Blick ins All 01.07.2023, 14:06 Uhr

Schwarze Löcher und ihre Geheimnisse

Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Schwarze Löcher entstehen und wie sie sich erkennen lassen. Außerdem beantworten wir die Frage, was an einem Schwarzen Loch so gefährlich ist und ob es die Erde erreichen kann. Nicht zuletzt beantworten wir weitere spannende Fragen zu diesem Thema.

Schwarze Löcher

Das Geheimnis der Dunkelheit: Faszinierende Einblicke in die Welt der Schwarzen Löcher. (Symbolbild)

Foto: PantherMedia / sakkmesterke

Wie entstehen Schwarze Löcher?

Schwarze Löcher entstehen durch den Kollaps von massereichen Sternen. Wenn ein Stern am Ende seiner Lebenszeit keine Energie mehr durch Kernfusion erzeugen kann, kommt es zu einem gravitativen Zusammenbruch. Das führt dazu, dass die gesamte Masse des Sterns auf einen sehr kleinen Raum zusammengepresst wird. Wenn diese ausreichend groß ist, wird ein Punkt erreicht, an dem die Gravitationskräfte so stark sind, dass nichts, nicht einmal Licht, ihrer Anziehung entkommen kann. Das wird Singularität genannt und bildet das Zentrum des entstehenden Schwarzen Lochs.

Der Bericht um die Singularität herum, in der selbst Licht nicht mehr entkommen kann, wird als Ereignishorizont bezeichnet. Innerhalb dieses Ereignishorizonts herrschen extreme physikalische Bedingungen, die von der allgemeinen Relativitätstheorie beschrieben werden. Schwarze Löcher können unterschiedliche Größen haben, abhängig von der Masse des ursprünglichen Sterns.

Es gibt auch andere Möglichkeiten, wie Schwarze Löcher entstehen können. Zum Beispiel durch den Zusammenstoß von Neutronensternen oder durch den Akkretionsprozess, bei dem eine große Menge an Materie auf kleinem Raum zusammengepresst wird. Allerdings sind die genauen Mechanismen komplex und noch nicht endgültig geklärt. Sie erfordern noch weitergehende Beobachtungen und Forschung.

Wie lassen sich Schwarze Löcher erkennen?

Schwarze Löcher selbst sind aufgrund ihrer extremen Gravitationskraft und der Tatsache, dass sie sogar Licht “verschlucken”, nicht direkt sichtbar – weil eben schwarz. Sie einfach einmal vom heimischen Balkon mit dem Teleskop zu betrachten ist also nicht möglich. Dennoch gibt es indirekte Methoden, um sie zu erkennen:

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  • Gravitationswellen: Schwarze Löcher können durch die von ihnen erzeugten Gravitationswellen identifiziert werden. Das sind Verzerrungen in der Raumzeit, die von massereichen Objekten erzeugt werden, wenn sie beschleunigen oder kollidieren. Im Jahr 2015 wurde erstmals der direkte Nachweis von solchen Wellen durch das Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) veröffentlicht. Seitdem wurden mehrere Gravitationswellen-Ereignisse beobachtet, die auf den Zusammenstoß von Schwarzen Löchern hinweisen.
  • Akkretionsscheiben: Wenn Materie in die Nähe eines Schwarzen Lochs gelangt, bildet sie eine rotierende Scheibe um das Loch herum, die als Akkretionsscheibe bezeichnet wird. Die Partikel in der Akkretionsscheibe werden durch die Anziehungskraft des Schwarzen Lochs extrem erhitzt und geben intensive Röntgenstrahlung ab. Sie kann wiederum von Satelliten wie dem Chandra Röntgenteleskop erkannt werden und liefert so indirekte Hinweise auf ein Schwarzes Loch.
  • Indirekte Beobachtungen: Schwarze Löcher können auch indirekt durch ihre Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung erkannt werden. Zum Beispiel können sie das Licht von dahinter liegenden Objekten ablenken oder verzerren, was als Gravitationslinseneffekt bezeichnet wird. Dieser Effekt ermöglicht es Astronomen, die Existenz und die Eigenschaften von Schwarzen Löchern in der Nähe von Galaxien oder in Sternhaufen zu identifizieren.

Die Entdeckung und Erforschung von Schwarzen Löchern ist ein aktives Forschungsgebiet. Immer modernere Techniken und Instrumente machen es möglich, sie besser zu verstehen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass regelmäßig neue Erkenntnisse hinzukommen.

Was ist gefährlich an einem Schwarzen Loch?

