Sicher durch den Winter 09.12.2019, 09:38 Uhr

Wie mache ich mein Elektroauto winterfest?

Klirrende Kälte und andere unvorhersehbare Wetterveränderungen haben schon so manchen Autofahrer aufs Glatteis geführt. Allerdings kann solchen Umständen mit den richtigen Vorkehrungen entgegen gewirkt werden. Wir verraten, worauf Sie achten müssen, um Ihr Elektrofahrzeug für den Winter zu rüsten.

E-Auto im Winter

Damit Ihr E-Auto gut durch den Winter kommt, gibt es ein paar Punkte zu beachten.

Foto: panthermedia.net/simbiothy

Der Winter ist eine der schönsten Zeiten des Jahres. Weihnachtsmärkte, die fußläufig nicht zu erreichen sind oder Festtagsbesorgungen locken natürlich auch so manchen Autofahrer auf die Straße. Nicht selten werden die Gefahren, die durch Schnee und Eis entstehen, dabei unterschätzt. Aber auch der Umstand, dass nach einer frostigen Nacht die Batterie ihren Geist aufgegeben hat, dürfte so manchem einen Strich durch die Rechnung gemacht haben und im Gedächtnis geblieben sein. Natürlich gewinnt das Thema mit dem Aufschwung der Elektromobilität zunehmend an Bedeutung. Sind Elektroautos vielleicht sogar besser gegen die klirrende Kälte des erbarmungslosen Winters geschützt oder brauchen sie noch mehr Aufmerksamkeit als ein benzin- oder dieselbetriebenes Fahrzeug? Welche Maßnahmen können getroffen werden, um das stählerne Gefährt durch die eisigen Monate zu bringen?

Autoreifen: Allwetter oder Spezial?

Statistisch gesehen kann ein gutes Reifenprofil sowie eine angemessene Größe der Gummi-Fortsätze die Langlebigkeit eines Fahrzeugs erhöhen. Hierbei spielen Reibung und die Übertragung des Drehmoments des Motors eine entscheidende Rolle. Weitere Absatzstatistiken erläutern allerdings ebenso, dass Winterreifen ausgedient zu haben scheinen. Der Verkauf von Ganz- bzw. Allwetterreifen ist im vergangenen Jahr deutlich in die Höhe geschossen. Grund dafür war das relativ milde Klima, welches ein gesondertes Profil für kalte Tage eher weniger relevant erscheinen ließ. Die Reifenhersteller richten sich diesbezüglich meist nach der Nachfrage der Verbraucher. Der Wirtschaftsverband der Deutschen Kautschukindustrie meldete einen Rückgang des Winterreifenverkaufs von gut 7 %. Aber trifft diese Annahme auch auf E-Fahrzeuge zu?

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Schmale Reifen gegen den Rollwiderstand

Aufgrund der speziellen Energiebeschaffung und die Weiterleitung dieser benötigt ein Elektrofahrzeug andere Reifen als ein Verbrenner. Sie unterscheiden sich dabei in Form und Größe. Meistens sind sie schmaler und größer als konventionelle Autoreifen. In der Fachsprache werden diese aufgrund ihres Aussehens auch gerne „Tall-And-Narrows“ genannt. Das Design hat seinen Ursprung in der Physik: Zwischen Rollwiderstand und Reifendurchmesser besteht ein direkter Zusammenhang. Je größer der Reifendurchmesser, desto geringer der Rollwiderstand. Je geringer der Rollwiderstand, desto weniger Energie muss aufgebracht werden, um den Reifen zu bewegen. Unterm Strich bedeutet das ein größeres Energieeinsparpotenzial, welches sich unmittelbar positiv auf die Reichweite des Autos auswirkt. Das hat wiederum zur Folge, dass auch die Batterie geschont wird.

Die Herstellung von herkömmlichen Winterreifen unterliegt bereits besonderen Auflagen. Deshalb gestaltet sich der Prozess gerade für die Erzeugung von Reifen für Elektroautos als sehr schwierig. Das spiegelt sich auch auf die Marktwirtschaft wieder, denn es gibt bis dato noch keinen einzigen Hersteller in Europa, der sich diesem Problem angenommen hat. Der Grund für die Limitierung der Winterreifen liegt insbesondere im Rollwiderstand, auch Traktion genannt. Je mehr Traktion, desto besser wirkt der Reifen gegen ein unbeabsichtigtes Rutschen und Schlittern des Wagens. Insbesondere bei den Reifen für Elektroautos geht ein höherer Energieverbrauch mit geringerer Reichweite einher. Zusammengefasst: Es muss die richtige Balance zwischen Reifendurchmesser und Traktion gefunden werden, um ein Optimum beider Faktoren zu garantieren. Bremsweg, Fahrverhalten und Fahrstabilität dürfen dabei auch nicht zu kurz kommen.

