Kostenexplosion am Bau 04.08.2014, 15:44 Uhr

Ein Milliarde Mehrkosten für 40 große Bauprojekte des Bundes

Der Bund als Bauherr kann offenbar nicht mit Geld umgehen: Die Kosten der aktuell 40 größten Bauprojekten des Bundes liegen rund eine Milliarde Euro über den Planung. Ein interner Bericht von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) an den Bauausschuss des Bundestages offenbart strukturelle Fehler im öffentlichen Vergabesystem.

Diese Summe ist gewaltig: Etwa eine Milliarde Euro teurer als veranschlagt werden die 40 größten Bauprojekte des Bundes. Nur 14 dieser 40 Bauvorhaben bewegen sich im Kostenrahmen. Das geht aus einem Spiegel-Bericht über ein internes Papier von Bundesbauministerin Barbara Hendricks hervor, den die Ministerin in der vergangenen Woche an den Bauausschuss des Bundestages verschickte.

Es sind keine kleineren Fehlplanungen, die dieser Bericht offenlegt. Vielmehr entpuppt sich die öffentliche Bauvergabe als strukturell fehlerhaft: Damit der Bundestag die Bauprojekte durchwinkt, werden die Kosten viel zu niedrig angesetzt. Im Anschluss sind dann ewige Nachbesserungen fällig.

Staatsbibliothek kostet gut ein Drittel mehr

Beispiel Staatsbibliothek Unter den Linden: 326 Millionen Euro wurde vor zehn Jahren für die Sanierung des stolzen Gebäudes aus der Kaiserzeit kalkuliert. In der Zwischenzeit sind die Baukosten um mehr als ein Drittel auf 442 Millionen Euro gestiegen.

Bauministerin Hendricks, die die Zuständigkeit für Bauprojekte des Bundes erst im vergangenen Dezember vom Verkehrsministerium übernommen hatte, warnt nun vor „weiteren Kostenrisiken“ sowie „erkennbaren weiteren Terminrisiken“. Die für Ende 2012 geplante Eröffnung stellt Hendricks nun für im Sommer 2016 in Aussicht.

Stellenangebote im Bereich Bauwesen

Bauwesen Jobs
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Sicherheitstechnik / Sicherheitsfachkraft Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stadt Mannheim-Firmenlogo
Bauingenieur*in Konstruktiver Ingenieurbau (m/w/d) Stadt Mannheim
Mannheim Zum Job 
Stadt Dorsten-Firmenlogo
Ingenieur_innen (auch Werkstudent_innen im Ingenieurbereich) (m/w/d) Stadt Dorsten
Dorsten Zum Job 
Stadt Dorsten-Firmenlogo
Architekt_in / Bauingenieur_in (m/w/d) Stadt Dorsten
Dorsten Zum Job 
Stadt Dorsten-Firmenlogo
Sachbearbeiter_in (m/w/d) im Bereich Bauunterhaltung bei den Hochbauten und den dazugehörigen Liegenschaften Stadt Dorsten
Dorsten Zum Job 
Stadt Mannheim-Firmenlogo
Bauwerksprüfingenieur*in (m/w/d) Stadt Mannheim
Mannheim Zum Job 
Paulus Zauber Straßenbau GmbH-Firmenlogo
Bauleiter im Bereich Straßenbau (m/w/d) Paulus Zauber Straßenbau GmbH
Berlin-Schönefeld Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Bauingenieur:in für die Prüfung komplexer Nachträge im Tief- und Rohrleitungsbau (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH-Firmenlogo
Verkehrsplaner (m/w/d) für den Bereich der Netzentwicklung und des Schienenverkehrs Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH
Hofheim Zum Job 
TA Europe Business Consulting GmbH-Firmenlogo
Real Estate Consultant ESG & Sustainability (m/w/d) TA Europe Business Consulting GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur als Fachexperte Tiefbau / Kreuzungsrecht (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Montabaur Zum Job 
ISB Rhein-Main GmbH-Firmenlogo
Projektmanager (m/w/d) ISB Rhein-Main GmbH
Frankfurt Zum Job 
ISB Rhein-Main GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur Leit- und Sicherungstechnik (LST) (m/w/d) ISB Rhein-Main GmbH
Frankfurt Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
ISB Rhein-Main GmbH-Firmenlogo
Technischer Zeichner bzw. Technischer Systemplaner (m/w/d) ISB Rhein-Main GmbH
Frankfurt Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur als Fachexperte (m/w/d) Straßen- und Verkehrswesen Die Autobahn GmbH des Bundes
Hamburg Zum Job 
Deutsche Rentenversicherung Bund-Firmenlogo
Projektarchitekt*in mit Gesamtprojektverantwortung (m/w/div) Deutsche Rentenversicherung Bund
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieurin oder Ingenieur als Teamleitung Verkehrsbehörde (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
City 1 Group GmbH-Firmenlogo
Bauleiter / Bauingenieur (m/w/d) im schlüsselfertigen Wohnungsbau City 1 Group GmbH
Neu-Isenburg Zum Job 

Hochsicherheitslabor wird mehr als doppelt so teuer

Weitere Beispiele: Der Neubau des Robert-Koch-Instituts in der Nähe des Berliner Virchow-Klinikums sollte im ersten Bauabschnitt 100 Millionen Euro kosten. Jetzt, drei Nachträge später, sind es schon 170 Millionen Euro.

Die Insel Riems im Südwesten des Greifswalder Boddens mit dem Hauptsitz des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tierseuchenforschung: Bereits siebenmal musste der Bundestag mehr Geld für die Sanierung bewilligen. 

Die Insel Riems im Südwesten des Greifswalder Boddens mit dem Hauptsitz des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tierseuchenforschung: Bereits siebenmal musste der Bundestag mehr Geld für die Sanierung bewilligen. 

Quelle: dpa-Zentralbild

Es geht noch schlimmer: Ein neuer Hochsicherheitstrakt des Friedrich-Löffler-Instituts auf der Ostseeinsel Riems bei Greifswakd, in dem in Zukunft in speziell abgeschirmten Laboren Tierseuchen und Viren erforscht werden sollen, kostet gar 190 Millionen Euro mehr als geplant. Statt der ursprünglich angegebenen 150 Millionen Euro kosten die Labors jetzt 340 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 126,7 Prozent, siebenmal musste der Deutsche Bundestag bereits Nachträge bewilligen.

Bauministerin Hendriks räumt „strukturelle Defizite“ ein

Barbara Hendricks räumt Probleme in der Bauverwaltung ein: „Bei einzelnen Bauverwaltungen tragen strukturelle Defizite und ein zu weit gehender Personalabbau inzwischen zu einer teilweise unzureichenden Aufgabenwahrnehmung bei.“

Lisa Pauls, die für die Grünen im Bundestag sitzt, schimpft: „Es nützt am Ende nichts, wenn die öffentliche Hand Personalstellen einspart, aber wegen schlechter Planung und Kontrolle bei Bauprojekten regelmäßig Millionen und Milliarden an Steuergeldern verschwendet.“

Die Sanierung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe wird 18,8 Prozent teurer, als veranschlagt. Das Bildungsministerium in Bonn wartet mit einer Kostensteigerung um 29 Prozent auf. Das Berliner Bundesarchiv bietet Mehrkosten von 46 Prozent. Und die Bundesanstalt für Arbeit in Dortmund schafft sogar ein Kostenplus von 80,7 Prozent.

BND zieht erst vier Jahre später ein

Der Komplex der neuen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes BND an der Berliner Chausseestraße verschlingt 45 Prozent mehr als geplant. Die Baukosten kletterten von 720 Millionen Euro auf 1044 Millionen Euro. Fertig ist der Bau noch nicht.

Der Rohbau des Bundesnachrichtendienstes in Berlin: Die Baukosten kletterten von 720 Millionen Euro auf 1044 Millionen Euro. 

Der Rohbau des Bundesnachrichtendienstes in Berlin: Die Baukosten kletterten von 720 Millionen Euro auf 1044 Millionen Euro. 

Quelle: dpa

Und die SPD-Ministerin warnt vor zusätzlichen Problemen. „Weiter besondere Kostenrisiken“ bestünden jetzt schon, schreibt sie. „Kündigungen und Insolvenzen, ungenügende Planungsleistungen Dritter“ und „verbleibende Prozessrisiken“ können das Bauprojekt noch teurer machen. Einziehen wird der BND frühestens im Jahre 2016, statt 2012, so wie geplant.

Elbphilharmonie wird sagenhafte 590 Prozent teurer

Es scheint fast ein Naturgesetz zu sein, dass die einmal geplanten Kosten nicht eingehalten werden, wenn die öffentliche Hand der Bauträger ist. Das gilt nicht nur für den Bund, die Bundesländer können es auch nicht besser.

Beispiel Elbphilharmonie. Das Konzerthaus in der Hamburger HafenCity sollte 114,3 Millionen Euro kosten, als die Hamburger Bürgerschaft im Februar 2007 einstimmig grünes Licht dafür gab. Wenn dieses Jahrhundertbauwerk an der Elbe im Frühjahr 2017 eröffnet wird, hat der konzertane Spaß den Steuerzahler der Stadt Hamburg 789 Millionen Euro gekostet.

Ein Abbruchbagger vor dem Hauptbahnhof in Stuttgart: Ursprünglich sollte das Projekt Stuttgart 21 rund 2,6 Milliarden Euro kosten. Aktuell werden die offiziellen Gesamtkosten des Tiefbahnhofs mit bis zu 6,8 Milliarden Euro angegeben.

Ein Abbruchbagger vor dem Hauptbahnhof in Stuttgart: Ursprünglich sollte das Projekt Stuttgart 21 rund 2,6 Milliarden Euro kosten. Aktuell werden die offiziellen Gesamtkosten des Tiefbahnhofs mit bis zu 6,8 Milliarden Euro angegeben.

Quelle: dpa

In einem öffentlich zugänglichen Bericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses Elbphilharmonie werden als Hauptverantwortliche für das Desaster unter anderem der ehemalige Bürgermeister der Hansestadt, Ole von Beust (CDU), die beratende Rechtsanwältin Ute Jasper und die Architekten von Herzog & di Meuron sowie Höhler + Partner sowie der Baukonzern Hochtief genannt.

Flughafen Berlin-Brandenburg wird 5,4 Milliarden Euro kosten

Oder der Pannenflughafen Berlin-Brandenburg: Zum Planungsbeginn im Jahre 2004 standen Kosten von 1,7 Milliarden Euro im Raum, beim ersten Spatenstich am 5. September 2006 waren es schon rund 2 Milliarden. Inzwischen sind die Kosten auf 5,4 Millionen Euro gestiegen. Allerdings ist das noch nicht das Ende. Für die Fertigstellung werden noch Nachschläge fällig, sodass der Flughafen noch teuerer wird.

Der Preis für Stuttgart 21 steigt auf 6,8 Milliarden Euro

Ebenfalls nur nach Oben sind die Baukosten des umstrittenen unterirdischen Bahnhofs Stuttgart 21 gegangen. Als die Bahn, der Bund, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart im November 1995 eine Rahmenvereinbarung zu diesem Projekt unterzeichnete, lagen die geplanten Baukosten, man rechnete damals noch in D-Mark, bei 5 Milliarden Mark, also rund 2,6 Milliarden Euro. Heute werden die offiziellen Gesamtkosten dieses Bahnhofs mit bis zu 6,8 Milliarden Euro angegeben.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.