Geschäftskontakte 04.02.2020, 13:58 Uhr

Arbeiten in den USA

Deutsche Ingenieure haben im Ausland einen guten Ruf. In den USA treffen sie auf viele starke Branchen. Wer sein Business dorthin verlegt, sollte jedoch die Kulturunterschiede beachten. Gleiches gilt für in Deutschland arbeitende Ingenieure, die regelmäßige Geschäftskontakte in die Staaten pflegen.

Blick auf die Skyline New Yorks mit der Freiheitsstatue im Vordergrund

Foto: panthermedia.net/UTBP

Die USA: Branchen für Ingenieure

Die USA bieten für Ingenieure und Informatiker Jobs und Geschäftskontakte in den unterschiedlichsten Branchen. Egal ob Bau-, Auto- oder Computerindustrie – Ingenieure sind gefragt. Und da viele US-Unternehmen Ableger in Deutschland haben, entstehen automatisch rege Geschäftskontakte. In den USA gilt vor allem das Silicon Valley als einer der bedeutendsten Standorte der IT- und Hightech-Industrie und somit als attraktiver Arbeitgeber für Ingenieure und Informatiker. Heute sitzen dort Branchengiganten wie Apple, Intel, Amazon, Google, AMD, SanDisk, Adobe, Nvidia, Oracle und Facebook. Und so führt die Forbes-Liste der weltweit beliebtesten Arbeitgeber 2018 auch eine Google-Tochter an. Ohnehin gehen die 5 ersten Plätze an Unternehmen der USA.

Hier die Top-10 der beliebtesten Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten:

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  1. Alphabet (Computer Services)
  2. Microsoft (Software)
  3. Apple (Computer Hardware)
  4. Walt Disney (Rundfunk, Fernsehen, Kino)
  5. Amazon (Onlineversand)
  6. Celgene (Biotechnologie)
  7. MGM Resorts (Hotels & Casinos)
  8. IBM (Computer Services)
  9. com (Software)
  10. Mastercard (Finanzdienste)

Neben der Computer- und Hightechbranche gibt es in den USA zahlreiche große und mittelständische Bauunternehmen, die jedoch nicht so zentriert angesiedelt sind, sondern sich über das ganze Land verteilen. Und auch in der Pharmaindustrie kommen Ingenieure und Informatiker unter. Die Pharmahersteller benötigen Fabriken und Produktionsanlagen für neue Medikamente sowie Entwickler für neue Prozesse und Verfahren. Viele US-Pharmaunternehmen unterhalten nicht nur Geschäftskontakte nach Deutschland, sondern haben dort auch eigene Standorte. Zu den Branchenriesen gehören beispielsweise Pfizer, Johnson & Johnson sowie Merck Sharp & Dohme (MSD).

Die Automobilbranche der USA wurde längst von der chinesischen Konkurrenz überholt. Nichtsdestotrotz wurden 2018 in den USA knapp 11 Millionen Fahrzeuge hergestellt. Auch wenn der Ruf deutscher Ingenieure nach dem Abgasskandal bei Volkswagen in den Vereinigten Staaten gelitten hat, so gehört die Automobilbranche dennoch zu den attraktiven Arbeitgebern beziehungsweise vielversprechenden Geschäftskontakten für Ingenieure und Informatiker. General Motors ist gemessen am Absatz die Nummer Eins auf dem US-Markt für Pkw und Pick-ups. Der Marktanteil betrug im ersten Quartal 2019 etwa 17 %. Auf den nachfolgenden Rängen sind Ford und Toyota zu finden.

Einblick in die Kultur der USA

Die USA bestehen aus 50 Staaten, die zusammen fast den halben Kontinent Nordamerika ausmachen. 50 Staaten, die auf unterschiedliche historische Hintergründe blicken. Zu den Eigenarten der Bundesstaaten kommen die der zahlreichen  Nationalitäten hinzu: Einwanderer aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Südamerika und vielen anderen Ländern sind ebenso für den Mix der US-Kulturen verantwortlich wie die Native Americans in den Reservaten. Eine jahrtausendealte Kultur, wie beispielsweise in Europa, gibt es nicht.

Was ist typisch US-amerikanisch?

Glaubt man den Klischees und Vorurteilen, dann sind US-Amerikaner waffenfanatische Cowboys, die sich von Fast Food ernähren und eher oberflächlich agieren. Das ist in etwa genauso realitätsnah wie das Klischee, dass alle Deutschen Sauerkraut essen, jodeln und Lederhosen tragen.

