Mitarbeiterbindung im Zeitalter des Fachkräftemangels: Warum sie für Unternehmen entscheidend ist
Der neue HR-Report des IBE und HAYS betont die Bedeutung der Mitarbeiterbindung, um im Zeitalter des Fachkräftemangels und demografischen Wandels konkurrenzfähig zu bleiben. So können Unternehmen langfristig Erfolg erzielen.

Bessere Mitarbeiterbindung durch gezielte Maßnahmen: Der HR-Report des IBE und HAYS zeigt, wie Unternehmen davon profitieren können.
Foto: PantherMedia / AndreyPopov
Was versteht man unter Mitarbeiterbindung?
Mitarbeiterbindung bezieht sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Mitarbeiter langfristig halten zu können, und ist ein Teil der Personalstrategie. Schließlich ist hohe Mitarbeiterfluktuation teuer und zeitaufwändig. Mittlerweile haben die meisten Unternehmen erkannt, dass sie daran arbeiten müssen, ihre Mitarbeitenden langfristig an sich zu binden, nicht zuletzt mit diversen Corporate Benefits. Denn nur so sind sie in der Lage, ihre Mitarbeiter zu halten und von deren Erfahrung und Know-how zu profitieren. Auch in Zeiten des Fachkräftemangels ist es ein Vorteil, Talente an sich zu binden, zu halten und neue anzuziehen – so gewinnt man im Wettbewerb um Personal gegenüber der Konkurrenz.
HR-Report zum Thema Mitarbeiterbindung
Der neue HR-Report des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE, der gemeinsam mit HAYS (Personalberatung) veröffentlicht wurde, zeigt, warum es in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel so wichtig ist, eine gute Retention-Strategie zu entwickeln und die Mitarbeitenden langfristig an das eigene Unternehmen zu binden. Es wurde u.a. auf Basis der Ergebnisse des aktuellen HR-Reports festgestellt, dass Organisationen über geeignete Maßnahmen vor allem in Sachen Entlohnung, Unternehmenskultur und Führung nachdenken sollten.
Was ist für die Mitarbeiterbindung wichtig?
Dabei haben die Forschenden fünf Faktoren herausgefunden, die besonders für die Mitarbeiterbindung wichtig sind.
Betriebsklima
Interessant ist, dass das Betriebsklima als der wichtigste Bindungsfaktor gilt. Die Befragten sehen ein gutes Betriebsklima als entscheidend an, um Mitarbeitende zu binden. Hierbei ist es besonders wichtig, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu fördern. Die Beteiligung der Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg wird als das zweitwichtigste Instrument für eine Unternehmenskultur zur Bindung angesehen, gefolgt von einem offenen Umgang mit kritischen Themen.
Gehalt
Laut den Ergebnissen liegt die marktgerechte Entlohnung auf dem zweiten Platz der wichtigsten Instrumente für die Mitarbeiterbindung. Wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, ist eine unzureichende Bezahlung der häufigste Grund dafür. Jedoch zeigt die Studie, dass es nicht nur um die absolute Höhe des Gehalts im Vergleich zum Markt geht. Fast genauso wichtig sei laut der Ergebnisse, dass die Entlohnung angemessen zur individuellen Leistung ist. Wichtig dabei sind zudem die Beteiligung der Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg sowie die Transparenz des Gehalts.
Flexible Arbeitszeiten
Laut der Befragten folgen flexible Arbeitszeiten auf dem dritten Platz der wichtigsten Faktoren zur Bindung von Mitarbeitenden. Viele Unternehmen haben solche Zeitmodelle längst umgesetzt.
Work-Life-Balance
Der vierte Platz der Faktoren wird von der Work-Life-Balance eingenommen, bei der jedoch im Vergleich zu anderen zentralen Instrumenten der Mitarbeiterbindung noch der größte Nachholbedarf besteht. Darauf achten viele, wenn sie z.B. bei kununu nach Arbeitgeberbewertungen sich erkundigen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten von ihrem Arbeitgeber, dass er sich stärker für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben engagiert. Ein Gesamtpaket soll allerdings viele Elemente enthalten, angefangen bei einem empathischen Umgang über gesundheitsfördernde Maßnahmen bis hin zu persönlichen Coaching-Angeboten.
Emotionen
Laut der Umfrage ist für die Hälfte der Teilnehmer die emotionale Bindung ausschlaggebend dafür, ob sie im Unternehmen bleiben oder gehen. Pragmatische Gründe spielen nur für jeden Dritten eine Rolle, während jeder Fünfte sich verpflichtet fühlt, seinem Arbeitgeber treu zu bleiben. Es wurde festgestellt, dass die Bindung an die Organisation bei höheren hierarchischen Positionen und älteren Befragten stärker ausgeprägt ist.
Welche Rolle spielen Führungskräfte bei der Mitarbeiterbindung?
Was aber das Gegenteil bewirken kann, ist die schlechte Führung. Sie kann Mitarbeiterbindungen auflösen. Unzufriedenheit mit der Führungskraft bleibt nach wie vor ein häufiger Grund für Mitarbeitende, ihr Unternehmen zu verlassen, wobei nur eine nicht angemessene Entlohnung noch wichtiger ist.
Eine gute Führungskraft kann die Bedürfnisse und Belange der Mitarbeitenden wahrnehmen und darauf eingehen, sie unterstützen und motivieren. Die Chefs können ein positives Arbeitsklima schaffen, das Vertrauen und Respekt fördern, sowie klare Ziele und Erwartungen kommunizieren. Können sie es nicht, gibt es ein Problem. Denn: Wenn die Führungskräfte die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeitenden nicht berücksichtigen oder ihre Leistungen nicht anerkennen, kann dies zu Unzufriedenheit, Demotivation und schließlich zur Kündigung führen.
Durch regelmäßiges Feedback und Wertschätzung kann eine Führungskraft auch das Engagement der Mitarbeitenden stärken und deren Leistung anerkennen. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen sicherstellen, dass ihre Führungskräfte über die nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen, um eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung zu erreichen.
Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um Fachkräfte an sich Unternehmen zu binden:
- Ein gutes Betriebsklima schaffen
- Vertrauen und Wertschätzung zeigen
- Weiterbildung und Karrieremöglichkeiten bieten
- Flexible Arbeitsbedingungen schaffen
- Faire Entlohnung und Zusatzleistungen bieten
- Mitarbeiterbeteiligung ermöglichen
Mitarbeitende machen den Unterschied
„Es sind und bleiben die Mitarbeitenden, die den Unterschied ausmachen. Nur werden sie in den kommenden Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung ein immer kostbareres Gut, das es zu hegen und zu pflegen gilt“, haben Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE, und Dirk Hahn, Vorstandsvorsitzender der Hays AG, im Vorwort der Studie geschrieben. Dieser Aussage kann kaum widersprochen werden. Dabei wiesen sie darauf hin, dass Organisationen in den kommenden Jahren viel Energie in die Rekrutierung neuer Mitarbeitender stecken müssen. Von daher sei die Wirkungskraft eines Unternehmens, das Mitarbeitende positiv bindet, wichtig. „Das hilft bei der Suche, denn Mitarbeitende, die sich in ihrer Organisation wohl fühlen, machen diese attraktiver für Bewerberinnen und Bewerber“.
Und das stimmt auch. Auch sogenannte Corporate Influencer werden demnächst eine wichtigere Rolle spielen.
Ein Beitrag von: