BMW und SAP 28.11.2019, 11:48 Uhr

Wie sehen Trainee-Programme in der Praxis aus?

Was erwartet einen frisch gebackenen Ingenieur, der sich für ein Trainee-Programm bei einem großen Konzern entscheidet? Wie sehen anschließend die Aussichten für die Karriere aus? Sind Wechsel zu anderen Unternehmen möglich?

Blick von oben auf Anzugschuhe, vor denen drei weiße Pfeile aufgemalt sind

Zum Berufseinstieg stehen viele Entscheidungen an. Etwa, ob ein Traineeship oder der Direkteinstieg der richtige Weg für einen ist.

Foto: panthermedia.net/alphaspirit

Trainee heißt auf Deutsch so viel wie „Auszubildender“. Der Begriff ist aber nicht geschützt. Das heißt, es gibt keine einheitlichen Kriterien dafür, was sich hinter einem Traineeship verbirgt. Die Unternehmen, die Trainee-Programme anbieten, entscheiden selbst über die Inhalte und den Ablauf. Entsprechend groß sind die Qualitätsunterschiede. Absolventen, die über ein Traineeship den Berufseinstieg suchen, sollten also genau auswählen, wo sie sich auf eine entsprechende Stelle bewerben.

Wie und wo sollten Ingenieure nach geeigneten Trainee-Programmen suchen?

Es gibt Unternehmen, die Stellen für Trainees ausschreiben, ohne dass damit ein tatsächliches Programm verbunden wäre. Tatsächlich werden die Absolventen in einer festen Abteilung eingesetzt, wo sie voll mitarbeiten und lediglich von den Kollegen ab und zu etwas erklärt bekommen. Mit anderen Worten: Eigentlich handelt es sich um einen Direkteinstieg, der aber schlechter bezahlt wird – das Etikett „Trainee“ führt dazu, dass die Personaler argumentieren können, der Ingenieur sei ja noch keine volle Kraft. Solch ein Berufseinstieg bringt normalerweise keine Vorteile für die Karriere mit sich und sollte vermieden werden.

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Als Absolvent sollten Sie sich klar machen: Ein richtiges Trainee-Programm bedeutet, dass ein Unternehmen Zeit, Geld und Engagement in die Ausbildung künftiger Fachkräfte investiert. Es handelt sich also um ein intensives Geben und Nehmen. Qualifizierte Trainee-Programme werden Sie daher in erster Linie bei großen Unternehmen oder Konzernen finden, die meistens international aufgestellt sind und einen großen Bedarf an Nachwuchskräften haben. Sie stellen daher auch mehrere Trainees parallel ein, sodass sich begleitende Theorie-Kurse oder Schulungen lohnen. Die Trainees können sich auch untereinander austauschen und Herausforderungen auf diese Weise besser meistern. Mehr über die generellen Inhalte und den Ablauf können Sie im Beitrag über Trainee oder Direkteinstieg lesen.

Wenn Sie ein Trainee-Programm für Ihre Karriere absolvieren möchten, sollten Sie sich also zunächst bei großen Unternehmen in Ihrem Schwerpunktbereich erkundigen: Wer bietet Traineeships an? Im nächsten Schritt müssen Sie prüfen, was genau sich im individuellen Fall hinter dem Begriff verbirgt? Welche Elemente sind im Ablauf vorgesehen? Ist für eine umfangreiche praktische und theoretische Begleitung während Ihrer Ausbildungszeit gesorgt? Erfüllen Sie alle Herausforderungen, um in die engere Wahl zu kommen? Machen Sie sich bewusst: Der Andrang auf attraktive Trainee-Programme bei interessanten Arbeitgebern ist in der Regel groß. Denn eine Karriere ist fast garantiert, weil große Unternehmen ihre Trainees möglichst übernehmen – mit guten Aufstiegschancen. Falls Sie also noch nicht alle Qualifikationen zusammen haben, etwa gute Englischkenntnisse, sollten Sie sich diese vor Ihrer Bewerbung aneignen. Im Übrigen macht es im Vorstellungsgespräch natürlich einen guten Eindruck, wenn Sie darlegen können, dass Sie gezielt daran gearbeitet haben, Ihre Chancen für das jeweilige Trainee-Programm zu verbessern. Zielstrebigkeit und Ehrgeiz sind gern gesehene Soft Skills.

Was verbirgt sich hinter einem Traineeship bei der BMW Group?

Sinn und Ablauf von Trainee-Programmen lassen sich am besten anhand von Beispielen erläutern. Bei BMW heißt das interne Ausbildungsprogramm Global Leader Development Program (GLDP). Der Name zeigt bereits die Ausrichtung: Das Traineeship hat BMW für Absolventen entwickelt, die eine Karriere als Führungskraft anstreben. Dabei ist es nicht auf einen speziellen Bereich ausgelegt. BMW verweist selbst auf „alle Disziplinen – von Finanzen und IT bis hin zu Engineering und Produktion“.

