Mehr Belastung als Entlastung 25.07.2024, 11:04 Uhr

Erhöht KI den Stress am Arbeitsplatz?

Eine US-Studie kommt zum Ergebnis, dass 96 % der Führungskräfte erwarten, dass KI die Produktivität der Mitarbeitenden steigert, aber 77 % der Mitarbeitenden berichten, dass KI ihre Arbeitsbelastung erhöht hat. Bei Freelancern sieht es hingegen ganz anders aus.

Stress am Arbeitsplatz

Stress am Arbeitsplatz: Für viele Mitarbeitende ist die Nutzung von KI für die Arbeit mehr Belastung als Entlastung.

Foto: PantherMedia / AndreyPopov

Künstliche Intelligenz zieht wie ein Wirbelsturm in die Arbeitswelt ein. Sie soll Mitarbeitende bestenfalls dabei helfen, produktiver zu werden und sie zu entlasten. Dies geschieht durch die Übernahme repetitiver und zeitaufwendiger Aufgaben sowie durch die Aufbereitung von Daten, sodass diese für die menschlichen Arbeitende einfacher zu verarbeiten sind. Allerdings zeigt eine aktuelle Studie des Institutes Walr im Auftrag von Upwork, dass dies nicht immer der Fall ist. Viele Mitarbeitende empfinden KI als störend und glauben, dass sie ihre Produktivität negativ beeinflusst.

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Hohe Erwartungen und enttäuschende Realität

Obwohl Führungskräfte stark in KI investieren, gelingt es den meisten Unternehmen nicht, den vollen Produktivitätswert dieser Technologie zu realisieren. Laut der Studie haben 96 % der Führungskräfte hohe Erwartungen an die Produktivitätssteigerung durch KI. Doch 77 % der KI-Nutzerinnen und Nutzern sagen, dass diese Tools ihre Arbeitsbelastung erhöht haben.

Fast die Hälfte der Mitarbeitenden weiß zudem nicht, wie sie die erwarteten Produktivitätsgewinne erzielen sollen. Kelly Monahan, Geschäftsführerin des Upwork Research Institute, betont, dass die Einführung neuer Technologien in veraltete Arbeitsmodelle und -systeme den erwarteten Produktivitätswert von KI nicht freisetzt.

Laut der Studie ist die Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, immer häufiger kommt es zu Burnouts. 81 % der Führungskräfte weltweit haben die Anforderungen an ihre Mitarbeiter im letzten Jahr erhöht.  Folglich sind 71 % der Vollzeitbeschäftigten ausgebrannt, und 65 % kämpfen mit den Produktivitätsanforderungen ihrer Arbeitgeber. Erschreckend ist, dass einer von drei Arbeitnehmenden plant, in den nächsten sechs Monaten aufgrund von Burnout oder Überlastung zu kündigen.

Unterschiedliche Erfahrungen mit KI

Den Nutzen von KI bewerten Führungskräfte und Angestellte laut der Studie gänzlich unterschiedlich: Während 96 % der Führungskräfte erwarten, dass der Einsatz von KI-Tools die Gesamtproduktivität ihres Unternehmens steigern wird, berichten 77 % der Mitarbeitenden das Gegenteil.

Die Mitarbeitenden berichten, dass die Tools ihre Arbeitsbelastung erhöhen, da sie mehr Zeit mit der Überprüfung oder Moderation von KI-generierten Inhalten verbringen (39 %), mehr Zeit für das Erlernen des Umgangs mit diesen Tools aufwenden müssen (23 %) und als direkte Folge der KI mehr Arbeit erledigen müssen (21 %).

Fast die Hälfte (47 %) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die KI nutzen, weiß außerdem nicht, wie sie die von ihren Arbeitgebern erwarteten Produktivitätssteigerungen erreichen können. 40 % der Mitarbeitenden fühlen sich überfordert von den Erwartungen, die ihre Unternehmen an den Einsatz von KI stellen. Dies zeigt laut der Autoren der Studie deutlich die Notwendigkeit einer besseren Schulung und Unterstützung bei der Nutzung von KI-Tools.

Freiberufler gehen das Thema KI positiver an

Während sich Angestellte laut Studie durch Verwendung von KI am Arbeitsplatz mehrheitlich gestresst fühlen, ist das bei Freelancerinnen und Freelancern ganz anders. Freiberuflerinnen und Freiberufler nutzen KI-Tools häufig zur Steigerung ihrer Produktivität. Fast die Hälfte (48 %) von ihnen gibt an, im Umgang mit KI „etwas“ oder „sehr“ kompetent zu sein, und mehr als ein Drittel (34 %) nutzt KI-Tools mindestens ein bis zwei Tage pro Woche. Im Vergleich zu ihren fest angestellten Kolleginnen und Kollegen haben sie weniger Schwierigkeiten, mit den Produktivitätsanforderungen ihrer Kundinnen und Kunden Schritt zu halten.

Führungskräfte, die Freiberuflerinnen und Freiberufler einsetzen, berichten von signifikanten Vorteilen. Sie geben an, dass die organisatorische Flexibilität (45 %), die Qualität der geleisteten Arbeit (40 %), die Innovation (39 %), die Skalierbarkeit (39 %), der Umsatz und Gewinn (36 %) sowie die Effizienz (34 %) durch den Einsatz von Freiberuflern gestiegen sind. Mehr als ein Drittel (35 %) der Führungskräfte sagt, dass das Wohlbefinden und das Engagement der Festangestellten durch die Einstellung von Freelancerinnen und Freelancern verbessert wurden.

„Um den vollen Produktivitätswert von KI auszuschöpfen, müssen Führungskräfte ein KI-gestütztes Arbeitsmodell schaffen“, so Monahan als Fazit der Studie. „Dazu gehört die Nutzung alternativer Talentpools, die KI-fähig sind, die gemeinsame Erarbeitung von Produktivitätsmaßstäben mit ihren Mitarbeitern und die Entwicklung eines umfassenden Verständnisses und der Fähigkeit zur Umsetzung eines kompetenzbasierten Ansatzes bei der Einstellung und Talententwicklung. Nur so können Führungskräfte das Risiko vermeiden, wichtige Mitarbeiter zu verlieren, und ihre Innovationsagenda vorantreiben.“

Für die Studie wurden insgesamt 2500 Mitarbeitende aus englischsprachigen Ländern wie dem Vereinigten Königreich, den USA, Kanada und Australien befragt.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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