Lebensmitteltechnologie 30.11.2012, 19:56 Uhr

„Smoothfood“ für Pflegepatienten

Ob Rindsroulade oder Hühnerkeule – nichts ist so, wie es scheint. Die einzelne Zutat sieht fest aus, hat aber tatsächlich die Konsistenz eines Gels. Eine Bremerhavener Firma hat das Verfahren zur Herstellung der weichen Kost für Kranke und Pflegebedürftige jetzt mit Unterstützung der EU weiterentwickelt.

„Smoothfood“ heißen solche Zubereitungen im Fachjargon – in Anlehnung an „Smoothies“, angedicktes Obstpüree. „Es ist ein Ernährungskonzept, das Pflegepatienten und Menschen mit extremen Kau- oder Schluckbeschwerden die Freude am Essen zurückgeben kann“, erläutert Janine Jenta, Produktmanagerin bei der Bremerhavener Firma Biozoon. Mit einem unscheinbaren weißen Pulver hebt die Firma für Lebensmitteltechnologie an, die Altenheim- und Krankenhausküche zu revolutionieren.

„Allein wegen des wachsenden Anteils alter Menschen in unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Pflegepatienten“, sagt Biozoon-Geschäftsführer Matthias Kück. Hinzu kommen Schwerkranke. „All diese Menschen sind auf breiige Nahrung angewiesen, die ihnen löffelweise verabreicht wird“, erläutert der Verfahrenstechniker. Babygläschen oder Astronautennahrung aus der Tube ist oft das Einzige, was sie zu essen bekommen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
FH Münster-Firmenlogo
Mitarbeiter/in (w/m/d) zur Koordination der Schulkontakte FH Münster
Steinfurt Zum Job 
über ifp l Personalberatung Managementdiagnostik-Firmenlogo
Stellvertretende Leitung Bau- und Gebäudetechnik (m/w/d) über ifp l Personalberatung Managementdiagnostik
Rhein-Main-Gebiet Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Brückenprüfung Die Autobahn GmbH des Bundes
TAUW GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur:in (m/w/d) Hydro(geo)logische Modellierungen TAUW GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
PNE AG-Firmenlogo
Experte Technischer Einkauf für Windenergieanlagen (m/w/d) PNE AG
Hamburg, Husum, Cuxhaven Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Instandhaltungsmanager*in (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Rittal GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Prüfingenieur (m/w/d) Dynamik / Schwingungstechnik Rittal GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Wissenschaftler (m/w/d) - angewandte NV-Magnetometrie und Laserschwellen-Magnetometer Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Teamleiter*in Bauprojekte Elektrotechnik (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
Stadtwerke Frankenthal GmbH-Firmenlogo
Energieberater (m/w/d) Stadtwerke Frankenthal GmbH
Frankenthal Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Lead Ingenieur Elektrotechnik / MSR (m/w/d) Griesemann Gruppe
Köln, Wesseling Zum Job 
Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Konstrukteurin / Konstrukteur Maschinen und Anlagen Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG
Bad Säckingen Zum Job 
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Senior Projekt-/Entwicklungsingenieur (m/w/d) in der Konstruktion von Medizingeräten PARI Pharma GmbH
Gräfelfing Zum Job 
ABO Wind AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Umspannwerke 110kV für erneuerbare Energien ABO Wind AG
verschiedene Standorte Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Bauingenieur:in Maßnahmenentwicklung Netze (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleitung (m/w/d) Umweltmanagement und Landschaftspflege Die Autobahn GmbH des Bundes
Residenzstadt Celle-Firmenlogo
Abteilungsleitung (d/m/w) für die Stadtplanung im Fachdienst Bauordnung Residenzstadt Celle
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verkehrsbeeinflussungsanlagen Die Autobahn GmbH des Bundes
Hamburg Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Angebotsmanagement VIVAVIS AG
Ettlingen, Berlin, Bochum, Koblenz Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Telematik-Infrastruktur Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 

„Smoothfood“: Weiche und pürierte Nahrungsbestandteile mit dauerhafter, fester Konsistenz

Die Alternative zum freud- und farblosen Einheitsbrei haben Kücks Köche und Lebensmitteltechnologen aus einer Zutat entwickelt, die internationale Spitzenköche ebenso einsetzen wie die Nahrungsmittelindustrie. Mit sogenannten Texturgebern bekommen weiche und pürierte Nahrungsbestandteile eine dauerhaft feste Konsistenz.

Die gleichen Verdickungsmittel auf pflanzlicher Basis dienten Sterneköchen wie Heston Blumenthal (London) oder Ferran Adrià (Barcelona) bei ihren Ausflügen in die „molekulare“ Küche zum Beispiel dazu, Erbsensuppe in Würfelform zu bringen oder Campari-Drops als Aperitif zum Lutschen zu servieren.

