Offshore: Warum sich die weltweit größte Windkraftanlage nur auf dem Land dreht
Die Giga-Offshore-Windturbine namens Haliade-X 13 dreht sich in Rotterdam, Niederlande. Kurioserweise auf dem Land. Was dahinter steckt.
Drei Jahre nach der Bekanntgabe der Baupläne ist sie fertig – die weltweit größte Offshore-Windkraftanlage in Rotterdam. Betreiber ist GE Renewable Energy. Der Prototyp der neuesten und leistungsstärksten Anlage wurde mit 14 Megawatt (MW) in Betrieb genommen. Was sich eigentlich draußen in der rauen Nordsee drehen soll, startet zunächst als Prototyp auf dem Land.
Die erste Version von Haliade-X wurde im November 2019 als Offshore-Windturbine mit 12 MW betrieben. Das leistungsgesteigerte Modell Haliade-X 13 kam 2020 auf den Markt und erhielt im Januar 2021 seine Typenzulassung. GE Renewable Energy zählt nun zu den ersten Unternehmen, die eine Turbine mit 14 MW betreiben.
Haliade-X 13 generiert 74 GWh Energie pro Jahr
Es handelt sich bei Haliade-X 13 um eine optimierte Version der bisherigen Turbinen. Jedes der Rotorblätter ist 107 Meter (m) lang und 260 m hoch. Das Energie-Unternehmen geht davon aus, dass die Turbine das Potenzial hat, bis zu 74 GWh Energie pro Jahr zu produzieren. Als nächstes Projekt steht die Installation von 87 Turbinen im Offshore-Windpark Dogger Bank C, etwa 130 Kilometer vor der Nordostküste Englands, an. Insgesamt sollen rund sechs Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden – allerdings erst ab 2026. Der Name des Offshore-Windparks im Vereinigten Königreich geht auf die Sandbank Doggerbank zurück. Der Park ist in die Teilgebiete A-C unterteilt. Dogger Bank C wurde im September 2019 für 1.200 Megawatt mit 41,61 Pfund pro Megawattstunde bezuschlagt.
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Offshore: Haliade-X bekommt Konkurrenz
GE Renewable Energy bereitet jetzt die Zertifizierung des 14-MW-Modells vor. Lange wird die Haliade-X-13 wohl nicht die größte und leistungsstärkste Offshore-Windkraftanlage der Welt bleiben. Vestas aus Dänemark ist ihnen mit der noch in der Entwicklung befindlichen V236-15,0-MW dicht auf den Fersen. 2024 geht es in die Serienproduktion. In China baut man hingegen schon an einer 16 MW Anlage. Hersteller ist hier Ming Yang Smart Energy Group Limited.
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Was heißt Offshore?
Ursprünglich verstand man unter „Offshore“ Hochsee-Inseln, die zu einem Land gehörten. Übersetzt lautet der Begriff „vor der Küste“. Im Energiesektor unterscheidet man zwischen Offshore- und Onshore-Anlagen. Offshore meint dabei die Erschließung von Erdölfeldern und Gas-Lagerstätten im Meer. Sogenannte „Offshore-Windparks“ erzeugen mittels Windrädern in küstennahen Gewässern Energie.
Wo befinden sich Offshore-Parks in der Nordsee?
Zwei Offshore-Windparks befinden sich in der Nordsee 45 Kilometer vor dem deutschen Festland und 33 Kilometer vor den Inseln Juist und Norderney. 97 Windkraftanlagen der 6-Megawatt-Generation wurden hier installiert. Die Turbinen weisen einen Rotordurchmesser von 154 Metern auf.
Zu den neuesten Anlagen gehört die Borkum Riffgrund 2. Sie ist seit 2019 in Betrieb und weist eine Leistung von 464,8 MW auf. 2020 ist zudem noch der Trianel Windpark Borkum entstanden (Leistung 203 MW).
Ende 2019 lag die installierte Leistung der fast 1.470 Windkraftanlagen in deutschen Offshore-Windparks bei 7.516 MW. Davon entfallen 6.440 MW auf Windparks in der Nordsee und 1.076 MW auf Windparks in der Ostsee.
Wie arbeitet man als Plant Manager für einen Offshore-Windpark?
Frank Scholtka ist Ingenieur und Kraftwerkleiter des Offshore-Windpark Arkona vor der Insel Rügen. 35 Kilometer östlich vor der deutschen Urlaubsinsel liegend, versorgt der Windpark circa 400.000 Haushalte im Nordosten Deutschlands.
Bei “Technik aufs Ohr erzählt” er, wie sein Arbeitsalltag zwischen nötiger Stromversorgung und Inselidylle aussieht. Zudem gibt er Einblicke in die Planung und Bauarbeiten der 60 Windenergieanlagen. Die verteilen sich auf einer Fläche von 37km².
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Offshore-Windkraftanlagen sind teuer
Im Gegensatz zu Onshore-Anlagen gibt es auf dem Meer viel Platz für die Turbinen – und keine Anwohner, die sich an den Windrädern stören. Die Kosten können aber schnell explodieren. Zahlen liefert die US Energy Information Administration. Für das Jahr 2026 hat sie die Energieerzeugungskosten berechnet – exklusive direkte Subventionen und Kosten einer Zwischenspeicherung. Windenergie auf dem Land kostet demnach 31 US-Dollar pro Megawattstunde. Offshore liegen die Kosten bei satten 120,52 US-Dollar. Zum Vergleich: Solarenergie kostet 32,78 US-Dollar.
Die neuen Giga-Turbinen sollen die Kosten der Offshore-Windkraft bis 2050 um bis zu 49 % senken.
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