Soft Skills lernen 06.12.2019, 14:53 Uhr

Smalltalk kann man lernen

Smalltalk ist eine wichtige Voraussetzung, um mit Kollegen klarzukommen, Kontakte zu Business-Partnern zu knüpfen oder einen Draht zu Kunden zu finden. Ingenieur.de hat einige Tipps für Sie zusammengestellt.

Mann und Frau im Businessoutfit stehen voreinander und sprechen

Jeder Smalltalk beginnt mit einer interessierten Frage.

Foto: panthermedia.net/minervastock

Smalltalk ist ein Thema, über das sich im beruflichen Kontext viele Ingenieure Gedanken machen. Sie möchten sicher sein, auf einem Businessempfang die richtigen Worte zu finden, bei einem Kundengespräch kein unangenehmes Schweigen entstehen zu lassen, oder Sie möchten Smalltalk fürs Netzwerken lernen. Viele vergessen dabei, dass sie selbst sehr wohl darin geübt sind, Smalltalk zu führen.

Sie plaudern mit größter Selbstverständlichkeit mit der Verkäuferin in der Bäckerei über den Dauerregen, geben Kollegen in der Kaffeeküche Tipps zu laktosefreier Milch oder unterhalten sich beim Reifenwechsel mit dem Automechaniker über den Fortschritt der Technik. All das ist Smalltalk. Diese kleinen Gespräche im Alltag sollten Sie pflegen. Es verschafft Ihnen Sicherheit, wenn Sie in angespannten Situationen auf diese Fähigkeit zurückgreifen müssen, etwa bei einem Vorstellungsgespräch. Außerdem verbessert es Ihre Lebensqualität. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und über Smalltalk kann es gelingen, selbst zu Fremden eine Beziehung aufzubauen – und das verschafft uns ein gutes Gefühl. Smalltalk ist also viel mehr als ein Vehikel, um berufliche Kontakte zu knüpfen.

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Warum ist es für die Karriere wichtig, Smalltalk zu beherrschen?

Schauen Sie sich im Tierreich um: 2 Hunde, die aufeinandertreffen, beschnuppern sich und entscheiden dabei, ob sie sich mögen. Im übertragenen Sinne verhalten sich Menschen ähnlich. Der Smalltalk dient dem Beschnuppern. Denn am besten arbeiten wir mit anderen zusammen, wenn sie uns sympathisch sind. Das sind die wichtigsten Gründe dafür, Smalltalk zu lernen:

  • Smalltalk vertieft soziale Bindungen zu Kollegen.
  • Er ist eine Voraussetzung, um neue Kontakte zu knüpfen und damit unverzichtbar für das Netzwerken.
  • Smalltalk erleichtert Gespräche mit Kunden, Dienstleistern und Geschäftspartnern.
  • Er lockert die Atmosphäre in angespannten Situationen auf, etwa bei Verhandlungen, Vorstellungsgesprächen oder Präsentationen.
  • Grundsätzlich bietet er die Möglichkeit, Soft Skills zu demonstrieren etwa Empathie, Diplomatie und natürlich Kommunikationsfähigkeit.
  • Lockere Gespräche machen Sie als Mitarbeiter auch gegenüber Vorgesetzten sichtbar. Angefangen bei der Tatsache, dass sehr stille Menschen in der Regel nicht so gut wahrgenommen werden, bis zu der Chance, Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Chef zu entdecken. Zum Beispiel kann die Begeisterung für den gleichen Fußballverein eine vertrauensvolle Ebene schaffen, die sich auch auf den Arbeitsalltag auswirkt.
  • Umgekehrt erfahren Vorgesetzte in einer lockeren Gesprächssituation mehr über ihre Mitarbeiter und demonstrieren Wertschätzung, weil sie Zeit in soziale Bindungen investieren.
  • Insgesamt schafft eine gute Smalltalk-Kultur daher eine bessere Arbeitsatmosphäre in Unternehmen. Sie ist wichtig, damit sich Mitarbeiter wohlfühlen. Das Gegenteil – eine ausschließlich sachliche Gesprächsebene in Unternehmen – führt zu einer als größer empfundenen Distanz zum Arbeitgeber. Das ist normalerweise verbunden mit einer schlechteren Work-Life-Balance und einer höheren Fluktuation.

In welchen Situationen sollten Sie Smalltalk führen?

Das lockere Plaudern ist ein üblicher Einstieg, wenn Menschen sich kennenlernen oder Bekannte in unverfänglichen Situationen aufeinandertreffen, etwa Kollegen in der Kantine. Auch nach einer längeren Kontaktpause dient Smalltalk dazu, die soziale Bindung aufzufrischen. Falls etwa ein Kollege einige Wochen in Urlaub war, ist es üblich, zunächst Smalltalk zu betreiben und nicht direkt um die Erledigung einer anstehenden Aufgabe zu bitten. Unangebracht wäre das Plaudern hingegen, wenn ein klarer Austausch von Informationen ansteht: Falls Sie ein paar Zahlen von einer Mitarbeiterin brauchen, müssen Sie sich nicht erst übers Wetter unterhalten. In diesem Zusammenhang wirkt Smalltalk künstlich und führt beim Gegenüber eher zu Irritation.

