Sanierung 18.05.2024, 11:01 Uhr

Restaurierung und Renovierung historischer Gebäude

Die Restaurierung oder Renovierung historischer Gebäude bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Eine große Rolle spielt der Denkmalschutz und die damit einhergehenden Vorgaben.

Restaurierung und Renovierung historischer Gebäude

Blick in die Vergangenheit: Die feine Linie zwischen Restaurierung und Renovierung historischer Gebäude.

Foto: PantherMedia / GHarder

Bedeutung und Wert historischer Gebäude

Historische Gebäude haben eine große Bedeutung für die Gesellschaft und prägen maßgeblich das Stadtbild ihres jeweiligen Ortes – seien es nun Sakralbauten, Schlösser, Burgen oder Gründerzeitvillen. Wer möchte sich Köln ohne Dom vorstellen oder Hamburg ohne Speicherstadt? Ihr Wert geht über rein architektonische Merkmale hinaus und reicht in kulturelle, soziale und emotionale Sphären. Diese Gebäude sind nicht nur stumme Zeugen vergangener Epochen, sondern dienen auch als Verbindungsglied zwischen der Geschichte und der Gegenwart.

Die Erhaltung historischer Gebäude trägt dazu bei, ein Gefühl der Kontinuität und Verbundenheit zu schaffen. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert ein Bewusstsein für die kollektive Identität. Darüber hinaus prägen historische Gebäude das Stadtbild in einzigartiger Weise. Sie verleihen einer Stadt Charakter, die durch moderne Architektur nur schwer zu erreichen ist. Historische Baustile, von gotischen Kathedralen bis zu barocken Schlössern, schaffen eine Vielfalt, die die Entwicklung der Städte „verbildlicht“. Diese Gebäude sind oft wie lebende Kunstwerke, die den urbanen Raum mit Geschichte(n) füllen.

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Dennoch besteht die Bedeutung historischer Gebäude nicht nur in ihrer Präsenz. Die Pflege und Instandhaltung dieser Bauten erfordern Engagement und Ressourcen, aber die Investition zahlt sich schon aus touristischer Sich in der Regel aus. Der Erhalt historischer Gebäude erhält auch die damit zusammenhängenden Erinnerungen und Traditionen.

Unterscheidung zwischen Restaurierung und Renovierung

Restaurierung und Renovierung sind zwei Begriffe, die im Kontext von Bauarbeiten an historischen Gebäuden verwendet werden, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben.

Die Restaurierung bezieht sich auf den Prozess der Wiederherstellung eines historischen Gebäudes in seinen ursprünglichen Zustand, wie es zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit existierte. Der Fokus liegt dabei auf der Bewahrung der historischen Authentizität und kulturellen Bedeutung des Objekts. Das erfordert oft detaillierte Forschung, um die originalen Bautechniken, Materialien und Designelemente zu verstehen. Restaurierungsarbeiten zielen darauf ab, Schäden zu reparieren, Verluste zu ersetzen und das Gebäude in einen Zustand zu versetzen, der seinem ursprünglichen Erscheinungsbild möglichst nahekommt.

Im Gegensatz dazu bezieht sich die Renovierung auf den Prozess der Aktualisierung oder Verbesserung eines Gebäudes, um es funktionaler, ästhetisch ansprechender oder zeitgemäßer zu gestalten. Bei Renovierungsarbeiten können Änderungen an der Struktur vorgenommen werden, um den Bedürfnissen der Bewohner und Bewohnerinnen gerecht zu werden. Das kann den Einbau moderner Elemente, die Aktualisierung von Oberflächen oder strukturelle Änderungen, etwa am Grundriss, einschließen. Im Gegensatz zur Restaurierung zielt die Renovierung darauf ab, das historische Gebäude zu verbessern, ohne zwangsläufig seinen alten Charakter zu bewahren.

