Heiko Mell 02.01.2016, 02:24 Uhr

Ingenieure: Muss der Zusatz (FH) in den Titel?

Ihre Ausführungen bezüglich der Unterschiede zwischen FH- und Universitätsstudiengängen (Nr. 2326 + 2327) sind sehr interessant und entsprechen auch meinen Erfahrungen.

In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass manche Fachhochschulabsolventen den Zusatz (FH) in ihrem Titel weglassen. Ist das namensrechtlich legitim? Wie ist Ihre Meinung dazu?

Wie ist es zu bewerten, wenn die Geschäftsleitung eines Unternehmens anordnet, die Titelzusätze (FH), (BA) auf den Visitenkarten und in E-Mail-Anhängen wegzulassen?

Ist einem Universitäts-Absolventen zu empfehlen, seinem Titel den Zusatz (TH) hinzuzufügen?

Antwort:

Nehmen wir zunächst die Fachhochschulen, sie dominieren in Ihrer Einsendung.

Was viele Leser nicht wissen: Während Universitäten und Technische Hochschulen „schon immer“ existierten, sind Fachhochschulen zumindest vom Namen her ein Produkt der Neuzeit. Ihre Vorgänger hießen Ingenieurschulen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Staatliches Baumanagement Weser-Leine-Firmenlogo
Fachbereichsleitung Ingenieurbau (m/w/d) Staatliches Baumanagement Weser-Leine
Nienburg, Wunstorf Zum Job 
HAMM AG-Firmenlogo
Konstrukteur für mobile Arbeitsmaschinen (m/w/d) HAMM AG
Tirschenreuth Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes-Firmenlogo
W2-Professur (m/w/d) für Fahrzeugtechnik - Fahrdynamik und Fahrwerke Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
Saarbrücken Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Ingenieurinnen und Ingenieure (w/m/d) der Elektrotechnik bzw. Informationstechnik für Kulturbauten und das RKI Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Staatliches Baumanagement Lüneburger Heide-Firmenlogo
Baugruppenleitung (m/w/d) Staatliches Baumanagement Lüneburger Heide
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Fachkraft für Arbeitssicherheit (m/w/d) bei der Stabsstelle Sicherheit MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Technische*r Mitarbeiter*in bzw. Ingenieur*in (m/w/d) in einer ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung mit dem Schwerpunkt Elektronik/Mikroelektronik oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Polizei Berlin-Firmenlogo
Technische Sachbearbeiterin / Technischer Sachbearbeiter Kommunikationstechnik (w/m/d) (TSB/in Telekommunikationstechnik) Polizei Berlin
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Direktor (w/m/d) für das Institute of Climate and Energy Systems (ICE-2) Forschungszentrum Jülich / W3-Universitätsprofessur Techno-ökonomische Bewertung von Energiesystemen RWTH Aachen - Fakultät für Maschinenwesen Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich Zum Job 
Technische Hochschule Mittelhessen-Firmenlogo
W2-Professur mit dem Fachgebiet Material- und Fertigungstechnologie Metallischer Werkstoffe Technische Hochschule Mittelhessen
Friedberg Zum Job 

Aufgefallen ist mir, dass die Wirtschaft, die Absolventen einstellt, und die Studenten, die diese Institutionen besuchten, eigentlich recht glücklich mit dem Begriff der Fachhochschule waren und sind. Bloß die Fachhochschulen offenbar nicht (vielleicht sind es auch die übergeordneten Kultusministerien, was weiß denn ich). Zunächst jedenfalls ließen einige FHs auf ihren Diplomurkunden den sinnvollen Zusatz „(FH)“ weg, Gesamthochschulen scheuten ihn bei den entsprechenden Abschlüssen gar wie der Teufel das Weihwasser. Dann erfand man den Namens-Zusatz „University of Applied Sciences“ – was wiederum naive Bewerber dazu brachte, nur noch diese Bezeichnung ihrer Hochschule im Lebenslauf zu verwenden (weil Englisch ja gleich eine Stufe „höher“ klingt).

Das aber war immer noch nicht gut genug. Heute nennen sich einige Fachhochschulen gezielt und bewusst nur noch „Hochschule“, was die klassischen Universitäten nicht tun (sofern die hier für uns im Mittelpunkt stehenden Fächer betroffen sind). Jetzt gilt also:

Wenn Sie auf eine „Hochschule“ treffen, die Ingenieure ausbildet, dann ist das eine Fachhochschule. Wenn Sie auf eine „Technische Hochschule“ treffen, dann hat sie Universitätsrang. Alles klar? Ist ja auch irgendwie logisch. Erklären Sie das mal einem Ausländer, am besten auf Französisch – der erholt sich davon nie mehr.

Ich beispielsweise bin – u. a. – „Ingenieur“, einfach so und ohne Zusatz davor oder dahinter. Das Schöne dabei: Die Wiedereinführung dieser Bezeichnung soll, wie ich gehört habe, erwogen werden. Weil die neuen „Master“ zumindest teilweise nur noch solche „of Science“ sind, in deren Bezeichnung nichts mehr auf „Engineering“ hindeutet, weder auf Deutsch, noch auf Englisch, scheint man in der Wiedereinführung der Zusatzbezeichnung „Ingenieur“ eine Lösung zu sehen. Dann wäre ich der Zeit ca. 50 Jahre voraus gewesen. Das wäre doch was.

