Studie 20.10.2024, 13:00 Uhr

Homeoffice vs. Büro: So viel Geld spart Hybridarbeit

Die Entscheidung zwischen Homeoffice und Büroarbeit hat nicht nur Auswirkungen auf die Produktivität, sondern auch auf die Geldbörse der Arbeitnehmer. Einige Studien bieten aufschlussreiche Erkenntnisse über die Entwicklungen und Herausforderungen der Hybridarbeit in Deutschland.

hybridarbeit

Hybridarbeit in Deutschland: Flexibilität und Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt.

Foto: PantherMedia / AndreyPopov

Rund ein Drittel der deutschen Beschäftigten (31 %) berichtet, dass ihr Arbeitgeber in den vergangenen zwölf Monaten die Regelungen für Remote- oder Hybridarbeit angepasst hat. Im Vordergrund steht dabei die Rückkehr ins Büro sowie die Einführung von Mindestanwesenheitspflichten. Unternehmen wie SAP, Amazon und die Deutsche Bank sorgten zuletzt durch verschärfte Vorgaben zur Anwesenheit im Büro für Aufmerksamkeit.
Die aktuelle State of Hybrid Work-Studie von Owl Labs zeigt, dass Hybridarbeit weiter zunimmt. Derzeit arbeiten 64 % der Beschäftigten hybrid – ein Anstieg um 13 Prozentpunkte gegenüber 2023, als es 51 % waren. Nur noch 30 % arbeiten 2024 komplett im Büro, 16 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Vollständig remote arbeiten inzwischen 6 % der Befragten, was einer Verdoppelung im Vergleich zu den 3 % im Jahr 2023 entspricht.

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Hybridarbeit in Deutschland

Die mittlerweile achte Ausgabe der Studie bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Hybridarbeit in Deutschland. Laut dem diesjährigen State of Hybrid Work-Report sind drei Tage im Büro nach wie vor am häufigsten: 39 % der hybrid Arbeitenden gehen so oft ins Büro, auch wenn nur 31 % dies bevorzugen. Am beliebtesten wäre das Modell mit zwei Tagen im Büro und drei Tagen im Homeoffice. Nur 2 % würden freiwillig fünf Tage pro Woche ins Büro gehen. 18 % bevorzugen einen Tag im Büro, während 7 % am liebsten komplett remote arbeiten würden.

Die Veränderungen in der Rolle des Büros werden auch durch die zunehmende Flexibilität bei den Arbeitsorten deutlich. Fast die Hälfte der Beschäftigten (48 %) hat im vergangenen Jahr von Orten gearbeitet, die nicht ihr Zuhause oder Coworking Spaces sind. In 2024 führten die Arbeitnehmenden mehr Online- oder Hybrid-Meetings (85 %) als persönliche Meetings (84 %) durch. Zudem zeigen 91 % der Beschäftigten, dass sie ins Büro kommen würden, wenn ihnen die passenden Vorteile angeboten werden.

Mehr Zeit für Kinder

Eine aktuelle Umfrage der International Workplace Group zeigt, dass 84 % der Eltern in Deutschland durch die Flexibilität des hybriden Arbeitens ein besseres Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben gefunden haben. Außerdem sagten 85 %, dass dieses Arbeitsmodell die Lebensqualität ihrer Familie verbessert hat. Befragt wurden 1.000 Eltern von der International Workplace Group (IWG), einem weltweit führenden Anbieter von hybriden Arbeitslösungen.

Eltern geben an, mehr Zeit für das gemeinsame Frühstück (59 %), das Vorbereiten der Kinder für die Schule (50 %) und das Bringen zur Schule (46 %) zu haben.
Nach der Schule können 47 % der Eltern ihre Kinder häufiger bei den Hausaufgaben unterstützen und 37 % öfter gemeinsam mit der Familie zu Abend essen. Außerdem sagen 93 %, dass sie bei wichtigen Momenten im Leben ihrer Kinder, wie den Schulferien (46 %), Familienabenden (43 %) oder sportlichen Aktivitäten (34 %), präsenter sind.

Eltern möchten diese wertvolle Familienzeit nicht für den Job opfern. 54 % würden keinen neuen Job annehmen, wenn er erfordert, fünf Tage die Woche ins Büro zu gehen. In diesem Fall hätten 62 % das Gefühl, nicht genug für ihre Kinder da zu sein. 49 % würden Schwierigkeiten haben, die täglichen Familienaufgaben zu bewältigen, und 38 % glauben, dass es ihrem Familienleben schaden würde.

Mehr Geld für Familie

Im Durchschnitt sagen 17,5 % der Eltern, dass sie durch hybrides Arbeiten zwei bis drei Stunden pro Woche mehr Zeit mit ihrer Familie haben, was jährlich etwa 100 bis 150 Stunden entspricht. Außerdem ermöglicht das hybride Modell 77 % der Eltern, die Aufgaben zwischen den Partnern besser zu verteilen. Die IWG-Studie zeigt auch, dass hybrides Arbeiten die Kosten für die Kinderbetreuung senken kann. Eltern sparen im Durchschnitt bis zu 100 Euro pro Woche, was 5.200 Euro im Jahr ausmacht. Viele Eltern betonen, dass es schwierig wäre, die vollen Betreuungskosten für eine komplette Woche mit fünf Arbeitstagen zu tragen.

