Studie für Bundesbauministerium 01.12.2014, 13:12 Uhr

Häuser mit Styropordämmung können zur Feuerhölle werden

Für Bewohner Hunderttausender Häuser mit Styropordämmung bedeutet es Lebensgefahr: Bei einem Brand sind die Kunststoffplatten an der Fassade Brandbeschleuniger, die das Haus in eine Feuerfalle verwandeln. Diese jahrelang totgeschwiegene Gefahr liegt dem Bundesbauministerium jetzt in einer Studie schwarz auf weiß vor. 

Häuser in ganz Deutschland erhalten Wärmedämmung, um die Wärmedämmvorschriften der Bundesregierung einzuhalten. In 80 Prozent der Fälle kommt das günstige und feuergefährliche Polystyrol zum Einsatz.

Häuser in ganz Deutschland erhalten Wärmedämmung, um die Wärmedämmvorschriften der Bundesregierung einzuhalten. In 80 Prozent der Fälle kommt das günstige und feuergefährliche Polystyrol zum Einsatz.

Foto: Armin Weigel/dpa

Den Bauministern der Bundesländer liegt laut Nachrichtenmagazin Spiegel eine interne Analyse vor, die bestätigt: Alle Häuser sind brandgefährdet, deren Fassaden mit sogenannten Wärmedämmverbundsystemen aus Styropor versehen sind. Dieser Erkenntnis liegt eine erschreckende Versuchsreihe zugrunde. Experten hatten dabei eine Holzkrippe vor einer 60 Quadratmeter großen Wand mit Polystyrol-Dämmplatten entzündet. Bereits nach 15 Minuten stand die gesamte Fläche lichterloh in Flammen. Vollbrand, wie es die Experten nennen. Das Wärmeverbundsystem hat versagt.

Experten fordern Verschärfung der Brandschutzvorschriften

Die Gefahr betrifft viele Häuser in Deutschland: Platten aus Polystyrol sind auf dem Markt der preiswerteste Dämmstoff und kommen mittlerweile bei 80 Prozent der Wärmedämmeinbauten zum Einsatz, um die Wärmedämmvorschriften der Bundesregierung einzuhalten.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Hessenwasser GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Arbeitssicherheit (m/w/d) Hessenwasser GmbH & Co. KG
Groß-Gerau/Dornheim Zum Job 
Stadtwerke Bayreuth-Firmenlogo
Ingenieur Netzanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Bayreuth
Bayreuth Zum Job 
Excellence-Firmenlogo
Embedded Software Entwickler (m/w/d) Excellence
Dortmund Zum Job 
Excellence-Firmenlogo
Projektleiter (m/w) Engineering Excellence
Excellence-Firmenlogo
Software Tester (m/w/d) Excellence
LVR-Klinik Bedburg-Hau-Firmenlogo
Leitung (m/w/d) der Technischen Abteilung LVR-Klinik Bedburg-Hau
Bedburg-Hau Zum Job 
LVR-Klinik Bedburg-Hau-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) bzw. Bachelor of Engineering der elektrischen Gebäudeausrüstung und elektrischen Infrastruktur LVR-Klinik Bedburg-Hau
Bedburg-Hau Zum Job 
Technische Werke Ludwigshafen am Rhein AG-Firmenlogo
Leiter Großanlagen Müllheizkraftwerk (m/w/d) Technische Werke Ludwigshafen am Rhein AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
Deutsche Infineum GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Business Unit Leader (m/w/d) Deutsche Infineum GmbH & Co. KG
SWM Services GmbH-Firmenlogo
Planung Netztrafostationen (m/w/d) SWM Services GmbH
München Zum Job 
VDI Technologiezentrum GmbH-Firmenlogo
Projekt Manager*in in der Projektträgerschaft Materialien für Bau und Infrastruktur VDI Technologiezentrum GmbH
Düsseldorf Zum Job 
Dyneon GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Dyneon GmbH
Burgkirchen an der Alz Zum Job 
Excellence-Firmenlogo
Leitender technischer Planer (m/w/d) Umspannwerke Excellence
Hannover Zum Job 
FAULHABER-Firmenlogo
Versuchsingenieur (m/w/d) FAULHABER
Schönaich Zum Job 
Excellence-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik Wärmepumpen (m/w/d) Excellence
Göttingen, Hildesheim Zum Job 
Süwag Energie AG-Firmenlogo
Senior Projektmanager Netzschutz und Leittechnik (m|w|d) Süwag Energie AG
Frankfurt am Main Zum Job 
Excellence-Firmenlogo
Planungsingenieur (m/w/d) Versorgungsinfrastruktur Excellence
Braunschweig Zum Job 
Süwag Energie AG-Firmenlogo
Sachbearbeiter Messtechnik (m|w|d) Süwag Energie AG
Hofheim Zum Job 
Süwag Energie AG-Firmenlogo
Senior Projektmanager Hochspannungsnetz (m|w|d) Süwag Energie AG
Frankfurt am Main, Pleidelsheim Zum Job 
Rohde & Schwarz Österreich GesmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler (m/w/d) Embedded Systems Rohde & Schwarz Österreich GesmbH
Berlin, Stuttgart Zum Job 