Doch es existieren einige kulturelle Besonderheiten in den USA, die bis heute das Selbstverständnis der Menschen im gesamten Land prägen. US-Amerikaner sind, im Gegensatz zu den meisten Deutschen, lockerer und lebensfroher. Die Menschen respektieren sich untereinander, Missgunst und Neid sind eher selten. Sie streben nach einem gewissen Wohlstand und Glück im Leben. Sport wird in den USA großgeschrieben. Zu den Nationalsportarten zählen neben American Football vor allem Baseball, Basketball und Eishockey – wer sich in diesem Bereich ein wenig auskennt, hat bei Businesstreffen schnell ein gutes Smalltalk-Thema.

Ansonsten prägt die Kultur der einzelnen Staaten das Bild. Grob kann man die kulturellen Unterschiede in fünf Regionen teilen, zu denen jeweils mehrere Bundesstaaten gehören:

  • Neuengland
  • mittlere Atlantikküste
  • Südstaaten
  • mittlerer Westen
  • Westen

Neuengland gilt als anglo-europäisch geprägt und als Wiege der Industrie in den USA. Mit Harvard hat die Region die älteste Universität der Vereinigten Staaten. An der mittleren Atlantikküste siedelten zu Beginn vor allem Niederländer, später kamen Einflüsse der britischen Kultur hinzu. Am Broadway in New York feierten und feiern zahlreiche Musicals und Theaterstücke Premiere. Die Südstaaten sind geprägt durch französische Einflüsse und die Plantagenwirtschaft. Auch die Wiege von Jazz und Blues liegt dort: in New Orleans.

Der mittlere Westen zieht sich einmal von Norden nach Süden durch die USA. Während im Norden Industrie und insbesondere Automobilindustrie dominieren, hat der südliche Teil des mittleren Westens eine landwirtschaftliche Ausrichtung. Im Westen treffen vor allem europäische, hispanische und lateinamerikanische Einflüsse aufeinander. Auch liegt dort die Heimat der Filmindustrie, die in den USA einen hohen Stellenwert hat. Aus innovationsökonomischer Sicht übt aktuell vor allem Kalifornien durch die Entwicklungen im Silicon Valley einen großen Einfluss auf die gesamten USA aus.

Business-Knigge für die USA

Ingenieure und Informatiker, die mit US-Amerikanern Geschäfte machen, sollten trotz der vermeintlich kulturellen Nähe einige Besonderheiten beachten. Dass den Menschen in den USA Oberflächlichkeit nachgesagt wird, liegt vor allem daran, dass häufig Höflichkeitsfloskeln in die Gespräche einfließen. Jeder Amerikaner wird Ihnen die Frage stellen, wie es Ihnen geht. Auf ein freundliches „How do you do?“ wird aber keine ehrliche Antwort erwartet. Allenfalls ein kurzes „Fine, thanks“ (Gut, danke) ist hier angebracht.

Begrüßung

Wer jemanden zuerst sieht, grüßt zuerst, ohne Rücksicht auf hierarchische Unterschiede. Kommen mehrere Personen gleichzeitig in einem Raum zusammen, reicht die ranghöhere Person die Hand zur Begrüßung zuerst, vor allem an der Ostküste. „Nice to meet you“ (Freut mich, Sie kennenzulernen) ist ein Muss für jede Begegnung, auch wenn es schnell stereotyp klingt. Werden deutsche Ingenieure oder Informatiker beim ersten Treffen gefragt, woher sie kommen, sollten sie bei der Ortsbestimmung nicht allzu präzise sein. Es reicht, eine sehr weitläufige Verbindung zur nächstgrößeren Stadt herzustellen oder gar nur das Bundesland zu nennen – so es denn zu den größeren gehört. Unter „bei Köln“ oder „aus Bayern“ können US-Amerikaner sich mehr vorstellen als unter „aus der Eifel“ oder „aus Freising“.

Anrede

Die Anrede mit dem Vornamen ist üblich und bedeutet nicht, dass jeder mit einem Freundschaft schließen möchte. Es ist lediglich eine freundliche Geste. Manchmal gehört auch die Einladung zu einer gemeinsamen Unternehmung dazu, was ebenfalls nicht als freundschaftlich missdeutet werden darf. In den USA gehört diese Form der übertriebenen Freundlichkeit zur knallharten Businesskultur.

