Schiffe

Foto: panthermedia.net/ilfede

Schiffe haben während der letzten Jahre im Transportwesen eine neue Bedeutung erhalten. Unverzichtbar sind sie für die Spedition der heutigen globalen Warenströme – Stichwort Containerschiff. Aber auch im touristischen Bereich haben das Passagier- und vor allem das Kreuzfahrtschiff einen führenden Rang erobert. Hier klären wir die wichtigsten technischen, ökonomischen und touristischen Fragen zum Thema Schiffe.

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Wie definiert man Schiff?

Kein Marineamt, kein oberster Schiffbaumeister haben festgelegt, ab welcher Größe ein Wasserfahrzeug sich Schiff nennen darf. Ein schwimmfähiger Hohlkörper, definiert das Seeschifffahrtsrecht, der sich selbsttätig bewegt oder bewegt werden kann, der Sachen und Personen trägt und von nicht ganz unbedeutender Größe ist. In haftungsrechtlichen Fragen spielen in die Definition noch andere Faktoren hinein, zum Beispiel die Geschwindigkeit, so dass ein kleines Wasserfahrzeug mit starkem Motor im juristischen Sinne durchaus als Schiff gelten kann.

Welche Arten von Schiffen gibt es?

Schiffe haben so viele Bauarten, wie es Verwendungszwecke gibt. Auch die Antriebsarten spielen bei der Typisierung eine Rolle. Jede Kategorie unterteilt sich in viele Unterarten. So gibt es allein zum Oberbegriff Segelschiff nahezu 100 Unterbegriffe/traditionelle Bauarten. Man kennt Dampf- und Motorschiffe, Fracht-, Fischerei- und Fahrgastschiffe, Kriegsschiffe, Spezial- und Arbeitsschiffe. Um den Textrahmen nicht zu sprengen, beschränkt sich dieser Artikel auf die gegenwärtig wichtigsten Schiffstypen Containerschiff und Kreuzfahrtschiff.

Wie wird ein Schiff gebaut?

Schiffe werden von der Reederei bestellt. Die Reederei stattet die beauftragte Werft mit allen Informationen aus: Geschwindigkeit, Ladekapazität, Fahrgebiet etc. Die Konstrukteure der Werft legen die Seitenlinien des Unterwasserschiffes fest und berechnen die Stabilität des Schiffes. Sie erstellen einen Generalplan mit allen Einrichtungen. Dieser dient der Werft als Bauvorlage. Brennschneidemaschinen fertigen die Bauteile an, welche in der Schiffsbauhalle zusammengefügt werden. Nach Fertigstellung des schwimmfähigen Rumpfs erfolgt der Stapellauf zum Ausrüstungskai. Hier bekommt das Schiff seine technische und zweckmäßige Vollendung. Seine erste Ausfahrt unter realen Bedingungen bezeichnet man als Jungfernfahrt.

Frachtschiffe: Die Lastenträger des globalen Handels

Frachtschiffe tragen die Haupttransportlast im globalen Handel. Schiffe stellen das kostengünstigste und effizienteste Speditionsmittel für große Gütermengen über weite Strecken. 90 Prozent des globalen Handels wird über Schiffe abgewickelt. Und die Prognosen deuten auf noch mehr Wachstum: Zwischen 50 und 250 Prozent Zuwächse werden für die nächsten 35 Jahre vorhergesagt. Der Trend geht dahin, immer größere Schiffe mit mehr Traglast zu bauen.

Wie groß sind Containerschiffe?

Containerschiffe fallen unter den Oberbegriff Frachtschiffe. Dazu zählen auch Mehrzweckfrachtschiffe, Massengutschiffe, Tanker, Küstenmotorschiffe, Klein- und Sonderfahrzeuge. Containerschiffe sind in den letzten Jahrzehnten fortwährend weiter entwickelt und vergrößert worden. 1968 lief das erste Vollcontainerschiff, die ‚American Lancer‘, den Hamburger Hafen an. Sie war 213 Meter lang und transportierte 1.200 Standardcontainer. Das derzeit weltgrößte Containerschiff heißt ‚HMM Algericas‘, ist 400 Meter lang und 61 Meter breit. Es bringt 23.964 Standardcontainer an ihren Bestimmungsort. In der Vergangenheit hat das immense Größenwachstum dieser Schiffe immer wieder Vertiefungsarbeiten an den Wasserstraßen und Häfen notwendig gemacht. Inzwischen mehren sich Stimmen, die aus ökologischer Sicht ein Ende dieser Kapazitätsvergrößerung fordern. Die größten Containerschiffe liegen bei voller Beladung zwischen 14,5 und 16,5 Meter tief im Wasser. Die Entladung eines Containers vom Schiff aufs Land geschieht mithilfe riesiger Brückenkräne und dauert etwa drei Minuten vom Anheben auf dem Schiff bis zum Absetzen an Land. Von den fünf weltgrößten Reedereien für Containerschiffe sind vier in Europa beheimatet. Platz 1 nimmt die dänische Maersk ein. Sie führt 718 Schiffe, die 4.152.693 Standardcontainer transportieren können. Die deutsche Hapag Lloyd liegt mit 236 Schiffen und 1.702.384 Containern auf Platz 5.

Fahrgastschiffe und ihre veränderte Nutzung

Fahrgastschiffe, auch Passagierschiffe genannt, sind bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts vor allem als Verkehrsmittel genutzt worden. Mit zunehmender Bedeutung des Flugverkehrs haben die personenbefördernden Schiffe für diesen Nutzungszweck an Bedeutung verloren. Stark entwickelt hat sich in den letzten Jahrzehnten die touristische Nutzung des Fahrgastschiffes. Insbesondere Zahl und Größe der Kreuzfahrtschiffe haben sich mit jedem Jahr vermehrt.