Nachdem Kück bereits vor Jahren einen Baukasten mit Zutaten für die molekulare Küche auf den Markt und das experimentelle Kochen damit an den heimischen Herd gebracht hatte, nahm er sich jetzt der Alten und Kranken an.

Biozoon hat das Prinzip nicht erfunden, „aber wir haben es so weiterentwickelt, dass es ohne besonderen Aufwand in jeder Krankenhaus- und Altenheimküche angewendet werden kann“, sagt der Verfahrenstechniker.

Mithilfe der EU geht der Bremerhavener Lebensmittelexperte jetzt noch einen Schritt weiter und entwickelt mit Partnern aus den Niederlanden, Italien und Dänemark Verfahren zur industriellen Anwendung des Prinzips.

Sogenannte Texturgeber verleihen „Smoothfood“ die nötige Festigkeit

Das Problem, das Kück auf dem Weg zum appetitlichen „Gel-Menü“ löste, hat mit der Funktionsweise von Texturgebern zu tun. Um ihre festigende Wirkung zu erzielen, müssen die zum Beispiel aus Algen gewonnenen Verdickungsmittel exakt auf den Säuregrad des jeweiligen Lebensmittels abgestimmt sein. „Die einzelnen Bestandteile eines Mittagessens sind aber unter-schiedlich säurehaltig“, erläutert Jenta.

In der Klinik hätte dies bedeutet: „Die Köche müssen aus einer ganzen Batterie unterschiedlicher Texturen grammweise genau die erforderlichen Pülverchen abmessen und einsetzen“, erklärt die Produktmanagerin. Am Kochprinzip liege das aber nicht: „Jede einzelne Zutat wird zunächst klassisch zubereitet, dann püriert und in speziellen Silikon-Formen wieder in die Ursprungsform gebracht.“

In monatelangen Koch- und Laborversuchen kreierten die Bremerhavener vier Variationen aus natürlichen Texturgebern, „die für mindestens 90  aller Lebensmittel geeignet und einfach anzuwenden sind“, sagt Jenta. Prinzipiell lässt sich so jedes Gericht in jeder Konsistenz herstellen.

„Die Patienten erleben ein optisch und geschmacklich wieder ansprechendes Essen – ohne Schmerzen und Beschwerden“, versichert Kück. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mittlerweile lassen sich bereits 700 Kunden mit dem „Zauberpulver“ aus Bremerhaven versorgen.

EU fordert Forschungsprojekt zu „Smoothfood“

Für Kück und sein Team ist das aber erst der Anfang. Die EU hat gerade 3 Mio. € und damit 75 % der Gesamtkosten für ein internationales Forschungsprojekt zu „Smoothfood“ bewilligt. „Wir wollen ein Verfahren zur industriellen Herstellung entwickeln, dann könnte dieses Essen auch in der häuslichen Pflege eingesetzt werden“, sagt Kück.

Im Projekt „Performance“ geht es nicht nur darum, Püree dauerhaft in Form zu bringen. Ein Teil des Vorhabens, für das die Bremerhavener die Federführung und Koordination übernommen haben, ist auch Hightech-Maschinenbau. „Ziel ist es, das sogenannte 3-D-Printing auch für die Produktion von Lebensmitteln anzuwenden.“

Dieses Verfahren wird vor allem im Präzisionsmaschinenbau angewendet – komplizierte dreidimensionale Figuren, die nicht durch Drehen oder Fräsen erzeugt werden können, entstehen aus hauchdünnen Materiallagen, die Schicht für Schicht übereinander gesprüht werden.

In der Lebensmittelindustrie wird die Technik bereits eingesetzt, um Tomatensoße exakt und ohne am Rand zu kleckern, auf Pizzaböden zu sprühen. „Das klingt absolut technisch und im ersten Moment wenig appetitanregend“, sagt Kück. „Aber wenn es uns gelingt, alten und kranken Menschen durch technisch geformtes Essen wieder etwas Freude in den Alltag zu bringen, hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt.“

 

Ein Beitrag von:

  • Bettina Reckter

    Bettina-Reckter

    Redakteurin VDI nachrichten
    Fachthemen: Forschung, Biotechnologie, Chemie/Verfahrenstechnik, Lebensmitteltechnologie, Medizintechnik, Umwelt, Reportagen

  • Wolfgang Heumer

    Der Autor hat mehr als zehn Jahre als Redakteur und Redaktionsleiter für verschiedene Tageszeitungen gearbeitet. Seit 1998 ist er freiberuflich mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Technik und Wissenschaft für Magazine, Agenturen, Tageszeitungen und fachlich geprägte Medien tätig.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.