Weniger Fertighäuser 17.06.2024, 12:07 Uhr

Baukonjunktur: Auch der Fertigbau schwächelt

Angesichts gestiegener Baukosten und Wohnungsmangel gilt der Fertigbau als großer Hoffnungsträger – aber auch dieser schwächelte im vergangenen Jahr.

Wohnungsbau Fertigteilen

Insbesondere der Bau von Einfamilienhäusern in Fertigbauweise ist im Jahr 2023 stark zurückgegangen.

Foto: PantherMedia / Sabine Held

Die schwache Baukonjunktur wirkt sich auch auf den Wohnungsbau mit Fertigteilen aus – jedoch weniger stark als auf den konventionellen Neubau. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden 2023 rund 19.900 Wohngebäude in Fertigteilbauweise errichtet, was einem Rückgang von 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Neubau von Einfamilien-Fertighäusern ging um 4,1 % zurück. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Wohngebäude mit mindestens drei Wohnungen in Fertigbauweise um 12,0 %.

Rückgang bei konventionellen Neubauten

Im Jahr 2023 verringerte sich der Neubau von Wohngebäuden in konventioneller Bauweise um 7,5 % auf 76.900 Gebäude. Somit war fast jedes vierte (20,6 %) fertiggestellte Wohngebäude ein vorgefertigtes Haus aus der Fabrik, ein Anstieg im Vergleich zu 19,7 % im Jahr 2022. Häuser aus Fertigteilen gelten angesichts gestiegener Baukosten und Wohnungsmangel als möglicherweise günstigere und zeitsparende Alternative.

Der Rückgang der Bauvorhaben zeigt sich deutlich bei klassischen Einfamilien-Fertighäusern. Mit 16.900 Einfamilien-Fertighäusern wurden 2023 4,1 % weniger als im Vorjahr fertiggestellt. Dies ist der niedrigste Wert seit 2018 mit 16.500 Fertigstellungen. In konventioneller Bauweise wurden im Jahr 2023 rund 53.000 Einfamilienhäuser gebaut, was einem Rückgang von 10,8 % im Vergleich zu 2022 (59.500) entspricht.

Zuwachs bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern

Bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern im Fertigteilbau verzeichnete man hingegen einen Zuwachs. Im Jahr 2023 wurden rund 2.300 Zweifamilien-Fertighäuser gebaut, ein Plus von 6,0 % gegenüber 2022. Zudem wurden 790 Gebäude mit mindestens drei Wohnungen fertiggestellt, was einem Anstieg von 12,0 % entspricht. In konventioneller Bauweise verlief die Entwicklung uneinheitlich: Es wurden rund 9.600 Zweifamilienhäuser gebaut, ein Plus von 3,3 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der fertiggestellten Gebäude mit mindestens drei Wohnungen sank jedoch um 0,4 % auf 14.200.

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Überwiegend private Bauherren beim Fertigbau

Bauherren im Fertigteil-Wohnungsbau waren 2023 überwiegend private Haushalte mit einem Anteil von 90,3 %. Unternehmen folgten mit 8,9 % und öffentliche Träger (einschließlich Organisationen ohne Erwerbszweck) mit 0,8 %.

Die Baupreise für Einfamilien-Fertighäuser stiegen im Jahr 2023 um 8,1 % im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2022. Zum Vergleich: Der Baupreisindex für Wohngebäude in konventioneller Bauart lag bei +8,5 % gegenüber 2022. Im Zehnjahresvergleich verteuerten sich Einfamilien-Fertighäuser um 72,7 %.

Herausforderungen und Chancen

Die Baukonjunktur steht vor großen Herausforderungen. Trotz des Rückgangs im Fertigbau zeigt sich dieser Bereich widerstandsfähiger als der konventionelle Neubau. Einfamilien-Fertighäuser bleiben beliebt, auch wenn die Anzahl der Bauvorhaben rückläufig ist. Zwei- und Mehrfamilienhäuser im Fertigbau gewinnen hingegen an Bedeutung.

Die steigenden Baupreise stellen eine erhebliche Herausforderung dar, sowohl für den Fertigbau als auch für die konventionelle Bauweise. Doch die Vorteile des Fertigbaus – kürzere Bauzeiten, potenziell niedrigere Kosten und die Möglichkeit, den Wohnungsbedarf schneller zu decken – machen ihn zu einer attraktiven Alternative.

In Zukunft könnten innovative Ansätze im Fertigbau, kombiniert mit fortschrittlichen Technologien, den Markt weiter stabilisieren. Für Bauherren und Investoren bleibt es wichtig, die Entwicklungen genau zu beobachten und flexibel auf Marktänderungen zu reagieren. Der Fertigbau hat das Potenzial, trotz der aktuellen Schwäche, eine wichtige Rolle in der Lösung der Wohnungsbaukrise zu spielen.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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