Heiko Mell 03.11.2020, 13:45 Uhr

Bewerbung in Zeiten von Corona: Die wichtigsten Empfehlungen

Heiko Mell

Karriereberater Heiko Mell.

In diesen durch die Corona-Pandemie geprägten Monaten bauen diverse Industrieunternehmen Personal ab, z. T. in erheblichen Größenordnungen.

Dadurch sind viele Fach- und Führungskräfte, die „im Traum“ nicht an einen Arbeitgeberwechsel gedacht hatten, plötzlich zur Auseinandersetzung mit dem Thema Bewerbung gezwungen. Dazu meine grundsätzlichen Empfehlungen:

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  1. In den Verhandlungen mit dem aktuellen Arbeitgeber über einen Aufhebungsvertrag ist nicht die Höhe der Abfindung wichtig, sondern es sind: ein möglichst spät in der Zukunft liegender letzter Tag der Beschäftigung, ein sehr gutes Zeugnis, ein dort bescheinigtes Ausscheiden auf eigenen Wunsch (als Absicherung für den jederzeit möglichen nächsten Wechsel in einigen Jahren; das aber setzt ein neues Arbeitsverhältnis am folgenden Tag nach dem Ausscheiden voraus), ein rückdatiertes, natürlich ebenfalls sehr gutes Zwischenzeugnis mit einem Datum, an dem noch alles in Ordnung war und das es erlaubt, die drohende Entlassung jetzt in Anschreiben und Lebenslauf noch nicht deutlich erkennbar werden zu lassen.
  2. Ab sofort gilt „volle Kraft“ (nicht erst in Urlaub fahren) für die Bewerbungsaktivitäten und – sofern Sie nicht freigestellt sind – „voller Einsatz“ für die Restaufgaben beim aktuellen Arbeitgeber.
  3. So schnell wie möglich die Niederlage der Entlassung verarbeiten, die Bewerbungsempfänger wollen erfolgsgewohnte, selbstsichere Sieger, keine Geschlagenen.
  4. Eine Bewerbungsstrategie ausarbeiten, die auf eigenen Stärken und Schwächen aufbaut, auf unrealistische Wunschvorstellungen verzichtet und der drohenden Arbeitslosigkeit Rechnung trägt; evtl. Laufbahn-Experimente, radikale Wechsel („mal ganz etwas Neues machen“) plant man später aus der Sicherheit einer ungekündigten Position; es gilt jetzt, Verlorenes wieder zu erringen (z. B. als „1:1-Umsetzung“); geforderte Gehaltszuwächse können hinderlich sein.
  5. Wenn Bewerbungen überproportional erfolglos sind, an deren „Stellschrauben“ drehen, nicht ein gescheitertes Prinzip zu Tode reiten (Lebenslauf-Darstellung, Argumentation im Anschreiben), Art der ausgewählten Zielposition ändern, spätestens dann Standortpräferenzen überdenken.
  6. Lange Bearbeitungszeiten bei den Bewerbungsempfängern einplanen (Hauptkritikpunkt von Bewerbern); meist dauert es ohne ersichtlichen Grund Wochen von der Bewerbungseinsendung bis zur Einladung zum Vorstellungsgespräch und wieder Wochen bis zur Zusendung des versprochenen Arbeitsvertrages; oft auch kommt die eigene Kampagne erst nach Wochen oder Monaten in Schwung.
  7. Im Vorstellungsgespräch offen über die arbeitgeberseitige Entlassung sprechen (auch bei zugesagtem Zeugnis „scheidet aus auf eigenen Wunsch“). Und: Der potenzielle neue Arbeitgeber sucht stets einen Kandidaten, der dem möglichen neuen Job erkennbare (!) Begeisterung entgegenbringt.

Viel Glück denen, die es brauchen (und wer brauchte es nicht?).

Erschienen in: VDI nachrichten, Ausgabe 45/2020

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Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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