Arbeiten im Ausland 24.08.2022, 09:50 Uhr

Als Deutscher in der Schweiz arbeiten: Tipps für die Karriere

Jahr für Jahr strömen Zehntausende Deutsche in die Schweiz. Wie sind die Gehälter in der Schweiz? Und wie die Karriereaussichten. Wir haben Tipps.

Grüezi! Die Schweiz bietet gute Karrierechancen.

Grüezi! Die Schweiz bietet gute Karrierechancen.

Foto: panthermedia.net/eabff

Als Deutscher in der Schweiz zu arbeiten, klingt für viele nach einer attraktiven Option: Die Gehälter in der Schweiz sind wesentlich höher und die Karrierechancen gerade in technischen Berufen, aber auch im Bereich Bildung, Lehre und Forschung sowie Finanzen sind gut. Doch es gibt auch ein paar Haken.

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Arbeiten in der Schweiz: Wie läuft das Recruiting?

„Schweizer Firmen sind im Recruiting pragmatischer als deutsche“, sagt Yassine Douar, Vorstandsmitglied im Schweizerisch-Deutschen Wirtschaftsclub Baden-Württemberg. So fallen hierzulande viele Bewerber aufgrund kleiner „Unebenheiten“ im Lebenslauf durchs Raster. In der Schweiz bekommen sie eine Chance. Weil Karrierebrüche dort eher akzeptiert werden. „Passt ein Kandidat nicht zu 100 %, aber zu 90 %, ist er nicht aus dem Rennen“, erklärt Douar. Schon beim Sichten der Unterlagen überlege der Personaler: Wie können wir den Kandidaten für uns gewinnen und weiterentwickeln.

Wie in Deutschland auch herrscht in der Schweiz ein Mangel an qualifizierten Fachkräften, allen voran Ingenieuren. Insbesondere in den Fachbereichen Technik, Informatik, Bauwirtschaft und Medizin, in Management- und Gesundheitsberufen fehlen Spezialisten. Ein Grund: „Es gibt zu wenige Universitätsabsolventen“, so Ralf Bopp, Direktor der Deutschen Außenhandelskammer (AHK) in Zürich. Ein weiterer: Zwei von drei Ingenieuren wechseln im Laufe ihres Berufslebens in eine andere Funktion. Deshalb sind Schweizer Firmen auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen. Einer von drei Ingenieuren ist kein Eidgenosse.

Wie lange darf man in der Schweiz arbeiten? Grenzgänger und Auswanderer in der Schweiz

Boris Langer kann ebenfalls auf eine Karriere im Ausland blicken. Bis 2012 war Langer in Frankfurt bei einem Zulieferer für die Luftfahrt tätig. Dann wollte der studierte Informatiker etwas anderes ausprobieren. Dass der 39-Jährige schließlich beim Softwareentwickler Zühlke in Schlieren nahe Zürich landete, war Zufall. Beworben hatte er sich nicht. Stattdessen wurde ein Headhunter auf ihn aufmerksam. Heute ist Langer Abteilungsleiter der medizinischen Gerätesoftware-Entwicklung. Langer ist einer von 305.785 Deutschen, die im Jahr 2017 im Nachbarland lebten und arbeiteten. Über die Hälfte davon sind hoch qualifiziert, ein Großteil Ingenieure. 64.000 weitere sind sogenannte Grenzgänger, die in der Schweiz ihr Geld verdienen, aber in Deutschland leben.

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„Deutschland ist für viele Schweizer Firmen ein wichtiges Exportziel“, erklärt Douar das Vorgehen.

Deshalb seien Fachkräfte aus der Bundesrepublik beliebt. „Gegenüber anderen Europäern haben sie außerdem einen Sprachvorteil“, führt Bopp aus.

Drei Monate lang dürfen Bundesbürger in der Schweiz ohne besondere Erlaubnis arbeiten, danach brauchen Sie eine sogenannte Grenzgängerbewilligung. Weiter unten im Text erklären wir, was es damit auf sich hat.

Wie hoch sind die Gehälter in der Schweiz?

Das jährliche Durchschnittsgehalt in der Schweiz liegt bei etwa 78.000 Schweizer Franken – das entspricht etwa 81.000 Euro. Die Gehälter in der Schweiz für Vollzeitbeschäftigte liegen deutlich höher als in Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern. Die Höhe an Steuern und Sozialabgaben belaufen sich in der Schweiz auf etwa 10 bis 18%. Allerdings sind Krankenkassenbeiträge nicht eingerechnet.

„Im ersten Moment wirkt natürlich das deutlich höhere Gehalt anziehend“, sagt Zühlke-Ingenieur Langer zu. Mindestens um ein Drittel liegen die Schweizer Löhne über den deutschen. Das Lohnspektrum der Ingenieurinnen, Ingenieure, Architektinnen und Architekten in der Schweiz bewegt sich zwischen 92.300 bis 145.000 Schweizer Franken im Jahr, gemäß der Salärstudie 2020 von Swiss Engineering STV. Die Gehaltsangaben sind abhängig von der Branche, dem Tätigkeitsbereich, der Hierarchiestufe und dem Alter. 74 % der über 3.200 Befragten sind mit ihrem Lohn zufrieden bis sehr zufrieden.

