Bewerbung 27.08.2020, 11:16 Uhr

Mobil bewerben: Diese Fähigkeiten müssen Sie jetzt unbedingt beherrschen

Die Generation Smartphone organisiert unterwegs fast ihr ganzes Leben mit ein paar lässigen Wischbewegungen. Warum sich also nicht per Handy bewerben? Was manch Personaler noch vor nicht allzu langer Zeit zu exotisch schien, dürfte in Pandemie-Zeiten zum „New Normal“ werden. Ingenieure, die sich nicht digital präsentieren können, bekommen ein Problem. Doch das ist lösbar.

Frau vor Smartphone

Mobil bewerben wird zum neuen Standard.

Foto: panthermedia.nte/IgorVetushko

Einen kleinen Papierberg verfassen, ihn zur Post bringen, hoffen, dass die Bewerbungsmappe zündet und man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird – das mutet im Zeitalter des Always-on und Home-Office fast schon veraltet an. Tatsächlich dürfte die Pandemie dem hergebrachten analogen Bewerbungsprozess auf die Sprünge helfen – er wird digitaler, mobiler, kreativer. Gerade in technischen Berufen sollten Bewerber digitale Möglichkeiten kennen und beherrschen. „Ingenieure zeigen damit auch, dass sie mit den neuesten Technologien vertraut sind und diese einsetzen. Das ist schließlich das, was Arbeitgeber sehen möchten. Stichwort: Innovation und Digitalisierung“, sagt Sebastian Hust, Mit-Geschäftsführer von Talentcube, einem Anbieter für Video-Bewerbung & Recruiting Software. Hust möchte bei mobiler und digitaler Bewerbung nicht von einem Trend sprechen, sondern von „gelebter Realität“.

Digital Natives müssen geködert werden

Tatsächlich bespielen Unternehmen wie Bosch, Brose, Daimler, Deutsche Bahn, IBM, Evonik, Schaeffler oder Webasto alle möglichen Kanäle, um in Zeiten des Fachkräftemangels Digital Natives zu ködern.

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„Gerade Ingenieure, ITler und Führungskräfte zeigen keine hohe Wechselbereitschaft“, sagt Michael Kattau von Bosch. „Diese Kräfte muss man schon locken, indem man es ihnen einfach macht.“

Etwa so: Bosch hat das Online-Procedere auch für Handys und Tablets optimiert. Ein neues Bewerbertool ermöglicht es unter anderem, dass die Bewerbung mit dem LinkedIn-Profil verknüpft wird, woraus Bosch-Personaler schon viel ersehen können. Kattau: „Statt, dass der Bewerber drei Stunden über seinen Unterlagen brütet, ist die Sache in drei Minuten erledigt.“

Auch die Video-Bewerbung muss fehlerfrei sein

Gut so. Was allerdings die Gefahr allzu laxer Selbstdarstellung in sich birgt. Denn eines bleibt unverändert: Eine Bewerbung muss fehlerfrei, vollständig und wahrheitsgemäß sein. Mal eben zwischen Instagram, TikTok und Facebook eine Online-Bewerbung am Smartphone raus hauen, ist keine gute Idee.
Schwer in Mode sind mittlerweile Videos. „Die Video-Bewerbung wird inzwischen in allen Branchen eingesetzt. Dies betrifft die Branchen Dienstleistung, wie etwa Beratung oder Luftfahrt, Konsumgüter, Banken, Krankenkassen und Automotive. Insbesondere in der Automobilbranche macht sich der Veränderungsdruck durch neue Mobilitätskonzepte und die konsequente Digitalisierung von Geschäftsprozessen bemerkbar“, sagt Hust.