Das Trainee-Programm GLDP dauert insgesamt 18 Monate. In dieser Zeit durchlaufen die Teilnehmer vier verschiedene Stationen. Sie beginnen mit einer ersten Station in ihrem jeweiligen Heimatland, wo sie etwa ein halbes Jahr bleiben. Anschließend geht’s für 3 Monate in eine Niederlassung im Ausland, es folgen wieder sechs Monate in der Heimat und zum Abschluss ein weiterer Auslandsaufenthalt. Für alle Stationen kündigt BMW an, in seinem Trainee-Programm Einblicke in die Geschäftsprozesse zu vermitteln, in die Strategie, und in die Unternehmenskultur. Auch die verschiedenen Marken der BMW Gruppe lernen die Trainees aus einer lokalen und aus einer internationalen Perspektive kennen.

Die Trainees arbeiten an den jeweiligen Standorten in Projektteams mit und stemmen zudem, gemeinsam mit Trainees in anderen Ländern, eigene Projekte. Dabei steht ihnen ein erfahrener Manager als Mentor zur Seite, der sie unterstützt und die persönliche und professionelle Entwicklung begleitet.

Für BMW ist es wichtig, dass die Teilnehmer des Trainee-Programms einen guten Überblick gewinnen, unabhängig von dem Bereich, in dem sie später eingesetzt werden. Deswegen gehört es zum Ablauf, dass sie jeweils für eine Woche in fachfremde Bereiche hineinschnuppern: Produktion, Vertrieb, Kundenservice. Ergänzt wird die intensive praktische Arbeit durch den Besuch von Kursen an der BMW Group Training Academy.

Ein wichtiger Soft Skill, den BMW durch das Rotationsprinzip fördern will, ist das Netzwerken.

Die Entwickler des Trainee-Programms hoffen, dass die Absolventen schließlich in drei Ländern Kontakte gesammelt haben, die sie pflegen – dieses Netzwerk soll ihnen die spätere Arbeit bei BMW erleichtern und die Karriere fördern.

Welche Voraussetzungen gelten für das Trainee-Programm GLDP bei BMW?

BMW sucht für sein Trainee-Programm künftige Führungskräfte. Entsprechend hoch ist der Anspruch – Ingenieure mit bislang durchschnittlichen Leistungen kommen in der Regel nicht in die engere Wahl. Das sind die praktischen Voraussetzungen für ein GLDP:

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  • Abschluss (Bachelor reicht aus, aber Master wird bevorzugt) mit hervorragenden Noten in einem einschlägigen Fach, also beispielsweise in den Ingenieurwissenschaften
  • Mindestens 6 Monate Berufserfahrung über Praktika, Ausbildung oder den ersten Job
  • Höchstens 2 bis 3 Jahre Berufserfahrung
  • Mindestens vier Monaten Auslandserfahrung, etwa über ein Auslandssemester, Praktika oder gar einen Job
  • Außerschulische Beteiligung. Dahinter verbirgt sich der Wunsch nach erster Führungserfahrung, beispielsweise über ehrenamtliches Engagement
  • Fließende Englischkenntnisse

Für die Teilnahme am Trainee-Programm nennt BMW auch persönliche Kriterien:

  • Ein scharfer Verstand
  • Leidenschaft für BMW
  • Eigeninitiative, Eigenverantwortung, Veränderungsbereitschaft, Teamgeist und Selbstreflexion
  • Bereitschaft zu einer internationalen Karriere

Wie sieht der Ablauf für ein Traineeship beim Software-Entwickler SAP aus?

Die Software von SAP ist in Unternehmen international weit verbreitet. Sie bildet in erster Linie die Geschäftsprozesse ab, etwa in der Buchhaltung, Logistik, Warenwirtschaft, Produktionsplanung und Sicherheit. Entscheidend ist dabei, dass SAP den individuellen Bedürfnissen eines Unternehmens angepasst werden muss. Außerdem werden natürlich permanent neue Software-Lösungen entwickelt und branchenspezifisch adaptiert. SAP benötigt daher Mitarbeiter, die nicht nur programmieren können, sondern auch in der Lage sind, strategisch zu denken. Sie müssen kreativ sein und die technischen Hintergründe von Unternehmensprozessen verstehen – um zu innovativen Lösungen beitragen zu können.

Das Trainee-Programm von SAP nennt sich Silicon Valley Next Talent (SVNT). Laut SAP ist es auf der einen Seite sehr technisch ausgelegt, mit projektbasierter Arbeit und vielen Schulungen. Auf der anderen Seite ist auch hier, wie bei BMW, das Networking ein wichtiges Element, wozu unter anderem der enge Kontakt zu Führungskräften gehört. Inhaltlich nennt das Unternehmen für das Trainee-Programm die Bereiche Entwicklung, Design und Data Science.