Historische Gebäude: Denkmalschutzgesetze und Schutzkategorien

In Deutschland gibt es spezielle Denkmalschutzgesetze auf Bundes- und Landesebene, die darauf abzielen, historische Gebäude zu schützen und zu erhalten. Diese Gesetze definieren, welche Gebäude und Denkmäler als schützenswert gelten und legen fest, welche Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden müssen.

Auf Bundesebene ist das Denkmalschutzgesetz von 1957 von Bedeutung. Es enthält allgemeine Bestimmungen zum Denkmalschutz und bildet die Grundlage für den Schutz von Kulturdenkmalen in Deutschland. Dieses Gesetz definiert jedoch keine spezifischen Schutzkategorien; vielmehr werden Denkmäler in den Zuständigkeitsbereich der Länder übergeben, die eigene Denkmalschutzgesetze haben. Diese können variieren, da sie auf die Gegebenheiten der jeweiligen Region zugeschnitten sind. Die Gesetze legen fest, welche Kategorien von Denkmälern geschützt sind und wie der Schutz umgesetzt wird.

Schutzkategorien von Denkmälern können allgemein in verschiedene Stufen unterteilt werden:

  1. Baudenkmäler: Hierunter fallen historische Gebäude oder Bauwerke (Brücken, Türme etc), die aufgrund ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen oder wissenschaftlichen Bedeutung unter Schutz gestellt sind.
  2. Bodendenkmäler: Dies betrifft archäologische Stätten, bei denen es sich um unterirdische Überreste vergangener Kulturen handelt. Dazu gehören beispielsweise Grabhügel, Siedlungsreste oder auch archäologische Fundstellen.
  3. Gesamtanlagen: Manchmal wird nicht nur ein einzelnes Gebäude geschützt, sondern eine Gesamtanlage, die Parkanlagen und Zusatzgebäude wie Gartenhäuser und Stallungen umfassen kann.
    Die Pflege und Instandhaltung von Denkmälern unterliegen den Denkmalschutzgesetzen. In einigen Fällen gibt es für die Eigentümer finanzielle Unterstützung oder steuerliche Vorteile, um die Erhaltung von Denkmälern zu fördern.

Methoden zur Bestandsaufnahme und Zustandserfassung historischer Gebäude

Die Bestandsaufnahme und Zustandserfassung historischer Gebäude sind entscheidende Schritte bei der Planung von Restaurierungs- oder Erhaltungsmaßnahmen. Es gibt verschiedene Methoden, um Informationen über den aktuellen Zustand und die Struktur historischer Gebäude zu sammeln:

