Gehaltsstudie 12.07.2021, 10:59 Uhr

Wie viel verdienen Chemieingenieure?

Chemieingenieure und -ingenieurinnen standen jahrelang an der Spitze der Einkommenslisten. Doch 2020 hat sich das geändert. Welche Branche die Chemie- und Pharmaindustrie überholt hat und welches Gehalt für Chemieingenieure wirklich drin ist, verrät unsere Studie.

Chemieingenieurin Labor

Was können Chemieingenieure und Chemieingenieurinnen verdienen?

Foto: panthermedia.net/Robert_Przybysz

Das Gehalt eines Chemieingenieurs kann eine weite Spanne aufweisen. Hohe Jahresgehälter lassen sich in der Pharmabranche, im Fahrzeugbau oder direkt in der Chemieindustrie erzielen. Je höher der Abschluss, desto weiter oben finden sich Ingenieure und Ingenieurinnen in der Gehaltstabelle wider. 2019 lag das Gehalt Chemieingenieur bei 76.115 Euro. Gegenüber 2017 ist das eine negative Entwicklung, denn da verdienten Chemieingenieure noch 81.550 Euro. 2020 steigerte sich das Einkommen zwar wieder auf 78.000 Euro brutto – doch an die früheren Einkommenshöhen kommt die Branche nicht mehr ran. Vor allem eine Sparte hat den Chemiekonzernen als attraktiver Arbeitgeber mit hohen Gehältern den Rang abgelaufen.

 

Die Durchschnittsgehälter in der Chemie- und Pharmaindustrie liegen für Ingenieure mit Berufserfahrung zwar nach wie vor weit über dem Branchendurchschnitt, haben jedoch in den vergangenen zwei Jahren deutlich an Vorsprung verloren. Das hohe Einkommen von mehr als 80.000 Euro in 2016 und 2017 lag zum Teil darin begründet, dass aus dem Bereich Chemie und Pharma vermehrt Ingenieure und Ingenieurinnen in verantwortungsvollen Positionen und mit größerer Berufserfahrung am Gehaltstest von ingenieur.de teilnahmen.

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Wie viel verdient man als Chemieingenieur?

Gehalt Chemieingenieur: Der Einstieg

Der Richtwert, an dem sich Absolventen und Berufseinsteiger in der Chemieindustrie orientieren können, ist hoch. Sie erhielten bei weniger als zwei Jahren Berufserfahrung 54.000 Euro. Noch mehr zahlt der Fahrzeugbau seinen Berufseinsteigern. 55.300 Euro sind durchschnittlich im Jahr drin. Die Gehaltsentwicklung für Ingenieure im Fahrzeugbau, hat die Einkommensstudie von ingenieur.de ebenfalls untersucht.

Junge Chemieingenieure und -ingenieurinnen mit einem Bachelorabschluss erhalten im Durchschnitt 46.550 Euro pro Jahr. Wer noch einen Master draufgesetzt hat, kann mit einem Einstiegsgehalt von rund 51.000 Euro rechnen. Nach oben gibt es allerdings noch viel Spielraum. Bis zu 7.000 Euro brutto mehr sind je nach Arbeitgeber und Standort möglich.

Gehalt Chemieingenieur mit Berufserfahrung

Wer als Chemieingenieur oder Chemieingenieurin die Karriereleiter hinaufsteigt, kann das Gehalt noch deutlich erhöhen. Ingenieure mit Projektmanagementfunktion verdienen  rund 65.600 Euro. Im oberen Quartil sind sogar 75.600 Euro drin. Chemieingenieure in Ingenieur- und Planungsbüros verdienen deutlich weniger – und zwar rund 46.800 Euro brutto. 2019 lag das Einkommen noch bei 51.000 Euro. Die starken Schwankungen in den Gehältern zeigen, dass Berufserfahrung unerlässlich ist, um einen möglichst hohen Lohn zu erzielen.

