Kreuzungsfrei und schnell 26.10.2015, 08:59 Uhr

So wollen Berlin und NRW Autobahnen für Radfahrer bauen

Autobahnen für Radfahrer? Warum nicht? Kopenhagen, London und praktisch alle holländischen Großstädte bauen ein Netz aus Highways für Radfahrer, auf denen sie kreuzungsfrei, ohne Ampeln und schnell bis in die Innenstädte pendeln. Jetzt zieht auch Deutschland nach: Berlin, NRW und der Großraum Hannover setzen auf Radschnellwege.

Der niederländische Hovenring: Seit Sommer 2012 benutzen täglich 4000 bis 5000 Radfahrer den schwebenden Kreisverkehr in Eindhoven.

Der niederländische Hovenring: Seit Sommer 2012 benutzen täglich 4000 bis 5000 Radfahrer den schwebenden Kreisverkehr in Eindhoven.

Foto: ipv Delft

Doch was ist überhaupt ein Radschnellweg? Fahrrad-Highways sind Radwege ohne Ampeln und Kreuzungen. Der Radverkehr wird auf einer eigenen Trasse geführt, an Kreuzungen gibt es möglichst Unter- oder Überführungen. Dadurch soll das Durchschnittstempo auf solchen Radschnellwegen auch entsprechend hoch sein. Wenn doch Straßen gequert werden müssen, dann hat der Radverkehr Vorfahrt, bei Ampelschaltungen bekommt der Radverkehr Grüne Welle.

Nicht aufs Wasser, sondern in die Luft will Stararchitekt Norman Foster den schnellen Radverkehr in London verlegen. Er hat eine Hochautobahn namens SkyCycle für Radfahrer quer durch London vorgeschlagen, die an ihren Rändern sogar bebaut werden kann.

Nicht aufs Wasser, sondern in die Luft will Stararchitekt Norman Foster den schnellen Radverkehr in London verlegen. Er hat eine Hochautobahn namens SkyCycle für Radfahrer quer durch London vorgeschlagen, die an ihren Rändern sogar bebaut werden kann.

Quelle: Architekturbüro Norman Foster

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Schon seit Jahren plant die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Wolfsburg-Göttingen Radschnellwege, um die Pendler rasch zum Arbeitsplatz und in die Innenstädte zu bringen. Die Landesregierung in NRW hat vor zwei Jahren sogar einen Wettbewerb für Radschnellwege ausgeschrieben. Alle Regionen konnten sich bewerben mit konkreten Projekten für eine Fahrrad-Autobahn. Sechs Projekte wurden ausgewählt, die jetzt vom Land besonders bezuschusst werden.

Radschnellweg Ruhr soll 100 km lang werden

Das spektakulärste Projekt der ausgewählten Strecken ist der Radschnellweg Ruhr, kurz RS 1. Er soll auf 100 km quer durch das Ruhrgebiet führen. Die Strecke reicht von Duisburg im Westen über die Städte Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund bis nach Hamm.

Der RS 1, der Radschnellweg Ruhr, soll über 100 km quer durch das Ruhrgebiet führen. 2020 soll die Strecke eingeweiht werden. Sie wäre der längste Radschnellweg in Europa.

Der RS 1, der Radschnellweg Ruhr, soll über 100 km quer durch das Ruhrgebiet führen. 2020 soll die Strecke eingeweiht werden. Sie wäre der längste Radschnellweg in Europa.

Quelle: Metropole Ruhr

Knapp 184 Millionen Euro soll der Radschnellweg kosten und täglich 50.000 Autofahrten überflüssig machen. 2020 soll der Radweg RS 1, der sogar eine eigene Homepage hat, eingeweiht werden.

Weitere Radschnellwege sind geplant in den Großräumen Köln (8 km), Düsseldorf (31 km), Aachen (30 km), Bocholt-Velen (45 km) und Herford-Minden (36 km). Insgesamt sollen rund 250 km in NRW angelegt werden.

Kopenhagen will die Pendler aufs Rad bekommen und plant deshalb Radschnellwege zwischen den Vororten und der Innenstadt. Hier im Bild eine Fahrradbrücke im Zentrum. 

Kopenhagen will die Pendler aufs Rad bekommen und plant deshalb Radschnellwege zwischen den Vororten und der Innenstadt. Hier im Bild eine Fahrradbrücke im Zentrum.

Quelle: Mikael Colville-Andersen/Stadt Kopenhagen

Auch die Bundeshauptstadt will jetzt ihre erste Fahrradautobahn bauen. Der Verkehrsauschuss der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg sprach sich jetzt einstimmig dafür aus. Entlang der S-Bahnlinie S 1 durch Schöneberg und Steglitz bis nach Lichterfelde soll die 8,5 km lange Strecke führen. Der Highway wird auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke geführt.