Ein Schwarzes Loch ist aufgrund seiner extremen Gravitationskraft und der Unmöglichkeit, seiner Anziehungskraft zu entkommen, gefährlich. Die drei Hauptgefahren sind:

  1. Unvorstellbar große Anziehungskraft: Schwarze Löcher sind Einbahnstraßen. Sie haben eine enorm starke Gravitationskraft. Wenn ein Objekt zu nahe an den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs gelangt, kann es nicht mehr entkommen. Es wird unaufhaltsam in Richtung der Singularität, dem zentralen Punkt des Schwarzen Lochs, gezogen. Dabei werden extreme Kräfte erzeugt, die das Objekt zerstören können oder es in eine langgezogene Spaghettiform reißen. Dieses Phänomen nennt sich „Spaghettification“ (übersetzt: Spaghettifizierung).
  2. Verschlingen von Materie: Schwarze Löcher können Teilchen aus ihrer Umgebung „aufsammeln“ (Akkretion). Wenn Materie in das Schwarze Loch fällt, wird sie stark erhitzt und gibt dabei Strahlung im Röntgen- und Gammastrahlenbereich ab. In der Nähe eines Schwarzen Lochs kann dies für lebende Organismen gefährlich sein.
  3. Kollisionen und Gravitationswellen: Wenn Schwarze Löcher miteinander oder mit anderen massereichen Objekten zusammenstoßen, werden Gravitationswellen erzeugt. Diese Wellen tragen eine enorme Energiemenge und können bei einer Kollision unkontrollierbare Auswirkungen haben. In der Nähe eines solchen Ereignisses können sie andere Materie zerstören.

All das macht Schwarze Löcher zu extremen und gefährlichen Phänomenen im Universum. Sie befinden sich weit entfernt von bewohnten Gebieten im Weltraum, sodass sie keine unmittelbare Bedrohung für die Menschheit darstellen.

Kann ein Schwarzes Loch die Erde erreichen?

Ja, das könnte passieren. Das wird die Menschheit jedoch nicht mehr erleben, da sie nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand schon weit früher durch die Erwärmung und Ausdehnung der Sonne ausstirbt. Auch trifft die Aussage nicht auf alle Schwarzen Löcher zu. Stellare schwarze Löcher sind diesbezüglich keine Gefahr. Anders sieht es bei den supermassiven schwarzen Löchern aus. Die der Milchstraße am nächsten gelegene Galaxie besitzt ein solches schwarzes Loch. Und sie befindet sich auf Kollisionskurs mit unserem Sonnensystem. Ob es dabei letztlich zum Zusammenstoß der Erde mit dem Schwarzen Loch kommt – die ja beide jeweils nur einen kleinen Teil ihrer Galaxie darstellen – lässt sich nicht berechnen.

Wie gesagt: Erleben werden die Menschen es ohnehin nicht mehr (die Rede ist dabei von einer Zeitspanne von mehreren Tausend Jahren).

Ist das Universum ein Schwarzes Loch?

Nein. Das Universum ist ein enormes Gebilde, das aus Galaxien, Sternen, Gas, Staub und anderen kosmischen Strukturen besteht. Ein Schwarzes Loch hingegen ist ein Bereich im Weltall, in dem eine extrem hohe Masse auf einen winzigen Raum komprimiert ist und eine sehr starke Gravitationskraft herrscht.

Das Universum als Ganzes wird oft als „das All“ oder „das Weltall“ bezeichnet und umfasst alle bekannten Galaxien, Sterne, Planeten, Gaswolken und andere kosmische Objekte. Es ist viel größer und komplexer als ein einzelnes Schwarzes Loch. Das Universum ist nach aktuellem Wissensstand dynamisch und unterliegt verschiedenen Prozessen: Es expandiert, neue Galaxien entstehen, Sterne werden geboren und sterben – die Strukturen verändern sich dauernd. In einem Schwarzen Loch haben Raum und Zeit keine Bedeutung mehr, die bekannten Naturgesetze werden völlig außer Kraft gesetzt.

Wie weit ist das nächste Schwarze Loch entfernt?

Das nächstgelegene Schwarze Loch zu unserem Sonnensystem befindet sich in der Milchstraße, also unserer eigenen Galaxie. Es handelt sich um das Schwarze Loch namens Sagittarius A (Sgr A), das sich im Zentrum der Galaxis befindet. Die Entfernung von der Erde zum Zentrum der Milchstraße beträgt knapp 26.000 Lichtjahre.

Es gibt noch weitere Schwarze Löcher in unserem Sternensystem. Zum Beispiel befindet sich das Schwarze Loch mit der Bezeichnung V616 Monocerotis, auch bekannt als V616 Mon oder A0620-00, in einer Entfernung von etwa 3.500 Lichtjahren von der Erde. Es handelt sich dabei um ein stellares Schwarzes Loch, das durch den Kollaps eines massereichen Sterns entstanden ist.

 

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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