Der Ablauf des Trainee-Programms SVNT baut auf 3 Säulen auf: Rotationsprinzip, Fortbildung (lernen) und Co-Innovation:

Rotationsprinzip: Insgesamt erstreckt sich das Trainee-Programm über eine Dauer von 18 Monaten. Dabei durchlaufen die Teilnehmer in der Regel drei Stationen, mit einer Länge von jeweils 6 Monaten. Dafür stehen verschiedene inhaltliche Bereiche zur Verfügung, unter anderem Internet der Dinge (IoT), Blockchain, künstliche Intelligenz (AI), maschinelles Lernen, Innovation, Gründerinkubation und Human Capital Management-Software. Das Besondere ist dabei, dass SAP die Teilnehmer des Trainee-Programms nicht einfach einem Bereich zuordnet. Stattdessen finden zu Beginn Informationsgespräche mit möglichen Teams statt. Beide Seiten äußern im Anschluss ihren Eindruck und ihre Vorlieben, woraufhin SAP die Trainees möglichst geschickt verteilt. Das Prinzip wird für die nächste Rotation wiederholt. Grundsätzlich dient die Teamarbeit dazu, die Produkte, Technologien und Plattformen von SAP kennenzulernen.

Fortbildung: Für diese Säule sind innerhalb des Trainee-Programms 3 Elemente vorgesehen. Es beginnt mit einer zweiwöchigen Einarbeitung in die SAP-Technologie und die dafür benötigten fachlichen Fähigkeiten. Diese werden bei der praktischen Arbeit vertieft. Das zweite Element sind einwöchige Intensivtrainings zwischen den Rotationsstationen, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst sind. Als drittes sind im Rahmen des Trainee-Programms monatliche Meet-ups vorgesehen, zum Beispiel Tech Talks und Chats mit Führungskräften.

Co-Innovation: Schon während des Trainee-Programms arbeiten die Ingenieure mit erfahrenen Fachkräften gemeinsam an wichtigen Projekten. Dabei bringen sie nicht nur ihre eigene externe Sichtweise ein, sondern lernen auch, wie Best-Practice-Beispiele in den Entwicklungsprozess einbezogen werden können.

Wie bei BMW gilt auch bei SAP das Mentoren-Prinzip innerhalb des Trainee-Programms. Der Leiter des SVNT ist über den gesamten Zeitraum hindurch Ansprechpartner und soll den Trainees dabei helfen, für ihre Karriere Soft Skills und technische Fähigkeiten zu entwickeln. Darüber hinaus gibt es Mentoren innerhalb der einzelnen Rotationen sowie sogenannte Buddys, die bei der Projektarbeit in der Praxis unterstützen.

Wer kann sich auf das Trainee-Programm SVNT bei SAP bewerben?

SAP nennt vor allem drei Kriterien, die Bewerber mitbringen müssen, um eine Chance auf das Trainee-Programm zu haben:

  • Es sollte sich um Absolventen handeln mit Erfahrung und Interesse an Entwicklung, dem Ingenieurwesen, User Experience Design und User Interface Design sowie Data Science.
  • Sie sollten ihren Abschluss maximal ein Jahr vor Start des Trainee-Programms gemacht haben und müssen gleichzeitig bis zum Anfangsdatum im Januar oder Juli vollständig fertig sein.
  • Die Teilnehmer des Traineeships sollten unterschiedliche Hintergründe mitbringen als „innovative Denker und Macher, die die Leidenschaft teilen, das Leben der Menschen zu verbessern“.

Können Ingenieure nach einem Trainee-Programm das Unternehmen wechseln?

Die Trainee-Programme großer Unternehmen wie BMW oder SAP sind darauf ausgelegt, Nachwuchs fürs eigene Unternehmen auszubilden. Absolventen können dementsprechend bei einem normalen Verlauf mit einer Festanstellung rechnen. Mittelfristig sind die Trainees für Führungspositionen vorgesehen. Die Trainee-Programme bieten also in der Regel sehr gute Karrierechancen. Das gilt auch für einen späteren Arbeitgeberwechsel. Wer bei BMW ein Trainee-Programm absolviert hat, verfügt über umfassende Kenntnisse der Automobilbranche, die auch von anderen Unternehmen in dieser Branche sehr geschätzt werden. Bei SAP kommt hinzu, dass sich viele kleinere Firmen auf die Arbeit mit der Software spezialisiert haben und es viele freie SAP-Berater gibt. Auch diese Wege stehen Ingenieuren für ihre Karriere nach einem Traineeship offen.

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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