Patent für IBM 14.08.2019, 16:00 Uhr

Was kann der Blockchain-Browser?

IBM hat ein Patent für einen Blockchain-Browser eingereicht. Mit ihm sollen Browser-Informationen gesichert und für die Ewigkeit abrufbar sein. Doch wie sichert IBM diese Daten?

Smartphone scannt Barcode auf einer Kiste voller Orangen

Blockchain-Anwendungen werden bisher nicht von Web-Browsern unterstützt. Das möchte IBM ändern.

Foto: Connie Zhou for IBM

Die Blockchain ist ein verteiltes Datenbank-Management-System und besteht aus einer kontinuierlichen, erweiterbaren Liste unzähliger Datensätze (Blöcke). Die Blöcke sind mittels sicherer, kryptographischer Verfahren direkt miteinander verkettet. Jeder Block enthält einen Streuwert (kryptographisch sicheren Hash) des vorherigen Blocks.

IBM – führender Anbieter von Blockchain-Lösungen

Die mit Abstand bekannteste und älteste Blockchain-Anwendung bisher ist der Bitcoin. Die Bitcoin-Blockchain besteht seit Januar 2009 und ist über 220 Gigabyte groß. Die Technologie der Blockchain lässt sich jedoch für unzählige Zwecke verwenden. Das US-amerikanische Technologieunternehmen IBM ist einer der Vorreiter, wenn es um professionelle Blockchain-Lösungen geht. Weltweit nutzen Unternehmen IBM-Blockchains, um Lieferungen zu beschleunigen, Lebensmittel in Sekunden verfolgen und Zahlungen international abwickeln zu können. Des Weiteren gibt es von IBM Blockchain-Anwendungen für:

  • Supply-Chain-Management
  • Smart Contracts (von Oracle gekauft)
  • BaaS (Blockchain-as-a-Service)

Patent für einen Blockchain-Browser

Geht es nach IBM, wird das Blockchain-Portfolio schon bald durch einen Web-Browser erweitert. Gemäß eines Patentantrags, der von IBM am 6. August 2019 beim zuständigen US-amerikanischen Patentamt USPTO (United States Patent and Trademark Office) eingereicht wurde, arbeitet das Unternehmen an einer neuen Software für einen Webbrowser. Laut der Anmeldung handelt es sich dabei um einen Webbrowser, der auf der Blockchain basiert und sämtliche Ereignisse in dieser sichert. Zu diesem Zweck sammelt der Webbrowser kontinuierlich Informationen während der einzelnen Sitzungen und überträgt diese an mehrere Knotenpunkte eines Peer-to-Peer-Netzwerks. Dadurch werden alle Ereignisse, die im Browser stattfinden, sicher in einer Blockchain gespeichert.

IBM wird mit seinem auf der Blockchain basierenden Browser nicht das Rad neu erfinden und ist keinesfalls das erste Unternehmen mit einer solchen Idee. Im Dezember 2018 veröffentlichte das norwegische Unternehmen Opera einen eigenen Blockchain-fähigen Browser mit dem Namen „Opera Touch“. Dieser funktioniert auf Desktop-PCs und Smartphones, besitzt eine integrierte Wallet und ermöglicht die direkte Ausführung von dezentralisierten Apps, sogenannten Dapps.

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So soll der Blockchain-Browser von IBM funktionieren

Gemäß des Patents sammelt der Blockchain-Browser von IBM eigenständig vordefinierte Informationen aus den einzelnen Sitzungen. Welche Informationen im Detail erfasst werden, hängt von der Nutzung des Browsers ab. Unterschieden wird zwischen dem Surfen mit einem Arbeitsplatz-Computer und der Nutzung eines privaten Browsers. IBM zufolge soll es in Zukunft möglich sein, die Sicherheitseinstellungen des Blockchain-Browsers für jeden Anwendungsfall individuell anzupassen.

