Technik-Flops 12.05.2024, 08:00 Uhr

Berühmte technologische Fehlschläge

Was eint die Titanic, Windows Vista und Nokia? Alle waren technologische Fehlschläge. Warum diese innovativen Projekte scheiterten, hat unterschiedliche Gründe. Hätte sich das verhindern lassen? Vielleicht. De facto hätte man in allen Fällen vieles besser machen können.

Nokia

Bittere Lehren aus großen Fehlern: Titanic, Windows Vista und Nokia vereint das Schicksal des Scheiterns in der Technologiebranche.

Foto: PantherMedia / Péter Gudella

Was versteht man unter technologischen Fehlschlägen?

Technologische Fehlschläge sind Innovationen oder Entwicklungen, die nicht den Erwartungen entsprechen oder unerwartete Probleme verursachen. Ein prominentes Beispiel ist die Concorde, ein Überschallflugzeug, das aufgrund hoher Betriebskosten und Sicherheitsbedenken ein kommerzielles Fiasko war. Auch das Samsung Galaxy Note 7, ein Smartphone, fällt in diese Kategorie. Es verursachte aufgrund von Batterieproblemen und Bränden einen globalen Rückruf und erheblichen Imageschaden für Samsung. Im Folgenden finden Sie weitere Beispiele für prominente technologische Fehlschläge:

Die Titanic: Überheblichkeit in der Ingenieurskunst

Der Fall der Titanic gilt als einer der tragischsten technologischen Fehlschläge in der Geschichte. Das Schiff wurde als Wunderwerk seiner Zeit gefeiert und als unsinkbar beworben. Die Bauweise galt als revolutionär. Die Titanic war mit einem System von wasserdichten Schotten ausgestattet, das im Falle einer Kollision das Eindringen von Wasser verhindern oder zumindest begrenzen sollte. Aufgrund der vermeintlichen Unsinkbarkeit blieben daher viele Menschen nach dem Unglück lieber an Bord: Bis zuletzt glaubten sie sich auf dem Stahlkoloss in Sicherheit.

Es gab jedoch Fehler in der Konstruktion. Der Hauptfehler lag in der Qualität des verwendeten Stahls, der bei niedrigen Temperaturen brüchig wurde. Auch die Nieten, die für Bug und Heck der Titanic verwendet wurden, hatten eine schlechtere Qualität. 2012 fanden die Forscher Jennifer Hooper McCarty und Timothy Foecke heraus, dass die Eisennieten der Titanic brüchig waren. Qualitativ hochwertige Stahlnieten wurden nur in der Rumpfmitte verbaut, die Kollision erfolgte jedoch im Bugbereich. Hätte die Werft durchgehend Stahlnieten verwendet, wäre die Titanic langsamer gesunken, mehr Menschen hätten gerettet werden können.

Ursache ist den Experten zufolge der zeitgleiche Bau gleich dreier großer Luxusdampfer in derselben Werft: parallel zur Titanic wurden die Olympic und die Britannic gebaut. Die Werkstoffqualität litt unter hohem Zeitdruck und Lieferengpässen. Als die Titanic am 14. April 1912 mit einem Eisberg kollidierte, brachen mehrere Schotten und ließen Wasser eindringen. Das Wrack weist sechs schmale Spalten im Bug auf. An diesen Stellen brachen die Stahlplatten auseinander. Das führte zum Untergang des Schiffes.

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Ein weiterer Fehler waren fehlende Rettungsboote. Obwohl die Titanic für mehr als 2.000 Passagiere ausgelegt war, gab es nur genug Boote für etwa die Hälfte der Passagiere – was den damaligen Vorschriften jedoch genügte.

Hätte der Untergang der Titanic verhindert werden können? Rückblickend betrachtet, ja. Eine bessere Materialqualität sowie mehr Rettungsboote hätten die Überlebenschancen der Passagiere verbessert.