Zusammengefasst dient Smalltalk im Wesentlichen 2 Zielen:

  • Erste Kontaktaufnahme, etwa auf Kongressen, beim Netzwerken (auch auf Netzwerktreffen), bei Vorstellungsgesprächen, neuen Kunden, Kollegen oder Geschäftspartnern
  • Vertiefen oder Pflegen von Kontakten. Bei allen bestehenden Kontakten dient Smalltalk dazu, die soziale Bindung zu erhalten. Besonders wichtig ist das wiederum beim Netzwerken und in der eigenen Arbeitsumgebung, also sowohl unter Kollegen als auch auf Außenterminen.

Welche Themen sind geeignet für den Smalltalk mit Kollegen, Geschäftspartnern & Co.?

Am einfachsten ist der Smalltalk mit Menschen, die wir kennen. Es gibt bereits Hintergrundwissen, vielleicht sogar Gemeinsamkeiten, auf die Sie zurückgreifen können. Einige typische Anknüpfungspunkte:

  • Fragen nach der Familie: „Wie läuft es denn mit dem Abitur deiner Tochter?“
  • Fragen nach Hobbys: „Warst du am Wochenende bei dem schönen Wetter wieder joggen?“
  • Sonstige Fragen zum Privatleben: „Ist euer Anbau inzwischen fertig geworden?“
  • Fragen aus dem beruflichen Kontext: „Hat dein Team Projekt XY gut abgeschlossen?“

Dabei gilt: Je persönlicher die Beziehung ist, desto tiefer dürfen die Fragen gehen. Bei einem Geschäftspartner kann es zum Beispiel unverfänglicher sein, ihn nach seiner Meinung zu einer generellen Entwicklung in der Branche zu fragen.

Eine Alternative zur klassischen Einstiegsfrage kann es bei Bekannten sein, selbst Informationen zu liefern, aber wieder bezogen auf Themen, zu denen Sie Hintergrundwissen besitzen. Zum Beispiel: „Vor ein paar Tagen habe ich an Sie gedacht. Ich war nämlich in dem Kinofilm, von dem Sie erzählt haben.“

Mit welchen Smalltalk-Themen können Sie Kontakte knüpfen?

Smalltalk führen zu können, ist eine fast zwingende Voraussetzung, um neue Kontakte zu knüpfen. Er ist gesellschaftlich etabliert und ein wichtiges soziales Instrument. Wer darauf verzichtet und direkt zur Sache kommt, wird vom Gegenüber in der Regel als eher unangenehm direkt empfunden. Selbst bei Bewerbungsgesprächen nehmen sich gute Personaler daher die Zeit, ein paar einführende Fragen zu stellen, wie: „Haben Sie gut hergefunden?“

Weitere Fragen im Vorstellungsgespräch

In solchen Situationen dient der Smalltalk aber nur einer kurzen Gesprächseinleitung und ist mit allgemeinen Themen wie Anfahrt oder Wetter leicht zu bewältigen. Schwieriger wird es, wenn ein Anfang für einen eventuell tiefergehenden Kontakt gefunden werden soll, etwa beim Netzwerken. In diesem Fall kann ein ungünstig verlaufender Smalltalk dazu führen, dass das Gespräch endet, bevor es richtig begonnen hat. Umso wichtiger ist es, ein gutes Thema zu finden.

Die wichtigsten Tipps:

  • Allgemeine Themen wie Parkplatzsituation, Hotel oder Wetter sind in direktem Kontext sinnvoll (zum Beispiel Parkplatz / Anfahrt direkt nach der Ankunft, Gespräche übers Hotel, wenn man sich in der Lobby trifft) oder wenn es sich um extreme Situationen handelt, die aus diesem Grund viel Gesprächsstoff bieten (zum Beispiel ein extrem heißer Sommer oder ein Sturm in der vergangenen Nacht).
  • Unverfänglich sind Themen oder Fragen, die sich auf den Inhalt des Treffens beziehen. Das ist vor allem bei Weiterbildungen oder Kongressen der Fall.
  • Ideal sind zudem Themen, auf die Sie durch Aufmerksamkeit in der aktuellen Situation stoßen. Einige Beispiele: Der Gesprächspartner hat einen Schlüsselanhänger eines Fußballvereins. Ein Kongresszentrum wurde umgebaut und Sie beginnen ein Gespräch über die neue Einrichtung. Ihnen ist auf dem Parkplatz aufgefallen, dass Ihr Gegenüber ein neues Automodell fährt.
  • Perfekt ist es, wenn mehrere Personen bereits zusammenstehen und sich unterhalten. Über einen Kommentar zum bestehenden Thema können Sie einfach in das Gespräch einsteigen – und durch aufmerksames Zuhören viel über Smalltalk lernen.

