Gasknappheit 22.11.2022, 15:11 Uhr

Energiekrise: Wie viel Gas spart die Industrie?

Wie Privathaushalte und kleinere Gewerbebetriebe müssen auch Industrieunternehmen ein Fünftel ihres Erdgasverbrauchs im Vergleich zum Vorjahr senken. Wie schafft das die Industrie und welche zusätzlichen Einsparpotenziale sind vorhanden?

Industrieanlage

Die Industrie soll ihren Erdgasverbrauch um ein Fünftel senken und macht es bislang recht gut.

Foto: Panthermedia.net/Zybr78

Viele private Haushalte und Gewerbeunternehmen ächzen unter den explodierenden Energiepreisen und wurden aufgefordert, ihren Erdgasverbrauch zu drosseln. Doch wie sieht es bei der Industrie aus? Die Unternehmen sollen ihren Gasverbrauch ebenfalls um ein Fünftel senken, so will es die Bundesregierung. Doch wie funktioniert das? Welche Bereiche schaffen es, welche Industriezweige tun sich eher schwer damit? Wir haben uns umgeschaut.

Die schwierige Ausgangslage

Mit dem Einmarsch in die Ukraine hat Putin eine Zeitenwende eingeläutet. Da wir den Großteil unseres Erdgasbedarfs aus russischen Quellen importierten, ist nun das große Sparen angesagt, damit wir nicht irgendwann ganz auf dem Trockenen sitzen. Das gilt für Privathaushalte wie für Gewerbe und Industrie gleichermaßen. Bei Letzteren kommt erschwerend dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu den Ländern, die genügend günstiges Erdgas oder andere Energieformen massiv gefährdet ist. Es droht eine Deindustrialisierung.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Telematik-Infrastruktur Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
KLINGEL medical metal GmbH-Firmenlogo
Project Engineer New Product Introduction (m/w/d) KLINGEL medical metal GmbH
Pforzheim Zum Job 
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Prozessingenieur F-35 (m/w/d) Rheinmetall AG
Düsseldorf, Weeze Zum Job 
G+D Currency Technology GmbH-Firmenlogo
ESG Analyst (m/w/d) G+D Currency Technology GmbH
Leipzig Zum Job 
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur für die Anlageneinsatzplanung Fernwärme (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Jungheinrich AG-Firmenlogo
Projektmanager Technical Sales (m/w/d) Region Hamburg, Niedersachsen, Bremen Jungheinrich AG
Region Hamburg, Niedersachsen, Bremen Zum Job 
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Systemingenieur Signalverarbeitung & Kameratechnik (m/w/d) Rheinmetall AG
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Projektleiter Systementwicklung mittelschwere Radfahrzeuge (m/w/d) Rheinmetall AG
Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Entwicklung Embedded Software (m/w/d) Batterien und Ladegeräte Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG
Norderstedt Zum Job 
ELE Verteilnetz GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik als Teamleiter Schaltanlagen Planung und Bau (m/w/d) ELE Verteilnetz GmbH
Gladbeck Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Elektrotechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Bauleiter (m/w/d) mit Polnischkenntnissen LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG
bundesweit Zum Job 
Lapp Group-Firmenlogo
Consultant (m/w/d) Product Compliance Lapp Group
Stuttgart Zum Job 
Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) Wohnungsbau / Modernisierung Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH
Stuttgart Zum Job 
LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektmanager Immobilienprojekte (m/w/d) LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG
Göppingen, Satteldorf Zum Job 
Hochschule Kaiserslautern-Firmenlogo
W2-Professur für Werkstoff- und Fertigungstechnik Hochschule Kaiserslautern
Kaiserslautern Zum Job 
Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge.-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (w/m/d) als Leitung der Abteilung Netzbau und -betrieb Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge.
Garbsen Zum Job 
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Versorgungstechnik VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
NEOPERL GmbH-Firmenlogo
Versuchsingenieur (m/w/d) NEOPERL GmbH
Müllheim Zum Job 