Was also tun? Die Experten haben dem Bundesbauministerium vorgeschlagen, die Brandschutzvorschriften für Neubauten zu verschärfen. Sogenannte Brandriegel könnten zukünftig verhindern, dass sich Brände unkontrolliert ausbreiten – das sind Streifen nichtbrennbarer Mineralwolle, die sich in die Fassade einarbeiten lassen.

Solche Brandsperren sind bei Einfamilienhäusern bislang nicht vorgeschrieben. Die Experten fordern allerdings nicht dazu auf, bestehende Gebäude nachzurüsten. Hier soll ein Merkblatt an die Mieter ausreichen, mit der Bitte, Mülltonnen und andere brennbare Gegenstände von der Fassade abzurücken.

Keine Rettung über das Fenster: Polystyrol schmilzt und fließt Fassade herunter

Was macht Polystyrol so gefährlich? Das aus Rohöl gefertigte Material schmilzt bei Hitze und verwandelt sich in eine entzündbare Flüssigkeit, so dass „die Brandlast während des Brandverlaufs zunimmt“, heißt es in der Studie.

Im Brandfall ist eine Rettung über die Fenster nicht mehr möglich: Das Polystyrol schmilzt bei Hitze und tropft an den Fenstern vorbei. Ist gleichzeitig das Treppenhaus verraucht, verwandelt sich das Haus in eine Todesfalle. 

Im Brandfall ist eine Rettung über die Fenster nicht mehr möglich: Das Polystyrol schmilzt bei Hitze und tropft an den Fenstern vorbei. Ist gleichzeitig das Treppenhaus verraucht, verwandelt sich das Haus in eine Todesfalle.

Quelle: dpa

Doch nicht nur das: „Wenn Polystyrol brennt, schmilzt und tropft es in großer Breite von der Fassade und bildet eine undurchdringliche Barriere aus flüssigem heißem Material“, erklärt Reimund Stewen, Vorstandsmitglied des Verbands Privater Bauherren (VPB), in einem Bericht der Welt. Rettung über die Fenster fällt dann aus, wenn flüssiges Styropor an den Fenstern vorbeitropft. Brennt gleichzeitig das Treppenhaus, verwandelt sich das Haus schnell in eine Todesfalle.

THW-Präsident: Menschen würden auf der Straße demonstrieren

Neu ist diese Erkenntnis nicht. 2011 zündeten Jugendliche in Delmenhorst Müllcontainer an, die neben einem Mehrfamilienhaus standen, das mit Polystyrol gedämmt war. Zunächst brannte der Müll, kurze Zeit später die ganze Fassade – 209 Bewohner konnten gerade noch rechtzeitig gerettet werden. Kein Glück hingegen hatten zwei Menschen, die 2005 bei einem Styroporbrand in Berlin-Heinerdorf ums Leben kamen.

Albrecht Broemme war damals Einsatzleiter der Berliner Feuerwehr, heute ist er Präsident des Technischen Hilfswerks. Er warnte schon 2011 in einem Interview mit dem NDR für die Dokumentation „Wahnsinn Wärmedämmung“ vor dem gefährlichen Fassadendämmstoff: „Wüssten die Menschen um das Brandrisiko, würden sie dagegen auf den Straßen protestieren.“

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitet als freiberuflicher Journalist für Zeitschriften und Onlinemagazine wie die VDI Nachrichten und Ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.