Umwelt 18.09.2023, 10:16 Uhr

Schiffsrecycling made in Deutschland?

Die Stralsunder Volkswerft will führend in der Schiffsrecycling-Branche in Deutschland sein. Sie plant den Bau einer modernen Recyclinganlage. Aber wie verläuft eigentlich der Recyclingprozess von Schiffen?

Schiffsrecycling

Schiffsrecycling: Nachhaltige Wiederverwertung für eine saubere maritime Zukunft.

Foto: PantherMedia / leungchopan

Die Stralsunder Volkswerft plant, deutschlandweit eine Vorreiterrolle im Schiffsrecycling einzunehmen, indem sie eine Schiffsrecyclinganlage gemäß den Plänen des Bremer Unternehmens Leviathan errichtet. „Zum einen ist es deutschlandweit eine Premiere, weil es noch keinen industriellen oder überhaupt zugelassenen Schiffsrecycling-Betrieb in Deutschland gibt“, sagte Leviathan-Mitgründer Simeon Hiertz.

Laut eigenen Angaben hat Leviathan einen Pachtvertrag mit der Stadt Stralsund abgeschlossen, die die Werft als einen maritimen Gewerbepark betreibt.

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„Die Anlage bietet uns deutliche Vorteile. Mit einem 300 Meter langen Schiffshebewerk und einer 140 Meter langen Schiffbauhalle haben wir viele Möglichkeiten zur Verfügung“, zitiert die dpa Worte von Karsten Schumacher, geschäftsführenden Gesellschafter von Leviathan.
Gemäß den eigenen Angaben hat das Unternehmen erfolgreich ein Konzept zur nahezu CO2-emissionsfreien Zerlegung von Schiffen getestet. Dieses Konzept sieht den Einsatz von Robotern und Wasserstrahlschneidern mit hohem Druck vor, die durch regenerative Energiequellen betrieben werden.

Weitere Fortschritte sollen vor allem im Bereich der Automatisierung erzielt werden, wobei zunächst kleinere Schiffe für das Recycling vorgesehen sind. Langfristig ist geplant, Schiffe von bis zu 350 Metern Länge zu zerlegen. Die Nachfrage, wie sie von Schiffseignern signalisiert wird, deutet auf diesen klaren Bedarf hin.

Was versteht man unter Recycling von Schiffen?

Schiffe spielen eine entscheidende Rolle im globalen Handel und Transportwesen. Doch wenn sie das Ende ihrer Betriebsdauer erreichen, müssen sie verantwortungsvoll entsorgt werden. Schiffsdemontage, auch als Recycling von Schiffen bekannt, ist ein komplexer Prozess, der darauf abzielt, Materialien aus ausgedienten Schiffen zurückzugewinnen und gleichzeitig Umweltauswirkungen zu minimieren. Das Recycling von Schiffen, auch bekannt als Schiffsschrott oder Schiffsdemontage, ist ein Prozess, bei dem ausgediente oder nicht mehr gebrauchsfähige Schiffe zerlegt und ihre Materialien wiederverwertet werden. Dieser Prozess ist wichtig, um Umweltauswirkungen zu reduzieren, Rohstoffe zurückzugewinnen und Platz in Häfen und Werften freizumachen.

Schiffsrecycling-Industrie weltweit

Ungefähr 90 Prozent der ausgedienten Schiffe werden hauptsächlich in Südasien, insbesondere in Ländern wie Pakistan, Bangladesch und Indien, recycelt. Dabei werden die Schiffe während des sogenannten „Beaching“ oft mit hoher Geschwindigkeit auf den Strand gefahren und dort zerlegt. Die Schiffsrecycling-Industrie in diesen Regionen spielt eine entscheidende Rolle für Tausende von Arbeitsplätzen sowohl in den Werften als auch im nachgelagerten Dienstleistungssektor, betonte der Verband Deutscher Reeder (VDR).