Neben dem Einsparen von Gas und der Drosselung der Produktion, gibt es noch die Möglichkeit, auf andere Energieträger wie Flüssiggas oder Öl umzusteigen. Auch wird es bald Flüssigerdgas aus den neu erbauten LNG-Terminals geben. Lesen Sie hierzu: Sind Flüssiggas und Flüssigerdgas eine Alternative zu Erdgas? Zu all diesen Problemen kommt noch, dass die Industrie den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid massiv reduzieren soll. Alles in allem sind das keine guten Zeiten für die deutsche Wirtschaft. Dennoch versucht sie ihren Teil dazu beizutragen, den Gasverbrauch zu senken.

Wie sieht der Gasverbrauch im Vergleich zum Vorjahr aus?

Die Industrie ist auf einem guten Weg, die von der Regierung vorgegebenen Wert von 20 Prozent Gaseinsparung im Vergleich zum Vorjahr zu erreichen. Das zeigen die Daten der Bundesnetzagentur. Aktuell liegen wir bei einer Einsparung von 15 Prozent, wobei es eigentlich noch mehr sind, da die Werte für die Gasverbrennung in den Kraftwerken der Industrie zugerechnet werden. Der hier produzierte Strom wird aber auch von privaten Haushalten und Gewerbebetrieben genutzt.

Erdgasverbrauch der Industrie 2021 2022

Monatlicher Erdgasverbrauch der Industrie im Vergleich zwischen 2021 und 2022.

Foto: Eigene Darstellung mit Daten der Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur gibt die Werte für den durchschnittlichen Verbrauch pro Tag an. Damit werden die monatlichen Daten vergleichbar, um den tatsächlichen Gasverbrauch zu errechnen, müsste man jedoch die Werte noch mit der Anzahl der Tage pro Monat multiplizieren. Die beiden Kurven für 2021 und 2022 zeigen jedoch auch so, dass die Industrie deutlich Gas einspart. In allen Monaten liegt der Wert unter dem des Vorjahres. Das summiert sich auf einen Wert, der absolut im grünen Bereich liegt.

Wie groß ist der Anteil der Industrie am Gesamtverbrauch?

Für den Vergleich des Gasverbrauchs zwischen der Industrie auf der einen und Haushalten sowie Gewerbe auf der anderen Seite, können wir ebenfalls auf die Daten der Bundesnetzagentur zurückgreifen. Es zeigt sich, dass die Industrie deutlich mehr Gas benötigt als Haushalte und Gewerbe. Lediglich in den kalten Wintermonaten verbraucht der Privatbereich mehr Erdgas, Industrieunternehmen benötigen hingegen über das Jahr gleichmäßiger verteilt Energie. Insbesondere für energieintensive Produktionen.

Vergleich Gasverbrauch Industrie Private Haushalte

Gasverbrauch der Industrie im Vergleich zu privaten Haushalten und Gewerbe.

Foto: Eigene Darstellung mit Daten der Bundesnetzagentur

In Zahlen ausgedrückt: Von Januar bis Oktober 2022 hatte die Industrie einen etwa um 50 Prozent höheren Erdgasverbrauch als private Haushalte inklusive Gewerbe. Wenn die von der Politik vorgegebenen Ziele eingehalten werden sollen, trägt die Industrie somit einen Großteil der Verantwortung. Wobei es hier Sparten gibt, denen es leichter fällt, Erdgas einzusparen, während es in anderen Bereichen nur möglich ist, wenn sie zugleich noch die Produktion massiv drosseln. Hierzu hat das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) eine interessante Studie veröffentlicht, die wir uns nun anschauen möchten.

Ausmaß und Potenzial des Gassparens in der Industrie

Das ifo-Institut hat im Oktober eine Konjunkturumfrage im verarbeitenden Gewerbe durchgeführt, die Zahlen dazu hat es nun veröffentlicht. Demnach nutzen etwa 59 Prozent aller Firmen Erdgas für die Produktionsprozesse, davon haben 75 Prozent im vergangenen halben Jahr bereits Gas gespart, ohne die Produktion zu drosseln. Lediglich 14,1 Prozent aller befragten Unternehmen mussten die Produktion reduzieren, um Energie zu sparen. Eine kleine Gruppe von 7,4 Prozent hat bislang noch nichts gespart.