Zu den Spitzenverdienern zählen laut Swiss Engineering Ingenieure in den Branchen Lehre und Forschung, Energie und der öffentlichen Verwaltung. Die Bereiche Heizung/Lüftung/Klima und Wasserversicherungen sowie Dienstleistungen sind eher im unteren Viertel einzuordnen. Ein deutlicher Unterschied zu den Gehältern in Deutschland ist, dass sich insbesondere die öffentliche Verwaltung in der Schweiz als finanziell großzügiger Arbeitgeber für Ingenieure und Architekten präsentiert. In der Bundesrepublik gelten Ingenieurkarrieren im öffentlichen Dienst zwar als sicher, aber eben keinesfalls als gut bezahlt.

Die guten Zahlen relativieren sich jedoch. Ein Blick auf die Lebenshaltungskosten verrät, wohin Teile des Gehalts wandern. Obst und Gemüse etwa sind in der Schweiz im Schnitt um 65 % teurer als in der Bundesrepublik. Wochenarbeitszeit und Urlaubsanspruch sind dagegen ähnlich wie in Deutschland. Für Langer, der parallel ein Angebot aus Hamburg auf dem Tisch hatte, gab die Mentalität den Ausschlag. „Ich hatte das Gefühl, die Menschen gehen hier vorsichtiger miteinander um, das hat mir gefallen“, berichtet er. Es gebe keine Entscheidungen von oben herab. So habe das 30 Mitarbeiter umfassende Team mitentschieden, wer ihr neuer Abteilungschef wird. „Verbaler Druck ist hier ein No-Go“, weiß der Exil-Deutsche. Die direkte Art vieler Deutscher komme daher nicht gut an. „Schweizer sprechen viel im Konjunktiv“, erklärt er. Kritik äußern Eidgenossen sehr vorsichtig.

Welche Jobs sind in der Schweiz besonders gefragt?

Aktuell haben Deutsche, die in der Schweiz arbeiten möchten, gute Karriere-Chancen, wenn sie mit diesen Branchen zu tun haben:

  • IT
  • Ingenieurwesen und Maschinenbau
  • Finanzen
  • Pharma
  • Medizin
  • Bildung/Lehre und Forschung
  • Management

Was braucht man als Deutscher, um in der Schweiz zu arbeiten?

Wer als Angehörige oder Angehöriger eines EU- oder EFTA-Staates in der Schweiz arbeiten möchte, benötigt zunächst keine Aufenthaltserlaubnis, sofern die Tätigkeit nicht länger als drei Monate dauert. Das gilt für Angestellte und Selbstständige gleichermaßen. Wer aber als Deutscher längerfristig in der Schweiz arbeiten möchte, muss bei der jeweils zuständigen kantonalen Migrations- und Arbeitsmarktbehörde eine sogenannte Grenzgängerbewilligung (Ausweis G) beantragen.

Die Anmeldung übernimmt häufig der Schweizer Arbeitgeber. Den Ausweis G erhalten Personen mit Deutscher/EU-Staatsbürgerschaft, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben und für ein Unternehmen in der Schweiz arbeiten.

Als EU-Bürger reicht ein Arbeitsvertrag aus, um beim Amt eine befristete Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Nach fünf Jahren folgt die unbefristete Niederlassungsbewilligung. Trotzdem müssen sich Deutsche darüber im Klaren sein, dass sie in der Schweiz Ausländer sind. Die Schweiz, so Langer, sei nicht der kleine Bruder Deutschlands. Am Schreibtisch sei das weniger zu spüren, als etwa morgens beim Bäcker. „Die deutsche Floskel ‚Ich bekomme‘ ist hier verhasst“, gibt der Vater zweier Kinder ein Beispiel. Stattdessen möchten Verkäufer „Könnte ich bitte …“ oder „Würden Sie“ hören.

Was sich nach einer Kleinigkeit anhört, hat schon manchen zur Rückkehr bewegt. Allein im vergangenen Jahr sind laut Schweizer Staatssekretariat für Migration 14.555 Deutsche in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nach einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien und der Universität St. Gallen fühlte sich ein großer Teil der Auswanderer bei Schweizern nicht willkommen. Die Zahlen sind allerdings über die Jahre sehr konstant, was auch für ausgelaufene Expat-Verträge sprechen könnte.

Was kostet eine Wohnung in der Schweiz?

Wer mindestens einmal pro Woche an den Wohnort in Deutschland zurückkehrt, gilt als Grenzgänger. Nicht selten haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Deutschland wohnen und in der Schweiz arbeiten, aber auch eine Unterkunft nahe der Schweizer Arbeitsstätte. Ähnlich wie die Deutschen geben die Schweizer durchschnittlich etwa 20 bis 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für das Wohnen aus. Die Höhe der Mieten ist extrem stark vom Wohnort abhängig. Zürich und Genf etwa gehören zu den Orten mit den teuersten Wohnungen der Welt. In kleineren Städten und ländliche Gegenden wird es günstiger.

Pro Quadratmeter zahlt man in der Schweiz durchschnittlich eine Kaltmiete von etwa 15 Euro. Das ist fast doppelt so viel wie in Deutschland.

Podcast-Tipp: Karriere im Ausland

Sie interessieren sich für eine Karriere in der Schweiz oder generell im Ausland? Dann hören Sie doch mal in diese Podcast-Folge rein.

Karriere machen im Ausland – davon träumen viele Menschen. Im Traumland arbeiten und leben sind Erfahrungen fürs Leben. Frederik Schulze Spüntrup, promovierter Ingenieur, kann genau auf das zurückblicken. Er kommt frisch zurück aus Norwegen, um bald eine Berater-Stelle anzunehmen. Mit Marco und Sarah spricht der junge Ingenieur über seine Erfahrungen und kulturelle Unterschiede in den einzelnen Ländern.

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Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

  • Michael Sudahl

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