Auslandseinsatz für Ingenieure
Sie interessieren sich für einen Auslandseinsatz? Diese Entscheidung sollte gut überlegt sein. Hier finden Sie ein mögliches Szenario.

Ein Auslandseinsatz sollte, wie eine Reise, genau überprüft werden.
Foto: pathermedia.net/sframe
Keine Gelegenheit ließ der 35-jährige Maschinenbauingenieur und stellvertretende Leiter einer Abteilung aus, seine Karriereambitionen in Mitarbeitergesprächen gegenüber Vorgesetzten und Personalabteilung anzumelden. Schließlich absolvierte er das Führungskräfteprogramm des Unternehmens mit besten Ergebnissen. Die Versetzung in eine kleinere Werkniederlassung mit der Übernahme einer Abteilungsleiterposition lehnte er ab. Beim zweiten Angebot der Personalabteilung war er begeistert: ein einjähriger Auslandseinsatz in den USA.
Er akzeptierte den Auslandseinsatz und wird sich ab Herbst interessanten Aufgaben in Florida widmen. Nach der anfänglichen Begeisterung kommen jetzt Bedenken auf. War die Entscheidung überhaupt richtig? Was bringt mir der Aufenthalt? Welche Risiken gibt es? Was kann ich in den USA unternehmen, um meine Rückkehr vorzubereiten?
Über getroffene Entscheidung nachzudenken, ist müßig, das sollte eigentlich vorher geschehen. Der Ingenieur fühlte sich unter Druck, er hatte bereits einmal ein Angebot der Personalabteilung abgelehnt. Ein weiteres Mal wollte er seinen Vorgesetzten und den Personalleiter nicht enttäuschen. Beide verkauften ihm den Auslandseinsatz als karriereförderlich. Wie die Zukunft nach der Rückkehr aussieht, ließen beide allerdings offen. Der Ingenieur redete sich schließlich die Aufgabe in den USA als gut ein, da ihm ein längerer Auslandsaufenthalt im Lebenslauf fehlt.
Auslandseinsatz genau abwägen
Grundsätzlich beging der Ingenieur den Fehler, sich mit allgemeinen Darstellungen der Position im Ausland und wenig Konkretem zum Thema Rückkehr und Karriere nach dem Auslandseinsatz zufrieden zu geben. Als Entscheidungsgrundlage reicht das nicht. Der Ingenieur hätte eine konkrete Stellenbeschreibung mit Aufgaben und Verantwortlichkeiten einfordern müssen, um sich für oder gegen das Angebot zu entscheiden. Bei kurzen Auslandsengagements (1-2 Jahren) muss klar sein, wie es danach weitergeht. Auch hier hätte der Ingenieur detaillierte und schriftliche Ausführungen einfordern müssen.
Ob ein Auslandseinsatz überhaupt sinnvoll ist oder nicht, muss zudem im Kontext des Lebenslaufes gesehen werden. Wer bislang keine Auslandserfahrungen gesammelt hat, für den ist der Auslandsaufenthalt sicherlich ein Pluspunkt und um so mehr, wenn er im technologisch führenden Ausland stattfindet. Hier hat der Ingenieur nicht ganz unrecht, nur die Stelle im Ausland darf kein Rückschritt sein – also müssen zumindest Positionsbezeichnungen und Aufgaben stimmen!
Auslandseinsatz nur mit genauer Stellenbeschreibung
Was die fehlende Konkretisierung für den Auslandseinsatz in den USA anging, konnte der Ingenieur noch erreichen, dass ihm eine klare Job-Description geliefert wurde. Sah die erste Beschreibung eher dürftig aus, liegt aufgrund von Nachbesserungen jetzt eine angemessene Aufgaben-beschreibung mit Stellenbezeichnung vor: Leiter für konkrete Projekte mit klaren Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Was die Rückkehr angeht, wachsen allerdings die Bedenken des Ingenieurs. Für ihn wird zeitlich befristet ein neuer, externer Kandidat gesucht, um die Vakanz zu schließen. Also wird es zur Neubesetzung kommen. Weitere Fragen kommen auf. Wenn der Neue gut ist, gibt es dann überhaupt noch die Rückkehr in die alte Position nach dem Auslandseinsatzund wenn nicht, wie geht es dann weiter? Mit diesen Fragen und den fehlenden Antworten darauf wird der Ingenieur wohl bis zur Rückkehr leben müssen.
Karriere nach dem Auslandseinsatz
In Anbetracht der unsicheren Zukunftsaussichten erwägt der Ingenieur, Bewerbungsaktionen aus den USA in den deutschen Arbeitsmarkt zu starten, um nach dem Auslandseinsatz mit leeren Händen dazustehen. Von diesem Aktionismus ist eher abzuraten. Das Engagement dauert ja nur ein Jahr. Der Ingenieur sollte sich voll auf seine Projekte konzentrieren und besonders gute Arbeit leisten. Er sollte sich um die Perfektionierung seiner Englischkenntnisse kümmern und die Chance nutzen, intensiv die amerikanische Arbeitswelt und Kultur kennen zu lernen. Für Bewerbungen bleibt nach der Rückkehr noch Zeit. Es wird schon eine Jobalternative im Unternehmen geben. Wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, bleibt immer noch genug Zeit, den externen Arbeitsmarkt auszuloten.
Fazit: Ein Auslandseinsatz sollte im Vorfeld genau überprüft werden. Es ist nachvollziehbar, dass Unternehmen Fach- und Führungskräften, die sie für lange Zeit ins Ausland entsenden, keine klaren Alternativen aufzeigen können. Ungünstig ist es allerdings schon, wenn Kurzaufenthalte angeboten werden und niemand weiß, wie es danach weitergehen soll. Das Unternehmen hält sich hier alle Möglichkeiten offen.
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