Lignin-Aerogel 22.11.2023, 08:07 Uhr

Klimainnovationspreis für Bio-Superdämmstoff

Erstmalig ist es gelungen, einen Hochleistungsdämmstoff herzustellen, der vollständig biologischen Ursprungs ist. Für diese Entwicklung hat das Unternehmen den Klimainnovationspreis des Landes Niedersachsen erhalten.

Lignin Aerogel

Das Startup aerogel-it entwickelt einen Hochleistungsdämmstoff auf rein biologischer Basis.

Foto: aerogel-it

Am günstigsten und umweltfreundlichsten ist die Energie, die überhaupt nicht benötigt wird. Dabei helfen soll ein neuer Superdämmstoff auf Biobasis, der mit einer rekordverdächtig niedrigen Wärmeleitfähigkeit aufhorchen lässt und somit besonders gut dämmt. Mit dem hocheffizienten und zudem aus biologischen Materialien bestehenden Aerogol-Dämmstoff möchte ein Startup aus Osnabrück zur Dekarbonisierung und Energieeffizienz im Gebäudesektor beitragen. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

Im November 2023 wurde bekannt, dass der Hersteller Aerogel-it für seine Entwicklung den Klimainnovationspreis erhält. Mit diesem Preis werden Betriebe gewürdigt, die innovativ und ressourcenschonend produzieren oder handeln. Es freue ihn besonders, „dass deutsche Unternehmen nicht nur nachhaltige Heiztechnologien wie die Wärmepumpe entwickeln, sondern auch bei der Gebäudehülle vorangehen“, sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne).

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadtwerke Lübeck-Firmenlogo
Ingenieur:in Prozessdatentechnik Stadtwerke Lübeck
Lübeck Zum Job 
Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Simulationsingenieur (m/w/d) Strukturmechanik Automotive Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG
Biberach Zum Job 
ARVOS GmbH SCHMIDTSCHE SCHACK-Firmenlogo
Sales and Tendering Engineer (m/f/d) ARVOS GmbH SCHMIDTSCHE SCHACK
Düsseldorf Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Planer:in / Projektbetreuer:in Netze (w/m/d) - gerne auch Berufseinsteiger:in Berliner Wasserbetriebe
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Bauwerksprüfung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Facheinkäufer:in Bau (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Gebäudeausrüstung / Versorgungstechnik mit Schwerpunkt Energieeffizienz (w/m/d) Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich bei Köln Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Vermessungsingenieur (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Deggendorf Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) für den Konstruktiven Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Versorgungstechnik/ Maschinenbau oder Elektrotechnik Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) für die Projektleitung Konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
BIM-Manager (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur im Brückenbau für Neubau-, Ausbau- und Erhaltungsmaßnahmen (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Richard Wolf GmbH-Firmenlogo
Head of Project Management Office (PMO) (m/w/d) Richard Wolf GmbH
Knittlingen bei Pforzheim und Karlsruhe Zum Job 
TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger (m/w/d) Fördertechnik TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
IHR Sanierungsträger - Flensburger Gesellschaft für Stadterneuerung mbH-Firmenlogo
Planer (m/w/d) aus dem Bereich Architektur oder Bauingenieurwesen IHR Sanierungsträger - Flensburger Gesellschaft für Stadterneuerung mbH
Flensburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) Konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 

Die Wärmeleitfähigkeit entscheidet über die Dämmwirkung

Die Wärmeleitfähigkeit gibt die Wärmemenge an, die pro Sekunde durch einen Stoff fließt, der einen Meter dick und die Fläche von einem Quadratmeter hat. Dabei beträgt der Temperaturunterschied zwischen den beiden Oberflächen ein Grad Kelvin. Soweit die Definition. Das Formelzeichen für die Wärmeleitfähigkeit ist das λ (Lambda), die Einheit ist W/(m*K), also Watt geteilt durch Meter mal Kelvin.

Je kleiner der Lambda-Wert, desto weniger Wärme kann durch das Bauteil wandern. Gebräuchliche Dämmstoffe haben Lambda-Werte zwischen 0,025 bis 0,04 W/(m*K). So erreichen Mineralwolle und Kunststoffschäume wie EPS und XPS in der Regel Werte zwischen 0,030 und 0,040 W/(m*K), während Naturdämmstoffe eher im Bereich oberhalb von 0,040 W/(m*K) angesiedelt sind. Der von der aerogel-it GmbH entwickelte Superdämmstoff hat eine im Labor gemessene Wärmeleitfähigkeit von 0,017 W/(m*K). Und ist dazu 100 Prozent Bio.

Mit Hilfe des Lambda-Werts lässt sich der Wärmedurchgangswiderstand (R) berechnen und daraus wiederum der U-Wert. Dieser ist das entscheidende Maß, wenn es um den Wärmeverlust von Gebäuden geht. Die Formel für R lautet: R=d/λ, der Kehrwert von R ist dann U. Das führt zu folgender Erkenntnis: Je größer die Dicke (d) des Bauteils und je kleiner der Lambda-Wert, desto größer der Wärmedurchgangswiderstand und umso kleiner der U-Wert. Das ist genau das, was gewünscht ist, um die Energiewende voranzubringen. Je geringer die Wärmeverluste durch das Bauwerk, desto weniger Energie muss zum Heizen aufgewendet werden.

