiten. Kein Chef in der freien Marktwirtschaft erhöht aber von sich aus das Gehalt.

Diese Konfliktscheu liegt oftmals in der Erziehung begründet. Nett und höflich zu sein, wird bei Mädchen als positiv angesehen – was altbacken und konservativ klingt, ist in der Erziehung immer noch gang und gäbe und gerät den Frauen im späteren Berufsleben oft zum Nachteil. In vielen Branchen, auch bei den Ingenieuren, wird in Bezug auf Männer und Frauen immer noch zu stark in Stereotypen gedacht. Verhandelt ein Mann hart um sein Gehalt, ist er selbstbewusst und hat Verhandlungsgeschick. Einer Frau wird im gleichen Fall tendenziell eher „Karrieregeilheit“ attestiert.  Das Gute: Verhandlungsführung kann man lernen.

Darüber hinaus gibt es jedoch große Unterschiede in Bezug auf die Ansprüche, die an Ingenieure und Ingenieurinnen gestellt werden. Bei gleicher Leistung erreicht ein Mann immer noch mehr Anerkennung, wohingegen Frauen stärker um Anerkennung kämpfen müssen – wie es oft in männerdominierten Berufen der Fall ist. Um diese These kritisch zu hinterfragen, haben das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung und das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen ein geschlechterneutrales Verfahren zur Bewertung von Arbeit entwickelt, den Comparable-Worth-Index (CW). Der Index umfasst die Bewertungskriterien „Wissen und Können“, „Verantwortung für Andere“ sowie psycho-soziale und physische Arbeitsanforderungen. So sollen die Anforderungen und Belastungen in Berufen statistisch und geschlechterneutral verglichen werden können. Erste Analysen zeigen, dass es durchaus große Unterschiede bei der Bezahlung von Männern und Frauen gibt, obwohl die beruflichen Anforderungen und Belastungen entweder gleich oder zumindest gleichwertig sind.

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Wie erreicht man eine Gleichbehandlung?

Erste Ansätze für mehr Gleichbehandlung bei der Bezahlung von Männern und Frauen gibt es seit Juli 2017, als das Entgelttransparenzgesetz (EntgTranspG) in Kraft trat. (Zum Für und Wider erfahren Sie mehr in unserem Artikel Her mit der Gehaltstransparenz!.) Das Gesetz soll dabei helfen, gleiche Gehälter für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit durchsetzen. Erste Umfragen in Betrieben mit Betriebsrat – ein vorhandener Betriebsrat war Voraussetzung für die Umfrageteilnahme – zeigen jedoch, dass dieses Gesetz bislang nicht greift. So kommt der WSI-Report zur Entgeltgleichheit von Frauen und Männern vom Januar 2019 zu folgendem Schluss: Das Gesetz hat in der Mehrheit der befragten Betriebe keine Auswirkungen gehabt. In lediglich 12 % der betroffenen Unternehmen gab es überhaupt Bemühungen für eine Umsetzung der Gesetzesvorgaben. Laut Report fühlte sich nur ein kleiner Teil der Betriebe von der Aufforderung angesprochen, für Entgeltgleichheit zu sorgen. 20 % waren der Ansicht, dass ihr Betrieb nicht in den Geltungsbereich des Gesetzes fällt.

Das zeigt, dass das Entgelttransparentgesetz zu viel Spielraum und Möglichkeiten der Interpretation zulässt. Um tatsächlich eine Gleichbehandlung in Sachen Lohn bei Ingenieurinnen und Ingenieuren zu erreichen, müssen die im Gesetz verankerten Wege zu mehr Transparenz und Entgeltgleichheit verbindlicher formuliert werden. Dass die Offenlegung der Gehälter tatsächlich für mehr Gleichbehandlung sorgt, zeigt eine Studie von US-Forschern der Cornell Universität, die den Effekt der Lohntransparenz in dänischen Firmen untersuchte. Dort besteht seit 2006 eine Verpflichtung zur Offenlegung der Gehälter. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass die Frauen zwar nicht mehr Lohn erhielten, sondern die Gehälter der Männer nach der Offenlegung geringer anstiegen, was zu einer Angleichung führte.

(Neu-)Bewertung von Arbeit

Für die gehaltsspezifische Gleichbehandlung von Ingenieurinnen und Ingenieuren muss sich auch die Bewertung von Arbeit ändern. Die Ergebnisse des CW-Index sind diesbezüglich deutlich. Eine Einteilung in Männer- oder Frauenarbeit wird der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht gerecht. Immer mehr Frauen ergreifen typische Männerberufe (was gerade in der Ingenieurbranche zu sehen ist). Aber auch Männer arbeiten immer öfter in typischen Frauenberufen, etwa als Erzieher. Umso wichtiger ist es, das Gehalt nach der geleisteten Arbeit zu berechnen und nicht nach dem Geschlecht. Dafür bedarf es eines gesellschaftlichen Umdenkens.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist freiberufliche Texterin und Medizinautorin.

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