Smartphones haben Suchtfaktor 15.01.2014, 16:02 Uhr

Kostenlose App misst persönlichen Umgang mit dem Smartphone

Mit einer neuen App können Smartphone-Nutzer sehen, wie viel Zeit sie täglich mit dem Telefon verbringen und welche Anwendungen sie am häufigsten verwenden. Die wichtigsten Kerndaten werden anonymisiert an einen Server übermittelt und von Wissenschaftlern ausgewertet.

Junior-Professor Alexander Markowetz von der Bonner Uni warnt vor einem digitalen Burnout. 

Junior-Professor Alexander Markowetz von der Bonner Uni warnt vor einem digitalen Burnout. 

Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn

„Haben Sie sich schon mal gefragt, wie viel Zeit Sie mit dem Handy verbringen, wie oft Sie das, was Sie gerade tun, unterbrechen, um sich mit dem Handy zu beschäftigen und welche Apps Sie besonders süchtig machen?“ In Zeiten, in denen das Smartphone vielen Zeitgenossen mit der Hand verwachsen zu sein scheint, könnte die ernsthafte und ehrliche Beantwortung dieser Fragen Unbehagen auslösen. Ist man am Ende gar süchtig geworden nach WhatsApp, Facebook, Spielen, Mails, SMS, Telefonaten? Ein Forscherteam aus Informatikern und Psychologen der Universität Bonn hat nun eine neue App entwickelt, die den Umgang mit dem Handy misst und ungeschönte Antworten gibt.

Die Waage für eine digitale Diät gibt ehrliche Antworten

„Menthal Balance“, so der Name der App, registriert unter anderem, wie oft der Nutzer sein Handy einschaltet, eine Anwendung startet oder einen Anruf erhält. Diese gesammelten Informationen kann er sich anschauen und für sich selbst interpretieren. Wenn er während der Installation der App den Wissenschaftlern den Zugriff auf seine Metadaten gestattet hat, kann er außerdem sehen, wie seine Handynutzung im Vergleich zum ermittelten Durchschnitt steht.

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Dafür sammeln die Menthal-Balance-Entwickler die Daten der App-Nutzer, denn die Anwendung ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens zur Untersuchung des Handygebrauchs. Die meisten Studien verließen sich dazu bis jetzt auf Selbsteinschätzungen der Nutzer. Diese Angaben seien aber unzuverlässig. „Menthal liefert zum ersten Mal belastbare Daten“, betont Alexander Markowetz, Juniorprofessor für Informatik am der Uni Bonn. „Die App kann uns detailliert zeigen, wie der durchschnittliche Mobiltelefonkonsum pro Tag ausfällt.“

An Inhalten, betonen die Wissenschaftler, seien sie nicht interessiert. „Wir zeichnen keine Gespräche oder geschriebenen Text auf, uns interessiert nur das Verhalten. Bei einer SMS würden wir zum Beispiel festhalten, dass sie 103 Zeichen lang war und um 18:37 Uhr abgeschickt worden ist.“ Die gesendeten Daten würden über sichere Verbindungen geschickt und ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke an der Universität Bonn verwendet.

Studie zum Telefonverhalten von Studenten zeigt erschreckende Ergebnisse

In einer bislang unveröffentlichten Studie haben die Forscher mit Menthal Balance das Telefonverhalten von 50 Studenten über einen Zeitraum von sechs Wochen untersucht. „Die Ergebnisse waren zum Teil erschreckend“, kommentiert Christian Montag, Privatdozent für Psychologie an der Bonner Universität. So nutzte ein Viertel der Probanden ihr Telefon mehr als zwei Stunden pro Tag. Im Schnitt aktivierten die Studienteilnehmer 80 Mal täglich ihr Telefon – tagsüber durchschnittlich alle zwölf Minuten. Bei einigen Probanden fielen diese Zahlen gar doppelt so hoch aus.

Der typische Nutzer telefonierte lediglich acht Minuten am Tag und schrieb 2,8 SMS. Der Hauptnutzen des Telefons lag dennoch in der Kommunikation: Mehr als die Hälfte der Zeit nutzten die Probanden Messenger oder tummelten sich in Sozialen Netzwerken. Alleine WhatsApp schlug mit 15 Prozent zu Buche, Facebook mit neun Prozent. Spiele brachten es auf 13 Prozent, wobei einige Probanden mehrere Stunden am Tag spielten.

Das Hauptinteresse der Bonner Forscher gilt dem problematischen Handygebrauch. „Wir wollen wissen, wie viel Mobiltelefonkonsum normal ist und ab wann von einem Zuviel zu sprechen ist“, sagt Christian Montag. Das Nutzen eines Handys ähnele dem Umgang mit einem Glücksspielautomaten – deswegen werde das Telefon so oft angeschaltet. Wir wissen, dass der Umgang mit dem Mobiltelefon suchtähnliche Symptome hervorrufen kann“, sagt Montag. So könne ein übermäßiger Konsum zur Vernachlässigung von wichtigen täglichen Aufgaben oder des direkten sozialen Umfelds führen. „Bei Nichtnutzung kann es sogar zu regelrechten Entzugserscheinungen kommen.“

Neues Forschungsfeld der Psycho-Informatik

Die App der Bonner Forscher entstand im Rahmen einer breiteren Initiative, Methoden der Informatik in die Psycho-Wissenschaften zu tragen – die Wissenschaftler sprechen auch vom neuen Forschungsfeld der Psycho-Informatik. In einer aktuellen Publikation in der Zeitschrift „Medical Hypothesis“ erläutern die Psycho-Informatiker, inwiefern Psychologie und Psychiatrie von den damit verbundenen Möglichkeiten profitieren könnten.

Die neue App der Bonner Forscher steht ausschließlich für das Betriebssystem Android zur Verfügung (4.0 oder höher). Sie kann im Google Playstore und auf der Internetseite der Entwickler menthal.org kostenlos heruntergeladen werden. „Wenn Sie eine digitale Diät machen wollen, dann stellen wir Ihnen dazu die Waage zur Verfügung“, lädt Markowetz ein.

Aktualisiert am 1. Oktober 2015: Ergebnisse der Studie liegen vor

Inzwischen liegen die Ergebnisse auf Basis von 60.000 Nutzern der App vor. Fazit: Smartphones machen unproduktiv und unglücklich. Sie lenken ab und kosten unheimlich viel Zeit. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier. Und wenn Sie Ihr Smartphone effiktiver nutzen wollen: Dann holen Sie sich hier die 15 besten Tipps für Android-Smartphones.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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