Der gewonnene Gebrauchtstahl aus den Schiffen ist ein äußerst wertvoller Rohstoff. In Bangladesch beispielsweise decken die Recyclingwerften etwa 80 Prozent des Stahl-Rohstoffbedarfs des gesamten Landes, wie vom VDR ergänzt.

Die internationale Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform kritisiert seit Jahren wiederholt Umweltschäden, Verletzungen der Menschenrechte, Kinderarbeit sowie Krankheits- und Todesfälle im Zusammenhang mit dem Abwracken alter und schadstoffbelasteter Schiffe.

Umwelt- und Arbeitsschutzregeln für das Schiffrecycling

Ab Mitte 2025 sollen weltweit einheitliche Umwelt- und Arbeitsschutzregeln für das Schiffrecycling gelten.
Das Abkommen beinhaltet zwei wesentliche Komponenten, die in Zukunft berücksichtigt werden müssen:

  • Ein Inventar gefährlicher Stoffe auf dem jeweiligen Schiff (Inventory of Hazardous Materials). Dieses Verzeichnis muss alle schiffspezifischen gefährlichen Materialien wie beispielsweise Asbest, PCB, ozonabbauende Gase und TBT-haltige Außenhautanstriche mit Angabe ihres Standorts und ihrer ungefähren Menge erfassen.
  • Die Zertifizierung der Recyclingwerften (Authorization of Recycling Facilities). Schiffe dürfen nur auf zertifizierten Werften verschrottet werden, die sämtliche Umwelt- und Sicherheitsanforderungen gemäß dem Hongkong-Übereinkommen erfüllen.
    Schiffsrecycling in der EU

Auch die EU-Verordnung umfasst bereits eine Reihe von Regelungen. Zunächst dürfen Schiffe ausschließlich in Recyclingwerften abgewrackt werden, die in der EU-Liste der zugelassenen Schiffsrecyclingwerften aufgeführt sind. Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Recyclingprozess sicherer und umweltverträglicher zu gestalten.

Des Weiteren schreibt die Verordnung vor, dass Schiffe ein schiffsspezifisches Gefahrstoffinventar (Inventory of Hazardous Materials/IHM) führen müssen. In diesem Inventar sind alle an Bord vorhandenen Gefahrstoffe gemäß Anhang II aufgeführt, sowohl in Bezug auf die Struktur als auch auf die Ausrüstung des Schiffs. Es müssen Angaben zum Standort dieser Stoffe sowie zu ihren ungefähren Mengen gemacht werden.

Für die Umsetzung der Bestimmungen ist eine Bescheinigung über das Gefahrstoffinventar (Inventarbescheinigung/Certificate on Inventory of Hazardous Materials) erforderlich. Diese dient als Nachweis für die ordnungsgemäße Erfassung der Gefahrstoffe an Bord.

Seit dem 31. Dezember 2020 gilt diese Vorschrift auch für Bestandsschiffe. Somit müssen auch bestehende Schiffe das Gefahrstoffinventar und die Inventarbescheinigung führen, um den neuen Standards zu entsprechen.

Die Genehmigung der Gefahrstoffinventare und Inventarbescheinigungen obliegt dem jeweiligen Flaggenstaat, um die Einhaltung der Regelungen zu gewährleisten.

Schließlich müssen Schiffe, die zur Verschrottung gebracht werden sollen, eine Recyclingfähigkeitsbescheinigung vorweisen. Diese Bescheinigung bestätigt, dass das betreffende Schiff den Vorgaben für einen umweltgerechten und sicheren Recyclingprozess entspricht.

Laut einer Prognose des internationalen Reederverbands Bimco wird die Anzahl der Schiffe, die dem Recycling zugeführt werden, bis zum Jahr 2032 voraussichtlich verdoppelt. Der Verband, mit Sitz in Bagsværd bei Kopenhagen, geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren, von 2023 bis 2032, mehr als 15.000 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von über 600 Millionen Tonnen recycelt werden.

(mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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