Projekt Milestone 15.06.2018, 13:03 Uhr

Individuell Wohnen im 3D-gedruckten Haus

Beton drucken statt gießen, diese Idee ist nicht ganz neu. Eine ganze Siedlung aus 3D-gedruckten Häusern zu bauen – damit betritt die niederländische Stadt Eindhoven Neuland.

Projekt Milestone: Die Form der 3D-Häuser soll an die „Hinkelsteine“, also an die Menhire erinnern, die Obelix auf dem Rücken trägt.

Projekt Milestone: Die Form der 3D-Häuser soll an die „Hinkelsteine“, also an die Menhire erinnern, die Obelix auf dem Rücken trägt.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Fünf schmucke Häuser, jedes individuell gebaut und gestaltet, allesamt architektonische Hingucker inmitten üppig grüner Landschaft: Ein Traum für Familien mit Kindern, den niederländische Ingenieure jetzt verwirklichen. Und das mit Hilfe von 3D-Druck.

Erst vor zwei Jahren hatten Stadt und TU Eindhoven das gemeinsame Projekt eines solchen Hauses beschlossen, nun ist mit dem Projekt Milestone daraus schon eine kleine Siedlung mit fünf Häusern geworden, deren erstes schon Mitte nächsten Jahres bezogen werden kann. Die Forscher und Planer beginnen relativ einfach mit einem einstöckigen Bau, in dem sich 95 m2 Wohnfläche auf drei Zimmer verteilen. Dieses Haus soll ein Holzdach bekommen, der Druck der Betonteile findet noch in der TU statt, danach werden sie zur Baustelle transportiert.

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Alle Funktionen gleich mitgedruckt

Dieser erste Bau soll durchaus komfortables Wohnen ermöglichen, dient aber auch noch als Lernobjekt. Die weiteren vier Häuser werden dann mehrstöckig, auch die Zimmerdecken und das Dach werden hier aus gedrucktem Beton bestehen. Während die Fundamente aller Gebäude aus konventionell hergestelltem Beton bestehen, sind alle überirdischen Bauteile dank des weit entwickelten Druckers fast völlig frei formbar. Das aber ist nur einer von vielen Vorteilen dieser Bauweise. Herkömmlich gegossener Beton enthält immer viel mehr Material als konstruktiv nötig ist, während der Drucker sehr feine Strukturen herstellen kann. Runde, konvexe und hohle Formen seien möglich, erklären die niederländischen Planer.

Der 11 x 5 x 4 Meter große 3D-Betondrucker der TU Eindhoven.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Der Drucker wird mit konventionell hergestelltem Beton gefüttert.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Der Beton wird in...

Foto: 3dprintedhouse.nl

...mehreren Schichten aufgetragen.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Runde, konvexe und hohle Formen sind möglich.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Die Bauteile für das erste Haus werden noch in der Uni gedruckt, später dann vor Ort.

Foto: 3dprintedhouse.nl

Ein weiterer Punkt ist, dass alle notwendigen Öffnungen und Hohlräume in den Wänden bereits beim Druck erzeugt werden können und nicht nachträglich hergestellt werden müssen – ob Wasserleitungen oder Steckdosen. „Eine solche Wand kann mit allen Funktionalitäten gedruckt werden“, sagt Professor Theo Salet von der TU Eindhoven. Dazu gehören neben dem Innenleben etwa auch eine schmutzabweisende Struktur für die Außenseite und eine Verstärkung der Innenseite mit isolierenden Fasern.

Auch Sensoren etwa für die Lichtsteuerung oder für Sicherheitseinrichtungen können gleich mit eingeplant werden. Weil das alles schon während der Produktion der Wand passiert, werde der Bauprozess massiv beschleunigt, meinen die Eindhovener Forscher. Und am Ende Zeit und Geld gespart.

Andere 3D-Bauten sind weniger komfortabel

Vorläufig dauert der Prozess aber noch länger als gewohnt, denn die Ingenieure müssen erstmal Erfahrungen in der Praxis sammeln. Damit sind sie allerdings schon ein Stück weiter als viele andere Projektteams. Während etwa das Mini-Haus für 10.000 Dollar nicht familienfähig ist (Link1), bleibt die chinesische Variante (Link4) auch sehr schlicht, jedenfalls ist es als Familienheim nicht auf Europa übertragbar. In Amsterdam (Link2) und Dubai (Link3) konzentrieren sich die Entwickler derweil auf Bürogebäude. Und auch einen 3D-Drucker, der unsere künftigen Häuser auf dem Mars bauen soll (Link5), gibt es schon.

Der 11 x 5 x 4 Meter große 3D-Betondrucker der TU Eindhoven erinnert auf den ersten Blick an einen Laufkran, wie man ihn aus Werkstätten oder Industriehallen kennt: Auf zwei Schienen läuft eine Art Doppelbalken aus Stahl. An diesem befindet sich die Haltevorrichtung für den Druckkopf. Er wird über einen Schlauch mit zähflüssigem Beton versorgt und kann auf- und ab bewegt werden. Jeder Punkt innerhalb des Bauraums kann vom Druckkopf erreicht werden.

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

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