Gegen den Verkehrskollaps 01.06.2016, 08:56 Uhr

Ein Riesenbus auf Schienen fährt bald über Chinas Straßen

Stellen Sie sich vor, ein riesiger Bus mit mehr als 1000 Menschen besetzt fährt vor Ihnen – und Sie rollen mit Ihrem Auto durch ihn, als würden Sie unter einer Brücke fahren. Eine Schnapsidee? Keineswegs. In Chinas Großstädten soll es dieses Verkehrsmittel bald geben. 

Eine Art Katamaran-Bus, der auf Schienen rollt, die neben den Straßen verlegt werden, soll den Individualverkehr in Chinas Großstädten vor dem Kollaps bewahren: Die Passagiere sitzen im Fahrgastraum in einer Höhe von 2,4 m. Der Transit Elevated Bus, kurz TEB, fährt dann als rollender Tunnel über die Straßen hinweg. Und die Autos ungehindert unten durch.

Über 20 Millionen neue zugelassene Kraftfahrzeuge gab es im Reich der Mitte alleine im Jahr 2015. Folglich wird es immer enger auf Chinas Straßen – und die Luft immer schlechter. Ideen sind daher gefragt, um den Mobilitätsanforderungen vor allem in den Metropolen auch in Zukunft gerecht werden zu können.

Für Autofahrer ein rollender Tunnel

Eine dieser Ideen heißt Transit Elevated Bus. Ein Modell wurde jetzt auf der Messe „International High Tech Expo“ in Peking präsentiert. Der TEB ist knapp 8 m breit, 4,5 m hoch und 38 m lang. Dieser TEB fährt auf Schienen, die neben den Straßen verlegt werden, auf denen der Individualverkehr weiter rollt oder mal wieder steht. Aus Sicht der Autofahrer ist der TEB ein rollender Tunnel, durch den sie hindurchfahren.

TEB bietet 1200 Passagieren Platz

Im TEB, der als gigantischer Schienenbus mit rund 60 km/h über die Straße hinweg rollt, können rund 1200 Fahrgäste mitfahren. Im Präsentationsvideo wirkt es daher etwas beängstigend, wenn der gigantische Schienenbus sich von hinten dem Stau auf der Straße nähert und dann die Autos in sich aufnimmt, ganz so, als würde der TEB die Autos verschlucken.

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In Wirklichkeit fahren die Autos unter dem Monster-Schienenbus ganz normal weiter – wenn sie nicht an der maximalen Durchfahrtshöhe von 2,1 m scheitern. Höhere Autos und Lastwagen wollen die TEB-Entwickler über ein Ampelsystem seitlich am Schienenbus vorbei lenken. Auch wenn der rollende Tunnel eine Kurve nimmt, stehen die Ampeln für den Geradeausverkehr auf Rot. Unter Brücken mit einer Höhe von 4,5 m wollen sie einfach die Straße ein wenig absenken, damit der Schienenbus darunter passt.

Im Notfall versperrt Schranke die Durchfahrt

„Der größte Vorteil ist, dass der Bus viel Platz auf der Straße spart“, sagte TEB-Chefingenieur Song Youzhou der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Derzeit werde ein Prototyp dieses Riesenbusses gebaut, sagt Song. In den über der Straße liegenden Fahrgastraum kommen die Passagiere über Aufzüge. Auch für den Notfall haben die Entwickler eine Lösung parat: Eine Schranke versperrt dann den Autos die Durchfahrt und es klappen Notfallrutschen aus, damit die Insassen den Schienenbus verlassen können.

Erster echter TEB noch in diesem Sommer im Einsatz

Schon im Sommer 2016 soll ein erster echter TEB in der Hafenstadt Quihunangdao in der nordchinesischen Provinz Hebei der TEB im Einsatz sein. Das Bus-System hat das Potenzial die Anzahl der Staus in chinesischen Großstädten um 20 bis 30 % reduzieren zu können.

Der Entlastungseffekt auf den lokalen Verkehr soll so stark sein, wie der Betrieb einer U-Bahn. Die Baukosten sollen aber nur ein Fünftel einer U-Bahn betragen, weil niemand einen Tunnel in die Erde graben muss. Und die Bauzeit für einen TEB soll mit nur einem Jahr unschlagbar schnell sein. Angetrieben werden soll der TEB mit Radnaben-Elektromotoren und pro Exemplar so die CO2-Emissionen um 2500 t im Jahr senken.

Schon 2021 will Hyperloop One Passagiere mit dem Überschallzug befördern. Sie rasen dann wie in einer Rohrpost mit über 1200 km/h durch eine Vakuumröhre. 

Schon 2021 will Hyperloop One Passagiere mit dem Überschallzug befördern. Sie rasen dann wie in einer Rohrpost mit über 1200 km/h durch eine Vakuumröhre.

Quelle: Hyperloop One

Wie in einer Rohrpost sollen Menschen in wenigen Jahren mit dem Überschallzug Hyperloop One des Visionärs Elon Musk reisen können. In die diese Technologie investiert auch die Deutsche Bahn. Erste Tests in der Wüste Nevadas verliefen Mitte Mai erfolgreich.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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