„Um Energieverbrauch und Emissionen dauerhaft zu senken und gleichzeitig die Abhängigkeit von Gasimporten zu reduzieren, brauchen wir dringend energieeffizientere Gebäude“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Alexander Bonde. Denn in unsanierten Häusern gehen nach Erkenntnissen der DBU-Initiative „Zukunft Zuhause – nachhaltig sanieren“ bis zu 20 Prozent der erzeugten Wärme über das Dach verloren, über ungedämmte Außenwände sogar bis zu 25 Prozent.

Biobasierter und hocheffizienter Aerogol-Dämmstoff aus Nebenprodukt

Nach unserem kleinen Ausflug in die Bauphysik, wenden wir uns nun wieder dem Superdämmstoff zu. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Aerogel. Der Name lässt es bereits vermuten, dass Luft hierbei eine entscheidende Rolle spielt. Und in der Tat handelt es sich bei Aerogelen um hochporöse Festkörper, bei denen bis zu 99,98 Prozent des Volumens aus Poren besteht. Bei dem aerogel-it entwickelten Dämmstoff soll die Porosität bei über 90 Prozent liegen.

Und warum ist es so gut, wenn der Dämmstoff fast nur aus Luft besteht? Luft ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Die Wärmeleitfähigkeit von Wasser ist zum Beispiel rund 25-mal höher als die von Luft. Das ist auch mit ein Grund, warum eine Wärmedämmung niemals feucht werden sollte. Ein feuchter Dämmstoff bietet zudem Schimmelsporen beste Bedingungen, um sich dort auszubreiten.

Wie geschrieben, besteht der Bioaerogel-Dämmstoff zu über 90 Prozent aus Luft, beim Rest handelt es sich um Lignin. Das Holzbestandteil fällt zum Beispiel als Nebenprodukt bei der Papierherstellung an und wird bislang kaum sinnvoll verwertet. „Uns ist es erstmalig gelungen, einen Hochleistungsdämmstoff herzustellen, der vollständig biologischen Ursprungs ist“, sagt Dr. Marc Fricke, Geschäftsführer und Mitgründer von aerogel-it. Als Basis dient Lignin, „ein Pflanzenrohstoff und neben Zellulose der wichtigste Bestandteil von Holz, der unter anderem für die Stabilität von Bäumen sorgt“, so Fricke.

Die Gründer des Osnabrücker Startups aerogel-it haben eine ursprünglich vom Chemiekonzern BASF entwickelte Technologie weitergeführt. Zusammen mit der Kooperationspartnerin Prof. Dr. Irina Smirnova von der Technischen Universität Hamburg-Harburg sowie weiteren Partnern entwickelt das junge Unternehmen den Dämmstoff weiter. Es soll eine neue Generation kosteneffizienter und intelligenter Aerogel-Produktionstechnologie entstehen.

Die Vorteile des Lignin-Dämmstoffes

Die rekordverdächtige Wärmeleitfähigkeit haben wir bereits erwähnt, der Superdämmstoff hat aber noch weitere Vorteile. Mit dem Lignin-Dämmstoff will aerogel-it nicht nur den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen reduzieren, sondern zugleich (fossile) Ressourcen einsparen. Ein weiterer Vorteil: Durch die niedrige Wärmeleitfähigkeit und den hohen Luftanteil ist die Aerogel-Dämmung im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen leichter und dünner. „Das schafft neben der Energieeinsparung zugleich mehr Platz in Gebäuden, die auf dem Immobilienmarkt somit zusätzlich an Attraktivität gewinnen“, sagt Fricke. Darüber hinaus könne der biobasierte Dämmstoff nach der Nutzung wiederverwertet oder gar wiederverwendet werden.

Folgende Produkteigenschaften hat der Lignin-Dämmstoff:

  • Partikelgröße 1-2 mm (Dichte 50-150 kg/m³ (einstellbar))
  • Wärmeleitfähigkeit 0,021-0,023 W/(m*K) (bei 10°C, Partikelbett)
  • Oberfläche 250-350 m²/g
  • Porenvolumen (< 100 nm) 1,9 cm³/g
  • Porosität >90%
  • Hydrophil

Das Startup sieht für den neuen Superdämmstoff noch weitere Einsatzmöglichkeiten als zur Gebäudedämmung: Auch in Kühlgeräten und Funktionskleidung kann der Bio-Superdämmstoff aus Osnabrück nach Frickes Worten künftig eingesetzt werden. Je nach Anwendung könne das Startup dafür Pulver, Granulat oder Platten herstellen. Mit der DBU-Förderung möchte das fünfköpfige Team die Forschung voranbringen und Prototypen testen. „Wir wollen uns als weltweit erstes Bio-Aerogel-Unternehmen am Markt etablieren und so schnell wie möglich unsere Kundinnen und Kunden bedienen“, sagt Fricke.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.