Niemand hört mehr auf den Kometenlander Philae
Aufgegeben hatten die ESA-Forscher den kleinen Kometenlander Philae schon im Februar. Nun haben sie daraus die Konsequenz gezogen und das Kommunikationsmodul ESS auf der Muttersonde Rosetta für immer abgeschaltet. Philae hat zwar nur rund 60 Stunden von der Oberfläche des Kometen Tschuri funken können – trotzdem hat der kleine Kerl Raumfahrtgeschichte geschrieben.

Philae auf dem Kometen: Churyumov-Gerasimenko ist ein Objekt aus dem Kuiper-Edgeworth-Gürtel, einer ringförmigen Region in unserem Sonnensystem außerhalb des Neptunorbits. Er bewegt sich auf einer elliptischen Bahn zwischen Jupiter und Erde um die Sonne und gehört damit zur Jupiter-Familie.
Foto: DLR
Es ist ein Abschied für immer: Gestern, am Mittwoch, den 27. Juli 2016 um 11 Uhr, haben die Wissenschaftler der Mission Rosetta bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA das Kommunikationsmodul Electrical Support System (ESS) auf der Kometensonde Rosetta zum Kometenlander Philae endgültig abgeschaltet. Der ein Kubikmeter kleine Kasten hatte am 12. November 2014 Raumfahrtgeschichte geschrieben: Nach einer Reise von mehr als zehn Jahren setzte Philae 510 Millionen Kilometer von der Erde entfernt auf den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko auf.
Große Fangemeinde
Der Komet mit einem Durchmesser von vier Kilometern und dem Aussehen einer niedlichen Badeente bekam sofort von einer großen Fangemeinde auf der ganzen Welt das liebevolle Kürzel „Tschuri“ verpasst und das, obwohl er zum Himmel stinkt.

Dieses Stereobild zeigt den Kometen Churyumov-Gerasimenko in 3D. Aufgenommen wurde es während des Abstiegs des Landers Philae mit der ROLIS-Kamera, die an der Unterseite des Landers sitzt. Verwendet wurden zwei Fotos, die um 15.38 Uhr MEZ sowie zwei Minuten später aufgenommen wurden. Im Bild ist auch ein Landefuß von Philae zu sehen. Das Foto muss mit einer Rot-Blau-Brille betrachtet werden, um den 3D-Effekt zu sehen. Jeder Pixel entspricht dabei drei Metern.
Quelle: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
Denn das Parfum, welches sich der Komet aufgelegt hat, scheint geradewegs aus der Hölle zu entströmen: Er müffelt nach faulen Eiern, nach Pferde-Urin und nach beißendem Formaldehyd. Nur gut, dass Philae unbemannt zur Kometenoberfläche unterwegs war.
Sieben Monate im Kälteschlaf
Leider landete Philae dann nicht sanft auf der Sonnenseite der stinkenden Badeente, sondern holperte über die Kometenoberfläche, bis er dann vermutlich auf die Seite in den Schatten einer Erhebung kippte. In der Folge fiel Philae nach nur rund 60 Stunden wissenschaftlicher Arbeit am 15. November 2014 um 1:15 Uhr wegen akuten Energiemangels in einen sieben Monate dauernden Kälteschlaf. Die Kometenforscher der ESA gaben die Hoffnung trotzdem nicht auf, noch einmal Kontakt zum Lander zu bekommen.
Muttersonde zieht bis heute treu ihre Bahnen um Tschuri
Denn Tschuri wanderte auf seiner Kometenbahn der Sonne entgegen. Die Funkstille dauerte bis zum 13. Juni 2015. An einem Samstagabend meldete sich Philae dann doch tatsächlich wieder bei seiner Muttersonde Rosetta, die bis heute treu ihre Bahnen um Tschuri zieht. 85 Sekunden dauerte der Funkkontakt, in denen Philae 300 Datenpakete übertragen konnte. Einen Monat später, am 9. Juli 2015 funkte der kleine Lander ein letztes Signal von der Oberfläche der stinkenden Badeente.
Mission Philae beendet
„Es war eine einzigartige Mission mit Philae – es war nicht nur das erste Mal, dass man jemals mit einem Lander auf einer Kometenoberfläche aufgesetzt hat. Wir haben auch faszinierende Daten erhalten, mit denen wir noch viele Jahre arbeiten können“, sagt Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR und beteiligte Wissenschaftlerin an der Mission.

Das Lander Control Center (LCC) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) war für die Kommandierung und den Betrieb des Landers Philae zuständig.
Quelle: DLR
Nun ist die Mission mit Philae wirklich endgültig beendet, selbst wenn der Lander sich noch einmal berappen sollte. Rosetta kann ihn nicht mehr hören.
Rosettas Stunde schlägt im September
Denn die Muttersonde benötigt jetzt alle Energie für sich alleine: Ihre Mission ist noch nicht zu Ende. Inzwischen ist Tschuri mit der ihn umkreisenden Rosetta-Sonde etwa 520 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Die Solarsegel der Sonde können kaum noch Energie generieren. Deshalb soll Rosetta am 30. September in einer spektakulären Kamikaze-Aktion selber auf der Kometenoberfläche landen. In den letzten Tagen und Wochen ihres Sondenlebens soll sie dann besonders spannende Nahaufnahmen von Tschuri machen und zu Mutter Erde senden.
Ein Beitrag von: