Wenn die Chefs beleidigen: Zwischen Abuser und „harte Liebe“
Das Verhältnis zwischen Führungskraft und Angestellten ist besser als häufig angenommen. Die Forschung des Fisher College of Business der Ohio State University zeigt, dass trotz unangemessenen Verhaltens viele Mitarbeiter ihre beleidigenden Vorgesetzten tolerieren. Warum?
Die Forscher des Fisher College of Business der Ohio State University haben festgestellt, dass beleidigende Vorgesetzte trotz ihres Fehlverhaltens in den meisten Fällen von ihren Untergebenen toleriert werden. Laut Robert Lount, dem Autor der Studie, scheint der Erfolg ein entscheidendes Kriterium für die Akzeptanz zu sein. Mitarbeiter neigen oft dazu, rüpelhaftes Verhalten gegenüber ihnen als Form von „harter Liebe“ zu interpretieren, um es abzuschwächen.
Nach einer Studie mit 576 Arbeitnehmern in den USA, veröffentlicht in „Organizational Behavior and Human Decision Processes“, wurden selbstbewusste und dominante Vorgesetzte oft als „streng, aber fürsorglich“, „unsensibel, aber fördernd“ und „rauh, aber wohlmeinend“ beschrieben.
Chefs und ihre Leistung
Wenn der Chef als leistungsstark bewertet wurde, neigten die Mitarbeiter dazu, ihren beleidigenden Vorgesetzten eher als eine Art „Harte-Liebe-Aufseher“ zu betrachten. Doch wenn die Leistung des Chefs als geringer angesehen wurde, tendierten die Mitarbeiter eher dazu, ihn als „Abuser“ zu bezeichnen – jemanden, der ohne Rücksicht nach unten tritt.
Laut Bennett Tepper, Kollege von Lount und Mitautor, lassen sich viele Mitarbeiter von autoritären Managern tolerieren, da sie sich erhoffen, durch einen solchen Führungsstil ihre Karriere voranzutreiben und ihre eigenen Talente zu fördern. Allerdings betonen die Experten, dass ein harter Führungsstil nicht zwangsläufig mit Erfolg verbunden ist.
Zufriedenheit mit Chefs höher als erwartet
Das Verhältnis zwischen Chefs und Angestellten ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Eine gute Beziehung basiert auf Vertrauen, Kommunikation und gegenseitigem Respekt. Führungskräfte, die transparent und offen sind, schaffen ein Umfeld, in dem sich Mitarbeiter wertgeschätzt und verstanden fühlen. Dies fördert nicht nur die Motivation und Zufriedenheit der Angestellten, sondern steigert auch ihre Produktivität und das allgemeine Betriebsklima. Regelmäßiges Feedback, klare Zielsetzungen und die Förderung von beruflicher Weiterentwicklung sind weitere wichtige Aspekte, die zur Stärkung dieser Beziehung beitragen. Letztendlich trägt eine positive und unterstützende Beziehung zwischen Führungskraft und Angestellten maßgeblich zur Erreichung der Unternehmensziele bei.
Warum die Zufriedenheit mit Chefs für ein Unternehmen so wichtig ist
Vorgesetzte schneiden in den Augen ihrer Mitarbeiterinnen oft besser ab, als ihr Ruf vermuten lässt. Das zeigt eine repräsentative Studie der KÖNIGSTEINER Gruppe, die 1.023 Beschäftigte zum Verhältnis mit ihrer aktuellen Führungskraft befragte. Laut der Umfrage sind über zwei Drittel der Befragten (69 %) mit ihrem Chef oder ihrer Chefin zufrieden, während nur 13 % von der Zusammenarbeit enttäuscht sind. Diese Zufriedenheit ist für Unternehmen essenziell, denn 61 % der Beschäftigten würden einen Jobwechsel in Betracht ziehen, wenn sie mit ihrem Vorgesetzten nicht zurechtkämen. Tatsächlich haben 38 % der Befragten bereits mindestens einmal den Job aufgrund von Unstimmigkeiten mit ihrer Führungskraft gewechselt, und aktuell denken 17 % über einen solchen Schritt nach. Auch die Geschäftsführung wird überwiegend positiv bewertet: 56 % der Arbeitnehmerinnen sind mit dem Vorstand zufrieden, während 18 % das Gegenteil berichten.
Freundschaftliches Verhältnis zu der Führungskraft
„Führungsstärke ist eines der wichtigsten Kriterien für Arbeitnehmer*innen, sich im Job wohlzufühlen. Ist das Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitenden nicht intakt, steht in vielen Fällen eine Trennung im Raum. Das zeigen unsere Zahlen deutlich. Diese zeigen aber auch: Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte machen in der Hinsicht einen guten Job. Das ist eine gute Nachricht, weil ihr Einfluss auf die Fluktuationsrate im Unternehmen eben besonders groß ist,“ erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe zu den Ergebnissen der Studie.
Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) geben an, ein freundschaftliches Verhältnis zu ihrer Führungskraft zu haben, während ein gutes Drittel (32 %) ein eher distanziertes Verhältnis beschreibt. Von denjenigen, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind, berichten sogar 69 % von einer freundschaftlichen Beziehung. Darüber hinaus fühlen sich 80 % der zufriedenen Mitarbeiter*innen von ihrer Führungskraft voll unterstützt.
Eine gute Kommunikation ist wichtig
Zur positiven Einschätzung des Verhältnisses zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften trägt vor allem eine regelmäßige und offene Kommunikation bei. So berichten 44 % der Studienteilnehmer*innen von einem täglichen Austausch über berufliche Aufgaben, was sich insgesamt 56 % aller Beschäftigten auch in dieser Häufigkeit wünschen. Der kommunikative Führungsstil der aktuellen Managementebene wird hauptsächlich als klar und direkt (57 %), transparent (54 %) sowie einfühlsam (52 %) wahrgenommen. Zudem geben 59 % der Befragten an, dass ihre Vorgesetzten berufliche Aufgaben delegieren, den Mitarbeitenden jedoch die Freiheit lassen, diese eigenständig zu erledigen. Eine klare und direkte Ansprache ist für zwei Drittel der Befragten die wichtigste kommunikative Eigenschaft von Vorgesetzten. Weniger gefragt sind autoritäre und befehlende Anweisungen, die nur 10 % bevorzugen, sowie eine diversitätsbewusste Kommunikation, die lediglich 4 % der Befragten als wichtig erachten.
Das Marktforschungsinstitut Bilendi führte im Auftrag der KÖNIGSTEINER Gruppe eine repräsentative Umfrage durch, bei der 1.023 Beschäftigte im Januar 2024 befragt wurden. Von den Teilnehmenden waren 51 % Männer und 49 % Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 44,8 Jahren. Die Hälfte der Befragten waren Akademikerinnen, die andere Hälfte Nichtakademikerinnen.
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