Stolz einer ganzen Nation 07.03.2024, 14:50 Uhr

SS United States: Einst schnellstes Passagierschiff der Welt, heute Schrotthaufen

Sie überquerte 1952 in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten den Atlantik, schneller war zuvor und danach kein anderes Passagierschiff. Heute rostet die SS United States vor sich hin. Mögliche Rettungsversuche entwickeln sich zu einem Drama.

SS United States

Seit über 25 Jahren rostet die SS United States im Hafen von Philadelphia vor sich hin, ist eine Rettung noch möglich?

Foto: SS United States Conservancy

Das schnellste Schiff für bezahlende Passagiere auf der Route zwischen Europa und New York erhält seit 1838 eine besondere Ehrung – das Blaue Band. Zuletzt wurde der Preis 1969 vergeben, seit damals hat kein Passagierschiff den Atlantik schneller überquert als die SS United States. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten und einer Höchstgeschwindigkeit von schipperte der rund 300 Meter lange Dampfer über den Ozean.

Im Jahr 1969 wurde das Riesenschiff außer Betrieb gesetzt, seit mehr als 25 Jahren rostet es im Hafen von Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania vor sich hin. Nun droht dem Schiff, den Liegeplatz zu verlieren, da die Miete nicht mehr bezahlt werden kann. Gleichzeitig gibt es vielversprechende Pläne, die US United States vor einem traurigen Schicksal als Rosthaufen zu bewahren.

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Stolz einer ganzen Nation

Die SS United States wurde 1949 von den United States Lines in Auftrag gegeben und ab dem 8. Februar 1950 von der Newport News Ship Building and Dry Dock Company gebaut. Zwei Jahre lang arbeiteten 3.100 Menschen an diesem Prestigeprojekt, das schnell zu einem Symbol des nationalen Stolzes wurde. Dieser Stolz wurde untermauert, als die SS United States am 23. Juni 1952 vom Stapel lief, am 3. Juli offiziell in Dienst gestellt wurde und unter dem Kommando von Kapitän Harry Manning zu ihrer Jungfernfahrt aufbrach. Bis heute hat kein anderes konventionelles Passagierschiff den Atlantik schneller überquert.

Die SS United States benötigte auf ihrer Jungfernfahrt von New York nach Southampton nur drei Tage, zehn Stunden und 40 Minuten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten. Dieser Rekord für die schnellste Atlantiküberquerung, der mehr als 70 Jahre später immer noch ungebrochen ist, verleiht der längst außer Dienst gestellten SS United States das bleibende Prestige, Trägerin des Blauen Bandes zu sein.

SS United States

Ein Bild aus besseren Zeiten: die SS United States legt am Pier 86 in New-York an.

Foto: Charles Anderson/SS United States Conservancy

Gigantischer Ozeanriese

Die technischen Daten der „SS United States“, wie sie auf der offiziellen Website des Schiffes zu finden sind, sind auch heute noch beeindruckend: Das Schiff ist rund 300 Meter lang, wiegt 45.400 Tonnen und hat eine Motorleistung von 247.785 Pferdestärken. Seine beiden Schornsteine ragen sechs Stockwerke in die Höhe. Fast 2.000 Passagiere fanden darauf Platz.

Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 38 Knoten, das entspricht etwa 70 Kilometern pro Stunde, war sie das schnellste Passagierschiff ihrer Zeit und ist bis heute unübertroffen. Der Bau des Giganten kostete 78 Millionen Dollar, umgerechnet rund 65 Millionen Euro. Schon auf ihrer Jungfernfahrt bewies die „SS United States“, dass sie diese enorme Investition wert war. Das Blaue Band ist der Beweis dafür.

Das Schiff war als Prestigeobjekt so konzipiert, dass es im Kriegsfall schnell für den Transport von bis zu 15.000 Soldaten umgerüstet werden konnte. Zu einem solchen Einsatz kam es jedoch nie. Stattdessen wurde die United States zu einem außergewöhnlichen Luxusliner umgebaut. Experten haben berechnet, dass das Schiff, hätte man es senkrecht in New York aufstellen können, die höchsten Gebäude der Stadt überragt hätte.

Lebenstraum eines jungen Ingenieurs

William Francis Gibbs, ein junger Ingenieur, träumte davon, das schnellste Schiff der Welt zu bauen. Diesen Traum verwirklichte er, indem er 1916 seinen Beruf an den Nagel hängte und J.P. Morgan, einen der reichsten Männer der USA, davon überzeugte, ihn mit dem Entwurf von Schiffen zu beauftragen.

Sein erster Auftrag war der Umbau der „Vaterland“, eines Passagierschiffs, das nach dem Ersten Weltkrieg von den Deutschen beschlagnahmt worden war. Nach der Umbenennung in „Leviathan“ wurde das Schiff zum größten beweglichen Objekt der Welt. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, wurde Gibbs von der US-Armee für das Projekt „Liberty Ship“ engagiert, bei dem seine Firma ein Schiff in der Rekordzeit von 42 Tagen fertigstellte. 1950 begann er schließlich mit der Verwirklichung seines Lebenstraums: dem Bau der „SS United States“.

Ein Schiff für die Reichen und Schönen

Gibbs legte bei der Konstruktion größten Wert auf Sicherheit. Das Schiff verfügte über 395 Kabinen, 14 Suiten und 23 öffentliche Bereiche, darunter ein Theater, zwei Kinos, 20 Fahrstühle und mehrere Ballsäle. Einzigartig war der aus Mahagoni gefertigte Flügel der Hamburger Firma Steinway. Wegen Gibbs‘ strenger Brandschutzpolitik waren Holzelemente an Bord ansonsten nicht erlaubt, mit Ausnahme des Klaviers und eines Hackklotzes in der Küche.

Um die Feuersicherheit zu demonstrieren, ließ der Ingenieur an Land eine komplette Suite originalgetreu nachbauen und einem Brandtest unterziehen, den sie ohne Feuerentwicklung überstand. Gibbs‘ Anspruch auf die Unzerstörbarkeit des Schiffes wurde durch den Satz unterstrichen: „Man kann es nicht verbrennen, nicht versenken und nicht einholen“. Für die militärische Sicherheit sorgten zahlreiche abschließbare Bereiche und mehrere unabhängige Maschinenräume. Das Schiff, die United States, galt von Anfang an als das „Flaggschiff Amerikas“.

Sie wurde schnell zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Reichen und Berühmten. Persönlichkeiten wie Prinzessin Grace von Monaco, die in den Ballsälen tanzte, US-Präsident Harry Truman, der eine Suite bezog, der Musiker Duke Ellington, der auftrat, sowie Salvador Dalí und Walt Disney, die das Schiff für ihre Zwecke nutzten, zeugen von der gesellschaftlichen Bedeutung der United States. Disney drehte auf dem Schiff mehrere Filme.

SS United States

Aktuelles Bild der SS United States: Der Zahn der Zeit nagt sichtlich am einst schnellsten Passagierschiff der Welt.

Foto: SS United States Conservancy

Das traurige Ende einer Ära

Im Jahr 1958 markierte die Einführung der ersten Linienflüge einen Wendepunkt im Transportwesen, da Flugzeuge im Vergleich zu Ozeanriesen wie der „SS United States“ deutlich sparsamer im Treibstoffverbrauch waren. Diese Entwicklung läutete das Ende der Ära der großen Luxusliner ein. In der Folge wurden immer mehr Schiffe außer Dienst gestellt, bis schließlich 1969 auch die „SS United States“ ihren Dienst beendete. Die Außerdienststellung erfolgte so plötzlich, dass viele Besatzungsmitglieder keinen Zugriff mehr auf ihre an Bord zurückgelassenen persönlichen Gegenstände hatten.

Obwohl die „SS United States“ bis 1978 als Reserveschiff für die Navy bereitgehalten wurde, kam es nie zu einem Einsatz. Stattdessen begann für das Schiff eine Zeit der Ungewissheit und des zunehmenden Verfalls unter wechselnden Eigentümern. Trotz mehrerer Pläne, das Schiff wieder in Dienst zu stellen, scheiterten alle Vorhaben aus finanziellen Gründen. Seit 1996 liegt die „SS United States“ im Hafen von Philadelphia, wo sie zunehmend vor sich hin rostet. Dennoch wurde das Schiff bis heute nicht endgültig aufgegeben.

Zwischenaufenthalt in der Türkei

Bevor die SS United States 1996 in Philadelphia vor Anker ging, hatte sie eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Im Jahr 1992 erwarb ein türkischer Reeder das Schiff für 2,6 Millionen Dollar, um es in Istanbul zu einem Kreuzfahrtschiff umzubauen. Der Umbau sollte im Schiffbauzentrum Tuzla erfolgen. Eine der ansässigen Firmen war Marmara Marine, ein kleines Unternehmen der Reederfamilie Sadikoglu.

Nach dem Kauf des Schiffes durch Juliedi Sadikoglu erlangte das Unternehmen 1993 schlagartig weltweite Aufmerksamkeit, als die SS United States dort ihre neue Heimat fand. Die Freude über den Erwerb währte jedoch nicht lange, denn schon bald stellte sich heraus, dass das Schiff stark asbestbelastet war. Die türkischen Behörden hatten es daher nicht freigegeben.

Die aufwendige Asbestsanierung erfolgte schließlich 1994 und 1995 in einem abgetrennten Bereich des großen Militärstützpunktes der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol, Ukraine. Nach der Sanierung kehrte die United States kurz nach Istanbul zurück, bevor sie im Juni 1996 ihre Reise nach Philadelphia antrat, wo sie nun darauf wartet, wie es mit ihr weitergeht.

Erlebt die SS United States ein Revival?

Das Unternehmen „SS United States Conservancy“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, den einstigen Luxusdampfer zu retten. Im November 2023 wurden Pläne vorgestellt, wie das Schiff umgestaltet werden soll. Auf die Weltmeere wird es demnach nicht mehr fahren, vielmehr soll es zu einem stationären, schwimmenden Bauwerk werden mit einer Reihe einzigartiger Gastronomie- und Kulturangebote. Dazu sollen auf 55.740 Quadratmetern auch ein Hotel und ein Museum von Weltrang gehören.

Wo das passieren wird, ist nicht klar, aktuell gibt es Probleme mit der Miete. Anfang März 2024 schrieb die Website cruiseindustries.com, dass eine Zwangsräumung droht. Aktuell gibt in den USA einige Gerichtsverhandlungen. Grund für die Klagen: Im Jahr 2021 stieg die Miete für den Liegeplatz an einem Pier des Hafens von Philadelphia von 850 US-Dollar auf 1.700 US-Dollar – pro Tag wohlgemerkt. Die Conservancy hat die höheren Mietzahlungen jedoch nicht geleistet, auch weil sie die Verdoppelung der Miete als nicht rechtmäßig hält. Sollte das Schiff zwangsgeräumt werden, muss die Conservancy einen neuen Liegeplatz finden oder das Schiff möglicherweise verschrotten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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