60.000 Wohnungen für Deutschlands größte Städte: Büroflächen bieten Potenzial
Die Wohnungsnot in Großstädten könnte durch die Umwandlung von leerstehenden Büroflächen teilweise gelindert werden, wobei laut einer Studie rund 60.000 neue Wohnungen geschaffen werden könnten.
Immer mehr Menschen suchen verzweifelt nach einem Platz, den sie ihr Zuhause nennen können. Während die Bevölkerung wächst, bleibt die Anzahl der Wohnungen oft gleich oder sinkt sogar. Das führt dazu, dass viele Menschen in teuren oder kleinen Wohnungen leben müssen, während andere ganz ohne ein Dach über dem Kopf dastehen. Besonders betroffen sind Familien und Menschen mit niedrigem Einkommen, die in ihren gewohnten Vierteln verdrängt werden. Um das Problem zu lösen, braucht es kreative Ideen und Maßnahmen, die den Bau neuer, bezahlbarer Wohnungen fördern und gleichzeitig ein gutes Miteinander in den Stadtteilen unterstützen.
60.000 neue Wohnungen für rund 102.000 Menschen
Eine neue Studie des ifo Instituts und des Immobilienberaters Colliers zeigt, dass die Umwandlung von Büroflächen in den sieben größten deutschen Städten potenziell etwa 60.000 neue Wohnungen für rund 102.000 Menschen schaffen könnte. Betroffen sind dabei Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf.
„Leerstehende Büros können den Wohnungsmangel in den Großstädten lindern. Doch nur ein kleiner Teil der möglichen Umnutzungen ist auch wirtschaftlich realisierbar“, kommentiert ifo-Forscher Simon Krause, Ko-Autor der Studie.
30 % der leerstehenden Büroflächen technisch und baurechtlich für den Wohnungsbau geeignet
Laut der Studie sind etwa 30 % der leerstehenden Büroflächen technisch und baurechtlich für den Wohnungsbau geeignet. Dies entspricht rund 2,3 Millionen Quadratmetern, die aktuell ungenutzt sind. Angesichts des künftig sinkenden Bedarfs an Büroflächen könnten zusätzlich 3,5 Millionen Quadratmeter in Betracht gezogen werden. Allerdings würde bei einer Umwandlung etwa 20 % der Fläche verloren gehen. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 77 Quadratmetern und 1,7 Personen pro Haushalt könnten so rund 60.000 Wohnungen für etwa 102.000 Menschen entstehen.
„Wegen der begrenzten Wirtschaftlichkeit von Umnutzungen zu Wohnungen sind kreative Nachnutzungskonzepte gefragt. Auch Teilumnutzungen und die Quartiersentwicklung sind erforderlich, um städtische Bedarfe wie Wohnen, Gewerbe oder Freizeit zu decken“, erklärt Andreas Trumpp von Colliers, Ko-Autor der Studie. Die Studie zeigt in Fallbeispielen auf, unter welchen Bedingungen die Umnutzungen gelingen.
Nachfrage nach Büroflächen geht zurück
Homeoffice verändert nachhaltig die Nutzung von Büros. In Deutschland liegt die Homeoffice-Quote seit fast zwei Jahren stabil bei etwa 25 % der Beschäftigten und über zwei Dritteln der Unternehmen. Laut der Studie wird die Nachfrage nach Büroflächen bis 2030 voraussichtlich um rund 12 % zurückgehen. Besonders große Dienstleistungsunternehmen, die den größten Teil der Büroflächen in Anspruch nehmen, reduzieren ihre Flächen und verlagern sich in moderne, zentral gelegene Standorte.
„Jedes vierte große Dienstleistungsunternehmen reduziert seine Büroflächen und 20 Prozent verlagern mindestens einen Bürostandort. Durch Homeoffice wird der Leerstand und das Risiko von Bürogebäuden ohne Nachnutzung weiter steigen“, sagt Krause.
Außerdem passen Unternehmen ihre Büros an die neuen Arbeitsbedingungen an, indem sie vermehrt auf Desk Sharing setzen und Besprechungs- sowie Sozialräume erweitern. Besonders große Dienstleister flexibilisieren ihre Büronutzung, modernisieren die Ausstattung und verbessern die IT-Infrastruktur. Krause bemerkt, dass das Büro zunehmend zu einem Ort für persönliche Zusammenarbeit, Kreativität und Identifikation wird.
Die Studie kombiniert die Daten der Homeoffice-Umfragen des ifo Instituts, die 9.000 Unternehmen umfassen, mit anonymisierten Bürovermietungsverträgen aus der Datenbank von Colliers. Diese Daten wurden Colliers für dieses Projekt kostenfrei vom ifo Institut zur Verfügung gestellt.
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