In Führungsposition

Die Vergütung eines Teamleiters in der Chemiebranche liegt im Median bei 86.300 brutto jährlich. Auch hier kann eine negative Entwicklung gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden. 2019 lag das Einkommen noch bei 91.534 Euro brutto. Die Größe des Unternehmens schlägt sich dabei deutlich in den durchschnittlichen Jahresgehältern der Ingenieure nieder. In allen Positionen steigen die Mediane bei zunehmender Anzahl der Mitarbeiter sichtbar an. In einer Führungsposition oder mit Personalverantwortung ist ein Verdienst von über 100.000 Euro jährlich drin. Der Standort, an dem ein Chemieingenieur arbeitet, beeinflusst die Höhe des Gehalts maßgeblich.

Welche Aufgaben haben Ingenieure und Ingenieurinnen in der Chemiebranche?

Die gestiegenen Anforderungen des Umweltschutzes im Zusammenhang mit chemischen Stoffen ergeben eine Fülle von Aufgabenstellungen für Chemieingenieure und Chemieingenieurinnen. Neben der Arbeit als Verfahrens- und Projektingenieure, im Anlagenbau sowie auch in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, kommen Aufgaben im Produktmanagement, im Vertrieb sowie in der Anlagenwartung infrage. Auch Stellen in staatlichen Untersuchungsämtern können von Chemieingenieuren besetzt werden.

Das Chemieingenieurwesen verbindet Chemie und Industrie auf komplexe Weise. Oftmals kommen auf Chemieingenieure Aufgaben aus der Verfahrenstechnik und Prozesstechnik zu. Chemieingenieure erforschen in erster Linie Materialien und Chemikalien sowie deren Verfahren in Betrieben. Organische und anorganische Grundstoffe werden für die Weiterverarbeitung umgesetzt. Daraus entwickeln Chemieingenieure folgende Produkte:

  • Medikamente
  • Körperpflegemittel
  • Düngemittel/Schädlingsbekämpfungsmittel
  • Lacke
  • Reinigungsmittel
  • Kunststoffe
Die Chemieindustrie spielt in Deutschland eine große Rolle.

Die Chemieindustrie spielt in Deutschland eine große Rolle.

Quelle: panthermedia.net/alexraths

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Viele Chemieingenieure sind in der Forschung

Eine Erklärung für den guten Verdienst von Chemieingenieuren und -ingenieurinnen findet sich in der Position. Kaum eine Branche in Deutschland sei so innovativ und forschungsintensiv wie die Chemie- und Pharmaindustrie, so die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Dementsprechend sind viele Ingenieure und Naturwissenschaftler in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in der Forschung tätig.

Nach dem Vertrieb ist Forschung und Entwicklung, kurz FuE, die lukrativste Abteilung in Unternehmen. Ein Fach-, bzw. Projektingenieur bringt es in diesem Bereich auf ein Bruttojahresentgelt von 72.750 Euro. Zum Vergleich: Im Baugewerbe verdient ein Fach- bzw. Projektingenieur knappe 56.000 Euro.

Die besten Arbeitgeber für Chemieingenieure und Chemieingenieurinnen

Die großen Chemie- und Pharmaunternehmen wie BASF, Bayer, Fresenius, Merck, Boehringer Ingelheim, Roche, Evonik oder Lanxess haben einen großen Bedarf an Chemieingenieurinnen und Chemieingenieuren. Ebenso Wasch- und Reinigungsmittelproduzenten sowie Kosmetikhersteller wie Henkel, Beiersdorf oder Unilever. Allein in Deutschland gehören fast 2.200 Unternehmen zur chemischen Industrie (Stand 2019).

2020 lag der Gesamtumsatz der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie bei 190 Milliarden Euro. Der höchste Umsatz wurde laut Statista 2018 mit mehr als 200 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Chemieingenieure beziehen hohe variable Vergütungsanteile

Nicht immer verlässlich, dafür aber umso erfreulicher ist die Zahlung des variablen Gehaltsanteils. Der Anteil der Ingenieure, die variable Vergütungsanteile beziehen, nahm bis 2016 stetig zu und stagnierte dann in den letzten Jahren. In 2019 erhielten 29 % der Berufseinsteiger und 46 % der Ingenieure und Ingenieurinnen mit Berufserfahrung variable Anteile.