Laut IBM werden folgende Ereignisse in der Blockchain abgelegt:

  • die besuchten Webseiten,
  • die Lesezeichen,
  • die Geolocations der Nutzer,
  • die Suchbegriffe,
  • sämtliche Cookies,
  • installierte Plugins
  • alle Sicherheits-Patches für den Browser

Dank der verschlüsselten Blockchain-Technologie müssen sich die Nutzer des Browsers keine Gedanken um eine manuelle Datensicherung machen. Kommt es beispielsweise zu einem Angriff aus dem Internet auf den Browser/Computer und gehen sämtliche lokale Daten verloren, profitieren die Nutzer von einem tragfähigen Backup sämtlicher Daten.

Laut dem Patentantrag hat IBM zusätzlich ein sogenanntes Token mit in das Browser-Konzept aufgenommen. Dieses soll laut Aussagen des US-amerikanischen Technologiekonzerns sämtliche Aktivitäten der einzelnen Browser Sessions der Nutzer überprüfen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Informationen korrekt in Blöcke verpackt und anschließend sicher in das Peer-to-Peer-Netzwerk gesendet werden.

Öffentlich zugängliche Daten und ein unlöschbarer Browserverlauf?

IBM versicherte bei der Patentanmeldung, dass durch die Entwicklung eines Blockchain-Browsers zwar sämtliche Browser-Informationen gespeichert würden. Dennoch bliebe die Privatsphäre der Nutzer zuverlässig gewahrt.

Es gibt jedoch Stimmen, die die Entwicklung eines auf der Blockchain basierenden Web-Browsers kritisch sehen und sich Sorgen um die Datensicherheit und den Datenschutz machen. Werden sämtliche Browser-Informationen, wie Cookies und Surfverläufe in der Blockchain gespeichert, können diese privaten Informationen grundsätzlich von Dritten abgerufen werden. Den Nutzern des Blockchain-Browsers hilft es in einem solchen Fall wenig, wenn sie ihre Browserdaten lokal löschen, denn es verbleiben immer noch Kopien in der Blockchain. Sämtliche Informationen werden in ein globales Netzwerk gesendet, das aus unzähligen Knotenpunkten besteht. Dort werden sie gespeichert und anschließend verarbeitet.Die Speicherung in der Blockchain befürwortet IBM vor allem aufgrund der Unveränderbarkeit der Daten und der einfachen Wiederherstellungsmöglichkeiten in einem Notfall, etwa einer Cyberattacke. Die Datenkette ist jedoch für alle Nutzer öffentlich zugänglich. Zudem baut jeder Hashwert auf den vorherigen Block auf und Details lassen sich leicht nachvollziehen.

Datenschutzexperten geben Folgendes zu bedenken: Jeder Nutzer, der sich etwas mit der Blockchain-Technologie auskennt, weiß, dass sämtliche Daten, die in die Blockkette geschrieben wurden, dort dauerhaft bleiben. Somit können die in der Blockchain abgelegten Daten von Dritten eingesehen und nachverfolgt werden. Laut eigenen Aussagen nimmt IBM jegliche Bedenken im Hinblick auf die Datensicherheit ernst und will seinen Blockchain-Browser so sicher als möglich machen. Immerhin können die Nutzer – laut Aussagen eines Unternehmenssprechers – in den Einstellungen des Browsers gezielt festlegen, welche Daten gesammelt und in der Blockchain gespeichert werden. Erst wenn der Browser fertig entwickelt oder zumindest während der Entwicklung von Nutzern getestet werden kann, wird es weitere Informationen diesbezüglich geben. Eines ist jedoch sicher: Ein Augenmerk der Tester wird auf Sicherheitslücken liegen.

Eine Bereicherung für die Blockchain-Branche?

Abseits der Sicherheitsbedenken lässt das IBM-Patent hoffen und die Herzen von Blockchain-Enthusiasten höher schlagen. Denn ein aktuell großes Problem für sämtliche Blockchain-Anwendungen ist die nicht vorhandene Unterstützung von Web-Browsern. Bisher werden zu diesem Zweck spezielle Browser-Plugins, wie MetaMask benötigt. Der IBM-Browser könnte diese Probleme mit einem Schlag lösen.

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Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

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