Raumfahrt: Neue Astronauten 17.02.2021, 08:17 Uhr

Esa sucht Astronaut(in): Warum diesmal mehr Menschen eine Chance bekommen

Die Esa sucht vier Astronautinnen und Astronauten sowie einen Kandidaten mit Behinderung. Diversität spielt eine große Rolle. Und es gibt noch eine erhebliche Neuerung.

Die Esa sucht neue Astronautinnen und Astronauten. Kommunikationsfähigkeit ist besonders wichtig, heißt es bei der Weltraumagentur. Foto: Esa

Die Esa sucht neue Astronautinnen und Astronauten. Kommunikationsfähigkeit ist besonders wichtig, heißt es bei der Weltraumagentur.

Foto: Esa

Die Runde ist erlesen. Prominente Astronautinnen und Astronauten sind dabei: Samantha Christoforetti, Alexander “Astro-Alex” Gerst, außerdem Esa-Chef Jan Wörner und andere Führungskräfte der europäischen Weltraumagentur. Ganz dem Anlass angemessen: Es kommt nur alle Jubeljahre vor, dass die Esa Nachwuchskräfte fürs Raumfahrer-Korps einstellt. Einen halben Tag nehmen sich die Esa-Leute Zeit für diesen internationalen Termin, der in Corona-Zeiten natürlich online läuft – und in fünf Sprachen: Astronaut, astronauta, astronaute gesucht.

Astronaut(in) gesucht: Revolution bei Weltraumbehörde

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Zum ersten Mal nach über einem Jahrzehnt sucht die Esa nach neuen europäischen Astronauten und Astronautinnen: vier neue Astronautinnen und Astronauten soll es geben sowie zusätzlich eine Kandidatin oder ein Kandidat mit einer körperlichen Behinderung. Zudem will die Esa erstmals eine Astronauten-Reserve aufstellen.

Schnell ist klar: Das Recruiting ist in diesem Jahr anders. Diversität spielt eine große Rolle. Im aktuellen Astronauten-Korps ist mit der italienischen Pilotin Samantha Cristoforetti nur eine einzige Frau. Zum Vergleich: Bei der Nasa sind fast genauso viele Frauen wie Männer im Astronautenteam. Doch spätestens, seit Ingenieur Jan Wörner 2015 Generaldirektor der Esa wurde, geht die Esa längst überfällige neue Wege. Er machte Diversität und Inklusivität zu Top-Themen.

Esa sucht Astronaut oder Astronautin: Broschüre sendet Botschaft

Schon das Titelbild der Marketingbroschüre, die die Esa im Vorfeld veröffentlichte, sendet eine klare Botschaft: Abgebildet ist eine Frau. 2008 sah das noch anders aus, wie Suzanna Randall weiß. Die Astrophysikerin hatte sich damals als Kandidatin beworben – und war damit in der Minderheit: Nur 16 Prozent der Bewerber waren weiblich. „Die Frage ist: Warum haben sich so wenige Frauen beworben? Das fängt schon damit an, dass in der Bewerbungsausschreibung fast nur Männerfotos abgebildet waren. Frauen fühlen sich von einer solchen Ausschreibung sicherlich weniger angesprochen§, sagte Randall, die sich inzwischen mit der privaten Initiative “Die Astronautin” auf einen möglichen Flug zur ISS vorbereitet, in einem Interview mit INGENIEUR.de. In diesem Jahr könnte die Quote anders aussehen.

Die Esa sucht neue Astronautinnen und Astronauten. Kommunikationsfähigkeit ist besonders wichtig, heißt es bei der Weltraumagentur.

Foto: Esa

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Alexander Gerst im Astronautentraining.

Foto: Esa

Die Esa-Ausbildungsklasse von 2009.

Foto: Esa

So stellt sich die angehende Astronautin Suzanna Randall die Welt in 2050 vor

Nun muss man zurecht anmerken: Die Gleichstellung der Geschlechter bei Raumfahrtprogrammen ist längst überfällig, die EU beziehungsweise die Esa hängen hinterher. Auch wenn Esa-Koordinatorin Chiara Manfletti beim Pressetermin betont: „Die Esa ist seit ihrer Gründung ein Ort der Integration. Wir sind bunt, wir können das nicht anders und wollen es nicht anders.“ Indes: Die Mehrzahl an Direktorenposten bei der Esa ist nach wie vor von Männern besetzt. Eine Frauenquote bei der Auswahl der neuen Astronautinnen und Astronauten lehne man ab, so Manfletti: „Es wird keine Frauenquote geben. Es geht um Chancengleichheit und nicht um Bevorteilung einer bestimmten Gruppe.“

Was braucht man, um Astronaut zu werden?

Eine weltweite Neuigkeit in diesem Jahr: Der Astronauten-Job soll künftig und endlich auch Menschen mit körperlicher Behinderung offenstehen. Ein Job wohlgemerkt, den man wie kaum einen anderen mit körperlicher Fitness assoziiert. Wie passt das zusammen?

“Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit suchen wir zukünftige Astronauten und Astronautinnen mit Handicap”, sagt Rüdiger Seine, Leiter der Esa-Astronautenausbildung.