Die Challenger-Katastrophe – Missachtung von Sicherheitsbedenken

Die Challenger-Katastrophe im Jahr 1986 war ein technologischer Fehlschlag, der die Grenzen der Raumfahrttechnologie deutlich machte. Mit sieben Astronauten an Bord explodierte die Raumfähre Challenger nur 73 Sekunden nach dem Start. Die Ursache lag in einem Konstruktionsfehler der Feststoffraketen. Die O-Ringe, die die Verbindung zwischen den Feststoffraketen und dem Haupttank bildeten, versagten aufgrund der niedrigen Temperaturen am Tag des Starts. Diese O-Ringe sollten die heißen Gase der Feststoffraketen vom Haupttank fernhalten. Die Temperaturen waren jedoch so niedrig, dass die O-Ringe kältebedingt spröde wurden. Es kam zuerst zu einem Leck und schließlich zur Katastrophe.

Ein zentraler Fehler lag darin, dass die Ingenieure und Entscheidungsträger bei der NASA die Warnungen und Bedenken der Techniker ignorierten. Es gab bereits Vorfälle, die auf potenzielle Probleme mit den O-Ringen hinwiesen. Dennoch wurde der Start der Challenger nicht verschoben.
Die Katastrophe hätte verhindert werden können, wenn die Sicherheitsbedenken ernst genommen worden wären. Die Entscheidungsträger hätten den Start der Raumfähre verschieben können, bis die Probleme bezüglich der O-Ringe behoben waren und die Sicherheit der Astronauten gewährleistet war. Darüber hinaus hätte eine bessere Kommunikation zwischen den verschiedenen Teams und eine offene Diskussion über potenzielle Risiken dazu beigetragen, diesen technologischen Fehlschlag zu verhindern.

Windows Vista – technologischer Fehlschlag in der Softwareentwicklung

Windows Vista gilt als einer der bekanntesten technologischen Fehlschläge in der Geschichte der Softwareentwicklung. Das Betriebssystem wurde von Microsoft als Nachfolger von Windows XP eingeführt, war jedoch von Anfang an mit zu vielen Problemen behaftet. Hauptgründe für das Scheitern von Windows Vista waren seine mangelnde Performance und fehlende Kompatibilität mit vielen bestehenden Anwendungen und Treibern. Das Betriebssystem benötigte deutlich mehr Ressourcen als sein Vorgänger, was dazu führte, dass es auf vielen Computern langsam lief und unzureichende Leistung bot.

Ein weiterer Faktor, der zum Scheitern von Windows Vista beitrug, war die mangelnde Kommunikation seitens Microsofts bezüglich der Anforderungen des Betriebssystems. Viele Hardwarehersteller und Softwareunternehmen waren völlig unvorbereitet und hatten nicht genügend Zeit, ihre eigenen Produkte an die gestiegenen Anforderungen anzupassen. Das Resultat: Kompatibilitätsprobleme und extrem schlecht gelaunte Microsoft-Kunden.

Ein weiteres Problem war die lange Entwicklungszeit. Angekündigt im Jahr 2001 kam Vista für Privatkunden erst Ende Januar 2007 auf den Markt (für Businesskunden im November 2006). Teilweise waren Entwicklungen aus der Frühphase des Systems bei Erscheinen technisch bereits wieder überholt.

Hätte sich der technologische Fehlschlag „Windows Vista“ verhindern lassen? Vielleicht. De facto benötigte Microsoft zu lange für die Entwicklung des Betriebssystems. Der technische Fortschritt überholte sich dabei fast regelmäßig selbst. Eine bessere Kommunikation mit der Entwicklergemeinschaft hätte vielleicht ebenfalls dazu beigetragen, die Probleme zu minimieren.

Google Glass – Ignorieren der Privatsphäre und des sozialen Kontextes

Google Glass galt als vielversprechende AR-Innovation, die eine völlig neue Art der Interaktion mit der digitalen Welt ermöglichen sollte. Allerdings stieß das Projekt auf erhebliche Probleme und scheiterte letztlich an verschiedenen Fronten. Hauptgrund für diesen technologischen Fehlschlag waren immanente Datenschutzbedenken und das Ignorieren des sozialen Kontextes.

