Forschungsmüll nimmt zu 20.01.2014, 14:29 Uhr

85 Prozent der Investionen in Forschung werden verschwendet

Ohne Forschung gibt es keinen Fortschritt. Aber die Forschung liefert nicht immer brauchbare Ergebnisse. Über die Zunahme des „Forschungsmülls“ klagen jetzt Wissenschaftler in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet.

Forschungslabor in der Medizin: Ein großer Teil des Geldes und der Arbeitskraft in der Forschung werden verschwendet. Immer mehr Forschungsergebnisse sind kaum relevant, beklagt das Forschernetzwerk DCZ.

Forschungslabor in der Medizin: Ein großer Teil des Geldes und der Arbeitskraft in der Forschung werden verschwendet. Immer mehr Forschungsergebnisse sind kaum relevant, beklagt das Forschernetzwerk DCZ.

Foto: Bundesverband Medizintechnologie

Irrelevante Themen, falsche Fragestellungen, unkorrekte Untersuchungen – es gibt viele Gründe, aus denen ein Forschungsprojekt von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Und noch mehr Gründe, dennoch die Fachöffentlichkeit zu suchen. So haben allein 2012 rund 26.800 Menschen eine Promotion abgeschlossen. Und die Zahl der Veröffentlichungen bestimmt zunehmend den beruflichen Werdegang in der Wissenschaft: Wer schreibt, der bleibt. Peter Higgs, Physik-Nobelpreisträger von 2013, glaubt, dass er heute in der Forschung keine Stelle mehr bekommen würde, weil er nur wenig veröffentlicht hat.

Quantität statt Qualität

Das Problem beschäftigt auch die medizinische Forschung hierzulande. „Die finanzielle Belohnung hängt davon ab, wie viel und wo ich publiziere“, sagt Gerd Antes, Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums (DCZ). Viele Anreize setzten auf Quantität statt auf Qualität – das gehe auf Kosten der wissenschaftlichen Relevanz und manchmal der Korrektheit, sagt Antes. Zentrales Ziel des DCZ, einem Netzwerk aus Wissenschaftlern und Ärzten, ist die Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem.

85 Prozent aller Forschungsinvestitionen in Form von Geld und Arbeitsaufwand werden verschwendet, schätzte The Lancet bereits 2009. Fehler gebe es dabei auf allen Ebenen der Forschungsplanung: Es würden die falschen Fragen gestellt, das Studiendesign sei unzureichend, Ergebnisse würden zurückgehalten oder verfälscht dargestellt.

Unnötige Arbeit vermeiden

Die Wissenschaftler kritisieren, dass häufig bei der Planung einer Studie der aktuelle Kenntnisstand der Wissenschaft ignoriert werde. Dadurch käme es zu Duplikationen oder unnötigen Forschungsarbeiten. Forschungsmüll entstehe auch, wenn wenig relevante Forschungsfragen bearbeitet würden. Als Gegenmaßnahme schlagen sie vor, eine aktuelle systematische Literaturanalyse zur Grundvoraussetzung für die Vergabe von Forschungsgeldern zu machen.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 
Max-Planck-Institut für Astronomie-Firmenlogo
Astronom*in / Physiker*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Adaptive Optik Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg Zum Job 
Technische Hochschule Augsburg-Firmenlogo
Professur für verfahrenstechnische Produktion Technische Hochschule Augsburg
Augsburg Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Karlsruher Institut für Technologie-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) im Bereich mechanische Entwicklung und Projektleitung Karlsruher Institut für Technologie
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachingenieur (w/m/d) BIM Die Autobahn GmbH des Bundes
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Ingenieur-Trainee in der Pharmazeutischen Produktion - all genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)-Firmenlogo
Universitätsprofessur (W3) Intelligente rekonfigurierbare Produktionsmaschinen Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Karlsruhe Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Sauer Compressors-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Sauer Compressors
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg-Firmenlogo
13 positions for PhD candidates (f/m/d) Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg
Duisburg Zum Job 
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (postdoc) in the field of additive manufacturing of metals Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
MICON Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) MICON Gruppe
Nienhagen Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik / Chemie / Physik als Entwicklungsingenieur Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 

Auch aus der Sicht von Gerd Antes braucht die Forschung Anreizsysteme, die stärker als bisher Relevanz und Bedarf berücksichtigen. „Die Wissenschaft allein wird es nicht richten“, meint er aber. Ein sinnvoller Ansatz in seinen Augen: Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) habe eine „Datenbank der Lücken“ zu medizinischen Themen erstellt. Skeptisch ist er allerdings darin, den Aspekt des Nutzens von der Medizin auf andere Fächer zu übertragen. „Ich glaube, das ist bei den Geisteswissenschaften sicherlich schwieriger, die harte Skala Tod und Krankheit gibt es dort nicht.“

Gefährliche Folgen in der Medizin

Es sei ein fächerübergreifendes Problem, betont Antes, aber nicht überall mit gleich gravierenden Folgen: „In vielen Fächern geht Verschwendung auf den Geldbeutel, in der Medizin kann es Krankheit und schlimmstenfalls Tod für Patienten bedeuten.“ Studien, die nicht das gewünschte Ergebnis brächten, würden oft geschönt oder fielen unter den Tisch. So wurden unerwünschte Forschungsergebnisse zu dem Medikament Rosiglitazon zunächst nicht publiziert, mit der Folge von 6000 bis 8000 zusätzlichen Herzinfarkten.

 

Ein Beitrag von:

  • Andrea Ziech

    Redakteurin Andrea Ziech schreibt über Rekorde und Techniknews. Darüber hinaus ist sie als Kommunikationsexpertin tätig.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.