„Nicht die körperlichen Merkmale sind es, die einen Astronauten ausmachen. Wir sind der Meinung, dass die sozialen und interkulturellen Eigenschaften wichtiger sind, um ins All zu fliegen“, so Seine.

Esa-Pressekonferenz: Die Weltraumagentur sucht neue Astronauten und Astronautinnen. Foto: ingenieur.de

Esa-Pressekonferenz: Die Weltraumagentur sucht neue Astronauten und Astronautinnen.

Foto: ingenieur.de

Man könne nicht versprechen, dass ein Astronaut oder eine Astronautin mit körperlicher Behinderung zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Weltraum fliegen wird, so Seine. „Aber was wir versprechen können, ist, die Möglichkeit das in die Diversität der Esa einzubinden. Wir wollen die Perspektive von Menschen mit Behinderung in unsere Arbeit einfließen lassen und wollen davon lernen.“

Mit Beinprothese im Weltall

Konkret heißt das: Unter dem Kunstwort “Parastronauten” startet die Esa eine Machbarkeitsstudie. Die ausgewählten Kandidaten sollen zusammen mit der Weltraumagentur die Bedingungen erarbeiten und optimieren, unter denen Menschen mit körperlichen Behinderungen im Weltraum arbeiten und leben können. Fürs Erste sind laut Esa Frauen und Männer angesprochen, die Beeinträchtigungen der unteren Gliedmaßen haben, die also zum Beispiel eine Prothese unterhalb des Knies tragen, oder Menschen, deren Beinlängen stark unterschiedlich sind oder die kleinwüchsig sind, also eine Körpergröße von unter 130 Zentimetern haben. „Wir sind keine Experten für Behinderung. Da haben wir uns Hilfe geholt, zum Beispiel die Richtlinien des Komitees der Paralympics“, erklärt Seine.

“Wir sind ja alle nicht für den Weltraum gemacht, also wieso sollten Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung einen Nachteil haben. Ich finde, das ist ein tolles Projekt”, kommentiert der deutsche Astronaut Alexander Gerst das Programm.

Bewerber sollten drei Jahre Berufserfahrung sowie ein Master in den ESA-Sparten haben. Erfahrung in Naturwissenschaften, Medizin, Ingenieurwissenschaften, Mathematik oder Computerwissenschaften. „Ein Doktor-Titel oder Master in Ingenieurwissenschaften kann ein Plus sein, muss es aber nicht“, sagt Dagmar Boos, Personalchefin der ESA.

Wie schwer ist es, Astronaut zu werden?

Außerdem neu: 2008 war das Alter der Bewerberinnen und Bewerber auf 37 begrenzt: Jetzt liegt das Höchstalter bei 50 Jahren. Die Esa geht 2021 sehr offensiv auf Nachwuchssuche: Die Hürden seien nicht so unüberwindbar, wie viele sich das vielleicht vorstellen. Astronaut Alexander Gerst erinnert sich noch an seine eigene Bewerbungsphase: „Der Traum, mitzumachen, war schon groß. Ich hatte meinen Browser so programmiert, dass er mich sofort informiert, sobald sich die Bewerbungsseite der Esa ändert. Ich dachte, ich hab eh keine Chance, die suchen ja nur Supermänner und Superfrauen. Aber ich dachte auch, dass ich das meinem 80-jährigen Selbst schuldig bin, es zumindest mal versucht zu haben. Ich war selbst am meisten erstaunt, dass ich genommen wurde.“

Astronaut Alexander Gerst: „Es gab Momente, in denen ich Zweifel hatte“

Wenngleich auch er einräumt: „Manchmal gab es in der Ausbildung und der Vorbereitung zum Flug Momente, in denen ich Zweifel hatte. Wenn Sie einmal bei Minus 20 Grad im Wald sitzen oder nach 3 Stunden Schlaf in den Raumanzug müssen, da denkt man: Warum hab ich mir das jetzt ausgesucht? Die Ausbildung ist hart, aber es ist eben auch ein Riesenkompliment, das machen zu dürfen.“

Interview mit Astronaut Ulrich Walter

Man suche Allrounder, keine Extrem-Spezialisten, heißt es bei der Esa. Kommunikative und soziale Fähigkeiten seien sehr wichtig. „Auf der ISS muss man sozial mit anderen gut können“, so Gerst.

Die ISS ist diesmal auch nicht mehr das am weitesten entfernte Ziel: Die Esa bereitet sich auf den Mond vor. Das schlägt sich auch in der Ausbildung nieder: „Mit Blick auf Flüge zum Mond werden wir die Astronautinnen und Astronauten für die Arbeit auf einer planetaren Oberfläche vorbereiten“, so Seine.

Wo kann man sich als Astronaut bei der Esa bewerben?

Ab dem 31. März 2021 können sich Anwärter auf eine Stelle als Astronautin oder Astronaut bei der Esa bewerben. Die Frist geht bis zum 28. Mai. Zur Bewerbung

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Auf in die Galaxis: Als erste deutsche Astronautin zur ISS

Astronautin in spe: Schadet eine Frauenquote der Wissenschaft?

Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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