Kleidung

Diese Geschäftskultur drückt sich auch modisch aus. Für Herren bedeutet das: dunkle Anzüge. Ingenieure und Informatiker, die in den USA außerhalb des Silicon Valley mit Dreitagebart auftreten, outen sich sofort als Europäer. Damen machen mit Kostüm oder Hosenanzug – aber bitte immer mit Strumpfhose – bei einem Geschäftstreffen nichts falsch. Auf allzu auffälligen Schmuck und starkes Make-up sollte besser verzichtet werden.

Netzwerken / Geschäftsessen

Businesskontakte werden gepflegt, Geschäftsessen finden in den USA meist abends statt. Am Beginn des Geschäftsessens steht ein wenig Smalltalk. Das tatsächliche geschäftliche Gespräch beginnt frühestens nach dem ersten Gang. Alkohol sollte, wenn überhaupt, nur in Maßen genossen werden. In Sachen Tischmanieren unterscheiden sich die USA kaum von Deutschland. Die wenigen Ausnahmen zu kennen ist gut, sie nicht anzuwenden aber kein Problem. So ist es beispielsweise in den USA üblich, die beim Essen nicht benutzte Hand im Schoß abzulegen. Wer einlädt, bezahlt. Beim Bezahlen ist ein Trinkgeld von 20 % üblich. Gezahlt wird gleich nach dem Essen, soll das Gespräch noch weitergehen, wechselt man normalerweise an die Bar. Es wird erwartet, dass der Gast 2 bis 3 Tage nach dem Geschäftsessen einen kurzen Dank schreibt, dies geht auch per E-Mail.

Einladungen

Im Gegensatz zu den ständigen Superlativen beim Smalltalk sowie kleineren gemeinsamen Unternehmungen wie Golf spielen, die bei Businesskontakten gang und gäbe sind und nicht überbewertet werden sollten, gilt eine persönliche Einladung zu einer Kultur- oder Sportveranstaltung als großes Kompliment für den ausländischen Geschäftspartner. Und aus genau diesem Grund sollte man eine solche Einladung auch nur dann ausschlagen, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt. Man sollte einen guten Grund parat haben und ehrlich sein Bedauern ausdrücken.

Visitenkarten

Der Umgang mit Visitenkarten wird in den USA sehr locker gehandhabt. Der Erfolg eines Businesstreffens wird gern auch mal an der Anzahl der „ergatterten“ Visitenkarten gemessen. Wer Interesse am Kontakt hat, fragt nach der „Business Card“. Wer daraufhin die Geschäftskarte des Gegenübers überreicht bekommt, darf auch seine eigene Karte anbieten. Üblicherweise werden die Karten nach dem Überreichen schnell weggesteckt. Geschäftsleute aus den USA sehen darin keinen mangelnden Respekt. Titel haben in den USA keinen großen Stellenwert, die Amerikaner lassen sich davon nicht beeindrucken. Auf US-amerikanischen Visitenkarten ist fast jeder Abteilungsleiter ein „vice president“. Wie das andere Länder handhaben lesen Sie im Artikel „Visitenkarten – das berufliche Aushängeschild

Verkehr

Die USA sind ein Autofahrerparadies. Gut für diejenigen, die während Ihrer Geschäftsreise oder eines längerfristigen Businessaufenthaltes auf einen Mietwagen angewiesen sind. Nur in Ballungsräumen wie New York, Los Angeles, Chicago oder Dallas sind Ingenieure und Informatiker während ihrer Dienstreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln besser dran. Wer schon vor Reiseantritt weiß, wann er wo einen Mietwagen benötigt, sollte diesen noch von Deutschland aus buchen. Das ist günstiger als eine kurzfristige Buchung vor Ort.

Der deutsche Führerschein wird in den USA für die Dauer von bis zu einem Jahr anerkannt, von 2 Ausnahmen abgesehen. In Kentucky und in Georgia benötigt man die internationale Variante. Junge Ingenieure unter 25 Jahren sollten sich darauf gefasst machen, beim Mieten eines Wagens hohe Zuschläge zahlen zu müssen. In geschlossenen Ortschaften gilt in den USA in der Regel eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 bis 35 mph (Miles per Hour), auf Fernstraßen 55 bis 75 mph. Fußgänger haben in den USA übrigens immer Vorrang. Auch wenn sie bei Rot eine Straße überqueren.

Einige der US-Unternehmen finden sich übrigens auch unter den attraktivsten Arbeitgebern für Ingenieure und Informatiker in Deutschland, bzw. sind unter den beliebtesten Arbeitgebern von Ingenieur- und Informatikstudenten zu finden.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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