Welche Kreuzfahrtschiffe gibt es?

Seit der Erfindung des Dampfantriebes sind die Fahrgastschiffe kontinuierlich gewachsen. Die ‚Savannah‘, das erste atlantiküberquerende Segelschiff mit Dampfmaschine, maß bescheidene 320 Bruttoregistertonnen (BRT). Die ‚Symphony of the Seas‘, das derzeit größte aller Kreuzfahrtschiffe, bringt 228.081 BRZ (Bruttoregisterzahl – die neue Maßeinheit) aufs Wasser. Sie beherbergt bis zu 6.870 Passagiere und läuft mit einer Höchstgeschwindigkeit von 22 Knoten. Mittlerweile gibt es Dutzende Reedereien, die Schiffe für Kreuzfahrten in Auftrag geben und betreiben. Bekannt sind beispielsweise die Royal Caribbean Line (mit dem Flaggschiff Symphony of Seas), die norwegischen Hurtigruten oder die italienischen Costa Kreuzfahrten. Auch die deutschen Reedereien sind auf dem Markt gut aufgestellt. Aida und Mein Schiff sind ein fester Begriff in der Touristikbranche. Aida-Schiffe mit dem markanten Kussmund zählen zum deutschen Zweig der Costa Reedereien. Mein Schiff wird von TUI Cruises betrieben. Derzeit gibt es 14 Aida Schiffe. Die Flotte von Mein Schiff besteht aus insgesamt sieben Schiffen. Die meisten Schiffe dieser Reedereien sind in der Papenburger Meyer Werft gebaut worden.

Wie umweltfreundlich sind Kreuzfahrtschiffe?

Der Schiffsverkehr im allgemeinen und insbesondere der Kreuzfahrtschiffsverkehr sind in die Kritik geraten. Nachhaltigkeit soll angestrebt werden – weg vom Schweröl, hin zu Flüssiggas, Brennstoffzelle, Abfall- und Abwasser-Management. Ziel ist es, ein emissionsfreies Schiff bis 2030 zu bauen. Die AIDAnova ist das erste LNG-betriebene Kreuzfahrtschiff weltweit gewesen. Der Einsatz von Brennstoffzellen soll 2021 erstmals getestet werden.

Fragen rund um das Thema Schiffe

Manche Begriffe tauchen beim Thema Schiffe immer wieder auf, sind aber dem Laien nicht unbedingt geläufig.

Was bedeutet Knoten?

Früher ließen die Seeleute eine Leine mit Knoten durch die Finger gleiten, um die Geschwindigkeit ihres Schiffes zu messen. Dieser Begriff hat sich bis heute gehalten. Für die Umrechnung ist es wichtig, zu wissen, dass ein Knoten (kn) einer Seemeile entspricht (1 kn = 1,852 Kilometer). Energieeffiziente Schiffe für den Containertransport laufen etwa 18 kn = 33,3 km/h. Die Symphony of the Seas bringt es auf 22 kn = 41 km/h.

Wie funktioniert ein Schiffsradar?

Der Schiffsradar sendet elektromagnetische Wellen aus. Prallen diese Wellen auf Hindernisse, werden sie reflektiert, also wie ein Echo an den Ausgangsort zurück gelenkt. Auf dem Schiffsradar-Bildschirm wird jede Reflexion sichtbar gemacht. Das eigene Schiff befindet sich dabei immer in der Mitte des Radarbildschirms. Der Radar ist ein unverzichtbares technisches Hilfsmittel zur sicheren Schiffsnavigation.

Was bedeuten BRT und BRZ?

Um ein Maß für die Größe der Schiffe zu erhalten, wird nicht allein die Wasserverdrängung gemessen. Gerade bei Fracht-, aber auch bei Passagierschiffen zählt der gesamte umbaute Raum abzüglich der Mannschafts- und Maschinenräume. Bis 1994 galt die Bruttoregistertonne (BRT) als international gültige Maßeinheit für das Volumen der Schiffe. Eine Bruttoregistertonne umfasst 100 Kubikfuß – das sind aufgerundet 2,832 Kubikmeter. Seit dem 18. Juli 1994 gilt die Bruttoraumzahl als neue Volumenmaßeinheit für Schiffe. Die Formel für die Berechnung lautet K1 mal V. V steht für den Volumeninhalt aller geschlossenen Räume auf dem Schiff. Der Multiplikator K1 schwankt je nach Schiffsgröße zwischen 0,22 und 0,32.

Was ist das ‚Blaue Band‘?

Das Blaue Band wurde an dampfbetriebene Schiffe verliehen, die den Geschwindigkeitsrekord für die Nordatlantiküberquerung zwischen Europa und den USA hielten. Von 1952 bis zu ihrer Außerdienststellung ging das Blaue Band an die ‚United States‘, ein Passagierschiff mit 242.000 PS und 34,51 Knoten (64 km/h) Höchstgeschwindigkeit. Die United States machte die Strecke in 3 Tagen, 12 Stunden und 12 Minuten. Ab 1958 wurden die personentransportierenden Schiffe durch den aufkommenden Flugverkehr auf dieser Route bedeutungslos.

Wie viele Schiffe sind auf den Meeren unterwegs?

Zuletzt eine Zahl, die beeindruckend die Bedeutung des Schiffsverkehrs unterstreicht. Laut Bundesumweltamt sind auf den Gewässern dieses Planeten ungefähr 90.000 Schiffe unterwegs. Und in dieser Statistik sind noch nicht die Fischereischiffe enthalten. Die EU wickelt 90 Prozent ihres Außenhandels und 40 Prozent ihres Binnenhandels über den Seeweg ab. Nord- und Ostsee zählen zu den meistbefahrenen Meeren der Welt.

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