Gibt es Themen, die Sie beim Smalltalk nicht anschneiden dürfen?

Beim Smalltalk mit unbekannten Personen begeben Sie sich auf Neuland und können die Ansichten Ihrer Gesprächspartner noch nicht einschätzen. Vorsicht ist deshalb bei allen Fragen geboten, die sich auf möglicherweise kontroverse Themen beziehen, zum Beispiel Politik oder Religion. Die Ansicht, dass es sich bei Politik generell um ein Tabuthema des Smalltalks handle, gilt inzwischen als überholt. Dennoch ist dieses Thema eher für geübte Smalltalker geeignet, die es verstehen, sich vorsichtig an schwierige Fragen heranzutasten.

Vermeiden sollten Sie Fragen oder Äußerungen, durch die sich Ihr Gegenüber angegriffen oder peinlich berührt fühlen könnte. Weisen Sie also besser nicht auf den Fleck auf dem Hemd hin und fragen Sie nicht nach dem Preis für die offensichtlich teure Armbanduhr.

Zudem gilt: Je besser Sie mit jemanden bekannt sind, desto persönlicher dürfen die Fragen beim Smalltalk werden. Beispielsweise Fragen zur familiären Situation sind zu Beginn tabu. Haben sich aber inhaltliche Andeutungen aus dem bisherigen Smalltalk ergeben, sind sie im weiteren Verlauf akzeptiert.

Wie sollten sich Ingenieure während des Smalltalks verhalten?

Die wichtigste Grundregel klingt einfach, ist aber nicht immer einfach zu befolgen: zuhören. Gerade beim Netzwerken machen ungeübte Smalltalker häufig den Fehler, möglichst schnell viel von sich erzählen zu wollen, um sich in ein gutes Licht zu rücken. Monologe oder schnelle Themenwechsel sind oft die Folge, nach dem Motto: Schau her, was ich alles weiß. Das wirkt jedoch oberflächlich und häufig unsympathisch. Achten Sie beim Smalltalk auf diese 11 Tipps:

  1. Stellen Sie sich bei der ersten Kontaktaufnahme mit Namen vor.
  2. Lächeln Sie viel.
  3. Hören Sie gut zu und stellen Sie Nachfragen, um Interesse zu signalisieren.
  4. Demonstrieren Sie durch Nicken oder ein kurzes, bestätigendes „Ja“, dass Sie zuhören.
  5. Lassen Sie den anderen ausreden.
  6. Gestehen Sie Wissenslücken offen ein, statt vorzuspielen, dass Sie alles verstehen. Niemand weiß alles.
  7. Führen Sie keine Monologe. Wird der Gesprächspartner auffällig still, sollten Sie das Thema wechseln.
  8. Äußern Sie sich nicht abfällig über andere und vermeiden sie zu viele negative Äußerungen. Schimpfen verhilft nicht zum netten Gespräch.
  9. Bei kontroversen Themen sollten Sie zwar zu Ihrer Meinung stehen, diese aber zurückhaltend äußern, da Sie die Ansichten Ihres Gegenübers noch nicht kennen.
  10. Bleiben Sie stets höflich.
  11. Halten Sie einen angemessenen körperlichen Abstand ein. Kumpelhaftes Schulterklopfen ist unangebracht. Der Abstand ist besonders wichtig bei Gesprächspartnern des anderen Geschlechts.

Wie können Sie Smalltalk elegant beenden?

Es gibt viele Gründe, Smalltalk beenden zu wollen. Vielleicht ist Ihnen Ihr Gegenüber schlicht und einfach unsympathisch oder Sie wollen die Betriebsfeier nutzen, um Kontakt zu weiteren Kollegen zu knüpfen. Die Methode hängt daher von der Situation ab. Wir haben 5 Beispiele für Sie:

  • Als neuer Kollege im Team können Sie Ihren Gesprächspartner offen bitten, Sie auch anderen vorzustellen.
  • Sollten Sie mit mehreren Personen bekannt sein, können Sie sich entschuldigen und erklären, dass Herr XY Sie noch sprechen wollte.
  • Ist die Atmosphäre etwas lockerer, hilft auch ein Gang zum Buffet oder zur Bar, um den Smalltalk zu beenden – natürlich ebenfalls mit Entschuldigung.
  • Nach einem Blick auf die Uhr können Sie sich auch entschuldigen, weil Sie noch kurz ein dringendes Telefonat führen müssen (bei Abendterminen hilft ein Verweis auf die Familie). Wenn Sie sich auf diese Weise verabschieden, sollten Sie das Gesagte auch umsetzen. Wer sich verabschiedet und eine Stunde später noch immer mit Bierchen an der Bar steht, wirkt unglaubwürdig.
  • Die eleganteste Variante ist es, den Gesprächspartner jemandem vorzustellen und noch kurz zu warten, bis die beiden ihren Smalltalk beginnen. Dann können Sie sich mit einer Entschuldigung entfernen.

 

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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