Reaktion der Hersteller

Ein weiterer einschneidender Faktor ist die strenge Straßenverkehrsordnung, die auf deutschen Straßen gilt. Gummiartige Spikes, die wie Bergsteigerschuhe auf Straße und Eis wirken, sind in Norwegen zwar der letzte Schrei, aber in Deutschland fast ausnahmslos verboten. Einen Lichtblick bietet allerdings der japanische Pneuproduzent Bridgestone mit dem eigens für den BMW i3 entwickelten „Blizzak LM500“-Modell. Der hohe Silica-Anteil, die besonders breite Profilrippe und speziell entwickelte 3D-Washboard-Lamellen sollen hier nach eigenen Angaben für die bestmögliche Traktion bei geringstem Rollwiderstand sorgen. Trotz anfänglich mangelnder Nachfrage, die Winterreifenhersteller für E-Fahrzeuge vom Markt vertrieb, steigt der Bedarf für solche Modelle nun mehr und mehr. Die Aussichten für weitere Fabrikate, wie das von Bridgestone, stehen gut. Der koreanischen Reifenproduzent Hankook hat beispielsweise schon die nächste E-Mobil-Offensive angekündigt, die nächstes Jahr samt vollständiger Reifensets auf den Markt kommen soll. Fast noch wichtiger als das anschließende Angebot verschiedener Hersteller ist aber die Art von Reifen, mit welcher die fertiggestellten Fahrzeuge vom Fließband laufen. Hier wird bereits akribisch auf modifizierte Modelle der bereits existierenden Standardreifen gesetzt, deren Seitenwände beispielsweise zusätzlich verstärkt wurden, um den größeren Lasten der Akkus standhalten zu können. Die speziellen Anforderungen werden die Hersteller beider Seiten auch künftig fordern.

Akku auf Körpertemperatur

Wie auch schon am Beispiel der Autobatterie erläutert, ist es wichtig, den Akku des Elektrofahrzeugs einigermaßen warm zu halten. Bei langanhaltenden Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt verlangsamen sich die chemischen Reaktionen in einer Lithium-Ionen-Batterie erheblich. Dies führt dazu, dass der Akku allmählich an Effizienz und Effektivität verliert und Langzeitschäden auftreten können. Die Bestleistung eines solchen Akkus liegt nahe der menschlichen Durchschnittskörpertemperatur: Also etwa 37 Grad Celsius. Während die meisten neuartigen Elektroautos über ein Wärmesystem verfügen, um solche Probleme über die frierenden Tage zu bringen, können Modelle, die vor 2012 gebaut wurden, in ernstzunehmende Krisen geraten. Wer seinen Liebling also davor schützen möchte, sollte möglichst auf eine Garagen-Lagerung mit Vorwärmesystem achten. Während die Leistung der Batterie erheblich eingeschränkt sein kann, berichten Besitzer von älteren Modellen ebenso von erhöhten Ladezeiten der Akkus im Winter. Teilweise verlängerten sich diese um über zwei Stunden. Solche Umwege sollten ebenso in Kauf genommen werden, denn auch das beste Heizsystem kann solchen Eventualitäten leider nicht immer entgegenwirken.

Heizung oder Reichweite

Wie auch jedes andere Heizmodul, läuft die des Elektromobils ebenfalls über die integrierte Batterie. Nicht nur dem Auto kann bei Schnee und Eis die Karosserie klappern, auch seine Insassen mögen die Kälte meist nicht besonders. Wer sich die lange Fahrt aber nicht von einem leeren Akku vorzeitig beenden lassen möchte, sollte stets auf warme Kleidung achten. Da das Auto in diesem Fall kein eigenes, anderes Antriebssystem hat, sondern den gleichen Strom nutzt, den auch die Heizung zum Betrieb benötigt, sollte auf jene bei besonders langen Fahrten möglichst verzichtet werden. Warme Socken und eine dicke Daunenjacke sollten von Fahrer und Gästen als gute Alternative wahrgenommen werden.

Quietschende Reifen

Ein besonderes Symbol der Sportlichkeit von Autos sind die durchdrehenden Reifen. Im Winter kann dies jedoch zu einer verhängnisvollen Falle werden, die im besten Fall die Akkuladung vermindert. Aufgrund des direkt verfügbaren und oft sehr starken Drehmoments von Elektromotoren, welcher sofort an die Reifen weitergegeben wird, wird besonders auf schnee- und eisbedeckten Straßen das Risiko von durchdrehenden Reifen erhöht. Dabei wird Energie, die normalerweise für die Reichweite des Fahrzeugs genutzt wird, verbraucht. Ein benzin- oder dieselbetriebenes Auto kann dies durch das Hochschalten der Gänge verhindern. Aufgrund der fehlenden Gangschaltung ist das bei einem Elektrofahrzeug aber nicht möglich. Um sich dennoch gegen diese Art der Energieverschwendung und damit einhergehenden Risiken im Straßenverkehr wappnen zu können, gibt es verschiedene Modi, die die Energiezufuhr der Räder regulieren. Ein Eco-Modus überträgt beispielsweise aufgrund der Sparfunktion weitaus weniger Energie und verringert so das Risiko, dass der Wagen auf rutschigem Untergrund ausbrechen kann. Natürlich ist keiner der verfügbaren Modi ein Garant für das Verhindern solcher Vorkommnisse, aber es ist definitiv ein hilfreicher Tipp.

Winterregeln gelten immer

Trotz der Besonderheiten von Elektromobilen hinsichtlich der Reifenart und Energieübertragung haben sich sonst keine wirklichen Unterschiede im Vergleich zu Verbrennungsmotoren gezeigt. Um die Sicherheit im Straßenverkehr auch während harten Witterungsbedingungen zu gewährleisten, sollte sich der Fahrer immer an die geltenden Winterregeln halten. Umsichtiges und vorrausschauendes Fahren, genügend Sicherheitsabstand einhalten und die regelmäßige Überprüfung von Bremsen und Lichtern sind dabei ein absolutes Muss und sollten zudem nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern immer berücksichtigt werden. Ausführliche Checklisten für den Fall aller Fälle stehen beispielsweise auf der Webseite des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs e. V. (ADAC) jederzeit kostenlos zur Verfügung.

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Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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