Im Schnitt betrug der Anteil variabler Vergütungsbestandteile bei Ingenieuren der Chemie- und Pharmaindustrie 11,7 % des Jahresentgelts 2020. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 12,2 %.

Gehalt Chemieingenieur: Studium zahlt sich aus

Naturwissenschaften mit Technik verbinden – das ermöglicht ein Chemieingenieurstudium. Das Studium ist so interessant, weil es nicht nur den naturwissenschaftlichen Aspekt aufgreift, sondern vor allem auch technisch basiert ist. Hier ist das Studium Chemieingenieurwesen möglich:

Voraussetzungen für den Bachelor:

  • Hochschulzugangsberechtigung: Abitur oder Fachabitur
  • alternative Zulassungsbedingung kann eine Berufsausbildung mit Berufserfahrung (je nach Hochschule und Bundesland individuell geregelt) sein
  • Zum Teil Vorpraktikum von acht Wochen oder ähnlich

Voraussetzungen für den Master:

  • Erststudium (Bachelor in Chemieingenieurwesen oder einer ähnlichen Fachrichtung
  • ggf. Mindestnote

Top 10 der Hoch- und Fachhochschulen für Chemieingenieurwesen

Hochschule Fach Abschluss
Technische Universität Berlin Chemieingenieurwesen Bachelor of Science, Master of Science
Technische Universität Dortmund Chemieingenieurwesen Bachelor of Science, Master of Science
Hochschule Niederrhein Chemieingenieurwesen in Krefeld Bachelor of Science
Technische Universität München Chemieingenieurwesen Bachelor of Science, Master of Science
Universität Ulm Chemieingenieurwesen Bachelor of Science
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Chemieingenieurwesen Bachelor of Science, Master of Science
Universität Paderborn Chemieingenieurwesen Bachelor of Science, Master of Science
Technische Hochschule Rosenheim Chemieingenieurwesen, Campus Burghausen Bachelor of Engineering
Fachhochschule Münster Chemieingenieurwesen Bachelor of Science

Gute Einstiegschancen und ein Gehalt Chemieingenieur, das sich sehen lassen kann: Das Studium des Chemieingenieurwesens lohnt sich kurz- wie langfristig. Die Ingenieurkollegen anderer Disziplinen schauen den Chemieingenieuren im Rennen um Einkommen immer noch hinterher. Zum Teil liegt das an hohen variablen Gehaltsbestandteilen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie und dem hohen Anteil von Entwicklungsingenieuren in der Branche.

Gehalt Chemieingenieur: Wie hoch ist das Einkommen mit Promotion?

Mit einer Promotion stehen Chemieingenieuren alle Türen offen: Mit Doktortitel steigt das Gehalt Chemieingenieur unter Umständen mehrere Hundert Euro pro Monat an. Mehr als 100.000 Euro pro Monat landen auf der Lohnabrechnung. Laut unserer Gehaltsstudie verdienen Ingenieure mit Promotion bereits beim Einstiegsgehalt bis zu 72.000 Euro. Unternehmensstandort und Größe der Firma finden natürlich auch bei einer Promotion Berücksichtigung. Kleine bis mittlere Unternehmen zahlen einem promovierten Chemieingenieur wahrscheinlich deutlich weniger als ein großer Betrieb.

Lesen Sie auch: Wie schreibe ich eine Doktorarbeit?

Wer einen Job in der Chemiebranche sucht oder in der Forschung und Entwicklung, kann sich in unserer Jobbörse direkt auf die Suche nach einer passenden Vakanz machen. Und wer noch Tipps fürs Vorstellungsgespräch oder das perfekte Anschreiben braucht, findet Anregungen in unserem Karrierebereich.

Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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