Aus den Tiefen des Bodensees 15.04.2024, 11:12 Uhr

Dampfschiff Säntis: Bergung der „Titanic der Alpen“ vorerst abgesagt

Nach 90 Jahren soll das rund 50 Meter lange Bodensee-Dampfschiff Säntis aus 230 Metern Tiefe ans Tageslicht geholt werden. Wegen eines Seilrisses und technischer Probleme mit dem Tauchroboter wurde die Bergung nun auf unbestimmte Zeit verschoben.

Dampfschiff Säntis

Das Dampfschiff Säntis wurde 1933 rund 210 Meter tief im Bodensee versenkt, nun soll es geborgen werden.

Foto: SBS AG

Vor über 130 Jahren ist das Raddampfschiff Säntis in Betrieb gesetzt worden und vor 90 Jahren wurde das Schiff im Bodensee versenkt. Nun soll das Schiff geborgen werden. Realisieren will das der Schiffsbergeverein aus Romanshorn in der Schweiz. Ursprünglich sollte Ende März mit der Bergung begonnen werden, durch schlechtes Wetter verzögerte es sich um einige Tage.

Dann konnten erste Seile unter dem Schiff durchgeführt werden, an denen das Wrack an die Oberfläche gehoben werden sollten. Beim Einziehen einer Bergeseile ist jedoch ein Seil gerissen, wie Projektleiter Silvan Paganini mitteilte. Zudem müssten am Tauchroboter technische Teile ausgewechselt werden, bevor dieser die Leinen in 210 Metern Tiefe entwirren kann. Die Ersatzteile müssen laut Paganini in den USA besorgt werden. Wann es nun weitergeht, steht noch nicht fest. Ursprünglich sollte die Säntis am 17. April an die Oberfläche gehoben werden.

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Im Jahr 1898 in Betrieb gesetzt

Am 1. Juli 1892 wurde auf dem Bodensee der Raddampfer Säntis der Schweizerischen Nordostbahn, der heutigen Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG (SBS AG), in Betrieb genommen. Damals, als es noch keine Autos und Flugzeuge gab, dominierte die mit Kohle und Dampf betriebene Eisenbahn den Personen- und Güterfernverkehr. Die Elektrifizierung steckte noch in den Kinderschuhen. Im Nahverkehr waren Fußgänger und Pferdefuhrwerke die wichtigsten Verkehrsmittel.

Die Säntis hatte ursprünglich einen Klipperbug mit Bugspriet, ähnlich einem Segelschiff, der jedoch in der Werftsaison 1897/98 durch einen senkrechten Bug ersetzt wurde. Im Jahr 1920 erfolgte eine wesentliche Modernisierung, als das Schiff als erstes auf dem Bodensee von Kohle- auf Ölfeuerung umgerüstet wurde, wodurch die Besatzung um einen Mann reduziert werden konnte. Die Säntis wurde mit einer seltenen Dreizylinder-Dampfmaschine ausgerüstet.

1933 wurde die Säntis ausgemustert und wie die Titanic samt Maschine und Aufbauten im Bodensee versenkt. Mit zischendem Rauch und der gehissten Schweizer Fahne verschwand sie in den Tiefen des Sees.

Das Projekt „Dampfschiff Säntis“ auf Youtube

Technische Eckdaten der Säntis

Die Säntis wurde, wie bereits geschrieben, im Jahr 1892 in Dienst gestellt, ihr Heimathafen war Romanshorn, wohin sie nun auch wieder zurückkehren soll. Erbaut wurde das 49 Meter lange und rund 11 Meter breite Schiff von Escher Wyss & Cie aus Zürich. Es bot Platz für etwa 400 Passagiere und ermöglichte bei einer Maschinenleistung von 450 PS eine Geschwindigkeit von 26 km/h, getrieben durch Schaufelräder mit 8 Eisenschaufeln.

