Mit Nanopartikeln 24.03.2016, 12:59 Uhr

Die Australier wollen Wäsche ohne Wasser waschen

Ob die Wäsche, die australische Forscher mit Nanopartikeln reinigen, aprilfrisch riecht, wollen wir bezweifeln. Und ob sich das Verfahren im Privathaushalt durchsetzt, auch. Aber: Immerhin haben Forscher am Royal Melbourne Institute of Technology gezeigt, dass Nanopartikel und Licht Reinigungskraft entfalten.

Textilfasern, beschichtet mit Nanopartikeln aus Silber und Kupfer: Die Partikel sollen unter Lichteinfall Schmutzpartikel auflösen können.

Textilfasern, beschichtet mit Nanopartikeln aus Silber und Kupfer: Die Partikel sollen unter Lichteinfall Schmutzpartikel auflösen können.

Foto: RMIT Universität

Schlagzeilen wie „Nie mehr waschen“ oder „Saubere Kleidung durch Licht“ sind ein bisschen voreilig. Also halten Sie bitte Ihre Waschmaschine weiter in Ehren. Doch australische Forscher entwickeln derzeit ein Verfahren, um Textilien durch Beschichtung mit Nanopartikeln zu reinigen. Ganz ohne Wasser geht es aber auch in Australien nicht.

Die Forscher der RMIT Universität in Melbourne nutzen Nanopartikel aus Kupfer und Silber, mit denen sie Textilien beschichten. Das allerdings geht bislang nur, indem die Textilien 30 Minuten lang in verschiedene Lösungen getaucht werden, so dass sich die Partikel auf den Fasern ablagern.

Sauber nur mit Silberpartikeln und Luft

Anschließend werden die Stoffe ganz normalem Tageslicht ausgesetzt. Dadurch beginnen die Nanopartikel mit der Zersetzung von Schmutz. Auch das Licht von Glühbirnen genügt, um die Reaktion der Nanopartikel auszulösen.

Großaufnahme von Nanopartikeln auf Baumwollfasern in 150.000-facher Vergrößerung.

Großaufnahme von Nanopartikeln auf Baumwollfasern in 150.000-facher Vergrößerung.

Quelle: RMIT Universität

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„Das Schöne an Textilien ist, dass sie von Haus aus eine 3D-Struktur haben, wodurch sie Licht sehr gut absorbieren“, sagt Forschungsleiter Rajesh Ramanathan dem Portal gegenüber phys.org. „Das beschleunigt den Prozess der Zerstörung organischer Verunreinigungen.“

So funktioniert das neue Waschverfahren

Aber warum erzeugt das Licht eine Reinigungswirkung der Nanopartikel? Nach Angaben der Forscher absorbieren die Partikel Energie aus dem Licht. Dadurch entstehen so genannte heiße Elektronen. Und diese können demnach Schmutzpartikel zersetzen.

Wie lange dauert der „Waschvorgang“?

Rechnet man die umständlichen Vorarbeiten des halbstündigen Eintauchens in Lösungen nicht hinzu, geht es richtig fix. Angeblich sind die Textilien in weniger als sechs Minuten sauber. Ob das auch für hartnäckige Verschmutzungen und üble Gerüche wie Schweiß auf verschwitzten Sporttrikots gilt, das wissen wir nicht. Aber die Forscher geben zu, erst mit wenigen Substanzen experimentiert zu haben.

Titelthema in der Fachzeitschrift Advanced Materials Interfaces: das Waschen mit Nanopartikeln.

Titelthema in der Fachzeitschrift Advanced Materials Interfaces: das Waschen mit Nanopartikeln.

Quelle: Advanced Materials Interfaces

Vor allem die berühmte und hartnäckige Tomatensoße haben die Australier noch nicht im Labor aufgetragen, um zu prüfen, ob die Nanopartikel auch damit fertig werden. „Als nächsten Schritt werden wir organische Substanzen testen, die relevant für Konsumenten sind“, verspricht Ramanathan etwas spät. „Wir wollen etwa sehen, wie schnell alltägliche Flecken wie Tomatensauce abgebaut werden können.“ Das allerdings hätten wir uns vor einer weltweiten Veröffentlichung erwartet.

Da halten wir es doch lieber mit der neuen Ultraschalltechnik, die Düsseldorfer Jungunternehmer entwickelt haben. Sie reinigen Wäsche mit Ultraschall, ganz wie der Zahnarzt dem Zahnstein zu Leibe rückt.

Wenn Sie trotzdem an der australischen Methode interessiert sind: Ihren Beitrag haben die Forscher in der Fachzeitschrift Advanced Materials Interfaces veröffentlicht.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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