Dr. Christoph Schneider, Regional Senior Vice President, International Workplace Group, kommentiert: „Der Übergang zum hybriden Arbeiten hat einen transformierenden Einfluss auf das Leben von Millionen Familien in Deutschland. Diese jüngste Studie zeigt, dass Eltern, die hybrid arbeiten, mehr wertvolle Zeit mit ihren Kindern verbringen und stärker in das Familienleben eingebunden sind. Diese Arbeitsorganisation zeigt einmal mehr ihre positiven Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung und trägt gleichzeitig zu einer höheren Produktivität bei. Anstatt täglich Stunden mit Pendeln auf langen Strecken zu verlieren, arbeiten sie nun lokal und können wichtige Familienmomente erleben, die sie früher verpasst hätten.“

Faktor: Flexibilität beim Arbeitsort

Flexibilität ist für viele Beschäftigte besonders wichtig. 16 % der Arbeitnehmer würden eine Gehaltserhöhung verlangen, wenn sie nicht mehr hybrid oder remote arbeiten könnten. Fast ein Viertel (23 %) würde sogar nach einem neuen Job suchen, der mehr Flexibilität beim Arbeitsort bietet. Der Grund dafür liegt auf der Hand: 88 % der hybrid arbeitenden Personen glauben, dass sie genauso produktiv oder sogar produktiver sind, wenn sie im hybriden Modell arbeiten.

„In unserer modernen Arbeitswelt ist Flexibilität längst kein Luxus mehr, sondern eine Erwartung. Arbeitnehmende wollen sich die in der Pandemie gewonnene Freiheit, ihren Arbeitsort und ihre Arbeitszeit selbst bestimmen zu können, nicht mehr nehmen lassen. Arbeitgebende, die ihre bestehenden Mitarbeitenden halten und neue anlocken wollen, müssen sich dieser Entwicklung bewusst sein und den Forderungen nach mehr Flexibilität aktiv nachkommen“, erklärt Frank Weishaupt, CEO bei Owl Labs.

Kosten von Büroanwesenheit

Die Wahl zwischen Büro und Homeoffice hat sowohl finanzielle als auch persönliche Auswirkungen, die für viele Beschäftigte entscheidend sind.

Ein Bürotag kostet hybrid arbeitende Personen durchschnittlich 29 €:

  • Pendeln: 10 €
  • Parken: 4 €
  • Frühstück/Kaffee: 5 €
  • Mittagessen: 10 €

Kostensteigerung: 2024 um 5 € höher als 2023 (damals 24 €).

Homeoffice-Kosten:

  • Nur 9 € pro Tag (2023: 8 €).
  • Ersparnis von 20 € pro Tag, wenn von zu Hause gearbeitet wird.

Zeitersparnis durch Homeoffice

Die Anwesenheit im Büro kostet nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Zeit.
Wenn der Arbeitsweg entfällt, nutzen Arbeitnehmende die gewonnene Zeit für:

  • Familie: 65 % verbringen mehr Zeit mit der Familie.
  • Partner/Partnerin: 62 % verbringen mehr Zeit mit ihrem Partner.
  • Essen zubereiten: 57 % nutzen die Zeit dafür.
  • Fitness und Gesundheit: 54 % würden mehr dafür tun.
  • Produktivität: 54 % fühlen sich produktiver.
  • Schlaf: 53 % würden mehr schlafen.
  • Haustiere: 46 % kümmern sich intensiver um ihre Haustiere.

Trotz des Drucks einiger Unternehmen, die Büroanwesenheit zu erhöhen, ist das Vertrauen in remote Arbeitende im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Sorge vor „Proximity Bias“ – der Neigung von Führungskräften, Büroangestellte bevorzugt zu behandeln – ist leicht zurückgegangen. 41 % der Mitarbeitenden glauben, dass Vorgesetzte die im Büro arbeitenden Personen als fleißiger und vertrauenswürdiger wahrnehmen. Das ist ein Rückgang um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr (43 %). Zudem geben 41 % der Befragten an, dass sie eher die Meinungen von Kolleg
einholen, die sie vor Ort treffen, als von denen, die remote arbeiten. Im letzten Jahr waren es noch 44 %.

„Coffee Badging“ bleibt präsent

Der Trend des „Coffee Badging“, der im State of Hybrid Work Report 2023 entdeckt wurde, bleibt hartnäckig präsent. Dabei handelt es sich um das Verhalten, nur für ein paar Stunden ins Büro zu kommen, um Anwesenheit zu zeigen, und dann wieder zu gehen. Auch 2024 praktizieren 38 % der Beschäftigten weiterhin „Coffee Badging“ – darunter 45 % Führungskräfte und 23 % Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung. Weitere 16 % haben zwar noch nie „Coffee Badging“ ausprobiert, würden es aber gerne testen.

Dieses Phänomen bleibt nicht unbemerkt: 65 % der Mitarbeitenden, die „Coffee Badging“ anwenden, wurden bereits von ihren Arbeitgebern dabei erwischt. Von diesen berichten 55 %, dass es für sie keine negativen Folgen hatte.

Der Trend zu „Work From Bed“ ist umstritten. Damit ist gemeint, dass viele weiterhin im Homeoffice arbeiten, auch wenn sie krank sind. Ganze 63 % der hybrid und vollständig remote Arbeitenden melden sich seltener krank. Um klare Arbeitszeiten zu definieren, setzen viele auf „Calendar Blocking“. Fast zwei Drittel (59 %) der Beschäftigten blockieren bewusst Zeit in ihren Kalendern, um ihre Arbeitszeit besser zu steuern. Dabei blockieren hybrid arbeitende Personen mit 71 % viel häufiger Zeit in ihren Kalendern als Büroangestellte (25 %) und remote arbeitende Kollegen (4 %).

Im Juli 2024 wurden für den State of Hybrid Work 2024-Report insgesamt 2019 Vollzeitbeschäftigte in Deutschland befragt. Die Umfrage wurde von Vitreous World im Auftrag von Owl Labs durchgeführt.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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