  • Bau- und Archivforschung: Historische Bauakten, Archivunterlagen und alte Baupläne bieten wertvolle Informationen über das Gebäude, seine Entwicklung im Lauf der Zeit und eventuelle Veränderungen. Eine Archivrecherche hilft, die ursprüngliche Baugeschichte und -intention zu verstehen.
  • Baugeschichtliche Untersuchungen: Die Analyse von Bauphasen, Materialien und Bautechniken ist entscheidend für die Bestandsaufnahme.
  • Geodätische Vermessung: Vermessungstechniken wie Laserscanning und 3D-Modellierung ermöglichen eine präzise Erfassung der Gebäudestrukturen. Diese Techniken helfen bei der Erstellung von Plänen und Modellen.
  • Photogrammetrie: Durch die Verwendung von Fotografien können dreidimensionale Modelle des Gebäudes erstellt werden. Dies ermöglicht eine detaillierte Analyse von Oberflächen und Strukturen.
  • Infrarot- und Wärmebildtechnik: Diese Techniken können eingesetzt werden, um Feuchtigkeitsprobleme oder Wärmelecks im Gebäude aufzudecken.
  • Baumaterialanalysen: Die Analyse der Baustoffe, wie zum Beispiel der Zusammensetzung von Mörtel oder Farbanstrichen, kann wichtige Informationen über die ursprünglichen Materialien und Techniken liefern.
  • Endoskopie und Bohrungen: Endoskopische Untersuchungen ermöglichen die Inspektion von nicht sichtbaren Hohlräumen, während Bohrungen Informationen über die Schichten und den Zustand von Wänden oder Holzstrukturen liefern.
  • Proben und Laboranalysen: Proben von Baustoffen lassen sich im Labor analysieren, um Zusammensetzung, Alterung und Stabilität zu bestimmen.
    Die Kombination mehrerer Methoden ermöglicht eine umfassende Zustandserfassung, die als Grundlage für die Entwicklung von Restaurierungs- oder Erhaltungsstrategien dient. Solche Untersuchungen sollten von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden, um eine exakte Bewertung sicherzustellen.
    Auch digitale Methoden spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Bestandsaufnahme und Zustandserfassung historischer Gebäude. Methoden, die als Ergänzung zu den bereits genannten traditionellen Methoden eingesetzt werden können, sind:
  • Terrestrisches Laserscanning: Durch den Einsatz von Laserscannern können detaillierte 3D-Modelle des Gebäudes erstellt werden. Diese Modelle erfassen nicht nur die äußere Form, sondern auch kleinste Details, was eine hochpräzise Bestandsaufnahme ermöglicht.
  • Drohnenfotografie und -scan: Drohnen ermöglichen hochauflösende Luftbilder und 3D-Scans. Das ist nützlich für die Dokumentation von schwer zugänglichen Bereichen wie Dächern oder Fassaden.
  • Building Information Modeling (BIM): BIM ist eine digitale Methode, bei der ein intelligentes 3D-Modell erstellt wird, das nicht nur die geometrischen Aspekte eines Gebäudes darstellt, sondern auch Informationen über Material, Konstruktion, Bauphasen und vieles mehr enthält.
  • Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR): Diese Technologien ermöglichen es, historische Gebäude virtuell zu rekonstruieren oder zu präsentieren. Sie sind ideal für die Zeit der Bauplanung und -umsetzung, um Entwürfe und Veränderungen zu visualisieren.
  • IoT (Internet of Things oder „Smarthome“): Durch die Integration von Sensoren in historischen Gebäuden können kontinuierlich Daten über Feuchtigkeit, Temperatur, Belastung sowie weitere Parameter gesammelt werden. Das ermöglicht eine fortlaufende Überwachung des Gebäudezustands.

Die Kombination traditioneller und digitaler Methoden eröffnet neue Perspektiven für die Denkmalpflege. Sie ermöglicht nicht nur eine detailliertere Zustandserfassung, sondern auch eine effizientere Planung und Umsetzung von Restaurierungsarbeiten, wobei der Erhalt des historischen Gebäudes im Mittelpunkt steht.

Erarbeitung eines denkmalschutzgerechten Sanierungskonzepts

Die Entwicklung eines denkmalschutzgerechten Sanierungskonzepts beginnt mit einer gründlichen Bestandsaufnahme des historischen Gebäudes. Diese umfasst die Analyse von Baugeschichte, Architektur und Materialien unter Verwendung der vorgestellten Methoden. Im nächsten Schritt werden die denkmalpflegerischen Ziele definiert. Dabei wird eine Abwägung zwischen den Anforderungen zeitgemäßer Nutzung und dem Erhalt historischer Bausubstanz getroffen. Dies geschieht in enger Abstimmung mit Denkmalschutzbehörden und Fachexperten, um behördliche Genehmigungen zu erhalten.

Die Umsetzung der genehmigten Sanierungsmaßnahmen erfordert eine enge Überwachung, um sicherzustellen, dass die Arbeiten den denkmalpflegerischen Anforderungen entsprechen. Die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Denkmalpflegern und anderen Fachleuten ist entscheidend, um eine ausgewogene Balance zwischen modernen Nutzungsanforderungen und dem Schutz des historischen Gebäudes zu gewährleisten.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist freiberufliche Texterin und Medizinautorin.

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