Verkürzt die Fahrtzeit von 45 auf 30 Minuten

„Es wäre ein sehr attraktiver Weg, traumhaft schön in einem Grünzug: ein Weg, der die Fahrzeit vom Potsdamer Platz nach Lichterfelde von 45 auf 30 Minuten verkürzen und dem Elektrofahrrad als urbanes Verkehrsmittel der Zukunft zum Durchbruch verhelfen würde“, sagt Tim Lehmann. Der Architekt und Stadtplaner, der im Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (Innoz) forscht, hat das Konzept für den Multifunkitionsweg ausgearbeitet.

London plant quer durch die gesamte Stadt sogenannte Superhighways für den Radverkehr. Die ersten Routen sind schon realisiert.

London plant quer durch die gesamte Stadt sogenannte Superhighways für den Radverkehr. Die ersten Routen sind schon realisiert.

Quelle: Transport of London

Beginnen soll der Fahrrad-Highway am Potsdamer Platz und schon 2017 den S-Bahnhof Schöneberg erreichen, später läuft er neben der Autobahn 103. 2020 soll der sechste Bauabschnitt zum S-Bahnhof Lichterfelde fertiggestellt werden. Der Multifunktionsweg wird mit etwa 4,5 Mio. € nicht viel Geld kosten.

Ungewohnte Denkweisen sind notwendig

Neben der Strecke in Berlin und der spektakulären Strecke quer durch das Ruhrgebiet gibt es weitere, sehr ungewöhnliche Vorschläge für Fahrradstraßen in Metropolen. So will eine Gruppe namens The River Cycleway Consortium einen 12 Kilometer langen Radweg von Battersea im Südwesten von London City bis zum Finanzzentrum Canary Wharf im Herzen der englischen Hauptsadt London kurzerhand auf die Themse verlegen.

Kreuzungsfreier Kreisverkehr für Radfahrer im niederländischen Houten: Dort können Radfahrer auf den rot eingefärbten Flächen ohne anzuhalten eine wichtige Autokreuzung passieren. Und damit es der Radverkehr ganz einfach hat, ist der Autokreisel (grau) erhöht angelegt. Dadurch müssen die Radfahrer nur einen Meter nach unten fahren, um die Fahrbahnen zu unterqueren.

Kreuzungsfreier Kreisverkehr für Radfahrer im niederländischen Houten: Dort können Radfahrer auf den rot eingefärbten Flächen ohne anzuhalten eine wichtige Autokreuzung passieren. Und damit es der Radverkehr ganz einfach hat, ist der Autokreisel (grau) erhöht angelegt. Dadurch müssen die Radfahrer nur einen Meter nach unten fahren, um die Fahrbahnen zu unterqueren.

Quelle: Bicycle Dutch

Im niederländischen Eindhoven hängt an einem 70 Meter hohen Pylon der erste schwebende Kreisverkehr der Welt für Radfahrer.

Niederlande sind ganz weit vorne

Nicht weit von Eindhoven entfernt können Radfahrer über die Milchstraße sausen. Im kleinen Städtchen Nuenen funkeln auf dem 600 Meter langen Van Gogh-Roosengaarde Radweg in der Nacht die Sterne. Und in der Gemeinde Krommeniie in der Gemeinde Zaandstadt nördlich von Amsterdam erzeugt der SolaRoad genannte Radweg sogar Strom aus dem Licht der Sonne.

Hinweisschild auf Superhighway in London: Die britische Hauptstadt, chronisch vom Autoverkehr verstopft, setzt voll aufs Rad und plant sogar ein Netz sogenannter Superhighways. Einer soll über 100 km weit bis zur Kanalküste führen.

Hinweisschild auf Superhighway in London: Die britische Hauptstadt, chronisch vom Autoverkehr verstopft, setzt voll aufs Rad und plant sogar ein Netz sogenannter Superhighways. Einer soll über 100 km weit bis zur Kanalküste führen.

Quelle: Transport of London

Dass eine gute Infrastruktur für Radfahrer wirklich die Menschen aus dem Autos holt und fürs Radfahren gewinnen kann, zeigen die Radverkehrsanteile. Obwohl 80 % aller Haushalte in Deutschland über wenigstens ein Fahrrad verfügen, werden in Deutschland nur rund 10 % aller Wege mit dem Fahrrad erledigt. Das ist wenig, wie ein Blick in europäische Nachbarländer zeigt. So beträgt der Radverkehrsanteil in Dänemark 18 %. Noch aktiver nutzen die Niederländer ihre geliebten Hollandräder: Dort werden 27 % aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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