Ein Grund für das ganze Theater scheint das englischsprachige Ausland zu sein, das partout unsere bewährten deutschen Grade und Hochschultypen weder verstehen, noch akzeptieren oder gar aussprechen will. Und wir wollen natürlich Ausländer zum Studium bei uns gewinnen.

So, und mitten in diesem Chaos fragen Sie nach scheinbar weggelassenen (FH)-Zusätzen. Das ist noch verhältnismäßig harmlos, wenn man die Gesamtzusammenhänge sieht.

Meine Sicht der Dinge: Niemand macht etwas falsch, wenn er genau die Berufsbezeichnung resp. den akademischen Grad führt, die/der auf seiner Ingenieururkunde (welche es so wohl bald nicht mehr geben wird) oder auf dem Examenszeugnis seiner Fachhochschule/Hochschule oder Technischen Hochschule/Universität aufgeführt ist. Und: Sie können erst einen Vorwurf gegen einen Titelführer erheben, wenn Sie die Originalurkunde dieser Person(!) gesehen haben. Denn selbstverständlich gibt es Diplom-Ingenieure von Fachhochschulen, deren Dokumente auf „Dipl.-Ing. (FH)“ lauten und solche, auch von einer FH, die zwar auch so bezeichnet werden müssten, aber nicht müssen, weil ihre Dokumente nur den „Dipl.-Ing.“ nennen. Ohne „(FH)“.

Die meisten Universitätsurkunden hingegen lauten nur auf „Dipl.-Ing.“, ich habe aber auch schon „Dipl.-Ing. (Univ.)“ oder so ähnlich gesehen.

Da Sie nach meiner Meinung fragen: Ich fände es gut, hilfreich und richtig, wenn jeder Dipl.-Ing., der ein FH-Studium absolviert hat, auch ein „(FH)“ hinter seinen Dipl.-Ing. setzte. Aber dazu zwingen kann man ihn nur, wenn seine Urkunde das ausdrücklich vorsieht.

Um auch das einmal auszusprechen: Die Fachhochschulen leisten hervorragende Arbeit, ihre Absolventen können stolz auf ihre Ausbildung sein, sie haben nicht den geringsten Grund, ihren Status etwa zu verstecken.

Zum Thema „Weglassen der Zusätze auf Visitenkarten und in E-Mails auf Anweisung des Unternehmens“: Nun, es sind die Visitenkarten und E-Mails des Unternehmens. Grundsätzlich steht ihm die Gestaltungshoheit zu. Andererseits ist es fast ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter, wenn diese offiziell lt. Urkunde einen Zusatz führen und man sie zwingt, ihn im Unternehmen wegzulassen.

Ich sehe jedoch gute Gründe für diese Anweisung: Man kann z. B. Kunden außerhalb Deutschlands nicht erklären, warum der Verkaufsmanager Müller des Hauses einen Zusatz hat, Manager Meier aber nicht – obwohl beide absolut gleichwertig ausgebildet sind. Wenn man jedem Mitarbeiter erlaubt, selbst zu entscheiden, ob er seinen Zusatz nennt, wird das Chaos noch größer. Ich meine, das Unternehmen ist zwar im Unrecht, hat aber so gute Gründe für seine Anweisung, dass ich sie auch als Betroffener tolerieren würde. Vielleicht spielt ja die Eitelkeit eines Geschäftsführers/Vorstands eine Rolle, der seinen wahren Ausbildungsstatus verbergen möchte – möglich ist alles. Oder die haben eine ausländische Mutter, in der „so etwas“ unbekannt ist.

Zur letzten Frage (TH-Zusatz pauschal für Uni-Absolventen): Nein. Erstens wäre das meistens falsch, denn längst nicht jede Universität, die Ingenieure ausbildet, ist auch eine TH. Und zweitens ist das eigenmächtige Hinzufügen von Titel-Teilen grundsätzlich schlimmer als das Weglassen. Jedenfalls empfindet der Durchschnittsmensch das so.

Als Trost: Das Thema stirbt so langsam. In Zukunft bekommen wir mit Master und Bachelor viel komplexere Probleme. Wollen Sie ein Beispiel? Sind Uni-Master und FH-Master gleich resp. gleichwertig? Können sie nicht sein, denn wären sie es, wäre Uni = FH. Das aber ist eine These, die ich in diesem Lande nicht vertreten möchte. Aber wie ist dann das Verhältnis der beiden Master zueinander? Und wissen das die Studenten, wenn sie ihr Studium beginnen?

Kurzantwort:

Eine „Fachhochschule“ ist eine Fachhochschule. Eine „Hochschule“ ist auch eine Fachhochschule. Eine Technische Hochschule jedoch hat Universitätsrang. Wer das überzeugend deutschen Schulabgängern und ausländischen Partnern vermitteln kann, hat sich die „höheren Weihen“ verdient.

Frage-Nr.: 2335
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 30
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2009-07-22

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.