Ursprünglich im Besitz der Schweizerischen Nordostbahn (NOB), ging das Schiff 1902 in den Besitz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) über, bevor es 1997 an die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt AG und schließlich 2023 an den Schiffsbergeverein übergeben wurde. Die Verdrängung des Schiffes lag leer bei 206,7 Tonnen und beladen bei 241,7 Tonnen, mit einem Tiefgang von 1,36 Metern im leeren Zustand. Ab 1905 wurde es mit einer Heißdampf-Expansionsmaschine betrieben, was die Effizienz steigerte.

Warum wurde die Säntis im Bodensee versenkt?

Der Beginn ihres Verfalls kann auf die Entscheidung zurückgeführt werden, den Antrieb als Modernisierungsmaßnahme auf Ölbetrieb umzustellen. Im Mai 1933 führten die Auswirkungen einer schweren Wirtschaftskrise und die Tatsache, dass das Schiff nicht mehr seetüchtig war, zu seiner Versenkung.

„1933 gab es eine große Krise, und sie haben alles weggenommen, was sie noch gebrauchen konnten, zum Beispiel haben sie die ganze Holzplattform weggenommen, weil sie das Holz verbrennen konnten, um Wärme zu erzeugen. Es wurden auch einige Türen gefunden, zum Beispiel in den Laderäumen dieser Stadt“, erklärt Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergungsverbandes. Paganini weiter: „Der Preis für die Abwrackung des Säntis war zehnmal höher als der Wert einer vollständigen Demontage, so dass der Kapitän im Mai 1933 beschloss, das Schiff zu versenken“.

Bergung des Kamins der Säntis

Warum wird das Schiff nun gehoben?

Das Wrack der Säntis liegt rund 210 Meter unter der Wasseroberfläche des Bodensee an der deutsch-schweizerischen Grenze. Lange Zeit geriet es in Vergessenheit, bis es 2013 durch eine Unterwasseruntersuchung wiederentdeckt wurde. Aufgrund des niedrigen Sauerstoffgehalts in diesem Süßwassersee ist das Schiff erstaunlich gut erhalten geblieben. Selbst die Lackierung ist noch intakt, so dass der Namen an der Schiffswand noch gut zu erkennen ist.

Dennoch besteht die Befürchtung, dass Quagga-Muscheln, die in einem der Schornsteine gefunden wurden, das Schiff beschädigen könnten. Diese invasive Muschelart breitet sich schnell am Seegrund aus, produziert eine säurehaltige Substanz, die Stahl und Eisen korrodiert, und setzt Kohlendioxid frei. Bisher gibt es keine effektive Methode, ihre Ausbreitung zu stoppen. Dies zwingt Archäologen und Historiker dazu, in einem Wettlauf gegen die Zeit so viele Schiffe wie möglich zu bergen, bevor sie von den Muscheln zerstört werden.

Was passiert nach der Bergung?

Nach der erneuten Entdeckung im Jahr 2013 wurde ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, um die Säntis zu bergen. Die Ship Salvage Association plant, das Schiff mithilfe von Hebesäcken, das sind mit Luft gefüllte Unterwasserballons, schrittweise an die Wasseroberfläche zu bringen. Ist das Schiff dann gehoben, wird die Säntis in der nahe gelegenen Werft in Romanshorn renoviert, wo sie bereits 1898 renoviert wurde.

Laut Paganini ist geplant, das Schiff in einem Museum irgendwo in der Schweiz auszustellen. Der Kanton Thurgau hat jedoch eine finanzielle Unterstützung des Projekts ausdrücklich ausgeschlossen, so dass Paganini nach einem alternativen Käufer für das Wrack suchen muss. Die Kosten für Bergung und Renovierung belaufen sich laut Schiffsbergeverein auf rund 196.000 Franken. Im Jahr 2023 hatte der Verein das Wrack der Säntis mit sämtlichen Rechten und Pflichten für einen symbolischem Franken von der SBS AG gekauft.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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