Minderungs des Erdgasverbrauchs im Produktionsprozess

Minderungs des Erdgasverbrauchs im Produktionsprozess.

Foto: ifo Institut

Schwieriger wird die Lage bei zusätzlichem Einsparpotenzial für die kommenden sechs Monate eingeschätzt. Nur etwa 39 Prozent der Unternehmen sehen die Chance, noch mehr Gas zu sparen, ohne die Produktion drosseln zu müssen. Etwa 41 Prozent können zwar noch mehr Energie einsparen, müssten dafür aber ihre Produktion runterfahren. Etwa 12 Prozent der befragten Firmen können nichts weiter mehr unternehmen, sie müssten sonst die Produktion einstellen.

Welche Branchen sind vom Gassparen besonders betroffen?

Innerhalb der verschiedenen Branchen gibt es riesige Unterschiede hinsichtlich des Gassparens, so das Ergebnis der ifo-Umfrage.

Maßnahmen Erdgas einsparen

Maßnahmen in den letzten sechs Monaten, um Erdgas zu sparen.

Foto: ifo Institut

Besonders gut kann der Umfrage zufolge die Bekleidungsindustrie Erdgas einsparen, besonders schwer fällt es der Druckindustrie. Hier geben lediglich 45 Prozent aller befragten Unternehmen an, dass sie in den vergangenen sechs Monaten Gas sparen konnten, ohne die Produktion zu drosseln. 40 Prozent der Firmen, die Druckerzeugnisse herstellen, mussten die Produktion hingegen runterfahren, um Energie zu sparen.

Einsparpotenzial für Erdgas

Weiteres Einsparpotenzial für Erdgas in den kommenden sechs Monaten.

Foto: ifo Institut

Weiteres Einsparpotenzial für die kommenden sechs Monate sehen insbesondere die Verantwortlichen der Bereiche Herstellung von Bekleidung sowie Datenverarbeitungsgeräte – hier liegen die Werte bei 88 bzw. 70 Prozent. Keinerlei Möglichkeiten ohne Produktionsreduzierung sieht hingegen der Bereich Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen. Hier müsste die Produktion eingestellt werden, wenn noch weniger Erdgas zur Verfügung steht. Auch bei der Herstellung von Glaswaren, Keramik sowie bei der Verarbeitung von Steinen und Erden gibt es nur noch wenig Einsparpotenzial.

Wie kommen die Unternehmen durch den Winter?

Die Umfrage von ifo hat gezeigt, dass weitere Einsparungen nur schwer möglich sind, ohne gleichzeitig die Produktionskapazitäten zu senken. Manche Industriesparten müssten sogar die Produktion gänzlich einstellen, wenn sie nicht mehr genügend Erdgas zur Verfügung haben. Ein Umstieg auf Flüssiggas und Öl wäre möglich, werde jedoch durch „umweltrechtliche Hemmnisse“ erschwert, kritisiert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).

Insgesamt fällt es der Industrie jedoch schwer, kurzfristig Einsparungen vorzunehmen. Ein Sprecher der BASF sagte dem Fokus zum Beispiel, dass Energieeffizienz-Verbesserungen „nur sehr begrenzt im Hauruck-Verfahren“ möglich seien. Gleichwohl würde der Chemiekonzern bereits seit Jahren seinen Energieverbrauch reduzieren. Zudem arbeitet der Chemieriese aus Ludwigshafen derzeit an industriellen Wärmepumpen, die Wärme aus dem Abwasser nutzbar machen sollen. Bei Thyssenkrupp in Duisburg wird der Dampf aus der Stahlproduktion an eine Brauerei und an die Stadtwerke weitergeleitet. Aber auch solche Netzwerke entstehen nicht über Nacht.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.