Die Google-Glass-Brille sorgte bei vielen Nutzerinnen und Nutzern für Bedenken hinsichtlich ihrer Privatsphäre. Denn die Brille war in der Lage, unbemerkt Fotos und Videos aufzunehmen. Das führte zu Diskussionen über Überwachung und Missbrauch persönlicher Informationen. Darüber hinaus sorgte die ständige Präsenz einer Kamera am Kopf für Probleme, da Menschen sich beobachtet oder belästigt fühlten.

Auch das Fehlen eines klaren Nutzens für die Google-Glass-Brille trug zu deren Scheitern bei. Obwohl die Technologie beeindruckend war, blieb doch unklar, für was sie eigentlich geeignet war. Der fehlende Mehrwert wurde zum fehlenden Kaufanreiz. Warum, wenn nicht aus Spielerei, hätte jemand Google Glass kaufen und nutzen sollen?

Hätte Google stärker auf die Datenschutzbedenken der Öffentlichkeit reagiert und klare Richtlinien für den Gebrauch von Google Glass festgelegt, hätte sich dieser technologische Fehlschlag vielleicht vermeiden lassen. Eine engere Zusammenarbeit mit Entwicklern und Industriepartnern hätte zudem dazu beitragen können, die Technologie in sinnvolle Anwendungen zu integrieren, die einen tatsächlichen Mehrwert für Nutzerinnen und Nutzer geboten hätten.

Der Untergang von Nokia – technologischer Fehlschlag mangels Zukunftsdenken

Der Niedergang von Nokia, einst ein Gigant in der Mobilfunkindustrie, ist ein bemerkenswertes Beispiel für einen technologischen Fehlschlag aufgrund des Versäumnisses, sich auf Innovationen einzulassen. Nokia dominierte in den frühen 2000er-Jahren den Mobilfunkmarkt mit seinen robusten und benutzerfreundlichen Handys. Jedoch versäumte es das Unternehmen, auf den aufkommenden Trend von Smartphones mit Touchscreens und mobilen Betriebssystemen angemessen zu reagieren.

Während Unternehmen wie Apple und später Samsung mit ihren iPhones und Android-Geräten den Markt für Smartphones eroberten, hielt Nokia zunächst an seiner bestehenden Strategie fest. Das Unternehmen zögerte, auf Touchscreen-Technologie umzusteigen und verpasste es, ein konkurrenzfähiges mobiles Betriebssystem zu entwickeln oder zu erwerben. Nokia verlor in kürzester Zeit seine Marktanteile und wurde von Apple, Samsung und anderen Unternehmen übertroffen. Nokia musste seine Mobilfunksparte an Microsoft verkaufen, um sich auf andere Geschäftsbereiche zu konzentrieren.

Der Niedergang von Nokia hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn das Unternehmen schneller auf die Veränderungen am Markt reagiert hätte. Darüber hinaus hätte eine flexiblere Unternehmenskultur, die offen für neue Ideen und Technologien ist, dazu beitragen können, den Niedergang zu verhindern.

Letztendlich zeigt der technologische Fehlschlag von Nokia, dass selbst etablierte Unternehmen in der schnelllebigen Welt der Technologie stets gefährdet sind – und das, obwohl Nokia selbst es war, das 1996 mit dem Nokia 9000 Communicator einen frühen Vorgänger des Smartphones auf den Markt gebracht hatte.

Wie lassen sich technologische Fehlschläge vermeiden?

Technologische Fehlschläge lassen sich am besten durch sorgfältige Planung, umfassende Tests und offene Kommunikation verhindern. Eine gründliche Analyse der Anforderungen und potenziellen Risiken ist entscheidend. Feedback und Bedenken während des Entwicklungsprozesses rechtzeitig berücksichtigen, flexibel bleiben und auf wechselnde Marktbedingungen reagieren, stellt sicher, dass Produkte und Technologien relevant und wettbewerbsfähig bleiben.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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