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Wer sich gekonnt ins Bild setzen möchte, sollte nichts überstürzen, auch wenn das Handy zu einem flotten Dreh einlädt. „Bevor sich ein Kandidat per Video-Bewerbung bei einem Unternehmen bewirbt, sollte er die Aufgaben und das Stellenprofil zunächst analysieren“, rät Hust. Welche Schlüsselbegriffe werden genannt? Welche Kompetenzen sind gefordert? Welche vorherige Erfahrung ist gefragt? Wie sieht die Unternehmens-Website aus? Welcher Sprachstil wird verwendet? Was verraten die einzelnen Mitarbeiterprofile oder Mitarbeitervideos über das Unternehmen, die idealerweise auf der Firmenwebseite oder auf YouTube zur Verfügung stehen? Hust: „Der Bewerber sollte sich darüber im Klaren werden, was er bezüglich der geforderten Kompetenzen besonders gut kann?“ Bei Initiativbewerbungen sollte er überlegen, welche Kompetenzen er hat, die er bei seinem Wunschjob unter Beweis stellen will? Bei welchen Aufgaben konnte er das schon unter Beweis stellen?

Mobil bewerben: Sich gekonnt in Szene setzen

Äußerst ratsam für Ungeübte ist, sich vorher Tutorials zur Video-Bewerbung auf YouTube anzuschauen. Und dann nicht gleich scharf schießen: „Einen Probelauf machen und sich Feedback von Freunden einholen“, empfiehlt Hust. Außerdem sollte das gesamte Setting stimmen: Zum potentiellen Job und Arbeitgeber passende Kleidung auswählen, neutralen, ruhigen Ort suchen, Lichtverhältnisse checken (nicht vors Fenster setzen, keine Schlagschatten durch künstliches Seitenlicht produzieren) und das Smartphone auf Augenhöhe bringen. Ruhig atmen. Natürlich sprechen, nicht schauspielern. Ein freundliches Gesicht, vielleicht ein natürliches Lächeln auf den Lippen, kann auch nicht schaden. Hust: „Es muss nicht das perfekte Video wie für eine Casting-Show sein. Wichtig ist authentisch zu sein. Versprecher wirken sympathisch und menschlich.“

Denn eine Videobewerbung ist nicht ohne Risiken. „Schließlich erhält der Empfänger so einen „kompletten“ Eindruck, das heißt, eine solche Bewerbung muss sitzen“, sagt Coach Kai A. Quante von der AQ4Business GmbH. „Es gibt keine zweite Chance, was bei einer schriftlichen Bewerbung, wo der Aspekt Persönlichkeit und persönlicher Eindruck noch fehlen, im direkten Gespräch gesteuert werden kann. Es gibt Feedback, eine Kommunikation in beide Richtungen.“ In jedem Fall sollte das Video kurz, prägnant und auf den Punkt sein: „Niemand wird sich einen 15-minütigen Film ansehen.“ Es geht um einen kurzen Eindruck, also einen Teaser, der nicht länger als 30 bis 60 Sekunden sein sollte. Hilfreich zur Orientierung ist auch zu recherchieren, wie sich Mitarbeiter des Unternehmens im Internet präsentieren.

Wer dieses Format beherrscht, spart nicht nur viel Zeit, sondern hat handfeste Vorteile, findet Hust: „Mit einem Video kann der Bewerber direkt mit seiner Persönlichkeit überzeugen. Er kann sich auf diese Weise von der Masse anderer Bewerber abheben.“ So lassen sich auch elegant Soft Skills in Szene setzen. Denn das ist bei der schriftlichen Bewerbung der wohl schwierigste Part: Beispiele und Sätze formulieren, die illustrieren, wie und wo man am besten bereits seine Soft Skills im Job erfolgreich eingesetzt hat. Hust: „Im Video kann man die wertvollen Soft Skills direkt unter Beweis stellen und authentisch formulieren.“ Nicht zuletzt: „Eine aussagekräftige Videobewerbung zeigt, dass der Bewerber Wichtiges in kurzer Zeit zusammenfassen kann“, unterstreicht Hust. „Zudem kommuniziert er damit, dass er der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen ist und mit der Zeit geht.“

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Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

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